The Favourite von Penhaligon’s und The Muse von Zarkoperfume – Vom Frühling und frischer Wäsche

Aus den Untiefen der coronabedingten Kinderbetreuung melde ich mich heute im Dufttagebuch zurück und wage mit den beiden Düften The Favourite von Penhaligon’s und The Muse von Zarkoperfume einen kleinen Ausflug in die Arbeits- und Duftwelt. Ihr glaubt gar nicht wie ich mich freue. 🙂

Mit unseren zwei olfaktorischen Protagonisten begeben wir uns auf eine imaginäre Reise in die Vergangenheit und erlangen einen kleinen Einblick in meine hausfraulichen Tätigkeiten der letzten Wochen. The Favourite von Penhaligon’s entführt uns ins England des 17. Jahrhunderts, während The Muse von Zarkoperfume ein Frische-Wäsche-Duft ist, der mich an die unzähligen Waschladungen erinnert, die ich in den Orbit unserer tapferen Waschmaschine entsendet und auch wieder wohlbehalten, sauber und gut duftend zurückbekommen habe.

The Favourite – Penhaligon’s

Inspiration für die Kreation The Favourite aus dem Hause Penhaligon’s ist niemand Geringeres als Sarah Churchill, die Duchess of Marlborough. Die Vorfahrin des allseits bekannten Winston Churchills war in England eine der einflussreichsten Frauen des späten 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Ihre innige Beziehung zur damaligen Königin Anne sorgte bei ihrem Ehegatten John Churchill für einen Karriereschub und auch den Bau des familieneigenen Blenheim Palace beeinflusste sie maßgeblich.

Ihr Duft erfüllt das königliche Ankleidezimmer, ihr Einfluss reicht ins Unendliche, goldene Mimose beeinflusst die öffentliche Meinung. Sie grüßt mit einem reizenden Lächeln, charmant und schüchtern, unschuldig wie eine Wildblume. Doch diese Hüllen fallen ab wie bei der Mandarine und Bergamotte. Eine Offenbarung, wir kommen der wahren Absicht näher – ein geheimer Plan? Vergaßen wir dies zu erwähnen? Komplexität wurde mit List verwechselt. Eine atemberaubende Fassade. Ein unsichtbares Interieur. Was man sieht, ist nicht immer auch das, was man bekommt.

Die Bühne ist vorbereitet, die Kulisse ist Blenheim. Die Geschichte dreht sich um die Mutter dieses majestätischen Palastes. Rauch und Spiegel. Iris und Moschus. Dieser wunderbarste aller Paläste besteht aus Finten und Geheimnissen. Was geht in den Schatten vor sich? Hinter verschlossenen Türen? Sie dirigiert dieses grandiose Schauspiel, führt die Gesellschaft und manipuliert ihre Umgebung. Überlasst es ihr, es ist besser so. Jasmin spielt mit den Herzen, als er auf der Sandelholzbühne erscheint.

The Favourite Penhaligon's

Für die Umsetzung von The Favourite verpflichtete Penhaligon’s die Parfümeurin Aliénor Massenet, die den Duft aus den Ingredienzien Mandarine, Veilchenblätter, Bergamotte, Jasmin, Mimose, Iris, Sandelholz, Moschus und Ambroxan entwickelte.

Noblesse oblige

Weit entfernt von altmodischem Pomp und barockem Protz, den man mit dem 17. Jahrhundert durchaus in Verbindung bringen kann, startet The Favourite von Penhaligon’s überraschend modern, leicht und überaus … bezaubernd. Helle und strahlende Zitrusnoten eröffnen The Favourite, dicht gefolgt von einer dezenten Moschuswolke sowie subtilen und ausgesprochen unaufdringlichen floralen Noten. Dieses Trio ist unglaublich harmonisch, leicht und zart, besitzt aber dennoch eine gewisse Intensität und Präsenz.

Eine sanfte, fast melonenartige Fruchtigkeit umspielt die weichen und samtigen Irisnoten, die The Favourite im weiteren Verlauf evoziert und die sich überaus stimmig ins Gesamtbild des Duftes einfügen. Eine gewisse zitrische Frische bleibt The Favourite bis zum Ausklang des Duftes erhalten und sorgt so vom Anfang bis zum Ende für Leichtigkeit, Eleganz und Strahlen.

The Favourite Penhaligon's

The Favourite von Penhaligon’s ist ein femininer Frühlingsduft, perfekt geeignet für die aktuelle Jahreszeit. Wunderschön ausbalanciert und überaus harmonisch, elegant, mit einer gewissen Raffinesse versehen und trotz aller Feinheit und Zartheit doch durchaus mit einer langen Haltbarkeit und Präsenz gesegnet, begeistert mich diese zitrisch-florale und pudrige Kreation definitiv. Defnitiv Daumen hoch für The Favourite von Penhaligon’s.

The Muse – Zarkoperfume

Ganz unklassisch und modern sind die Düfte des dänischen Minimalismuslabels Zarkoperfume, die sich der Welt der olfaktorischen Moleküle verschrieben haben und so ganz besondere Duftkreationen erschaffen.

Meine Leidenschaft besteht darin, besondere Duftmoleküle mit der klassischen, französischen Duftkunst zu kombinieren – und das nur mit den besten Inhaltsstoffen – für mich ist das die Kür. Aktuell bin ich der erste und einzige dänische Parfümeur und sehe im Entwickeln und Produzieren eines Parfums einen lebenslangen Lernprozess.

Parfum ist wie ein Kunstwerk, wie ein Gemälde auf einer Leinwand oder wie ein komponiertes Musikstück. Es sollte rein um den Duft, die Essenz gehen, nicht um das Marketing oder aufwändige Verpackungsrituale und so präsentiert sich Zarkoperfume – reduziert und fokussiert auf das Wesentliche.“ – Zarko Ahlmann Pavlov

Und so setzt sich der neuste Duft The Muse aus dem Hause Zarkoperfume ganz schlicht aus nur drei Komponenten zusammen: Adlerholz (Oud), Leinen und Weißer Moschus. Drei Ingredienzien, die den Duft zu dem machen, was er ist:

Das Gefühl und der Duft frisch gewaschener Wäsche, der dich den ganzen Tag lang begleitet, wird zu deinem Clean Molecule: „The Muse“.

Manchmal braucht es gar nicht viele Worte, um einen Duft zu beschreibe, und auch nicht viele Zutaten, um ihn einzigartig zu machen. Ein Zitat der mexikanischen Künstlerin Frida Kahlo gibt uns Zarkoperfume noch mit auf den Weg:

„Ich bin meine eigene Muse, ich bin das Thema, das ich am besten kenne. Das Thema, das ich besser kennenlernen will.“

Minimalismus pur

Eines vorab: The Muse fällt auf dem Teststreifen und auf meiner Haut deutlich unterschiedlich aus, weshalb ich die Beschreibung des Dufts zweiteilig gestalten werde. Zuerst möchte ich die Variante auf Papier beschreiben, denn in dieser Reihenfolge teste ich auch sonst meine rezensierten Düfte.

The Muse – Zarkoperfume

Auf dem Teststreifen riecht The Muse von der ersten Sekunde an intensivst nach Pulverwaschmittel … und zwar Persil. Das Vollwaschmittel. Kein Zweifel. Ich muss beim ersten Schnuppern direkt grinsen. Glücklicherweise sehe ich vor meinem inneren Auge keine auf mich wartenden Wäscheberge vor mir (die definitiv vorhanden sind). Diese Frische-Wäsche-Assoziation ist Zarkoperfume absolut geglückt.

Auf meiner Haut gibt sich The Muse etwas genant und zurückhaltend. dabei ist das doch gar nicht nötig. Mit sehr zarten, fast schüchternen Saubernoten lugt The Muse um die epidermale Ecke, offenbart eine subtile Stofflichkeit, die ich dem Leinen zuschreibe. Auch hier habe ich definitv das Empfinden frisch gewaschener Wäsche, allerdings eher trockener und frisch gebügelter Textilien.

Im Gegensatz zum intensiven Vollwaschmittelduft auf dem Teststreifen ist The Muse auf meiner Haut viel sanfter, bescheidener und hautnaher. Man könnte beinahe meinen, der Duft käme gar nicht von meiner Haut, sondern von dem Pullover, der Hose oder dem T-Shirt, das ich trage. Auch hier hat Zarkoperfume sein Ziel definitv erfolgreich erreicht. „Mission accomplished“ würde ich sagen! 🙂

The Muse – Zarkoperfume

Wer den Duft von Waschmittel mag, insbesondere das einer gewissen Marke, wird The Muse von Zarkoperfume lieben. Ein Sauberduft par excellence, der den modernen Minimalismus des nordischen Kultlabels perfekt widerspiegelt. Auch dieser Duft wird sich bestimmt des Öfteren auf meiner Haut wiederfinden, wenn es mich nach dem herrlichen Duft frisch gewaschener Wäsche sehnt. 🙂

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch eine schöne Restwoche. Bleibt gesund!

Liebe Grüße,
Julia

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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