Figolo ist der zehnte Duft der Münchner Manufaktur und stellt somit, ich denke das kann man sehr wohl behaupten, eine Art Jubiläum dar. Was liegt da näher, als ihn Menschen zu widmen, die inspirier(t)en? Aber zuerst einmal der Reihe nach …
Wer kennt sie, die Münchner von Lengling? Im Blog haben wir bereits einige, ich meine sogar (fast?) alle ihrer Düfte rezensiert, dennoch möchte ich anlässlich von Figolo dessen Rezension ein paar Zeilen vorausschicken – für all diejenigen, denen Lengling noch neu ist 🙂
Lengling Munich wurde, wie der Name schon verrät, 2014 in München gegründet, und zwar von Ursula und Christian Lengling, die nicht nur beruflich, sondern auch privat ein Paar sind. Beide sind schon seit Jahren in der Duftbranche tätig – da liegt es nahe, sich irgendwann den Wunsch einer eigenen Duftlinie zu erfüllen.
Der Familienname der beiden erinnert sicherlich den einen oder anderen an Yin und Yang, jenes Gegensatzpaar der Prinzipien aus der chinesischen Philosophie, die beiden dualen Kräfte, die Gegenpole bilden und dennoch (oder gerade deswegen) aufeinander bezogen sind. Wir kennen Yin und Yang meist dank des weit verbreiteten Symbols namens Taijitu:
Yin bezeichnet den dunklen, meist schwarzen Bereich, der als weich gilt, passiv, ruhig und – weiblich, so zumindest die klassische Lesart. Yang, der helle, oftmals weiße Bereich, gilt als hart, aktiv, positiv und, ja, genau – männlich. Bitte nicht überbewerten und nicht zu wörtlich nehmen 🙂
Die Lenglings scheinen eine ähnliche Symbiose als Paar zu bilden, zwei Charaktere, die unterschiedliche Stärken und demnach auch Aufgaben(bereiche) innehaben: Christian Lengling, in Japan geborener Kaufmann, fand bereits früh beruflich seinen Weg in die (Luxus)Kosmetik- und Duftbranche und ist somit der „Kopf“. Ursula Lengling stellt das „Herz“ dar, sie ist die Kreative, die schon früh ihre Leidenschaft für bildene Kunst entdeckte und bei Lengling Munich heute die „Duftbilder“ zeichnet, will sagen: für die Entwicklung der Parfums sowie das Design, die olfaktorische und visuelle Sprache der Marke zuständig ist.
„Erst die perfekte Balance gibt uns das Gefühl von Vollkommenheit. Was für das Leben und die Liebe gilt, das sollte auch für unsere Parfums gelten. Deshalb spielen Gegensätze eine tragende Rolle bei ihrer Komposition.“
Kommen wir nun wie versprochen zu unserem heutigen Duftkandidaten, zu Figolo!
Die Strahlkraft der Authentizität – Figolo
„Diesmal sind Menschen die Quelle unserer Inspiration. Menschen, die uns aufgrund ihrer besonderen Aura in ihren Bann gezogen haben. Einigen sind wir sehr nahe, anderen nur flüchtig begegnet … Das neue Parfum ist eine Collage dieser Charaktere und zugleich eine Hommage an ihre Ausstrahlung und Coolness. Ein strahlendes, individuelles Duftportrait, das Erinnerung und Fantasie vereint.“ (Ursula Lengling)
Figolo ist faszinierend – ein Typ mit Aura, charmant und dominant zugleich. In diesem charismatischen Parfumportrait treffen frische Minze und sinnlich florale Noten auf mächtiges Patschuli und feinen Tabak. Ein Charakterduft mit Sexappeal und cooler Lässigkeit, der seinesgleichen sucht …
Leng-Note „Charmant“
Grüne Minze, Aldehyde, Ylang-Ylang, Hedion, Iso E Super, MoschusLing-Note „Dominant“
Patschuli, Zedernholz, Tabakabsolue, Cypriol, LederLet yourself glow! Figolo ist eine Persönlichkeit, die das Feuer in anderen Menschen entfacht, weil sie selbst für etwas brennt. Symbol für die charismatische Ausstrahlung von Figolo ist unser neuer einzigartiger Isarkiesel, der in der Dunkelheit von innen heraus leuchtet. Dabei gleicht kein Stein dem anderen, jeder einzelne ist ein Unikat. (Christian Lengling)
Weggefährten ist Figolo gewidmet sowie Zufallsbekanntschaften, die bleibenden Eindruck hinterließen. Menschen, die inspirierten und inspirieren – durch ihr Naturell, ihre Persönlichkeit, ihren Charakter, ihre Ausstrahlung. Besonders gut gefällt mir die Relationalität, die Christian Lengling hier herstellt – leidenschaftliche Menschen. Menschen, die für etwas brennen – ziemlich exakt so drücke ich das auch seit jeher aus. Wer für etwas brennt, berührt. Und steckt andere an mit seiner Begeisterung – eine ungemein wertvolle Eigenschaft.
Ich hatte bei Figolo eine Feige oder zumindest ein paar Feigenblättchen erwartet – warum muss ich sicherlich nicht erklären 😉 Die scheinen nicht in den Flakon gefunden zu haben, was nicht weiter schlimm ist – es gibt nun wirklich schon sehr viele gute Feigendüfte auf dem Markt. Darüber hinaus liest sich die Zutatenliste von Figolo durchaus adrett und macht Lust auf den Test …
Figolo ist herrlich, wenn man Wälder mag, Bäume. Denn waldig geht es zu – einmal mehr grün-aromatisch-frisch als holzig, was mir außerordentlich gut gefällt. Minzfrische im Kopf schafft Dynamik, prickelt und bitzelt köstlich mit der ihr eigenen leisen Süße vor sich hin, während es drumherum grünt und überaus subtil ein bisschen blüht. Zart-rauchige Tabakschwaden hüllen ein, auf äußerst angenehme Art würzig, allerdings lediglich verhalten wärmend, ein klitzekleinwenig holzig-balsamisch und dank des Patschuli tief mitsamt einem Klecks Erde. Iso E Super mischt natürlich fleißig mit, der Tausendsassa unter den synthetischen Molekülen, der nach allem duftet und sich dennoch oder gerade deswegen nicht festnagen lässt – frisch, ein bisschen holzig, trocken und auf eine Weise „sauber“, die allerdings nichts gemein hat mit dem, was man normalerweise unter „clean(en Düften)“ versteht.
Das gibt die Marschrichtung vor oder lässt vielmehr darauf schließen, wer Figolo in sein Herz schließen wird: Liebhaber von zeitgemäß-modernen Düften, die zwischen „unisex“ und männlich beheimatet sind und holziger Natur, ergo olfaktorische Lumbersexuals. Ich denke da beispielsweise an Terre d’Hèrmes, darüber hinaus einen alten Klassiker mit (ebenfalls) hohem Iso E Super-Anteil, an Diors Fahrenheit.
Allerdings, meine Damen, unser Figolo muss nicht der Herrenwelt vorbehalten bleiben – ich kann ihn mir sehr wohl an diversen Frauen vorstellen, die sich für herbere Düfte erwärmen können (so wie ich, und damit bin ich selbstredend ganz und gar nicht alleine …).
Hat schon jemand getestet? Wenn ja, wie gefällt er Euch, der Figolo? Kennt Ihr das restliche Sortiment von Lengling Munich und habt vielleicht gar einen oder mehre Düfte in Eurem Repertoire?
Herzliche Grüße
Eure Ulrike
Liebe Uli,
mir ist das Herz aufgegangen bei deiner Rezension! Ich bewundere immer wieder deine Wissens- Recherchen- und Bezugsvielfalt! Habe den Figolo gestern getestet und soeben den Papierstreifen in meiner Handtasche entdeckt! Absolut mein Ding! Ich fand Wunderwind schon sehr interessant und mit Skirk hab ich irgendwie Probleme, obwohl ich ihn immet wieder einmal teste. Schätze jedoch, an Figolo komm ich auf Dauer nicht vorbei 😉 und das recht schnell!
Alles Liebe für dich, Margot
Huhuu liebe Margot,
dankeschön für Dein liebes Kompliment, freut mich sehr! Ja, ich finde Figolo ziemlich klasse. Skirk musste ich mehrfach testen, hat was, ist total spannend, geht aber nicht immer bzw. hat auch bei mir gemischte Gefühle ausgelöst auf meiner Haut. Ich muss mir aber ohnehin die Lenglings nochmal zu Gemüte führen, ich mochte auch Eisbach total gerne, wäre noch ein Sommerkandidat … *grübel*
Viele herzliche Grüße
Uli