equality.fragrances ist ein Duftlabel, dass sich der guten Sache verschrieben hat. Dabei belässt es das 2019 gegründete Label um Lukas Görlitz nicht nur bei Vorsätzen oder wohlwollenden Ratschlägen. equality.fragrances ist selbst aktiv und unterstützt mit seinem gleichnamigen Duft equality. die NGO International Justice Mission (IJM), die sich in Schwellen- und Entwicklungsländern für all jene stark macht, deren Menschenrechte mit Füßen getreten werden.
Das junge Duftlabel beweist einen feinen Sinn für Ungerechtigkeiten, Diskriminierung und soziale Diskrepanzen und setzt sich stets dafür ein, auf eben jene Missstände aufmerksam zu machen. equality.fragrances regt zum Nachdenken an, wühlt auf und lässt einen nicht kalt. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass ich den Gründer Lukas Görlitz interviewen und so noch mehr zu equality.fragrances und deren großartigen Anliegen erfahren durfte.
Lieber Lukas, die Europawahlen 2019 waren für Dich ein prägendes Ereignis und führten schließlich zur Gründung des Labels equality.fragrances und dem Duft equality. Welche Zusammenhänge gab es hier?
Tatsächlich waren es mehrere Dinge, die letztendlich zur Gründung von equality.fragrances führten. Die Entwicklung der Europawahlen und der dadurch wieder einmal verdeutlichte „Status Quo“, in dem sich die Welt befindet, machte sich bei uns im Freundeskreis zu der Zeit nur sehr breit, da „rechts denkende“ Parteien immer stärker zu werden schienen. Irgendwie hat das für mich und meinen besten Freund Basti (Anm. d. Red.: Mitbegründer von equality.fragrances) das eh schon volle Fass zum Überlaufen gebracht.
Auch wenn wir wahrscheinlich als privilegierte Weiße gelten, die in ihrer Vergangenheit eher weniger mit Diskriminierung in Kontakt gekommen waren, wollten wir diesen damit zusammenhängenden „Status“ so gut es geht nutzen, um eben denen zu helfen, die aufgrund der Missstände, die auf dieser Welt herrschen, benachteiligt sind. Mit dem duftenden Ansatz von equality.fragrances wollten wir helfen und auch einen Weg finden, für das Thema zu sensibilisieren und tolerante Menschen in ihren Werten zu bestätigen und zu bestärken.
Und das war für Dich schließlich ausschlaggebend für die Gründung von equality.fragrances und die Entwicklung des gleichnamigen Dufts?
Wie bereits gesagt, waren es am Ende mehrerer Dinge. Auch wenn ich mich nach meinem Abitur gegen ein Psychologiestudium und für ein Studium im Marketing entschieden habe, war mir eigentlich schon damals klar, dass ich gern etwas Sinnstiftendes bzw. etwas Soziales machen möchte.
Nichtsdestotrotz habe ich nach meinem Studium erst einmal einen völlig anderen Weg eingeschlagen. Zuerst habe ich in einem Start-up als Marketing Manager gearbeitet, anschließend dann in einer großen Werbeagentur als Projektmanager für einen noch größeren deutschen Automobilhersteller.
Doch nach 2,5 Jahren habe ich dann für mich entschieden, dass es damit genug ist. Zu dem Zeitpunkt war für mich klar: Der nächste berufliche Schritt muss im Kern einen sozialen Gedanken umfassen. Zudem spielten auch noch die bereits beschriebenen Missstände rund um die Europawahlen eine Rolle in meiner Entscheidung.
Und warum wurde es am Ende ein Duft bzw. Parfum?
Ich habe mich dann mit meinem Mitgründer und besten Freund Basti zusammengesetzt, weil wir an ähnlichen Punkten im Leben standen und gerne etwas zusammen machen wollten. Das Thema Duft und Parfums begleitete uns dabei schon unser Leben lang: Wir haben viel erlebt, sind viel gereist und verbinden oftmals unterschiedlichste Emotionen und Momente mit bestimmten Düften.
Zudem ist Duft eben etwas so unglaublich Wirkendes. Etwas so Bewegendes, was einfach ungefiltert auf Emotionen und Gefühle einwirkt. Eigentlich unglaublich. Viel unglaublicher, dass bis dato die Wirkung eines Duftes nicht viel stärker mit einem Statement für Toleranz oder anderen politischen oder sozialkritischen Dingen verknüpft worden ist …
Das Thema lag daher für uns auf der Hand: Die Kraft des Duftes für das einzig Richtige nutzen, nämlich um Menschen für richtige Werte, Toleranz, Offenheit und Unvoreingenommenheit zu sensibilisieren. Kurzum: Wir möchten mit unserem Duft, den Träger sensibilisieren sowie motivieren, als Einzelner klare und offene Werte nach außen zu tragen und ggf. sogar selbst aktiv zu werden und sich für diese einzusetzen. Dieser über die Kraft des Individuums gehende Ansatz erscheint für uns aktuell wichtiger denn je.
Welche Werte vermittelt equality.fragrances als Marke und auch der Duft selbst?
Sicherheit, Offenheit, Unvoreingenommenheit, Akzeptanz, Toleranz und ein damit zusammenhängendes Sensibilisieren, dies als nicht selbstverständlich zu sehen, sondern für diese einzustehen und diese nach außen zu tragen. Die Neugierde nach sich selbst im Fremden und Unbekannten. Und der Duft equality. selbst bricht durch seine Vielschichtigkeit und seine Ecken und Kanten mit toxischen und längst überholten Idealen bzw. dem Schubladendenken der Beauty-Industrie.
Du setzt Dich für die Bekämpfung von moderner Sklaverei, Kindesmissbrauch und Gewalt gegen Menschen in Armut ein. equality.fragrances arbeitet mit der weltweit tätigen NGO International Justice Mission (IJM) zusammen und unterstützt hier insbesondere den Kampf gegen Cybersex-Handel. Wie kam es zu der Kooperation und wie wurdest Du auf IJM aufmerksam?
Der Ansatz von equality.fragrances hat von Beginn an vorgesehen, auch einen Impact in Form von Spendengeldern zu schaffen. 10 % unseres Gewinns gehen aktuell an unser IJM-Projekt auf den Philippinen.
Für uns war es einfach wichtig, von Beginn an einen Partner an unserer Seite zu haben, der auch auf internationaler Ebene gegen soziale Missstände kämpft und das gesamte Thema, welchem wir uns mit equality. widmen, noch einmal viel tiefer und existenzieller angeht. Der Gedanke von equality.fragrances sollte sich nicht nur auf einen Duft aus und für Deutschland beschränken.
IJM kam für uns schnell infrage, da wir hier mit unserem duftenden Ansatz für mehr Toleranz sehr ernst genommen wurden. IJM sitzt zudem in Berlin und das machte es einfach, sich auch einmal persönlich kennenzulernen und sich auszutauschen. Wir sind nach wie vor sehr stolz darauf, mit IJM zusammenarbeiten zu können und mit unseren Spenden bereits jetzt einen kleinen Impact schaffen zu können.
Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen equality.fragrances und IJM aus?
Wie bereits geschrieben kämpft IJM auf verschiedenen Ebenen, in verschiedenen Ländern, gegen unterschiedlichste soziale Missstände. Moderne Sklaverei, Ausbeutung und sexuelle Unterdrückung sind dabei nur einige Dinge, welche die Menschenrechtsorganisation bekämpft.
Uns war es wichtig, uns zu Beginn auf ein Projekt zu fokussieren, um hier einen möglichst großen monetären Wert stiften zu können. Beim Durchgehen der verschiedenen Projekte, die IJM uns aufbereitet hatte, ließ uns das Thema der sexuellen Onlineausbeutung an Kindern auf den Philippinen nicht mehr los.
Aktuell sieht es so aus, dass unsere Spendengelder speziell für die psychologische Nachsorge befreiter Kinder eingesetzt werden. Wir sehen speziell bei Kindern die große Chance einer „Resozialisierung“ und haben uns demnach explizit dafür entschlossen, hier unterstützend wirken zu wollen.
Wow, das ist eine faszinierende Geschichte, die hinter equality.fragrances steht. Sich so einzusetzen für die Ärmsten der Armen, für gequälte Kinder und sich deren Schicksal so anzunehmen, ist wirklich toll. Die Überleitung fällt mir hier richtig schwer, doch möchten wir auch noch ein bisschen von Dir und dem Duft equality. selbst erfahren. Magst Du uns erzählen wie Du in der Welt der Nischendüfte gelandet bist?
Angefangen hat es bei mir tatsächlich in London vor etwa 5 bis 6 Jahren. Ich war im Dover Street Market und hatte mehr oder weniger genug von belanglosen, austauschbaren und irgendwie nicht wirklich individuell wirkenden Düften. So kam es, dass ich mir da auch meinen ersten Nischenduft gekauft habe: Wonderoud von Comme des Garçons.
Düfte haben schon immer auf irgendeine Art und Weise eine Rolle in meinem Leben gespielt. Sei es ein (schrecklich künstlich) riechender Kokos-Duftbaum im ersten eigenen Auto, Räucherstäbchen im alten WG-Zimmer oder eben spezielle Düfte, die man auf Reisen oder irgendwelchen Städtetrips durch Paris, London oder Kopenhagen entdeckt hatte …
Wie entstand der Duft equality.?
equality. entstand, nachdem ich einen Parfümeur – unsere sogenannte „secret nose“ – aufgetan hatte, mit dem ich früher zusammen in die Grundschule gegangen bin. Dieser hat sich mit Basti und mir zusammengesetzt und uns ein wenig beraten. Wir haben ihm unsere fünf Lieblingsdüfte mitgebracht und dann gemeinsam angefangen herumzuexperimentieren.
Wir wollten innerhalb unseres Duftes mit gängigen Beauty-Idealen brechen – wie etwa, dass Frauendüfte blumig und pudrig sind und Herrendüfte holzig und würzig – und eben jenen Bruch zum Vorschein bringen und mit diesen „Extremen“ spielen.
Dabei ist für mein Empfinden ein holzig-warmer Duft mit fein abgestimmten floralen Noten entstanden, welcher durch den Träger selbst komplettiert wird. Sozusagen das perfekte Zusammenspiel aus mild und stark. Sehr vielschichtig …
Hast Du den Duft selbst kreiert oder hattest Du Hilfe beim kreativen Prozess?
Wir hatten natürlich die Idee und eine gewisse Bildsprache und Ästhetik im Kopf. Allerdings können wir uns glücklich schätzen, dass wir in unserem Freundes- und Bekanntenkreis viele Personen haben, die unglaublich hilfsbereit sind. Durch den ganzen Entwicklungsprozess ist mir das erst noch einmal richtig klar geworden. Und das macht dieses ganze Projekt – zusätzlich zu der Mission selbst – auch auf einer persönlichen Ebene sehr wertvoll für mich. Ich bin ziemlich dankbar und nach wie vor überwältigt, wie viel Unterstützung wir erhalten haben und auch immer noch bekommen.
Es gab also eine Zusammenarbeit mit einem Parfümeur …
Gab es – dieser darf nur leider nicht genannt werden, da er mit einem nicht ganz unbekanntem Dufthaus „verheiratet“ ist. Um es noch spannender zu machen, nennen wir ihn daher auch gern: The secret nose.
Wie wird es mit equality.fragrances weitergehen? Sind weitere Kreationen geplant?
Wir geben weiterhin unser Bestes. Wir haben trotz des Pandemiejahres 2020 für uns große Schritte machen können. Tolle Händler gewinnen können, die unsere Mission verstehen, und offen für neue und eher noch unbekannte Marken sind bzw. waren und uns eben auch durch das Jahr 2020 mit Bestellungen und Nachbestellungen gebracht haben. Dafür sind wir extrem dankbar.
Das hat letztendlich auch dazu geführt, dass wir unser kleines Team, welches bisher aus Basti und mir bestand, sogar um eine weitere Person (Anm. d. Red.: Daniel) ausbauen konnten und durften.
Und so geht es weiter: Wir arbeiten aktuell an unserem 2. Duft mit einer neuen und nicht ganz unbekannten Nase, die wir dieses Mal auch nennen werden.
Wir sind hier schon tief im Prozess und es wird noch einmal etwas ganz anderes – mit einer kleinen Anlehnung an unseren jetzigen Duft. Viel mehr möchte und kann ich auch noch gar nicht verraten … also seid gespannt!
Ansonsten möchten wir natürlich die Zusammenarbeit mit IJM maximieren und ggf. noch weitere Projekte in Angriff nehmen. Hier steht und fällt das Ganze natürlich immer mit den Umsätzen und dem Gewinn, den wir erwirtschaften. Ich denke allerdings, dass das 2. und 3. Quartal – sofern die Pandemie nicht noch einen großen Ausreißer macht – gut für uns laufen werden.
Lieber Lukas, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Fragen genommen hast.
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