… steht heute auf meiner Testliste. Das 2018 in Paris von Thibaud Crivelli gegründete Parfumhaus ist neu bei uns im Sortiment – gestern hatte ich Euch bereits die Marke samt erstem Duft, Absinthe Boréale vorgestellt, klick. Heute geht es weiter mit dem zweiten Duft von Maison Crivelli, die mit insgesamt sieben Düften auf den Markt kamen, mit Bois Datchaï.
Von Waldlichtungen und Beerenfrüchten … Bois Datchaï
„Forest races, crispy wild berries, tangy brambles, summery times. First one home. Cheeky games, smoky tea, spicy bark. Silvery reeds, lively embers, fruity seeds. A crimson moon.“
Die Ingredienzen: Schwarze Johannisbeere, Guajakholz, Virginia-Zedernholz, Papyrus, Brombeere, Beeren, Tee
Parfumeur: Dorothée Piot
Ein urwüchsiger Wald im Sommer, Sonnenstrahlen, die sich ihren Weg durch das Dickicht der Zweige bahnen. Beeren, die wie Farbtupfer im dunklen Grün erstrahlen und zum Naschen und Sammeln einladen. Dann ist da noch die Rede davon, als erster wieder zu Hause zu sein, von „frechen Spielen“, rauchigem Tee und würziger Rinde, von silbrigem Schilf, „lebendigen Holzkohlen“ (glimmend, im offenen Kamin?) und von fruchtigen (fruchtbaren?) Samen sowie einem Blutmond …
Bois Datchaï wird als „verzaubernd“ beschrieben, als „würzig, fruchtig, leicht süß“, als „rauchig, holzig, warm“ sowie „geheimnisvoll, nächtlich“ … Liest sich nach einem unbeschwerten Urlaub fernab der Zivilisation, vielleicht in einer hübschen skandinavischen Blockhütte? Wobei, die gibt es ja auch in hiesigen Gefilden, der Schwarzwald beispielsweise hat sowas auch parat …
Brombeeren, schwarze Johannisbeeren, Hölzer und Holzrauch – das erinnert mich spontan an Enchanted Forest von The Vagabond Prince, die Marke, hinter der die Fragrantica-Betreiber stehen. Dieser bezirzte mich (und nicht nur mich) mit einer der schönsten Cassis-Noten, die ich jemals in einem Duft vorfand. Mal sehen, in welche Richtung unser Hölzlein von Maison Crivelli tendiert …
Zu der Parfumeurin Piot noch ein paar Worte oder vielmehr olfaktorisches Namedropping: Sie hat an der berühmten ISIPCA studiert, arbeitet heute bei Robertet, einem der großen (ok, untertrieben …) Aromenherstellern. Was ihr bisheriges Schaffen angeht, ist sie beispielsweise für folgende Düfte verantwortlich: Amouage Fate Woman und Figment Woman sowie Memoir Woman und Myths Man, Jovoy Les Jeux sont faits, Jul et Mad Amour de Palazzo und Stilettos on Lex sowie Terrasse à St-Germain, Olfactive Studio Chambre Noire, Majda Bekkali J’ai fait un rêve clair, um nur einige zu nennen. Falls Ihr neugierig seid – bei Fragrantica als auch bei der Perfume Society finden sich Interviews mit ihr, einfach anklicken.
Bois Datchaï ist ein wundervolles Düftchen: er hat seinen Fokus in der Tat auf der Brombeere und nicht auf der Johannisbeere, was ich begrüße. Nicht, dass ich keine Johannisbeeren mag, ganz im Gegenteil – ich liebe sie in Düften, allerdings hatte die Johannisbeere, die schwarze, die letzten Jahre eine Renaissance erlebt und ist mittlerweile doch in einigen Düften aufgetaucht, hat somit meiner Meinung nach die Brombeere hinsichtlich der Präsenz als auch der Häufigkeit überholt. Generell könnte es mehr Beerendüfte geben, wobei Himbeeren beispielsweise relativ häufig vorkommen, Brombeeren dahingegen …
Mir fällt dazu selbstredend immer der Klassiker von L’Artisan Parfumeur ein, Mûre et Musc, der mir persönlich allerdings nicht an mir selbst gefällt. Alles richtig gemacht hat man, Brombeeren auf watteweichem Moschus, letzterer aber passt so gar nicht zu mir, weswegen sich keinerlei Früchtchen auf Moschusbett in meinem privaten Duftrepertoire finden. Darüber hinaus Blackberry & Bay von Jo Malone, mein Liebling Jubilation XXV von Amouage hat eine gar herrliche Brombeere in der Kopfnote, das gleiche gilt für Mortal Skin von Stéphane Humbert Lucas. Dann wären da noch Roseberry von Parfums de Rosine, Accord Oud von Byredo, La Superba Mora di Gelso von Acqua di Genova, Penhaligon’s English Blackberry, Comptoir Sud Pacifique Vanille Blackberry. Bei den Mainstreamern Laliques Amethyst sowie Ferragamos Signorina Misteriosa, da verließen sie ihn beziehungsweise mich dann aber auch schon wieder.
Halt, nein, einen habe ich noch – Blackberry Woods von Shay & Blue, den ich hier besprochen habe. Und dieser noch als neu zu bezeichnende Duft ist Bois Datchaï gar nicht mal so unähnlich. Die kleine Schwester vielleicht, und zwar des großen Bruders, den unser Hölzchen ist definitiv weniger süß, zeigt sehr zu meiner Freude so gut wie keine Weichheit, sondern offeriert Brombeeren satt. Dunkle, saftige Brombeeren, nicht überreif, sondern genau richtig, flankiert von sachtem Blattgrün und umgeben von Unterholz, von elegant-kühlen Hölzern. Ein Quentchen Moos findet sich ebenfalls, vielleicht bilde ich mir das allerdings auch nur ein, weil es so gut in das Bild passt, dass der Duft vor meinem inneren Auge heraufbeschwört.
Des Weiteren finde ich in der Tat einen Hauch Schwarztee, rauchigen – kennt den im übrigen jemand? Geräucherten Schwarztee? Einer meiner absoluten Teefavoriten, Lapsang Souchong, am liebsten von Mariage Frères. Empereur Chen Nung heißt die Sorte – oder vielmehr hieß sie … Ich wollte gerade auf der Webseite nachsehen und habe entdeckt, dass es ihn gar nicht mehr gibt, sehr zu meiner Freude … So ist das wohl immer mit den Lieblingen. Dafür gibt es ein paar neue geräucherte Tees, hoffentlich ist etwas für mich dabei (Randbemerkung: sehr spannend – es gibt unterschiedliche Neulinge, jeweils geräuchert über bestimmten Holzsorten wie Zypresse, Kirsche, Zeder, das liest sich ganz hervorragend!). Geräucherten Schwarztee findet man in fast jedem gut sortierten Teegeschäft, meistens aber eben nur eine Sorte Lapsang Souchong, denn es ist etwas für „Kenner“, wie es immer so schön heißt. Man könnte auch „special interest“ dazu sagen. Wer torfigen Single Malt mag, wird geräucherten Schwarztee mit seinen teerigen, ledrigen Akzenten lieben. Ein Spalter sind derlei Teesorten in jedem Fall.
Zurück zu Bois Datchaï – es ist Schwarztee. Und er verströmt einen Hauch Rauch, einen kleinen, feinen. Alles in allem finde ich diese Kombination mehr als gelungen – die Brombeeren, deren Fruchtsüße, die verhaltene, kontrastiert von Hölzern und Schwarztee, von sehr subtilem Rauch eingehüllt. Nullkommanull pudrig, nicht süß im klassischen Sinne und somit auch kein Cocktailfrüchtchen, was mir überaus gut gefällt. Bei mir geht Bois Datchaï erst einmal in den Dauertest, eine weitere Brombeere könnte mir schon gefallen …
In diesem Sinne schwelge ich für heute Abend in beerigen Träumen –
einen schönen Tag noch meine Lieben und viele herzliche Grüße
Eure Ulrike
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