… spendieren uns die Italiener für die hoffentlich bald folgenden warmen Tage, sowohl des Restfrühlings als auch des Sommers: Osmanthus, Sakura und Yuzu, darüber hinaus auch Vaniglia und Camelia, die mir leider noch nicht vorliegen, sind soeben neu erschienen als Teil der im Titel genannten Kollektion Signatures of the Sun. In diese hat man auch frühere Düfte eingruppiert, namentlich Oud, Ambra, Leather, Quercia und Sandalo.
Quercia, den muss ich auch nochmals testen, vielleicht ist er noch ein Kandidat für mich – ich meine, er hätte mir sehr gut gefallen und von dem italienischen Traditionshaus aus der LVMH-Group ist schon lange nichts mehr bei mir eingezogen …
Umso mehr freue ich mich, mal wieder etwas von Acqua di Parma unter mein Näschen zu bekommen und stürze mich umgehend für Euch ins duftende Vergnügen, heute mit Osmanthus und Yuzu!
Sonnengeküsst – Acqua di Parma Osmanthus
„Der edle und kraftvolle Duft der Osmanthus Blume trifft auf leuchtende, zitrische Noten in diesem intensiven und lebendigen Duft.
Osmanthus ist eine sonnengeprägte Interpretation der tiefgehenden und sinnlichen Noten der namensgebenden Blume. Der intensive und lebendige Duft kombiniert dabei die Reichhaltigkeit der Osmanthus Blume mit grünem Mandarin und Neroli Öl. Eine künstlerische Kombination, die Sie in die Waldlandschaft Südostasiens entführen, wo diese seltene Blume mit ihrem einprägsamen und reichhaltigen Duft zu finden ist.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Mandarine, Neroli
Herznote: Rosa Pfeffer, Pfingstrose, Ambrette
Basisnote: Osmanthus, Patschuli
Osmanthus fragrans (der, der auch für die Duftproduktion herangezogen wird) stammt, wie die meisten von uns Parfumistas bereits wissen dürften, aus dem asiatischen Raum – ein immergrüner Strauch mit leuchtend gelben Blüten, der, ähnlich wie Magnolienbäume, irgendwann einmal, wenn er als langsam wachsendes Gewächs älter geworden ist, so breit wie hoch ist. Ich stelle mir das wunderschön vor, denn ich liebe derlei Blühsträucher und Kleinbäume. Im Zoo meiner früheren Heimat Stuttgart, der Wilhelma, ist die Magnolienblüte immer ein Publikumsmagnet: unzählige alte Magnolienbäume vor dem maurischen Gewächshaus, unter denen sich vortrefflich liegen lässt. Blickt man von unten in die alten Schönheiten, wähnt man sich, wähne zumindest ich mich im Himmel, umgeben von so vielen herrlichen und sanft duftenden Blüten in zart-weiß und pastellrosa. Ähnlich stelle ich mir das vor, wenn ich Bilder von blühenden Osmanthussträuchern sehe, die zudem vermutlich noch ein wenig stärker duften …
Osmanthus fragrans wird überwiegend als Zierde verwendet, als Kulturpflanze in Gärten und Parks, darüber hinaus aber auch in Tees verwendet. Teeliebhaber unter Euch? Regelmäßige Leser*innen werden es wissen, hier sitzt einer: ich habe ständig weit mehr als fünfzig verschiedene Teesorten zu Hause zur Auswahl, einmal quer durch die Bank von schwarzem über grünem, weißem, gelbem und so weiter und so fort. Jasmintee liebe ich schon seit jeher, seitdem ich allerdings mit Osmanthusblüten aromatisierten Tee getrunken habe, steht der in meiner persönlichen Geschmacksskala dem Jasmintee in nichts nach.
Osmanthusdüfte liebe ich ebenfalls, und zwar aufgrund der Facetten, denen Parfumeure ihnen meist abgewinnen: einerseits vornehmlich an Pfirsich, manchmal auch an Aprikosen erinnernde fruchtige Anklänge und andererseits samtig-ledrige, natürlich nebst sonnig-floralen Tönen.
Neulich hatte ich bereits einer Leserin in den Kommentaren hier Osmanthusempfehlungen gegeben – ich habe selbstredend auch meine persönlichen Lieblinge, die da wären, unsortiert: Ulrich Lang 17 Nandan Road, MEMO Inlé, Hermès Osmanthe Yunnan, Jardins D’Écrivain Marlowe, Keiko Mecheri Fleur d’Osmanthe/Osmanthus sowie Jean Patou 1000, wobei ich sicher irgendeinen vergessen habe …
Schafft es Osmanthus in meine Top-Liste? Ich könnte es mir durchaus vorstellen, meine Lieben. Das erste Wörtchen, das mir in den Kopf schießt, ist „Nobile“ – und zwar bezogen auf die Nobile-Düfte von Acqua di Parma, in deren Gesellschaft er sich für mich ausmacht wie ein Familienmitglied. Iris Nobile, Magnolia Nobile, Peonia Nobile und wie sie alle heißen, schaffen für mich schon immer den Spagat: einerseits klassisch und traditionell, andererseits aber auch zeitgemäß zeigen sie sich innerhalb der Gattung, für die sie sich ganz klar entschieden haben – derjenigen der Damendüfte. In einer Zeit, in der Unisex-Düfte boomen, unabhängig davon, ob man sie nun lediglich als solche deklariert hat oder nicht, ist das eine Seltenheit. Das Bekenntnis, ob man es sich mit der Etikettierung des Geschlechts auf die Fahnen schreibt oder nicht, einen Damenduft zu machen, der klassisch feminin ist und den Balanceakt absolviert zwischen parfumigem Wummser alter Schule (man denke an die Achtzigerjahre) als auch der Ist-Zeit mit ihren eher minimalistisch-indifferenten Düften (die selbstredend absolut ihre Berechtigung haben).
Osmanthus ist ein Parfum, will sagen keiner jener Kandidaten, die einen dezent einhüllen wie eine Aura. Er bezirzt mit einer Fruchtigkeit von gelbem, saftig-süßem Steinobst sowie der Frische von ausgewählten Hesperidenfrüchtchen, wobei ich hier allen voran Mandarine wahrnehme. Nebenan und -bei ledert es kräftig, und zwar wildledrig und auch glattledrig, an eine hübsche, qualitativ hochwertige und nicht eben billige Handtasche erinnernd oder eine adrette Hose, wie ich sie mir soeben von Utzon im Sale zugelegt habe (das verliebte Grinsen könnt Ihr Euch an dieser Stelle denken). Handschuhweich in jedem Fall, luxuriös und … ein Quentchen animalisch, ein bisschen verrucht, wenn man es so nennen möchte. Aber, Ihr werdet es ahnen, verhalten verrucht, denn Acqua di Parma haben Stil, beweisen ihn auch immer wieder auf’s Neue mit ihren Duftkreationen. Osmanthus schillert in leuchtenden Farben, golden schimmernd in Orange-Gelb und gleichermaßen zumindest meiner Nase nach in Purpurpink, wobei hier samtene Anklänge von Pfingstrose ihr Übriges tun. Das schenkt Osmanthus, je weiter er sich entwickelt und im Verlauf auch an Leder verliert, ein überaus elegantes Erscheinen.
Wie zu erwarten war ein schöner, sinnlicher Floraler mit einer exzellenten Sillage – Freunde von Osmanthusdüften als auch der Nobile-Kollektion von Acqua di Parma sollten hier dringend einen Test wagen!
Zitrisch-exotischer Zauber – Yuzu
„Ein spritziger und vitalisierender Duft, der die bittersüßen Noten der Yuzu Frucht mit vibrierenden und strahelnden, zitrischen Noten kombiniert.
Die Yuzu Frucht, bekannt als die kostbarste Frucht Japans, ist nun das neueste Mitglied der Acqua di Parma „Frutti d’Oro“ Familie. Der Duft verbindet das bittersüße Aroma Yuzus mit unseren bekannten zitrischen Noten. Der spritzige und vitalisierende Duft kombiniert die Frische Yuzus mit Noten von Bergamotte, Mimosa, Veilchenblättern und Jasmin.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Yuzu, Bergamotte, Szechuanpfeffer
Herznote: Lotosblüte, Mimose, Veilchenblätter, Jasmin
Basisnote: Moschus, Süßholz (Lakritze), Sandelholz
Yuzu ist immer eine Freude, zumindest für meine Ohren und meine Nase! Ein bisschen überdrüssig bin ich mitunter den immer gleichen Hesperidengesellen, obschon ich ein Fan von Zitrusfrüchten bin. Deshalb springe ich des Öfteren an auf jene, die nicht gar so häufig anzutreffen sind in Düften – gerne Pampelmuse oder Grapefruit, aber vor allem auch Yuzu.
Rar ist sie nicht, was die Welt der Düfte angeht, aber eben auch (noch?) nicht omnipräsent. Und meistens verleiht sie Hesperidendüften einen Hauch Exotik, ein Quentchen Fremdartiges, das ich durchaus und immer wieder begrüße, denn sie macht gute Laune, die Yuzufrucht.
Citrus x junos ist ein Hybrid, der schon lange, genauer gesagt seit Jahrtausenden angebaut und erfreut sich heutzutage ebenfalls der Verwendung in der Sternegastronomie oder besser: ganz generell auf dem Gebiet des Kochens, welches nicht nur dem Magenfüllen dient 😉 Was Parfums angeht, existieren einige viele, obschon nicht massenhaft Düfte, die Yuzu zum Thema, im Fokus haben oder zumindest prägnante Yuzunoten präsentieren: Pierre Guillaumes Yuzu Ab Irato ist einer davon, Heeley Note of Yuzu, Olfactive Studio Still Life sowie Still Life in Rio, Parfum d’Empire Yuzu Fou, Caron Yuzu Man, Keiko Mecheri Les Nuits d’Izu, Illuminum Tahitian Yuzu, Ella K. Poème de Sagano, Sylvaine Delacourte Smeraldo, Diptyque Oyédo, Stéphane Humbert Lucas 2022 Generation Homme, um nur einige zu nennen. Darüber hinaus findet sich Yuzu in diversen Düften von Loewe und DI SER.
In dieser Hinsicht bin ich old fashioned – Caron, Diptyque, Pierre Guillaume und vor allem Parfum d’Empire sowie Olfactive Studio gehören zu meinen Yuzu-Favoriten. Ok, ich vergaß – Keiko Mecheris Nächte mag ich auch sehr gerne.
Und wie steht es mit Acqua di Parmas Yuzu?
… er enttäuscht selbstredend nicht, wie sollte er auch. Unisex, meine Lieben, will sagen – definitiv für jedermann geeignet. Ganzjährig tragbar, das sowieso, und die Erhabenheit, jene distinguierte Eleganz verströmend, die so gut zu Acqua di Parma passt und den Duft sowohl für den Alltag, Business, als auch Freizeit prädestiniert – ein Immergeher im allerbesten Sinne.
Yuzu ist nicht „bloß“ ein reiner Hesperidenduft und auch ziemlich weit weg vom herkömmlichen, klassischen Cologne-Duft beziehungsweise dessen Charakter – die Konzentration ist ohnehin höher und die Sillage ebenfalls. Ich finde ihn ziemlich genial. Warum? Weil er Yuzu mit subtilen Noten von Pfeffer kombiniert – ein Duo, das immer funktioniert bezogen auf Yuzu als Zitrusfrucht. Jasmin zeigt sich auf meiner Haut weniger deutlich floral als vielmehr cremig, cremend, so wallt Yuzu überaus angenehm über meinen Arm und lullt mich ein sowie er mich anregt, da ihm die für Hesperiden typische, dynamische Frische innewohnt. Wir haben demgemäß Frische, zitrische, Cremigkeit sowie herb-aromatisch-grüne Anklänge, die mir sehr gut gefallen, schillernd, oszillierend zwischen Helligkeit und Schatten. Lotos und Mimose stiften sacht und sanft wässrige florale Akzente, die subtil im Hintergrund wabern, während jenes klitzekleine Bisschen Süßholz, ergo Lakritze, eine kokette, hintergründige Süße spendiert, so dunkelschwarz wie man es erwartet. Harmoniert extrem gut, kann ich nur sagen. Und den minimalistischen, aber dennoch facettenreichen Schönling Yuzu auf meine Test-Liste setzen, vielleicht bekommt er noch ein Plätzchen in meinem Duftregal!
Neugierig geworden, vielleicht etwas für Euch dabei? Und überhaupt, die Gretchenfrage – welche Düfte von Acqua di Parma stehen denn bei Euch zu Hause, welche habt oder hattet Ihr, welche sind noch auf der Must have-Liste?
Einen schönen Tag Euch allen und alles Liebe
Eure Ulrike
Hallo Ulli,
das passt ja jetzt perfekt – den muss ich jetzt natürlich auch testen. An dieser Stelle auch noch ein großes Dankeschön für die anderen Osmanthus-Empfehlungen! Da werde ich mit dem Testen noch eine Weile beschäftigt sein… Wobei mir 17 Nandan Road nach wie vor seeeehr gut gefällt. Hast du zufällig den neuen Osmanthus von Atelier Cologne schon erschnuppert?
Liebe Grüße
Lea
Hallo liebe Lea,
der neue Osmanthus ist mir noch nicht unter die Nase gekommen, das werde ich aber nachholen – gerne auch hier im Blog 😉 Habe gerade schon angefragt im Shop, wann er kommt und werde die Antwort auch gerne weiterleiten 🙂
Ansonsten freut es mich sehr, wenn ich Dir mit der Osmanthus-Schnupperliste helfen konnte 🙂 Falls Du magst, würde ich mich über Rückmeldung/Feedback freuen, bin gespannt, ob Du weitere Lieblinge findest 🙂
Viele herzliche Grüße
Uli
Hallo Uli,
den Osmanthus finde ich schön gelungen und in der Tat sehr elegant – selbst tragen mag ich ihn allerdings nicht so gern. Der parfumig-wummsige Aspekt ist auf der Haut nicht so meins, obwohl es Spaß macht, auf dem Streifen daran zu schnuppern.
Der Osmanthusduft von Atelier Cologne ist merkwürdigerweise schwer zu finden. Bisher habe ich ihn nur in einem Geschäft gesehen – dort hatten sie aber nicht mal eine Flasche zum Schnuppern offen. Blind kaufen wollte ich ihn dann nicht.
Viele Grüße
Lea