… ist unser vierter und letzter Duft des Novitätenquartetts der Italiener – für die Verspäteten unter Euch, die neugierig sind: ein paar grundlegende Infos zu ARMANI/PRIVÉ sowie die Rezension zu Rose Milano – klick, die Rezension zu Gardénia Antigua – klick und die Rezension zu Jasmin Kusamono – klick.
Auf den Spuren des Tees – ARMANI/PRIVÉ Thé Yulong
„Entdecken Sie den Duft von Armani/Privé, Thé Yulong, der Sie zu einer Sinnesreise durch die legendären chinesischen Berge einlädt, welche die kontrastierenden natürlichen Empfindungen der Extrakte von schwarzem und grünem Tee widerspiegelt.
Thé Yulong ist eine einzigartige aromatische Kombination aus Schwarz- und Grüntee-Extrakten, die Sie auf eine sinnliche Reise durch eine der berühmtesten Landschaften der Region Yunnan, das Yulong-Gebirge, mitnimmt.
Der Duft nimmt alle Facetten und Kontraste des Tees auf, da schwarzer und grüner Tee in subtilen Kontakt gebracht werden. Der schwarze Tee versetzt uns in das dunstige Yulong-Gebirge, während der grüne Tee und die prickelnden Zitrusnoten den Duft erfrischen und an die schneebedeckten Gipfel erinnern, die sie umgeben. Die Kombination ergibt einen rauchigen, holzigen, aber dennoch frischen und zitrusartigen Duft.
Der Duft absorbiert alle Facetten und natürlichen Kontraste des Tees, da schwarzer und grüner Tee in subtilen Kontakt gebracht werden: Der schwarzer Tee versetzt uns in das dunstige Yulong-Gebirge, während der grüne Tee und die prickelnden Zitrusnoten den Duft erfrischen und an die schneebedeckten Gipfel erinnern, die sie umgeben. Eine Alchimie, die einen rauchigen, holzigen, aber dennoch frischen und zitrusartigen Duft kreiert.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Mandarine, Kardamom, Petitgrain
Herznote: Jasmin, Grüntee, Schwarztee, Orangenblüte
Basisnote: Ambrette, Iris, Vetiver
Parfumeur: Julie Massé & Véronique Nyberg
Bevor ich mir Thé Yulong zu Gemüte führe, an dieser Stelle wie bei seinen Vorgängern ebenfalls der Videoclip zum Duft:
Eine Hommage an das Yulong Xueshan-Bergmassiv im Nordwesten der chinesischen Provinz Yunnan stellt Thé Yulong demnach dar, das auch Jadedrachen-Schneegebirge genannt wird. Dessen höchster Gipfel Shanzidou befindet sich auf knapp 5600 Metern Höhe, damit hat er, ich habe interessehalber kurz nachgelesen, die Top 100 verpasst. Auf deren Plätzen eins bis vierzehn befinden sich die Achttausender, die legendären – und dennoch: bisher wurde der Shanzidou erst einmal nachweislich bestiegen, und zwar 1987 durch eine amerikanische Expedition.
Eine Seite des Bergmassivs bildet eine Kante der sogenannten Tiger-Sprung-Schlucht, die sich über fünfzehn Kilometer weit erstreckt und als eine der spektakulärsten Landschaften der Erde einen Teil des von der UNESCO als Welterbe eingestuften Nationalparkgebiets der Drei Parallelflüsse Yunnans ausmacht. Woher der Name kommt, erklärt Wiki:
„Der Legende nach soll ein Tiger die Schlucht an ihrer engsten Stelle über einen Felsblock in der Flussmitte mit zwei Sprüngen überwinden können. Misst man den Höhenunterschied vom tiefsten Punkt zum höchsten, ist sie mit rund 3900 m Höhenunterschied die tiefste Schlucht der Welt.“
Im Tal der Schlucht fließt der Jangtsekiang, und zwar, siehe Wiki „als wilder Gebirgsfluss auf einer Höhe von ca. 1800 m über dem Meeresspiegel beim Eintritt in die Schlucht und ca. 1600 m beim Austritt.“ Die Schlucht selbst ist wohl gut durch Wege erschlossen und wird deshalb auch gerne touristisch bereist. Wieso aber hat den Jadedrachen erst einmal eine Gruppe gebändigt? Ich bin abermals neugierig – und habe in einem Onlinereiseführer etwas dazu gefunden, seht hier bei Reisetopia, im übrigen adrett bebildert. Der Aufstieg scheint wohl enorm komplex zu sein, zumindest die letzten Meter – bis auf drei Viertell der Höhe existiert noch eine Gondelbahn, die höchste der Welt, danach kann man sich noch etwas weiter mit Treppen quälen, wenn man noch Puste hat – nachzulesen beispielsweise in diesem Artikel der FAZ.
Und wo bleibt da der Tee? Dieser wird in der ganzen Provinz Yunnan angebaut, unter anderem in deren Norden. Dort findet sich die Stadt Lijiang, UNESCO-Weltkulturerbe und wohl wirklich sehenswert: die Stadt am schönen Fluß besitzt eine gar herrliche Altstadt, die zu den am besten erhaltensten in China zählt, durchzogen von einem Netz an Kanälen und Brücken. Dort findet man … ganz genau, unzählige Teehäusern, in denen sich der hiesige Tee genießen lässt – schwarzen und grünen, Sorten wie beispielsweise Shili Xiang, tibetischen Yak-Buttertee oder auch Mi-Cha-Reistee und mehr. Nördlich von Lijiang erhebt sich dann das Jadedrachen-Schneegebirge, durch das sich früher die Karawanen auf den alten Teerouten bewegten. Von diesen historischen Handelsrouten gibt oder besser gab es in China sechs, auf denen vor allem, wie der Name schon sagt, Tee, darüber hinaus auch Salz, Gewürze und vieles mehr transportiert wurde. Ich habe ein bisschen recheriert – sie nahmen alle ihren Anfang im Südwesten des Landes, fünf von ihnen führen durch die Provinz Yunnan und, soweit ich das lesen konnte, eine davon (mal abgesehen von dem Fakt, dass alle Routen Nebenrouten und abweichende Wege besaßen) direkt via Lijiang, die sogenannte Tee-Pferde-Straße (die Stationen: Pu-erh – Xiaguan – Lijiang – Zhongidan – Tibet, von dort aus nach Lhasa, Nepal und Indien).
Zu der Tee-Pferde-Straße weiß Wiki ebenfalls etwas:
„Von den zahlreichen Teerouten, die von den Teeanbaugebieten in diesen beiden Provinzen in alle Himmelsrichtungen führten, hatte sie die größten landschaftlichen Hindernisse zu überwinden. Sie kreuzte mehrere Gebirgskämme von bis zu mehr als 4000 Meter Höhe und und mehrere große Flüsse. Acht Monate pro Jahr war sie wegen verschneiter Pässe unterbrochen.“
Welche Waren wurden auf der Route transportiert, die auch Südliche Seidenstraße genannt wird? So einiges, meine Lieben, und das über eine sehr lange Zeit:
„Die wichtigsten Güter waren Tee aus China, von dem der größere Teil nach Tibet und der kleinere Teil nach Indien ging, und Pferde aus Tibet, die in China vor allem für die Armee (im Süden des Reiches) gebraucht wurden. Der Teehandel erklärt sich daraus, dass es vor 1830 in Indien noch keinen Teeanbau gab. Tibet bezog zudem Salz aus China. Transportiert wurden auch Seide aus China und Opium nach China. […]
Im 7./8. Jahrhundert kamen die Tibeter auf den Geschmack von sogenanntem Ziegeltee aus Yunnan. Als Tauschware bot man Pferde, da diese in Teilen Südchinas äußerst rar waren. Ein Kriegspferd hatte den Gegenwert von 20 bis 60 kg Tee. So kam in der Tang-Dynastie (618–907) der Handel zwischen Tibet und Yunnan in Schwung. Seine Blüte hatte er in der Song-Zeit, als Kontrollposten bis zu 2000 Händler am Tag zählten und teilweise um die 7.500 Tonnen Tee pro Jahr nach Lhasa gebracht wurden. Unter der mongolischen Herrschaft (Yuan-Dynastie, 1279–1368) brach der Handel etwas ein. Unter den Ming-Kaisern (1368–1644) erholte er sich wieder, wurde aber zunehmend reglementiert. Die Mandschu-Herrscher (Qing-Dynastie) schließlich verboten 1735 den Import von Pferden. Und als nach 1840 die Teeproduktion in Indien in Gang kam, ging das Land südlich des Himalaya als Markt für chinesischen Tee verloren, Tibet aber nicht. Mit dem Bau von Landstraßen in Tibet in den 1960er Jahren endete der Karawanenverkehr.“
Seide, Salz, Tee, Opium und Pferde – war sicherlich lukrativ 😉 Wer noch ein paar Bilder von Lijiang, dem Jadedrachen-Schneegebirge und der Tee-Pferde-Straße sehen mag – hier ein schön bebilderter Bericht auf der Website edeltrips.com.
Und für welche Teesorten ist die Region Yunnan bekannt? In allererster Linie für Schwarztee sowie für Pu-erh-Tee (aus der gleichnamigen Stadt Pu’er, die seit 2008 die alleinigen Namensrechte an ihrer Teespezialität besitzt, welche aus speziell verarbeiteten, gepressten Blättern der Assam-Teepflanze hergestellt wird), ebenfalls aber für Grüntee (der ohnehin, Teekenner wissen es, eine Variante der Teeherstellung ist, die sich von schwarzem Tee dadurch unterscheidet, dass sie nicht fermentiert wird).
Ein Sehnsuchtsort für Liebhaber des Heißgetränks – das weiß vermutlich so gut wie jeder, schmückt doch das Wörtchen „Yunnan“ auch in hiesigen Teegeschäften etliche, meist nicht zu den günstigsten Sorten gehörende Tees.
Ich gehe mal schwer davon aus, dass Giorgio Armani begeisterter Teetrinker ist, war doch auch seine Antigua-Gardenie einem seiner Lieblingsorte gewidmet. Außerdem ist die Fangemeinde des Tees doch ziemlich groß – und zwar nicht nur von dem in der Tasse, sondern auch von dem in Flakons: Teedüfte erfreuen sich seit jeher immer wieder auf’s Neue vieler Anhänger, darüber hinaus sind eben jene häufig nachgefragt, wirft man einmal einen Blick auf die einschlägigen Onlineplattformen, Foren und so weiter und so fort.
Dafür sind Düfte, in denen Tee im Fokus steht, gar nicht mal so häufig. Sicherlich fallen den meisten umgehend die beiden bekanntesten Vertreter aus dem Mainstream-Segment ein – das duftende Teeregal von BVLGARI, das seinen Anfang nahm mit Eau Parfumée au Thé Vert, sowie Elisabeth Ardens Green Tea, der ebenfalls zahllose Flanker nach sich zog.
Im Nischenduftbereich gibt es einiges an Tee, Ihr könnt gerne im Blog stöbern, wir haben schon etliche Düfte besprochen (siehe „Schlagworte“ im Pulldown-Menü). Zu meinen persönlichen Favoriten gehören unter anderem, und zwar unsortiert: L’Artisan Parfumeur Tea for Two, der herrliche honiggeküsste und zart rauchige Schwarztee von Olivia Giacobetti sowie ihr zarter Thé pour un Été, Robert Piguet Chaí (der vielmehr nach Grün- und Schwarztee duftet mit sachten Anklängen von Bienenwachs als nach seinem Namensgeber), Parfumerie Générale aka Pierre Guillaume 11 Harmatan Noir sowie 12 Hyperessence Matale, Un Zest de Rose von Les Parfums de Rosine, Atelier Cologne Oolang Infini, by Kilian Bamboo Harmony und sein vorzüglich authentisch nach Jasmintee duftender Imperial Tea, Penhaligon’s Malabah, Wūlóng Chá von Nishane … ich sehe schon, mir fallen doch mehr ein, als ich dachte. Einen habe ich noch und schätze ihn ebenfalls sehr – Etros Palais Jamais, ein rauchiger Jasmintee.
Zwei sehr schöne Teedüfte vermisse ich sehr, da sie discontinued sind, leider – den Signature-Duft der japanischen Kaufhauskette Takashimaya sowie Un Thé au Sahara von Stéphanie de Saint-Aignan (deren Linie nicht mehr hergestellt wird – ein Jammer, ehrlich).
Schafft es Thé Yulong in die Tee-Ecke meines Duftregals? Könnte möglich sein, wobei Jasmin Kusamono mein Liebling bleibt hinsichtlich des neuen Quartetts aus dem Hause Armani.
Thé Yulong ist ebenfalls zarter Natur, ein Understatement-Duft, der für alle Geschlechter tragbar ist und sich ebenfalls für alle Tages- und Jahreszeiten als auch Anlässe eignet. Sanft verwoben schillern und schimmern Anklänge von grünem als auch schwarzem Tee, sacht-zitrisch geküsst. Aromatisch grün, leise herb-bitter-krautig-kräuterige Anlänge darbietend und von jasminiger Cremigkeit, die an … ganz genau: Jasmintee erinnert. Kein Honig, dafür ein Klecks Nektarsüße dank der Blütchen der Hesperidenfrüchte rundet Thé Yulong äußerst gelungen ab.
Thé Yulong ist ein olfaktorischer Leisetreter, ein zurückhaltender Seelenschmeichler, der denselben Erholungswert hat wie eine Tasse Tee im heimischen Garten oder auf dem Sofa. Teefreunde – zugreifen, testen, meine Lieben!
In diesem Sinne wünsche ich Euch ein erholsames verlängertes (Pfingst)Wochenende und verbleibe mit den allerbesten Wünschen und herzlichen Grüßen –
Eure Ulrike
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