… ist der dritte und vorerst letzte Duft der Italiener, der Teil ihrer Signatures of the Sun-Kollektion ist. Gestern hatte ich bereits die ersten beiden Neulinge vorgestellt, Osmanthus und Yuzu. Camelia und Vaniglia sind mir noch nicht in die Hände gefallen und somit auch nicht unter die Nase gekommen, das werde ich zu gegebener Zeit nachholen, versprochen!
Von Frühling, Freundschaft und Schönheit – Acqua di Parma Sakura
„Ein unwiderstehlicher und zarter Duft, der das prachtvolle Spektakel blühender Kirschbäume in Japan einfängt.
The richness of the sakura flower is recreated and combined with notes of bergamot, pink pepper and jasmine sambac in a fragrance that evokes the spectacle of blossoming cherry trees. The exquisite and fascinating notes of the tiny and fragile flower are sublimed by our signature vibrant citrus notes for an unforgettable artistic combination.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Bergamotte, Mandarine, Rosa Pfeffer
Herznote: Kirschblüte, Jasmin
Basisnote: Moschus
… nein, kein Copy and Paste-Fehler meinerseits – Acqua di Parma haben keinen deutschen Text auf ihrer Website und ich wollte, wie eigentlich immer, die originalen Texte hier im Blog präsentieren. Allerdings empfinde ich sie in diesem Falle hier alle als nicht unbedingt optimal, aussagekräftig oder ähnliches, aber sei es drum …
Mit Kirschblüten, der Kirschblüte hat man selbstredend ein weiteres Blümelein herausgepickt, dem im asiatischen Raum, treffender und genauer formuliert: in Japan der Charakter eines Wahrzeichens zukommt. Wer will es ihnen verdenken, den Japanern? Seitdem ich selbst zwei Kirschbäume im Garten habe, kann ich es sowas von gut verstehen. Die Symbolik der japanischen Kirschblüte ist unbestritten und tangiert ein weiteres Steckenpferdchen von mir – japanische Ästhetiktheorie.
Für Schönheit, für Freundschaft, für Anfang und Aufbruch (im japanischen Kalender ganz konkret der Frühlingsbeginn, andererseits aber auch allegorisch aufzufassen) sowie für Vergänglichkeit steht sie, die Kirschblüte, die damit unter anderem auch im Zusammenhang mit dem Prinzip des Mono no aware steht, einem meiner Lieblinge.
Schlecht übersetzen lässt es sich, es heißt allerdings soviel wie das „Pathos der Dinge“ oder auch das „Herzzerreißende der Dinge“ und bezieht sich auf ein Gefühl, das einerseits von Schönheit als auch von Traurigkeit getragen wird. Das Genießen der Dinge und Augenblicke, das andächtige, das Schwelgen in der Schönheit derselben im gleichzeitigen Bewußtsein dessen, dass Leben immer Vergehen heißt, was wiederum eine gewisse Melancholie gebiert. Harmen wird gleich jammern, er weiß, was kommt – es ist Nietzsches „denn alle Lust will Ewigkeit“. So ist es, so funktioniert der Kreislauf des Lebens, der Natur aber eben nicht.
Mir ist dieses Gefühl auf eine Art sehr nahe und ich habe keine Ahnung, in welchen Sprachen es ein Wort dafür gibt. In der deutschen Sprache nicht, obschon Mono no aware perfekt unter anderem zu unseren Romantikern gepasst hätte. Sei es drum, wer sich dafür interessiert – hier ein wirklich schöner Artikel zum Thema Mono no aware.
Acqua di Parmas Sakura zeigt sich im Auftakt leichtfüßig und frisch, eine Art zitrisch sauberer Frische, bergamottegeküsst, die mich an eine Morgenbrise denken lässt. Nicht in der Stadt, sondern irgendwo auf dem Land, ob nun in Japan oder in mediterranen Gefilden … Sind es die Laken hinter mir, im Bett, aus Leinen oder Baumwolle, oder hängen draußen im Grünen, im Garten vor dem Haus ein paar davon auf der Leine zum Trocknen? Sakura offeriert auf den ersten duftenden Metern frische Wäsche, aber, aber, ich wiederhole es noch einmal, um dem Ausdruck zu verleihen – auf authentische Weise. Keine künstlichen, cleanen Noten, die an Wäscherei oder Drogeriemarkt-Raumsprays denken lassen, weswegen mich der Duft auch in dieser Phase für mich einzunehmen weiß.
Subtil kontrastiert die Prise Pfeffer, bevor Sakura vollends in cremiger Weichheit oder auch weicher Cremigkeit verschwindet, darüber hinaus tritt dann auch die Protagonistin auf die Bühne – zarte Blütchen in pastelligem rosa, dahingehaucht von feinsten Pinselstrichen wie in einem Aquarell, sacht (kirsch-)fruchtig anmutend. Was nicht fehlen darf: watteweicher, auf überaus angenehme Weise pudriger Moschus als Basis, der die sachten Blümelein nicht erschlägt.
Lieblich ist das Attribut, das am allerbesten zu Sakura passt – und insofern wird der Duft seinem Vorbild gerecht. Ein moderner floraler Duft, zeitgemäß und tragbar für Frauen jeden Alters. Hier darf gerne auch geteilt werden im Gemeinschaftsbad – ich könnte mir vorstellen, dass Sakura manch Mutter-Tochter-Gespann glücklich machen wird. Einzig an Männern mag ich ihn mir nicht so recht vorstellen, dazu ist er zu deutlich feminin.
Und, nebenbei bemerkt: im Gegensatz zu seinem Vorgänger von gestern, Osmanthus, den ich von seiner Handschrift her mit den Blumen der Nobile-Serie von Acqua di Parma verglichen habe, ist Sakura sehr viel leichter. Ich würde ihn weder als traditionellen Italiener noch als klassisches Acqua di Parma-Familienmitglied bezeichnen, obschon er die Kollektion bereichert. Allerdings – hätte ich ihn blind getestet, wäre er bei mir eher in einer Kollektion wie beispielsweise der von Jo Malone gelandet.
… und mir hat er richtig Lust auf ein Getränk im blühenden Garten gemacht – ich hoffe, das ist für Euch heute oder dieser Tage auch drin?
Alles Liebe und viele Grüße
Eure Ulrike
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