Weiter geht es mit den Düften von Les Eaux Primordiales und zwar mit Abstraction Raisonnée und Iris Palladium. Während sich die Thematik des zweiten Duftes am Namen erschließen lässt, ist die Bezeichnung von Abstraction Raisonnée weniger auskunftsfreudig. Doch dazu gleich mehr. 🙂
Abstraction Raisonnée – LEP
Durchdachte Abstraktion, so die deutsche Übersetzung von Abstraction Raisonnée, kann einmal mehr als ein Poulainsches Paradoxon angesehen werden, denn in ihm vereinen sich Duftnoten, die man in dieser Form sicher noch nie zusammen angetroffen hat: Vetiver, Rhabarber, Tabak und Leder geben sich in der Duftkreation von Les Eaux Primordiales ein trautes Stelldichein, in dem der Rhabarber sicherlich der unerwartete Überraschungsgast ist.
Arnauds persönlicher Duft, eine maßgeschneiderte Komposition. Der Prozess der Kreation dauerte fünf Jahre. Ein klassischer Vetiverakkord, neu erfunden dank eines bitteren und süßen Hauchs von Rhabarber.
Abstraction Raisonnée / Durchdachte Abstraktion / Woher kommt dieser Hauch von Eleganz? Er stammt vom magischen Duo Vetiver-Rhabarber, zugleich bitter und süß, werden sie zu einer klassischen Figur mit einigen unangebrachten und gewagten Umwegen über Tabak und Leder, mit einem Realismus, der niemals den Einfallsreichtum behindert. Dieses paradoxe Parfum ist wie eine Begegnung der Abstraktion der Kunst und wissenschaftlicher Vernunft.
Rhabarberige Vetivergrüße
Eines meiner liebsten und viel zu selten verspeisten Frühlingsgemüsesorten präsentiert sich in Abstraction Raisonnée von seiner schönsten Seite. Fruchtig, spritzig und säuerlich zeigt sich der Rhabarber, mit diesen leicht sandig-knatschigen-kratzigen Nuancen, die auch dem Geschmack und Geruch des Originalgemüses innewohnt. Ich bin sofort verliebt!
Der Rhabarber scheint mich auch zu mögen, denn er hält sich richtig lange auf meiner Haut und erfreut mich mit seinen köstlichen Noten, die so wunderbar zu dem warmen Sommertag heute passen. Ganz allmählich schleicht sich der Vetiver hinzu und untermalt das säuerliche Frühlingsgemüse mit dezent bitteren und subtil wurzeligen Noten. Der Vetiver bringt auch eine angenehme Kühle und Feuchtigkeit mit in den Duft, was Abstraction Raisonnée einmal mehr optimal für das aktuelle Sommerwetter macht.
Erst nach einer langen, langen Zeit melden sich auch die weiteren Gäste im Abstraktionsduft von Les Eaux Primordiales zu Wort, äh Duft: Ein schüchterner Tabak streut eine Prise Honigsüße und Tiefe ins innige Rhabarber-Vetiver-Gemisch, während watteweiches Wildleder für zusätzliche Haltbarkeit und Bodenhaftung sorgt.
Das erste Lesen der Duftnoten hat mich bereits freudig gestimmt, denn Rhabarber trifft man in Düften ja nicht so häufig und vor allem nicht in dieser Konstellation. Während viele andere Duftkreationen dem Rhabarber nur marginalen Raum lassen, bietet Les Eaux Primordiales ihm in Abstraction Raisonnée ihm eine würdige Bühne. Die Duftkomposition huldigt dem Duo Rhabarber und Vetiver, wobei das Frühlingsgemüse definitiv die tragende Rolle innehat. Eine wunderschön sommerlich-leichte Duftkreation, die ich nur empfehlen kann. 🙂
Iris Palladium – Les Eaux Primordiales
Die Iris mag ich auch sehr gerne. Was hab ich heute also für ein großes Glück mit meinen zwei Rezensionskandidaten! Iris Palladium huldigt der Bleichen Schwertlilie Iris pallida, deren Extrakte in der Parfümerie Verwendung finden. Neben der Iris finden sich der Duftkreation aus dem Hause Les Eaux Primordiales noch die Ingredienzien Sandelholz, Zedernholz, Patchouli und Labdanum (Zistrose).
Iris-Absolue pro Unze kann teurer als Palladium sein, das weit teurer als Gold ist. Dies ist der ultraluxuriöse Duft eines modernen Boudoirs mit Sandelholz und Florentiner Iris.
Iris Palladium/ Mag dies eine kostbare Legierung sein, die Korrosion widersteht, eine seltene Kombination aus Metall und einer Blume? Ein wunderschöner Zugang zu diesen Materialien in dieser majestätischen Iris präsent, mit erstaunlichen Proportionen, eine Hommage ohne Schnickschnack an das Make-up von Frauen in Zusammenspiel mit einer wunderschönen Auswahl an holzigen Noten: Sandelholz, Zeder, Patschuli und Labdanum.
Olfaktorische Kostbarkeiten
Iris Palladium macht seinem Namen definitiv Ehre. Warm und weich ist der Auftakt der Duftkomposition aus dem Hause Les Eaux Primordiales mit den pudrigen Lippenstiftnoten der Iris. Sandelholz und Zedernholz untermalen die edle Schwertlilie mit samtiger Wärme und einer holziger Süße.
Patchouli bringt dezent dunklere Akzente mit ins Duftgeschehen und sorgt mit seinen tiefgründigen und eher schweren Holznoten für Volumen und Intensität. Nach und nach zeigt sich auch das Labdanum.
Die Zistrose verleiht Iris Palladium eine wunderschöne Ledernote, die sich mit dem pudrigen Duft der Schwertlilie und den balsamischen Holznoten überaus harmonisch vereint.
Für Irisfreunde ist Iris Palladium sicherlich ein Must-try. Für mich passt diese Kreation aus dem Hause Les Eaux Primordiales eher in die kühlere Jahreszeit, als ins aktuelle heiße Sommerwetter. Dafür ist der Duft durchaus büro- und alltagstauglich, was ihn in dieser Hinsicht zu einem Herbst-/Winter-Allrounder macht. 🙂
Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch eine schöne Restwoche!
Liebe Grüße,
Julia
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