Ersatz für den Sommerurlaub 2020: Ramón Monegals Spanish Collection …

… vermag uns hoffentlich ein bisschen darüber hinwegzutrösten, dass für viele der (Auslands)Urlaub dieses Jahr (vorerst) ins Wasser fallen dürfte. Zwar öffnen momentan einige Länder ihre Grenzen, dennoch ist einiges erst einmal provisorisch beziehungsweise auf Abruf und nur eingeschränkt möglich (bezogen auf die Ziele, die Routen als auch die staatlichen Vorgaben hinsichtlich COVID-19). Viele von uns dürften darüber hinaus vorsorglich ihren eventuell bereits reservierten Urlaub gecancelt haben und/oder aus diversen Gründen dann doch bevorzugen, zu Hause zu bleiben.

Urlaub auf Balkonien, im eigenen Garten oder den heimischen Gefilden scheint es 2020 zu werden, was allerdings nicht unbedingt schlecht sein muss. Und zudem hoffentlich ebenfalls die Gastwirte im Land unterstützen wird, wenn es das Wetter zulässt – mit denen habe zumindest ich ziemlich großes Mitgefühl und hoffe sehr, dass es meine Lieblingsetablissements nach Corona noch da sind …

Ich möchte Euch in jedem Fall heute und morgen zumindest gedanklich nach Spanien entführen und damit hoffentlich Urlaubsgefühle und/oder -erinnerungen wecken – und zwar mit zwei Düften aus der Spanish Collection von Ramón Monegal, die bisher noch keine Erwähnung im Blog fanden, mit Olé und Flamenco.

Das Label von Ramón Monegal dürfte vielen bereits ein Begriff sein, führen wir die spanische Marke doch schon seit vielen Jahren. Dennoch einleitende noch ein paar Worte zu den Hintergründen, für diejenigen, die sie noch nicht kennen 🙂

Ein Erbe der spanischen Parfumeurskunst – Ramón Monegal

Da die Marke Monegal vor nicht allzu langer Zeit ihren Vertrieb in Deutschland gewechselt hat, kam ich in den Genuss, mich erneut mit ihr zu beschäftigen – unter anderem, weil ich die neuen deutschen Texte verfasst habe. Dazu gehörte logischerweise ebenfalls eine Herstellerbeschreibung, die ich Euch an dieser Stelle nicht vorenthalten möchte:

„Ramón Monegal Maso wurde die Liebe zum Parfum in die Wiege gelegt: er entstammt einer traditionsreichen Ahnenreihe einflussreicher Parfumeure, die weit über die Landesgrenzen Spaniens hinaus Parfumgeschiche schrieben. Der Urgroßvater des 1951 in Barcelona geborenen Monegal gründete 1916 das erfolgreiche Parfumhaus Myrurgia, offizieller Hoflieferant der spanischen Königsfamilie. Dort lernte Monegal zwischen 1972 und 1976, bevor ihn weitere Stationen zu den Großen der Branche führten: nach Genf zu Arturo Jordi-Pey, nach Grasse zu Marcel Carles und schlussendlich nach Paris zu Pierre Bourdon sowie Max Gavarry. 1979 schuf er seinen ersten eigenen Duft Alada für Myurgia, der zu einem Bestseller avancierte. Monegal übernahm kurze Zeit später die künstlerische Leitung des Hauses und kreierte Parfums in Lizenz für nationale und internationale Marken. 1995 wurde er Vice President des Unternehmens, das 2000 von Antonio Puig übernommen wird. Nachdem Monegal bis 2007 die Entwicklung aller Marken und Lizenzen der Puig-Gruppe sowie das damals neue Maison Parfum geleitet hatte, trifft er eine bedeutsame Entscheidung: er entschließt sich, das ehemals eigene Familienunternehmen zu verlassen, um nochmals neue Wege zu beschreiten. Ein Neubeginn und die Verwirklichung eines lebenslang gehegten Traums: die Lancierung seiner Schöpfungen unter seinem eigenen Namen.

Parfum als Kunstform – in Monegals Augen kann Parfum nur dann Kunst sein, wenn seine Entstehung sich in Freiheit und Unabhängigkeit vollziehen kann. Seine Formeln und Rezepturen entwickelt er ohne dabei vorrangig an die Kosten der Rohstoffe zu denken, denn die Qualität sowohl der Schöpfung als auch der Ingredienzen steht bei ihm an erster Stelle. Für Monegal ist diese künstlerische Freiheit Luxus – und die Voraussetzung dafür, Produkte zu erschaffen, die wahren Luxus darstellen.

Als Eigentümer und Parfumeur seiner Marke überwacht und kontrolliert Monegal alle Arbeitsschritte seiner Fertigung selbst – der Gegenentwurf industrieller Massenfertigung und für Monegal der einzige Weg zurück zur ursprünglich hochgeachteten Handwerkskunst der Parfumherstellung.“

Wie man auf dem Bild sieht, ist das neue alte Unternehmen von Ramón Monegal erneut ein Familienunternehmen – seine Kinder sind ebenfalls bei und mit ihm tätig.

Das Destillat mediterraner Lebensfreude – Olé

 

„Modern und künstlerisch. So präsentiert sich Olé aus dem Hause Monegal. Ein Duft voller Emotionen, olfaktorisch verkörpert durch die Verbindung aus süßen Fruchtnoten, der verführerischen Kraft von Jasmin, Orchidee und der sinnlichen Wärme von Moschus und Vanille.

Der ikonische Flakon, das Tintenfass, hüllt sich für Olé in Violett, die Farbe der Fantasie. Das Packaging wurde von den magischen Symbolen eines der populärsten Künstler der Moderne inspiriert, dem Spanier Joan Miró.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Dattel, Ananas, Himbeere
Herznote: Jasmin, Orchidee, Zedernholz
Basisnote: Tannenbalsam, Moschus, Vanille

„Euphorie und Begeisterung, emotional aufgeladen und voller Energie – olé! Der temperamentvolle Ausruf inspiriert Monegal zum gleichnamigen Duft“, so beschrieb ich den Duft für den deutschen Vertrieb der Marke. Begeisterung, Anerkennung drückt das Wörtchen aus, und zwar für alles Mögliche, siehe die nachfolgende, von Monegals Website zitierte Ansammlung an Olés – eine Person oder eine Sache, ein Ereignis oder einen besonderen Augenblick. Im Stierkampf wird der Begriff verwendet, obschon dieser glücklicherweise auch in vielen Regionen Spaniens an Rückhalt verliert – für einen Tierfreund wie mich fällt derlei „Kulturerbe“ (in meinen Augen: Barbarei) komplett aus, logisch. Man bedient sich des Begriffes allerdings auch in anderen Kontexten, beispielsweise im Sport, vornehmlich hier gerne beim Fußball (wer kennt sie nicht, die Anfeuer- oder Siegesfeierlieder?).

„Mi manifiesto Olé!

Olé al arte!

Olé a la libertad

Olé a la pasión!

Olé a la desinhibición!

Olé a la provocación!

Olé a la imaginación!

Olé a la originalidad!

Olé a la emoción!

Olé a la alegría!

Y Olé a la vida!“

In jedem Fall ist es ein genuin und typisch spanisches Wort, eines jener Worte, für das es in vielen anderen Sprachen keine direkte, konkrete Entsprechung gibt. Ich muss ein bisschen schmunzeln an dieser Stelle und an Deutschland denken, an regionale Unterschiede in der Sprache bzw. im Dialekt und die schönen Wörtchen „gell“ und „wa“, siehe zum Beispiel hier in diesem kurzen Artikel aus der Zeit.

Kommen wir zurück zu Olé, jenem stolzen, lebensfrohen Ausruf und dessen olfaktorischer Interpretation. Fruchtig wird es und gourmandig, so zumindest lassen die Zutaten erahnen … stimmt. Aber anders, als vielleicht der eine oder die andere von Euch erwarten würde.

Olé ist erwachsen und kein quietschig-knallbonboniger Duft, kein pappsüß-klebriger Einheitsbrei, weshalb er mich bereits auf den ersten duftenden Metern für sich einzunehmen vermag. Regelmäßige Leser*innen werden es wissen: ich mag Fruchtdüfte, Obstiges in oder vielmehr aus Flakons, eigentlich. Oder vielleicht auch eigentlich nicht? Kommt auf die Interpretation an, und zwar sehr, denn es gibt meines Erachtens nach viel zu wenige Düfte, die derlei als Stillleben umsetzen. Als erwachsenes, unpubertierendes Parfum, das erlesen und elegant wirkt, nicht platt, plump, over the top. Und vielleicht dann auch noch ein bisschen mehr zu bieten haben als die gängigen Frucht-X-auf-Moschusteller-Varianten. Versteht mich nicht falsch, es gibt ganz grandiose Düfte, die diesem Rezept folgen – es gibt aber eben schon richtig viele davon und der Grundstein dieser Richtung wurde schon vor sehr langer Zeit gelegt (beispielsweise mit dem hübschen L’Artisan Parfumeurs Mûre et Musc), insofern ist hier meines Erachtens nach ein bisschen mehr Innovation gefragt.

https://www.pexels.com/photo/person-holding-pineapple-fruit-2940256/

Exakt diese bietet Olé, der auf meiner Haut mit prägnanter, köstlich-saftiger Ananas und verführerischen, reifen Himbeeren startet, sanft gesüßt von frischen als auch sonnengetrockneten Datteln. Das könnte in Richtung Orientale gehen, tut es aber eher weniger. Olé bietet ein Quentchen Balsamisches und vor allem auch Wärme, ein klitzekleines Bisschen Würzigkeit, tendiert aber vielmehr in Richtung Gourmandduft, auch hier: einer erwachsenen Variante desselben. Jasmin cremt zart, erinnert mich an eine luxuriöse Körperpflege, eine Creme oder Bodylotion seidiger Konsistenz mit subtilem Duft, dem überaus sachte florale Anklänge innewohnen. Moschus drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern untermalt – und zwar die frisch-luftig anmutende Cremigkeit des Jasmins als auch die Vanillenoten. Letztere zeigen sich facettenreich, milchig und cremig, darüber hinaus leise pudrig tönend, von sehr zurückhaltenden holzigen Noten abgerundet.

Das kann was, meine Lieben! Und füllt die ansonsten manchmal etwas worthülsig-leeren Duftbeschreibungs-Begrifflichkeiten „sinnlich“, „feminin“, „kuschelig“ und „erotisch“ mit olfaktorischem Leben. Ihr werdet es vielleicht schon ahnen – wir haben es hier mit einem Immergeher-Damenduft zu tun, der den Spagat zwischen Charakterparfum und „easy to like“ gekonnt meistert, des Weiteren allzeit bereit ist im Sinne von universell einsetzbar. Ich sehe ihn weder an eine Tages- noch an eine Jahreszeit gebunden, nicht an bestimmte Situationen, da er alltags- wie ausgehtauglich ist. Und: er dürfte meines Erachtens Frauen jeglichen Alters gut zu Gesicht stehen.

Morgen geht es weiter mit Flamenco – bis dahin einen schönen Tag und viele herzliche Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Lea
    17. Juni 2020
    Antworten

    Der könnte mir gefallen. Ich musste spontan an den schönen Ametista von Baldi denken, auch erwachsene, edle Früchte – auch wenn Olé bestimmt ganz anders riecht. Von Ametista hatte ich allerdings nur eine Abfüllung, dann verschwand er von der Bildfläche. Vielleicht teste ich mal den Olé.

  2. Ulrike Knöll
    23. Juni 2020
    Antworten

    Huhuu liebe Lea,

    Ametista, uuuh, das ist lange her … Aber ich weiß, dass ich ihn sehr mochte, obschon er überaus fruchtig war und das normalerweise „not my cup of tea“ ist, wie schon erwähnt 🙂

    Gaaanz so fruchtig sind die beiden Spanier von Monegal nicht, weder Olé noch Flamenco, obschon sie beide sehr schön sind. Ich persönlich bin ganz bezirzt vom Tänzchen dieser Tage.

    Wenn Du etwas Ähnliches suchst wie Ametista kommt mir spontan Chabauds Lumière de Venise in den Sinn – der könnte hinsichtlich der Zutaten passen. Aber bitte ohne Gewähr, ich kann Ametista leider auch nicht mehr gegentesten, weil ich ihn nicht besitze. Lumière de Venise ist aber im Blog rezensiert, falls Du nachlesen magst 🙂

    Viele herzliche Grüße

    Ulrike

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