… ist der zweite Duft der Spanish Collection, den ich Euch dieser Tage vorstellen möchte. Wenigstens gedanklich ein bisschen Urlaub zu bescheren hier im Blog ist mein Ziel in Zeiten von COVID-19 und den bisher doch noch eher vorsichtigen Lockerungen der Reisebeschränkungen sowie Grenzöffnungen, die dem einen oder der anderen eventuell den (Auslands-Sommer)Urlaub verhageln dürften. Gestern hatte ich Euch bereits Olé aus dem Hause Ramón Monegal vorgestellt, das ich bei dieser Gelegenheit ebenfalls noch einmal unter die Lupe genommen habe. Heute ist nun Flamenco an der Reihe – nichts wie ab ins olfaktorische Vergnügen, würde ich sagen!
Von der andalusischen Seele und dem Feuer der Leidenschaft – Flamenco
„Ramón Monegal … ein Meisterparfümeur und Poet … verewigte in seiner Parfumkollektion „Memorias“ (dt. Erinnerungen) die Memoiren seiner Familie. Heute setzt die nächste Generation im Hause Monegal neue Akzente und kreiert mit der neusten „spanischen“ Kollektion eine Hommage an die Wurzeln und lebensfrohe Kultur Spaniens.
„Für dieses Parfum tauchte ich tief in eine Kunst ein, die für ihre faszinierende emotionale Intensität berühmt ist; eine Welt, die aus den tiefsten Wurzeln meines kulturellen Erbes entstammt: die Welt des Flamenco!
Flamenco – das ist ausdrucksstarke, intensivste Gestik, dazu dieser rhythmisch pulsierende Takt des Fußstampfens, tiefgründiges Wehklagen und hypnotischer Gitarrenklang. Ein Tanz, seit jeher untrennbar eingebrannt in die Seele Andalusiens. Das Parfum ist mein ganz persönliches olfaktorisches Manifest für Andalusien – unterlegt mit dem Feuer der Seele Spaniens.
Flamenco ist eine tiefe, leidenschaftliche Kunstform … eine einzigartige Weise zu leben, zu denken und zu empfinden. Meine ganz persönliche, hypnotische, verbotene Frucht!“ Ramón Monegal
Berauschende Emotionen, die in Gesang, dem Zauber der Gitarre und durch den Tanz ausgedrückt werden, erleben im Schatten der Alhambra eine Verwandlung zu einem Duft: salzige Tränen, wie Morgentau am südlichen Meer, dazu eine Woge aus Orangenblüten, Rose und Jasmin, kunstvoll verwoben mit Sandel- und Zedernholz, getragen von dem lustvoll-sinnlichen Nektar von Safran, Amber und Moschus.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Himbeere, Orangenblüte, Apfel
Herznote: Rose, Iris, Jasmin
Basisnote: Safran, Ambra, Moschus, Sandelholz, Zedernholz
Die feurige Seele Andalusiens – Flamenco ist eine Hommage an den legendären gleichnamigen Tanz genauso wie an das andalusische Kulturerbe. Als „stolzen Duft voller Emotionalität und Herzblut in leuchtendem Rot“ habe ich ihn für den deutschen Vertrieb der Marke deklariert.
Wer tanzt, und wenn Ihr tanzt, sind Flamenco-Tänzer*innen unter Euch und/oder -liebhaber? Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass ich mich um’s Tanzen gedrückt habe, schon ein Leben lang. Tanzschule habe ich ausfallen lassen aufgrund des, wie will ich sagen: Klientels. Zu Clubbing- und Discozeiten (lange ist es her) sah man mich auch nur tanzen, wenn ich beseelt im Sinne von beschwipst war, was mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in einigen Fällen einer dezenten Untertreibung gleicht … 😉
Einige Male war ich die letzten Jahre mit einer Freundin in Lokalen, in denen Salsa getanzt wurde, weil sie niemanden fand, der mit ihr hingehen wollte und alleine nicht gerne ausgeht. Ich habe es ihr nie erzählt, dass ich sowohl die Musik als auch den Tanz nicht sonderlich ansprechend finde und sie nur begleitet habe, um ihr eine Freude zu machen. Jedoch sollte ich anmerken, dass ich mir gerne Tanzende ansehe, und zwar ziemlich genau drei „Disziplinen“: vor allem und hauptsächlich Tango, ferner teilweise modernen Bauchtanz (siehe z. B. Rachel Brice bzw. ihr Studio Datura – unfassbar, diese Körperbeherrschung) und eben Flamenco.
Letzterer kann auf eine jahrhundertealte Geschichte und Tradition zurückblicken. Ab dem 15. Jahrhundert wandelte sich das, wie will ich sagen, Tanzverhalten, die vorherrschenden Tänze in Spanien: klare Vorgaben und Schrittfolgen „schwerer“ Tänze traten in den Hintergrund zugunsten vieler Tanztrends und Moden, es setzten sich bestimmte Renaissance-Tänze sowie Volkstänze durch, auch und gerade international, während parallel dazu regionale Tänze entstanden und/oder sich vermischten. So existieren in Spanien Hunderte verschiedener Tänze. Der Flamenco geht vermutlich, wie ich nachgelesen habe, auf die Zeit des Barocks zurück, während der sich viele Sinti und Roma auf der iberischen Halbinsel ansiedelten und ihre eigenen Traditionen, ihre Musik als auch ihre Tänze mit sich brachten und weiterhin kultivierten. Der Flamenco entwickelte sich daraus, breitete sich anfänglich vor allem in Andalusien aus, später dann in ganz Spanien sowie international. Allerdings finden sich keine schriftlichen Belege für die Existenz des Flamencos vor dem 19. Jahrhundert, weswegen diese seine Ursprungstheorie nur vermutet, aber bisher nicht belegt werden konnte. Seine Heimat besitzt er allerdings zweifelsohne in Andalusien.
Woher sein Name stammt, ist ebenfalls umstritten: in der spanischen Sprache ist das Wort Flamenco nicht nur eine Bezeichnung für den Tanz, sondern auch für den Flamingo. Eine Hypothese verbindet die beiden und bezieht sich dabei auf die Bewegungen des Tanzes, die „flamingogleichen“. Weitere Hypothesen stützten sich ebenfalls auf die Wortbedeutung von Flamenco, da Immigranten aus dem mittleren Norden Europas als flamencos bezeichnet wurden – so auch die ersten Sinti und Roma. Darüber hinaus steht der Begriff Flamenco auch für die Flamen, zu deren Kultur ebenfalls diverse Tänze gehörten.
Ihr seht schon, die kulturellen Einflüsse des Flamenco-Tanzes sind vielfältig, so wundert es auch nicht weiter, dass das für den Tanz als solchen ebenfalls gilt. Zu ihm gehören das Instrumentalspiel (toque), vor allem die Gitarre (guitarra flamenca), des Weiteren Gesang (cante) und selbstredend der praktische Tanz (baile), der durch bestimmte metrische Grundmuster und eine spezifische Melodik und Harmonik gekennzeichnet ist. Getanzt werden kann alleine oder paarweise. Im übrigen, ich wusste es nicht, gehört der Flamenco seit 2010 offiziell zum Immateriellen Kulturerbe.
Ramón Monegals olfaktorische Ode Flamenco ist ein herrlicher Schönling femininen Naturells, das erschließt sich bereits nach den ersten duftenden Schritten. Rot, Rot, Rot – es schillert und strahlt in den unterschiedlichsten Tönen und Facetten der Farbe Rot, was umgehend an Attribute wie Leidenschaft und Temperament, Stolz und Heißblütigkeit denken lässt. Köstliche, überaus dezent mit Puderzucker bestäubte, reif-saftige Himbeeren, leuchtend rote Rosen von samtig-fruchtigem Charakter nehme ich wahr, darüber hinaus subtile Anklänge von Salz, jene angesprochenen „Tränen“, die zu den überbordenden Emotionen passen. Floral eingerahmt von nektarsüßen Weißblühern, die sich allerdings nicht in den Vordergrund drängen, offenbart sich mir darüber hinaus eine äußerst adrette Ledernote, die aus dem Zusammenspiel von Safran und Hölzern entstehen dürfte. Sinnlich und sexy, ohne jedoch „in your Face“ zu sein.
Für mich stellt Flamenco so etwas wie das weibliche Pendant zu Tom Fords Tuscan Leather und Konsorten dar, beispielsweise Parfums de Marly Godolphin, Montale Aoud Leather und Co., die sich nach wie vor ungetrübter Beliebtheit erfreuen – sowohl bei den Herren als auch einem Teil der Damen. Flamenco ist ein rosenbekränztes (Him)Beeren-Leder, verführerisch und verlockend, das in allererster Linie auf die Damenwelt zielt, eventuell aber auch von einigen wenigen Herren getragen werden kann. Daumen nach oben, Monsieur Monegal!
Einen schönen Tag Euch, meine Lieben, und viele herzliche Grüße
Eure Ulrike
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