Santal Blond, Peau d’Ambrettes und Poivre Pomelo von Atelier Materi – Duftendes Dreierlei

Santal Blond, Peau d’Ambrettes und Poivre Pomelo des französischen Duftlabels Atelier Materi stehen heute auf dem olfaktorischen Programm. Die drei Düfte bilden damit den vorläufigen Abschluss der Kollektion aus dem Hause Atelier Materi, die hoffentlich in Bälde um weitere Duftleckerbissen erweitert wird. In meiner letzten Rezension (nachzulesen hier) durfte ich bereits die Kreationen Cacao Porcelana und Cuir d’Iris testen, in denen die Themen Kakao und Leder auf wunderschöne Art und Weise umgesetzt wurden.

Flakon von Atelier Materi

Wie wir bereits erfahren haben, dreht sich bei den Düften aus dem Hause Atelier Materi alles darum, den besonderen Charakter und die Facetten eines Rohstoffs hervorzuheben. Daher werden wir uns heute den Duftnoten Sandelholz, Ambrettesamen und Pfeffer widmen, die von Atelier Materi in den Düften Santal Blond, Peau d’Ambrettes und Poivre Pomelo in Szene gesetzt wurden.

Santal Blond von Atelier Materi

Santal Blond von Atelier Materi entstand in Zusammenarbeit mit dem Parfümeur Lucas Sieuzac. Dieser wählte die Ingredienzien Bergamotte, Kardamom, Jasmin, Whisky und Tonkabohne als Gefährten des Sandelholzes, die dessen besondere Noten gekonnt zur Geltung bringen sollen.

Als heiliger Baum ist das Sandelholz ein besonderes exotisches Holz. Wenn es destilliert wird, werden kräftige samtige, cremige Noten mit rauchigen Untertönen entfesselt.
In Santal Blond wählte Parfümeur Lucas Sieuzac ein außergewöhnliches Sandelholz aus Australien und enthüllte dessen leuchtende Facetten.

Atelier Materi – Santal Blond

Santal Blond – eine Ode an das Sandelholz

Den Auftakt von Santal Blond eröffnen erwartungsgemäß die herb-frischen Noten der Bergamotte, die von der aromatisch-grünen Würze des Kardamoms begleitet werden. Wunderschön und authentisch zeigt sich der Kardamom, den ich in Düften wie auch in der Küche so liebe.

Das Sandelholz taucht bereits früh im Duftverlauf von Santal Blond auf. Es gesellt sich lebensfroh und gut gelaunt zu Bergamotte und Kardamom. Die Runde scheint durchaus feuchtfröhlich und dem Whisky nicht abgeneigt. Dessen dezent-torfige und von Trockenfrüchten untermalte Noten fügen sich harmonisch ins Duftgefüge der Kreation aus dem Hause Atelier Materi ein. Auch die Tonkabohne mit ihren so besonderen heuartigen Noten lässt sich erschnuppern.

Jasmin sorgt im Hintergrund für florale Cremigkeit, die sich aber nie in den Vordergrund drängt. Ganz vorne auf der Duftbühne steht jedoch das Sandelholz, das im Verlauf von Santal Blond nach und nach intensiver wird und wunderschöne und überraschend helle Akzente aufweist. Weich, samtig-süß und warm, aber dennoch von einer beschwingten Leichtigkeit durchzogen, macht diese Sandelholzkreation richtig Spaß.

Atelier Materi – Santal Blond

Mit Santal Blond hat Atelier Materi einen richtig tollen Vertreter der Sandelholzdüfte geschaffen. Eine würzig-holzige Duftkomposition, genau richtig dosiert und ausbalanciert, die wie bisher alle Düfte des französischen Labels eine unglaubliche Ruhe, Entspanntheit und Gelassenheit ausstrahlt. Très excellent!

Peau d’Ambrette – pflanzlicher Moschus

Peau d’Ambrette, unsere heutige zweite Kreation aus dem Hause Atelier Materi, wurde wie bereits Cacao Porcelana und Cuir d’Iris von der Parfümeurin Marie Hugentobler entwickelt, die sich der olfaktorischen Konkretisierung der Ambrettesamen annahm. Den pflanzlichen Samen mit markantem Moschusduft stellte Marie Hugentobler die Ingredienzien Mandarine, Ingwer, Angelika (Engelwurz), Amyris, Moschus, Sandelholz und Ambroxan zur Seite.

Eine Komposition auf Basis des weniger bekannten pflanzlichen Moschus: der vielseitigen Ambrette. Die Ambrettesamen werden von Hand geerntet in kleinen Parzellen, die sich verstreut inmitten der tropischen Trockenwälder im Norden Perus befinden. Sonnengetrocknet, gesiebt, gesäubert und gelüftet verströmen sie schließlich florale und pudrige Akzente zusammen mit Moschus- und Ambernoten.

Atelier Materi – Peau d’Ambrette

Peau d’Ambrette – eine Hommage an den Moschus

Den Auftakt von Peau d’Ambrette prägen die Noten von Angelika und Ingwer. Grünlich, von einer leicht pfeffrigen Schärfe durchzogen und mit zitrischen Untertönen zeigt sich die olfaktorische Ouvertüre der Komposition von Atelier Materi. Sanfte Moschusnoten schweben durch den Duftverlauf. Sie sind sehr trocken, pudrig und eng verwoben mit den grünlichen Noten der Angelika, die mich schon fast an das leicht knarzige Grün von Blattsaft erinnern.

Die Mandarine nehme ich allenfalls im Hintergrund wahr. Und zwar ausschließlich in Schalenform, die sich – mehr herb als fruchtig – gut ins Duftgefüge einfügt. Nach und nach werden die moschusartigen Tendenzen intensiver. Doch merkt man deutlich, dass es sich in Peau d’Ambrette von Atelier Materi in erster Linie nicht um das tierische Sekret, sondern einen pflanzlichen Vertreter seiner Art handelt.

Mag es an den nach wie vor deutlichen grünen Nuancen liegen oder an der Ausprägung der Ambrettesamen selbst, doch die typische wohlige Wärme des Moschus, seine weichen und überaus anziehenden Kuschelnoten fehlen in Peau d’Ambrette bislang. Amyris und Sandelholz verleihen dem Duft mit der Zeit eine gewisse Wärme und Behaglichkeit. Ambroxan und die gewohnten und von mir erwarteten Moschusnoten finde ich erst im Ausklang, tief in der Basis versteckt.

Atelier Materi – Peau d’Ambrette

Peau d’Ambrette ist sicherlich kein typischer Moschusduft, der zwischen Pudernoten und Cremigkeit changiert und die charakteristischen Kuschelnoten verströmt. Die Kreation von Atelier Materi ist lange Zeit ein grünlicher und holziger Duft mit Moschusnuancen und besitzt einen deutlichen Pflanzencharakter. Blattgrün trifft hier auf losen Puder. Erst im Ausklang, nach einer langen Tragedauer offenbart Peau d’Ambrette jenen typischen kuschelig-behaglichen Moschus, dem ich schon zu Beginn des Dufts innerlich entgegengesehen habe. Wie alle anderen Kreationen von Atelier Materi ist auch diese sehr fein ausbalanciert, elegant und in sich ruhend.

Poivre Pomelo – Pfeffer trifft auf Pomelo

Ich bin ja prinzipiell ein großer Freund von Alliterationen. Wobei ich auch hier Abstriche mache, denn ein Vorname mit B kam bei uns bei keinem der beiden Kinder infrage. Da hört meine Alliterationsliebe dann doch auf. Doch im geschriebenen Wort oder wie hier bei Duftnamen finde ich die Dopplung von Buchstaben durchaus schön. Poivre Pomelo entzückt mich dabei namentlich sogar im Französischen wie im Deutschen.

Die Parfümeurin Marie Hugentobler war für diese Kreation von Atelier Materi zum wiederholten Male am Werke. Sie wählte die Ingredienzien Pfeffer, Grapefruit, Rosa Pfeffer, Angelika (Engelwurz), Pfingstrose, Osmanthus, Zedernholz, Vetiver und Mate für Poivre Pomelo.

Atelier Materi – Poivre Pomelo

Die ungewöhnliche Frische stammt von Timutpfeffer. Handgepflückt in den mildesten Tälern des Himalajas. Timutpfeffer ist eine seltene Frucht mit überraschenden Grapefruitakzenten und lang anhaltender Frische.

Poivre Pomelo – ein Tribut an den Pfeffer

Poivre Pomelo startet mit bezaubernden und von einer pfeffrigen Schärfe untermalten Zitrusnoten. Pink ist die Grapefruit, nicht zu bitter und säuerlich, sondern leicht, spritzig und von einer dezenten Herbe durchzogen. Pfingstrose und Osmanthus sind auch schon vor Ort und offenbaren wunderschöne leicht-florale und süßlich-samtige Pfirsichnoten, die den Pfeffer gekonnt akzentuieren.

Vetiver bringt nach und nach holzige-erdige Aspekte ins Duftgeschehen von Poivre Pomelo. Mit ihm wird die Kreation von Atelier Materi dunkler und tiefgründiger, bleibt aber insgesamt leicht, luftig und transparent. Eine trockene Kühle bestimmt die Duftkomposition. Die herben Teenoten des Mate verleihen Poivre Pomelo grünliche Akzente, die sich im Hintergrund auf subtile Weise austoben. Währenddessen schenkt aromatisch-holziges Zedernholz dem Eau de Parfum eine gewisse Wärme, die im Ausklang des Dufts eine solide Basis bildet.

Atelier Materi – Poivre Pomelo

Poivre Pomelo ist ein weiterer entspannter und ruhiger Duft aus dem Hause Atelier Materi. Damit reiht er sich nahtlos in die bisherige Kollektion des französischen Labels ein. Ein pfeffriger Zitrusduft oder ein zitrischer Pfefferduft? Wo hier die Prioritäten liegen dürfte von Haut zu Haut unterschiedlich sein. Insgesamt betrachtet ist die Komposition ein wunderschöner und alltagstauglicher Unisexduft, der Freunden von pfeffrigen Kreationen absolut gefallen könnte.

Konntet Ihr die Düfte von Atelier Materi bereits testen? Falls ja, welcher hat Euch am besten gefallen und warum?

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch einen schönen Freitag.

Liebe Grüße
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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