… lässt uns noch einen weiteren Tag zumindest gedanklich in Montauk verweilen. Une Nuit Nomade? Yep, genau – die französische Marke, mit der ich mich seit diversen Tagen hier im Blog beschäftige. Für diejenigen, die erst jetzt zu uns stoßen: hier die Markenbesprechung inklusive siehe den ersten Artikel zu der vormals Une Nuit à Bali genannten Marke inklusive Rezension zu Fleur des Fleurs. Darauffolgend die Rezension zu Mr. Vetiver, seht hier, beide Bestandteil der Une Nuit à Bali genannten Kollektion des Hauses, genauso wie Murmure des Dieux und Suma Oriental, deren Rezension Ihr hier findet. Weiter ging es mit der Une Nuit à Montauk-Kollektion, die gestern ihren Anfang nahm mit Memory Motel aus den Phiolen von Annick Menardo – klick.
Wir sind noch nicht am Ende angekommen – nächste Woche folgt noch ein letzter Artikel zu Une Nuit Nomade, und zwar zu deren Une Nuit à Oman-Kollektion. Zuvor aber Vorhang auf für einen weiteren Menardo-Duft von der Ostküste, für Bohemian Soul!
Ein Freigeist im Flakon – Bohemian Soul
„1966 erschien der Dokumentarfilm „Endless Summer“, der von der Suche zweier amerikanischer Surfer nach der perfekten Welle handelte. Von ihren Surfbrettern aus erleben wir den Wunsch, die Zeitzonen weiter auszudehnen, damit der Sommer nie zu Ende geht.
Diese Suche geht weiter, und die Erde wird zu einem Zufluchtsort einer rastlosen Generation. An endlosen Strände treffen, genießen jene freien Geister das Leben, und prägen somit eine neue Bewegung von modernen Strand-Nomaden.
So entstand der „Gypset“-Trend (eine Verknüpfung von Gypsy und Jet Setter) und Montauk wurde zur bevorzugten Destination. Sie erfüllt den Wunsch, von der Welt isoliert zu sein, an einem Ort, an dem unberührte Natur und Öko-Luxus miteinander verbunden sind. Meditieren, atmen, sich Zeit nehmen- und natürlich surfen.
„Bohemian Soul“ spiegelt diese Reise mit Eleganz und Modernität wider: eine unmittelbare Frische, wie ein sanfter Wind, der über dem Meer aufsteigt, der Iris und Guajakholz Platz macht, bevor sich Sandelholz und der zarte Moschus gegenseitig umarmen.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Absinth, Weihrauch
Herznote: Guajakholz, Iris, Myrrhe
Basisnote: Moschus, Sandelholz
Wir oder vielmehr ich hatte es hier im Blog schon einmal von Surferfilmen im Allgemeinen als auch von Endless Summer im Besonderen – und zwar im Artikel zu Sundrunk von Imaginary Authors.
In der Rezension zu Sundrunk erwähnte ich einen anderen Film, an den ich damals schon umgehend denken musste und der heute erneut perfekt passt:
„Ein Kurzfilm ist mir aber besonders in den Sinn gekommen bei der Beschreibung von Sundrunk, der Kurzfilm Bruce Gold – The Last of the Great Surfing Hippies von Anders Melchior (2016). „Surf more, work less“ ist ein bekanntes Surfermotto – Bruce Gold die Personifikation dazu: mit Anfang 20 wanderte Gold nach Jeffreys Bay in Südafrika aus, wo er Pot rauchte und surfte. Das tut er bis heute noch, über fünfzig Jahre später. Schaut Euch das liebevolle Porträt an, der mehrfach preisgekrönte Film geht circa neun Minuten und ist wirklich sehenswert.“
Wenn das nicht die vollkommene Verkörperung des Gypset ist?
Bruce Gold – The Last of the Great Surfing Hippies from Anders Melchior on Vimeo.
Ein Freigeist, der das Leben in vollen Zügen zu genießen weiß – das lese ich aus der Beschreibung von Bohemian Soul heraus. Ein unkonventioneller Kosmopolit, der Gesellschaft schätzt, gerne feiert, aber durchaus auch das Alleinsein genießen kann und Ruhe schätzt, gerne auch in der Natur. LOHAS, um den Terminus für ein Zeitgeistphänomen zu bemühen, das die letzten Jahre zum Trend geworden ist, in dessen Folge auch das Hyggelige und Lagom um sich griffen. Ob nun 200 % gelebt oder nicht – Entschleunigung, Rückzuck ins Quasi-Analoge und dergleichen schätzt eigentlich jeder von uns, zumindest hin und wieder, als Gegenpol zu einer schnelllebigen Zeit und Gesellschaft. Dabei spielt selbstredend auch der Naturbezug eine Rolle – man denke nur an die Auflagenzahl von Zeitschriften wie beispielsweise Landlust (4. Quartal 2019 = über 827.000; zum Vergleich: Bild = knapp 1.400.000, Spiegel = knapp 700.000, Stern deutlich darunter mit 440.000 Exemplaren).
Ich für meinen Teil kann mir das mit fortschreitendem Alter immer besser vorstellen, ein Leben, das sich weitestgehend oder überwiegend autark irgendwo abspielt, gerne auch mit ein bisschen Selbstversorgermentalität. Momentan übe ich bereits, wie der eine oder die andere ja schon weiß 😉 Allerdings hat es bisher eben „nur“ für ein deutsches Mini-Dorf gereicht – mal sehen, ob es in Zukunft dabei bleibt 😉 Und Ihr, meine Lieben? Stadtkinder oder Landeier, so wie ich?
Aber kommen wir zurück zum Thema, den von mir unterstellten Freigeist im Flakon, Bohemian Soul – ist es wirklich einer? Yep, ist er. Aber smooth, stylish, geschmeidig. Charakterkerlchen, ja, allerdings eines, das zwar auffällt, aber nicht auf Teufel komm raus aneckt, kein Spalter.
Stellt Euch jene Absinthnote vor, die viele an Serge Lutens Douce Amère oder Keiko Mecheris Paname lieben … eine grün-aromatische, likörig-süße, die sich in Bohemian Soul ähnlich cremig, dafür ein Quentchen weniger süß geriert. Gebettet auf Irispuder, kühlend und auf eine verführerische Weise an warme Haut erinnernd. Guajakholz zeigt sich wie häufig von seiner besten Seite: balsamisch-warme, würzige Holzigkeit, von Myrrhe tatkräftig unterstützt und sacht eingehüllt in sehr diszipliniertem Weihrauchnebel.
Weniger innovativ als ich dachte, das tut der Schönheit von Bohemian Soul allerdings keinen Abbruch: Absinthdüfte sind nicht soo häufig, die oben genannten gelten zurecht als Vorzeigekandidaten dieser ihrer Gattung. Ich hatte sie beide, besitze Paname noch, mir ist er allerdings etwas zu süß. Insofern freue ich mich an Bohemian Soul, der sich diesbezüglich zurückhaltender zeigt und mir mit seinen Iris- und Guajakholztönen überaus gut gefällt.
Neugierig geworden, meine Lieben?
Einen schönen Abend noch und viele herzliche Grüße
Eure Ulrike
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