Die isländische Künstlerin Andrea Maack und ihr gleichnamiges Duftlabel waren schon diverse Male zu Gast hier im Dufttagebuch, so auch heute mit Lightsource und Entrance. Zu Island, dem Land aus Feuer und Eis, hat Euch Harmen ja bereits 2013 einiges erzählt. Doch auch ich kann zumindest mit einer Fun Fact zur Vulkaninsel im hohen Norden aufwarten.
Stand 2019 hatte das kleine Eiland im Nordatlantik knapp 360.000 Einwohner. Eine der vielen Besonderheiten Islands ist, dass das Telefonbuch nach Vornamen sortiert ist. Das hat einen einfachen Grund. Die Namen der Isländer setzen sich aus einem Vornamen und einem Patronym, dem Vatersnamen, zusammen. So würde ich zum Beispiel auf Island nicht Julia Biró heißen, sondern Julia Petersdóttir heißen, da mein Vater Peter hieß: Julia, Tochter von Peter.
Bei männlichen Nachfahren wird entsprechend statt -dóttir die Endung -son angehängt, also „Sohn von …“. Familiennamen, so wie wir sie kennen, gibt es selten. Durch diese besondere Namensbildung und die Tatsache, dass die Isländer auch nach der Hochzeit ihren Namen behalten, ist es häufig so, dass innerhalb einer Familie eine Reihe unterschiedlicher Namenskonstellationen vorkommen, auch je nach Geschlecht des Trägers.
Da der Vorname so eine zentrale Rolle in der isländischen Namensgebung spielt – während das Patronym nur ein Anhängsel darstellt, um die Verwandtschaft näher zu erläutern –, liegt es nahe, das Telefonbuch auch nach diesen Vornamen zu sortieren. Um Verwechslungen zu vermeiden, wird oftmals auch der Beruf angeführt. Für Nicht-Isländer ist es bei der Telefonbuchsuche dennoch ratsam, die Adresse des Gesuchten zu kennen, um im Wirrwarr der immer wieder gleichen Vornamen auch die richtige Person zu finden.
Andrea Maack scheint eine der wenigen Isländer zu sein, die über einen Nachnamen verfügen, wie wir ihn kennen. Die Künstlerin, die ihr Label im Jahre 2010 gründete, hat – im Gegensatz zu früheren Duftkompositionen – für ihre neusten Kreationen Lightsource und Entrance keine Kunstwerke als Inspirationsquelle gewählt. Lightsource ist eine Hommage an die Rave-Kultur der 1990er. Die Limited Edition Entrance ist dagegen eine Kollaboration mit der rumänischen Luxusmodeboutique Entrance, die mit dem Duft ihr zehnjähriges Bestehen feiert.
Ab in die 90er mit Lightsource
Von der Rave-Musik der 1990er Jahre hab ich persönlich nicht wirklich viel mitbekommen, weil das nie meine Musikrichtung war. Andrea Maack assoziiert mit den schnellen Technobeats des damaligen Jahrzehnts die Ingredienzien Zitrone, Rosa Pfeffer, Petitgrain, Zitrische Noten, Schwarzer Pfeffer, Jasmin, Feige und Rose.
Lightsource ist eine Ode an die Rave-Kultur der 90er Jahre, ein Energieschub, bei dem die Gesetze der Zeit nicht mehr gelten und man beginnt, die Dinge anders zu sehen, als wäre man in der Hyperrealität, der Technicolor-Welt seines eigenen Films. Die Farbkleckse des Lichts verändern die Wahrnehmung der Umgebung und leuchten den Weg in eine bessere Zukunft.
Lightsource – eine olfaktorische Lichtquelle
Frisch und leicht wie ein Eau de Cologne zeigt sich Lightsource von Andrea Maack direkt nach dem Aufsprühen. Cremig-florale Noten untermalen die fruchtig-spritzigen und durchaus transparenten Hesperiden und verleihen den Zitrusfrüchtchen eine sanfte Wärme. Hell ist Lightsource, strahlend und durchaus mediterran angehaucht.
Eine feine Pfefferschärfe setzt Akzente und gibt dem Eau de Parfum Struktur. Auch das Röslein ist deutlich wahrnehmbar, zartrosa und edel. Ihre sanften Noten untermalen den Duft aus dem Hause Andrea Maack und verdrängen dabei die Hesperiden fast gänzlich und das, ohne aufdringlich zu wirken.
Eine fein-florale Süße wohnt der Rose inne und auch zarte Seifennoten nehme ich wahr. Im weiteren Verlauf betritt auch die Feige die Duftbühne und sorgt mit ihren grünen Holznoten für eine wunderschöne Abrundung.
Zugegebenermaßen ist Lighthouse nicht das, was ich erwartet hatte. Das Thema Rave ließ mich an eine wilde, mitunter schrille Duftkomposition mit wechselnden olfaktorischen Hauptdarstellern denken. Ein rasanter Ritt durch den Duftverlauf, ein Stroboskop-artiges Spiel mit den Ingredienzien, mit Hell und Dunkel, mit Farben und Formen. Doch die Kreation aus dem Hause Andrea Maack ist vielmehr ein zartes Geschöpf, beinahe elfengleich, ätherisch. Eine zitrisch-florale Duftkomposition mit feinen Pfeffernoten und grünlichem Feigenholz, die eine wunderbare und harmonische Stimmung evoziert. Absolut büro- und alltagstauglich und ideal für die kommende wärmere Jahreszeit.
Andrea Maack x Entrance
Die rumänische Luxusmodeboutique Entrance mit Sitz in Bukarest lancierte mit Andrea Maack im Jahre 2020 die Limited Edition Andrea Maack x Entrance. Die Boutique führt zahlreiche angesagte Designermarken, darunter auch Mode des in Duftkreisen bekannten Labels Comme des Garçons. Der Kollaborationsduft Entrance enthält die Ingredienzien Bergamotte, Rote Beeren, Muskatnuss, Patchouli, Koriander, Geranium, Ambra, Vanille, Vetiver und Zedernholz.
Entrance x Andrea Maack ist ein Gemeinschaftsprojekt der in Reykjavík lebenden bildenden Künstlerin und nun Parfümeurin Andrea Maack und der Bukarester Luxusmodeboutique Entrance.
Entrance freut sich, eine Kollaboration mit der isländischen Künstlerin und Parfümeurin Andrea Maack präsentieren zu dürfen. Zum 10-jährigen Jubiläum der Boutique entstand dabei ein faszinierender Duft. Durch die Zusammenarbeit baute sich eine Beziehung auf und man fand zu einer gemeinsamen Ästhetik und zu gemeinsamen Werten, im Sinne von „Osteuropa trifft auf Nordeuropa“.
Entrance – ein Orientale aus Island
Die Duftkomposition Entrance von Andrea Maack offenbart ganz andere Charakterzüge als unser erster Pröbling heute. Die würzigen Noten von Muskatnuss, Rosa Pfeffer und Koriander treffen auf Patchouli, Vanille und Ambra. Gehaltvoll, intensiv und kräftig ist die Kreation für die rumänische Edelboutique Entrance. Geranium sorgt mit seinen feinen minzigen Noten für einen Hauch von Kühle, während Vetiver erdig-holzige Nuancen mit ins Spiel bringt.
Entrance ist ein warm-orientalischer Duft mit einer gewissen Süße. Vanille verleiht der Kreation gourmandige Akzente, die sich harmonisch ins Duftgefüge einfügen. Insgesamt zeigt sich der Duft sehr komplex und dicht gewebt und strahlt eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit aus. Mit wunderschön-ambrierten Holznoten klingt Entrance ganz langsam und allmählich aus.
Orientalische Noten, Gewürze und balsamisch-warme Holznoten … Entrance von Andrea Maack definitiv kein Luftikus, sondern setzt ein Statement. Ein intensiver und präsenter Duft, kraftvoll, komplex und wunderschön. Ein gänzlich anderes Kaliber als Lightsource, doch ebenso stimmig, fein ausbalanciert und überaus harmonisch. Für mich ist Entrance eher ein Kandidat für die kühlere Jahreszeit, doch kann ich ihn mir auch gut im Sommer vorstellen – nur eben nicht an mir. 😉
Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch einen schönen Donnerstag.
Liebe Grüße
Julia
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