Von alten Klostergärten und Kräutern – Olfactive Pharmacy’s Salvia …

…ist der nächste Duft der Kölner, den ich mir hier im Blog für Euch unter die Nase klemme. Am Montag hatte ich Euch die neue Marke der beiden Apotheker Holger und Oliver Dubben aus der Rheinmetropole erstmals vorgestellt, nachdem sie vor Kurzem bei uns im Shop gelandet ist. In dem Artikel findet Ihr auch die Rezension des ersten Duftes der bisher als Trio bestehenden Duftkollektion von Olfactive Pharmacy – Betula.

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Salvia und Tilia sind die beiden Heilpflanzen-Düfte, die noch einer Rezension harren, nachdem die Dubbens mit einem duftenden Trio auf den Markt gekommen sind. Heute ist der Salbei dran, morgen folgt dann die Linde.

Der Traditionalist – Salvia

„Salbei ist in vielen Kulturen ein fester Bestandteil von Heilung und positiver Befindlichkeit. Seine antiseptische Wirkung ist seit Jahrtausenden bekannt. Salvia von Olfactive Pharmacy transportiert das Glücksgefühl des Wandelns im ewigen Kräutergarten eines alten Klosters, von dessen Mauern die Wärme strahlt, die auch Schmetterlingen den Aufwind in blaue Lüfte verschafft. Der bemerkenswerte Duft ist eine höchst elegante und luxuriöse Komposition zwischen medizinischer Reinheit, kulinarischen Volumens und dem glamourösen Luxus der Natur. Ein extravaganter, vertrauter und Vertrauen-weckender Duft von Anstand, Situiertheit und weltgewandter Finesse.“

​Die Ingredienzen:
Kopfnote: Muskatellersalbei, Zedernblätter, Bergamotte, Mandarine, Salbei
Herznote: Mate abs., Maiglöckchen, Veilchenholz, grüne Noten
Basisnote: Ambergris, Moschus, Tonkabohne, Zedernholz

​Parfumeur: David Chieze

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Salbei darf in keinem Garten fehlen, natürlich nicht. Erst recht nicht, wenn man in einer Gegend wohnt, die so wenige Regentage vorzuweisen hat wie bei mir hier auf dem Land, Ländle, whatever. Einmal angewachsen, zwingt man ihn, wie einige, leider nur wenige andere Gewächse auch, kaum in die Knie – abgesehen vom Unkraut natürlich, das immer wuchert und gedeiht, wie ich dieses Jahr feststellen durfte … kann man mit Ackerwinden eigentlich auch so etwas wie gefüllte Weinblätter basteln? 😉

In jedem Fall taugt Salbei richtig gut als Happy-Go-Lucky-Lösung für ein schnelles Kochrezept: Salbeiblätter anrösten, in Butter oder, wie ich, gerne auch in schwedischem Albaöl (das unter anderem von Veganern sehr gern benutzt wird aufgrund seines Buttergeschmacks, darüber hinaus ist es auch noch gesund, gesünder) in Kombination mit Pasta. Geht fix, Zutaten sind immer im Haus und schmeckt außerordentlich gut. Kennt Ihr vermutlich, gibt es weitere Fans da draußen?

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Die Klostergartenassoziation zu Salvia gefällt mir selbstredend außerordentlich gut. Ich mag Klosteranlagen – nicht, weil ich gläubig bin, dennoch. Die kontemplative Ruhe, die sie ausstrahlen aufgrund ihrer Erhabenheit, ihres Alters. Für mich war es schon immer ein Träumchen, eine alte Kirche oder ein altes Kloster zum Wohnen umzubauen, so wie es wohl auch Naomi Goodsir getan hat, wie sie mir in einem Messegespräch einmal erzählte. Knapp daneben, nun bin ich für’s Erste in einem alten Pfarrhaus gelandet. Aber weiß, was noch kommt 😉

Leider bin ich dieses Jahr erneut nicht im gewünschten Umfang dazu gekommen, mich um meinen riesigen Garten zu kümmern, obschon ich ganz tapfer damit angefangen hatte. Einiges, ok, vieles hatte ich gepflanzt, leider musste ich aber bereits Hitzeopfer verzeichnen, weil die automatische Bewässerungsanlage noch einer Installation bedarf. Dennoch existiert zumindest ein grober Plan für die Zukunft: ein Bauerngarten soll es werden, was auch sonst. Sicherlich, es gibt viele wunderbare Gartenkonzepte, allerdings muss es doch immer zum Haus passen. Und ein japanisch angehauchter, minimalistischer Ziergarten mit Bambusanteil und Gabionen wäre doch in Anbetracht des mehrere Jahrhunderte alten und auf eine Weise „rustikal“ wirkenden Hauses nicht wirklich adäquat, meines Erachtens nach.

Wunschtraum ist demnach ein Mittelding zwischen einem englischen (Rosen)Garten, verwildert-romantisch anmutend und (scheinbar) zwanglos, sowie einem klassischen Bauerngarten mit Stauden, Kräutern und Gemüse. Letzteres gehört im übrigen nicht zu der klassischen Variante englischer Cottage Garden, die Beete für Nutzpflanzen, für Gemüse, auf die ich nicht verzichten mag, wenn schon genügend Raum und Erde dafür da ist. Der Bauerngarten, so hatte ich dann für  mich als Garten-Newbie recherchiert, geht seinem Ursprung nach zurück auf … tadaa: Klostergärten. Diese sind in der Regel streng angeordnet hinsichtlich ihrer Aufteilung, weil Sinn und Zweck immer (auch) darauf abzielte, trotz überschaubarem Platzangebot so viel wie möglich unterzubringen, vor allem eben Nutz- und Heilpflanzen, Kräuter und Gemüse.

Bei mir in der Nähe gibt es einige Klöster, wo man sich heute noch (Teile klassischer) Klostergärten ansehen kann, so zum Beispiel in dem bekannten Kloster Maulbronn im Enzkreis, der zur Region des Nordschwarzwalds zählt. Maulbronn ist Weltkulturerbe seit 1993, weil das 1147 erbaute Zisterzienserkloster als die am besten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen gilt. Der Klostergarten wurde angelegt nach dem Modell des Benediktiners Walahfrid Strabo, der dieses im 9. Jahrhundert ersann. Typisch dafür sind die rechteckigen (Hoch)Beete, wie man sie auf diesem Bild aus Maulbronn sehen kann:

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Ein weiteres Kloster, das mir umgehend in den Sinn kommt, ist das Benediktinerkloster Beuron, gelegen unweit von Sigmaringen und eingebettet in eine Art Tal oder vielmehr umgeben von sanften Hügeln. Als ich auf Haussuche war, hatte ich mir dort ein Objekt angesehen – in Rudelbesichtigung, zusammen mit … yep, ganz genau: Nonnen und Mönchen, wobei mich die Anwesenheit ersterer doch etwas wunderte, ist Beuron doch ein reines Männerkloster. Sei es drum, das Haus war nicht der Knaller, einzig (Einzel)Lage und (unverbaubarer) Blick auf’s Kloster von einer kleinen Anhöhe aus lassen mich wehmütig daran zurückdenken:

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Jeden Tag vom Schreibtisch aus auf diese wundervolle Anlage zu schauen hätte mir gut gefallen. Außerdem sah ich mich schon in Gedanken mit einem Mönch durch die Anlage lustwandeln, über Theologie oder besser noch Philosophie sinnierend … 😉

Und selbstredend gibt es auch in Beuron einen Klostergarten, wo diverse Kräuter und (Heil)Pflanzen angebaut werden, aus denen Kosmetikprodukte und vor allem auch alkoholische Kräuterauszüge hergestellt werden. Soll noch einmal jemand sagen, die Klosterbrüder und -schwestern hätten nicht zu leben gewusst, so guten Alkohol, wie sie in der Regel herstellen 😉

Kommen wir aber zurück zu Olfactive Pharmacy’s Salvia, der mich, schon bevor ich ihn überhaupt getestet habe, gedanklich zu entführen vermochte …

Zuerst noch ein paar Zeilen zu dem Parfumeur, bevor wir uns dem „Juice“ widmen. David Chieze scheint ein „Ziehsohn“ von Mark Buxton zu sein, mit dem der noch junge Parfumeur bereits einige Projekte gemeinsam bewerkstelligt hat. Auf der Website von Buxton findet sich wohl deshalb auch ein Artikel zu Chieze, seht hier. Dieser begann als „perfume-advisor“ bei L’Artisan Parfumeur, wo er auf Bertrand Duchaufour traf, der ihn unter seine Fittiche nahm. Duchaufour ist bestens bekannt mit Buxton und Geza Schön, wie Ihr vielleicht bereits wisst – es dürften sich ein paar Gruppenbilder dieses Herrenteams hier im Blog finden, die ich auf den Messen geschossen habe, darüber hinaus ist das Trio auch dufttechnisch verbandelt mit seiner Marke Renegades. Nach einigen Jahren mit Duchaufour trafen sich, so auf Buxtons Website zu lesen, Chieze und er, entdeckten, dass ihre Vision hinsichtlich Parfums eine überaus ähnliche ist, und begonnen zusammenzuarbeiten. Anti Anti für Atelier PMP ist eine der ersten Kreationen von Chieze, Topia und Empa für dieselbe Marke kreierte er im Team mit Buxton, genauso wie deren neuesten Streich namens Geschöpf sowie 2019 den Signature-Duft von TARS. Dazu findet sich im Netz ein Interview mit den beiden, lest hier.

https://pixabay.com/de/photos/marienk%C3%A4fer-salbei-pflanze-sommer-1428899/

Mark Buxton hält wohl große Stücke auf Chieze, was ich nach dem Test von Salvia durchaus nachvollziehen kann (zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich außer Anti Anti keinen der oben genannten Düfte bisher testen konnte).

Salvia ist durch und durch GRÜN, was mir außerordentlich gut gefällt, hege ich doch eine Vorliebe für Grünlinge. Diese sollten für mein Näschen authentisch wirken, bitte nicht künstlich oder gar quietschig – und Salvia besitzt eben genau jene Authentizität, die ich so liebe an grünen Düften (die, nebenbei bemerkt, auch für meine große Leidenschaft hinsichtlich der Duftkerzen von Cire Trudon verantwortlich ist). Unaufdringliches olfaktorisches Understatement und duftende Wahrhaftigkeit, so, wie ich sie beispielsweise bei Miller Harris schätze oder besser schätzte, weil Lyn Harris ja schon einge Zeit nicht mehr an Bord ist, deren Handschrift ich so sehr mag. Salvia zeigt Grün in allen erdenklichen Facetten – krautig, kräuterig-würzig, von einer minzigen Frische untermalt. Darüber hinaus wohnt ihm eine leise, ebenfalls minzig wirkende Kräutersüße inne, die ätherisch anmutet, den Kopf frei macht und einen tief durchatmen und genießen lässt. Kühl ohne kalt zu sein erinnert Salvia an einen Morgen in besagtem Kräutergarten, an die frische Luft des beginnenden Tages unter einem Schäfchenwolkenhimmel. Und yep, falls wer nach Salbei fragt – jene herb-frisch-bitter-ernste Note, die charakteristisch ist für das Kräutlein, offeriert Salvia ebenfalls, und zwar ziemlich genau in duftender Form einer handvoll junger, silbrig-flaumiger, soeben zwischen den Fingern zerriebener Blätter.

Salvia gesellt sich insofern zu seinem Vorgänger Betula, dem ebenfalls außerordentlich hübschen Einstieg in die Kollektion von Olfactive Pharmacy. Und wird ein ganz ähnliches Liebhaberklientel ansprechen – jene, die mit obigen Fingerzeigen bereits etwas anfangen konnten, Freunde von modern-minimalistischen Grünlingen, wie man sie beispielsweise auch gerne bei Miller et Bertaux findet, von leiser tönenden skandinavischen Düften von Ringstrand, Maack und ähnlichen.

Morgen folgt der letzte Duft des Trios, Tilia – bis dahin einen schönen Tag Ihr Lieben und alles Gute

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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