… fasste die junge Bloggerin Camille Rainville aus Vermont bereits 2017 in Worte, die sie selbst als „highly amateur, far too unedited, and quite emotionally raw” bezeichnete, als sehr amateurhaft, hochgradig unlektoriert und ziemlich „emotionally raw“. Letzteres kann hier mehrdeutig übersetzt werden, da „raw“ nicht nur für roh im Sinne von unverarbeitet steht, sondern diverse Dimensionen hat – pur, rein, unvermischt, darüber hinaus aber auch offen, grell, scharf …
Be A Lady, das Gedicht (kann man es als solches bezeichnen?), setzt sich mit den Widersprüchlichkeiten auseinander hinsichtlich der Erwartungshaltung/en, denen Frauen in unserer Gesellschaft ausgesetzt sind. Den Anforderungen, die, mal explizit, mal implizit formuliert, an Mädchen und Frauen, an das Frausein herangetragen werden.
Gerade eben wurde nun ein Video veröffentlicht, das, ich bin mir fast sicher, das Internet rasant viral erobern wird beziehungsweise gerade schon dabei ist: Cynthia Nixon, bekannt aus Sex and the City, rezitiert Be A Lady, unterlegt mit passendem Videomaterial, produziert und veröffentlicht von dem Magazin girls girls girls.
Ich mag das Video, Ihr? Unabhängig davon, ob man sich nun persönlich für Fashion, Heels, Beauty und Co. begeistern kann, für Fitness, für bewusste Ernährung oder eben auch nicht – es sollte einem selbst überlassen bleiben. Und ich denke, dass es kaum eine Frau gibt, die nicht das eine oder andere bereits gehört hat, was in dem Video postuliert wird. Oder gelesen, denn auch und gerade Frauenzeitschriften sind voll davon, was man denn nun zu tun oder zu unterlassen hat als Frau. Obige Erwartungshaltungen oder auch „Lasten- beziehungsweise Pflichtenhefte“ werden nämlich nicht nur von (einem Teil der) Männer an Frauen herangetragen, sondern stammen auch aus dem „eigenen Nest“, von Frauen für Frauen, bei weitem nicht immer nett gemeint …
Ich erinnere mich da unter anderem an den verheerenden Artikel von Alexandra Shulman (frühere Chefredakteurin der britischen Vogue) in der Daily Mail, die Helena Christensen aka The Body für ein Bustier, das diese anlässlich der Geburtstagsparty von Gigi Hadid 2019 trug, dafür angriff. Sie sei zu alt dafür und überhaupt eine Art Mogelpackung. Das begründete sie damit, dass Frauen beziehungsweise ihre Körper, sobald sie keine Kinder mehr bekommen können, auf eine Weise tragisch wahrgenommen werden würden – daran sei leider nichts zu ändern – und deshalb derlei Kleidung nicht (mehr) in der Öffentlichkeit tragen und sich auf andere Art präsentieren sollten, nicht (mehr) als sexuell begehrenswerte Wesen. Unfassbar …
Weinstein ist soeben verurteilt worden, der den Stein des Anstoßes zu #MeToo gab – nichtsdestoweniger kann und muss sich noch eine ganze Menge verändern im Hinblick auf Frauen, Frauenbilder …
Viele herzliche Grüße
Eure Ulrike
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