Olfaktorischer Nomadismus – Une Nuit Nomade …

… trudelten vor Kurzem bei uns ein und stifteten erst einmal ein wenig Verwirrung. Zumindest bei mir, als ich die Pröbchen in meinem regelmäßigen Testerpaket entdeckte. Die kenn ich doch, da war doch was, aber der Name …

Jene imaginären Fragezeichen in und über meinem Kopf ließen sich schnell vertreiben: yep, wir hatten die Marke schon einmal. Und yep, der Name war anders – Une Nuit à Bali hießen sie damals und waren, mehr oder weniger, mit fünf Düften gestartet, die auch jetzt größtenteils noch beziehungsweise wieder Teil der Kollektion von Une Nuit Nomade sind: Une Nuit à Bali (2013), La Fleur des Fleurs aka Fleur des Fleurs (2015), Mr. Vetiver (2014), Murmure des Dieux (2016) und Suma Oriental (2015).

Harmen hatte sich bereits der olfaktorischen Erkundung der Marke gewidmet, und zwar in diesem Artikel hier, in dem er (damals La) Fleurs des Fleurs, Mr. Vetiver und Suma Oriental bespricht.

Une Nuit à Bali haben sich nun umbenannt, und zwar in Une Nuit Nomade, wie bereits erwähnt. Ihre Düfte haben sie in drei Kollektionen unterteilt: Une Nuit à Bali, Une Nuit à Montauk, Une Nuit à Oman. Une Nuit à Bali umfasst die ersten fünf Düfte, die oben genannten, wobei Une Nuit à Bali, der Erstling der Marke, wohl discontinued ist. Zu Une Nuit à Montauk zählen Bohemian Soul, Memory Motel und Rose America, während zu Une Nuit à Oman Ambre Khandjar und Jardins de Misfah gehören.

Wer die damalige Markeneinführung verpasst hat oder sich nicht mehr erinnert – ein kleiner Denkanstoß, eine kurze Einführung, bevor wir in unsere Rezensionsreihe starten 🙂

Olfaktorischer Nomadismus – Une Nuit Nomade

Harmen hatte sich bereits auf die Spuren der Marke begeben und einiges über deren Eigentümer geschrieben:

„Der Markentext berichtet von Alexandra und Philippe (bei Ça Fleure bon habe ich entdeckt, dass die beiden keine Kunstfiguren sind, sie heißen Alexandra Cubizolles and Philippe Solas), die bei einem Mittagessen auf ihre gemeinsame Leidenschaft für Asien zu sprechen kamen. Alexandra war schon viel herumgekommen, nach Japan, China und Indien gereist, hatte dabei ihre Liebe zu Pflanzen entdeckt und diese ganz fundiert mit einem Biologiestudium vertieft. Auch Philippe war bereits in Thailand und Indonesien gewesen, Reisen, die so eindrucksvoll waren, dass sie ihn zu einer Ausbildung als Shiatsu-Therapeut bewegten. Da lag die gemeinsame Idee auch nicht mehr fern, eine Duft- und Pflegemarke ins Leben zu rufen – inspiriert von Bali, zu 100 % natürlich.“

Une Nuit Nomade

Während eines Aufenthalts in Bali kam Alexandra und Philippe die Idee zu ihrer Duftlinie, die, so ließ einer der Pressetexte verlauten, der Magie der indonesischen Insel geschuldet war, deren sternklaren Nächten, erfüllt von dem Duft exotischer Blüten, von Jasmin und Ylang-Ylang, darüber hinaus ist auch von einem Heiler die Rede … Zurück zu Hause machten sich die beiden umgehend an die Arbeit: in Zusammenarbeit mit einem belgischen Chemiker und einer französischen „Nase“ entstand der erste Duft, Une Nuit à Bali. Darauf folgten selbstredend weitere Düfte, siehe die Angaben hinsichtlich deren Entstehung weiter oben.

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Ob besagte Nächte wohl so oder so ähnlich aussahen? Das in jedem Fall ist ein Bild einer balinesischen Nacht – oooch, was hätte ich gerade Lust dazu …

Une Nuit Nomade verfolgen bei der Herstellung ihrer Düfte auch ethische Ziele beziehungsweise haben diesbezügliche Maßstäbe: eine einwandfreie Herkunft als auch Reinheit der Inhaltsstoffe ist oberste Priorität, das Leitbild der Marke ist „Clean – Natural – Pure – Luxurious (Sauber – Natürlich – Rein – Luxuriös)“. So lassen die Eigentümer in einer kleinen, aber erfahrenen und fachkundigen Manufaktur in Grasse herstellen.

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Une Nuit Nomade – eine Einladung zu einer Reise, einer duftenden, zu olfaktorischem Nomadentum, wie es die Marke nennt. Jeder Zentimeter Haut wird zu einer neuen Erfahrung, einer duftenden, aber ebenso emotionalen.

„Die Kunst des Reisens besteht darin, sich andere Regionen vorzustellen, sich in das Unbekannte zu begeben, die Heimat zu verlassen, um mit einer unschätzbaren Erfahrung bereichert zurückzukehren.

Ein Geruchswanderer zu werden, bedeutet, in eine neue Welt zu segeln, in der alte Gewohnheiten zurückgelassen werden. Es bedeutet, den Duft zu wandeln, so wie man die Landschaft wechselt; es bedeutet, die Chemie des Unbezähmbaren zu erforschen und mit dem Unsichtbaren zu spielen.

Es ist die Annahme einer Lebensphilosophie, eines Sinnes für Neugier, des Wunsches, eine andere Form anzunehmen und blumig, orientalisch, zypernfruchtig, holzig… Abenteurer oder romantisch zu werden.“

Une Nuit à Bali stellt die erste Station dieser Nomadennacht dar. Wer war überhaupt schon mal auf Bali? Für mich steht die Insel ja immer noch und schon viel zu lange auf meiner noch zu bewältigenden Reiseliste …

Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere noch an unsere frühere Rezensionsreihe „Die Schöne und das Biest“, in der sich Mariela und Harmen gemeinsam mit neuen Parfums ausgetobt hatten? Ich nehme mir diese, die ich ein bisschen vermisse und eigentlich mal wieder aufleben lassen wollte (was meint Ihr dazu?), zum Vorbild, Harmens „alte“ Rezensionen zur Brust und gebe dazu meinen „Senf“ ab zu den von ihm besprochenen Düften 🙂

Die erste Station der duftenden Reise – Une Nuit à Bali

Une Nuit Nomade

„Ein Sprung in das prächtige Indonesien, wo der kühne Jasmin und Ylang-Ylang bei Sonnenuntergang ihre Kraft ausströmen, wo Tage unter den Sandelholzbäumen schmachtend zum Träumen einladen, wo das erste Tagesleuchten die organische Kraft des javanischen Vetiver freisetzt, während delikate Opfer-Körbe komplexe Noten von Gewürzen, Frangipani und Reis ausdrücken.

Dieses Tagebuch hat sich mit aromatischen Noten gefüllt, die eine rote Linie um eine einzigartige Kollektion von vier Düften ziehen: „Fleur des Fleurs“, „Suma Oriental“, „Mr.Vetiver“ & „Murmure des Dieux“.“

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Kuta Selatan

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Pura (= Tempel) Ulun Danu auf Bali
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Pura Penataran Lempuyang – ein Hindu-Tempel am Hang des Berges Lempuyang und eines der beliebtesten Urlaubsfoto-Motive auf Bali

Vier Bali-Düfte erwarten uns, nichts also wie „rein“ ins duftende Vergnügen, das sicherlich Fernweh wecken wird!

Balinesischer Blütenzauber – Fleur des Fleurs

Une Nuit Nomade — Fleur des Fleurs

Authentisch & Berauschend – Bali, Insel der Blumen. Ylang-Ylang, ist malayisch und bedeutet „Blume der Blumen“. Sie wird aufgrund ihres komplexen Dufts und unvergleichlichen Wirkung auf Körper und Geist sehr geschätzt. Jasmin, die Königin der Nacht, wartet auf den Sonnenuntergang, damit sie die Luft mit ihrem kraftvollen und warmen Duft erfüllen kann. „Fleur des Fleurs“ ist eine Ode an Ylang-Ylang und Jasmin, ein intensive Harmonie, die sich in einem blumigen Bouquet mit subtil holzigen Eleganz entfaltet.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Bergamotte, Grapefruit, Safran
Herznote: Jasmin, Ylang-Ylang, Tuberose, Glyzinie
Basisnote: Sandelholz, Ambra, Vanille, Benzoeharz

Parfumeur: Karine Chevallier

Harmen ist schon immer wenig blümerant zumute gewesen 😉 … so wundert es kaum, dass Fleur des Fleurs nicht zu seinen All-Time-Favoriten geworden ist:

„Ich muss es gestehen: dicke Blütendüfte sind nicht mein Ding. Natürlich versuche ich hier immer, meinen persönlichen Geschmack erst einmal nicht einfließen zu lassen, aber wenn ich nun einen Ylang-Ylang- und Jasminduft vor der Brust habe, habe ich wenig Hoffnung, dass es ein reiner Genuss wird. Ich kann ja auch nicht aus meiner Haut. 🙂 Hmmm … aber gar nicht so schlecht, was Parfumeurin Karine Chevallier da gezaubert hat … diese Blüten erschlagen einen nämlich gar nicht, Zitrusfrüchte zu Beginn lockern das Ganze angenehm auf. Das Blütenquartett im Herzen aus Jasmin, Ylang-Ylang, Tuberose und Glyzinie – wirkt gar nicht so narkotisch, wie man denken könnte und ist cremig-weich unterlegt. Ein tropisches Blütenparadies, durch das eine frische Meeresbrise weht. Natürlich nichts für Männer (mit oder ohne Vollbart), aber genau das Richtige für alle Fans weißer Blüten und tropischer Paradiese.“

Ach Harmen, nicht jede in einen Flakon gebannte Blume muss für Lumbersexuals taugen 😉 Dass es Dich dennoch nicht ganz kalt gelassen hat, das tropische Bouquet, das wundert mich nicht, obschon der Name nicht ganz korrekt gewählt ist. Nicht eine Blume, nicht die eine Blume der Blumen reckt sich hier aus der Flaschenöffnung heraus, sondern ein ganzes Blütenmeer wallt mir von meinem Handgelenk entgegen. Dafür, dass wir es mit gar vielen Blümelein zu tun haben, wovon etliche Weißblüher sind, die ich im Blog immer wieder gerne als Männerfresser tituliere, haben sie allerdings nicht nur Dich leben gelassen 😉 Will sagen: wir haben es hier, das hast Du damals schon ganz korrekt erfasst, zwar mit einem dicken Blumenstrauß exotischer Pflänzlein zu tun, die allerdings viel weniger aufdringlich oder dominant erscheinen, als man es auf den ersten Blick vermuten könnte.

Safran kontrastiert zwinkernd, auf meiner Haut eine subtil-ledrige Facette offenbarend, darüber hinaus nehme ich eine unterschwellige, aquatisch-maritim anmutende (Meeres)Frische wahr, die unsere Blümelein ein wenig leichtfüßiger macht. Vanille cremt, das passt meistens ziemlich perfekt in einen solchen Duft, zu einem solchen Duft, den ich, genauso wie Du, lieber Harmen, als tropisch-floralen etikettieren würde.

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Wer Düfte wie beispielsweise Keiko Mecheris Isles Loîntaines schätzt, ist hiermit bestens bedient. Weiße Blüten, unzählige, aber dennoch in seinem (Duftfamilien)Rahmen Understatement, kein „In Your Face“-Duft, sondern ein eleganter moderner Floraler, feminin, sinnlich und sexy.

Morgen geht es weiter mit den Bali-Düften von Une Nuit Nomade – bis dahin alles Liebe und einen schönen Tag Euch!

Herzlichst

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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