Sven Pritzkoleits Bouquet – Delirious Iris & Magnolia …

… stehen heute bei mir auf dem Programm. Vorgestern hatte ich Euch nach langer Zeit einmal wieder einen Duft von Sven vorgestellt, und zwar Powder & Dust, den er zusammen mit der Vloggerin Tommelise aka Yana Lysenko kreierte und mit dem die beiden den letztjährigen Art & Olfaction Award in der Artisan-Kategorie gewannen (neben Hiram Green mit Hyde).

Sven hatte mir schon vor einiger Zeit ein liebevoll bestücktes und verpacktes Paket gesendet, in dem sich ein Großteil seiner neuen Düfte fanden. Es ist bei mir im Zuge meines letztjährigen Chaos nur leider etwas untergegangen, weshalb ich, nicht ohne schlechtes Gewissen, mich jetzt doch endlich mal seinen Neulancierungen widmen möchte. Ich habe schon einige Düfte von Sven hier im Blog rezensiert – Ihr findet sie alle im Duftverzeichnis oben.

Ich muss sagen, dass ich mich doch etwas gewundert habe über den großen Anteil an Blümchen im Paket, denn bisher hatte sich Sven zumindest hinsichtlich seiner Veröffentlichungen eher mit Hölzern, Animalischem, Vintagedüften und Co. hervorgetan – etwas, was er wirklich richtig gut kann. Klar, es sind auch andere Düfte in seinem Portfolio vorhanden, siehe Powder & Dusk oder auch Sunmilkflowers, Lemon Sorbet & Orange, dennoch … Ich bin sehr gespannt, wie Sven seine drei Blümelein umgesetzt hat – morgen folgt nämlich zusätzlich noch Rose Polaroid.

Kuschelzeit – Delirious Iris

Van Gogh - Starry Night - Google Art Project
Sternennacht (1889) von Vincent van Gogh / Public domain

„Inspired by Vincent van Gogh’s „Starry Night“: Delirious intro with rum/ whiskey accord, green notes of violet leaf and cactus, earthy Iris root with tobacco-ambery Okoume wood, Tonca Beans extract, Patchouli, Musks.“

Delirious Iris hatte demgemäß als Inspirationsquelle ein überaus bekanntes Gemälde, die Sternennacht von van Gogh. Das Extrait de Parfum macht mich nach Svens wie üblich eher knapp-minimalistischer eigener Duftbeschreibung mehr als neugierig, denn es liest sich nicht wie eine typische Iris, sondern nach einer Gourmandvariante, was sich bereits im Namen ankündigt – die köstliche Iris.

Derlei Irisinterpretationen sind eher selten, mir fallen spontan so gut wie keine ein … ok, doch, vielleicht ein paar 😉 Daimiris von Laboratorio Olfattivo, Equistrius von Parfums d’Empire, Guerlains Iris Ganache, Cuir d’Iris von Pierre Guillaume, der dürfte aber mittlerweile discontinued sein, meine ich, genauso wie Nez à Nez Marron Chic. Ansonsten … Iris Fauve von Atelier des Ors, L’Insomnuit von Robert Piguet. Eine frühere Variante von Dior Homme zeichnete sich ebenfalls durch Gourmandnoten von Kakao nebst Iris aus, allerdings weiß ich nicht, ob das in der(/den?) neueren Variante(n) erhalten geblieben ist.

https://pixabay.com/photos/girl-mov-flowers-iris-blonde-1361787/

Wie aber duftet sie nun, unsere Delirious Iris? Weniger oder besser anders gourmandig, als ich vermutet hatte. Iris, pudrig und rumgetränkt, auf eine subtile Weise buttrig und … zumindest für meine Nase von getrockneten Kokosraspeln veredelt. Keine Ahnung, woher ich diese Assoziation habe, aus welchem Zusammenspiel sie entsteht – noch während ich darüber nachdenke, entdecke ich die grünen Anklänge, wässrig-grün-milchige Töne, pastellig, die die Pudrigkeit unserer Iris gekonnt kontrastieren. Getragen wird das deliziöse Duftvergnügen von einer balsamisch-samtigen Holzigkeit, zurückhaltend, aber präsent, die wiederum sachte Kakaopudertöne verströmt.

Irisliebhaber gibt es viele da draußen – und die sollten Svens Delirious Iris in jedem Fall testen, denn er hat mit ihr einen Irisduft geschaffen, der die relativ breite Palette derselben um eine gelungene Innovation bereichert, will sagen: sich in einer Nische niedergelassen, die bisher noch nicht belegt war. Ein anschmiegsamer, wohltuender Seelenschmeichler.

Verborgene Paradiese – Magnolia

„Magnolia Blossom with yuzu / kumquat – violet & ivy green leaves after refreshing rain – elemi, cedarwood, amber, musks.“

Als „fresh-green-floral“ deklariert Sven seinen Magnolia, der in der Konzentration eines Eau de Parfums erhältlich ist. Magnolia ist keine monothematische Magnolieninterpretation, sondern gleicht der Impression eines morgendlichen Gartens nach einem lauen Sommerregen. Derlei Düfte nehmen mich meist für sich ein, ich denke da vor allem an Annick Goutals Un Matin d’Orage, der ebenfalls blühende Magnolien nach einem Schauer zum Thema hat. Im Vergleich zu dem Goutal zeigt sich Svens Magnolia weniger floral-süß, weniger magnolienzentriert, was vor allem an den Hesperidenfrüchtchen liegt. Yuzu und Kumquat stiften exotisch-zitrische Strahlkraft, es finden sich anbei darüber hinaus diverse grün-schillernde Facetten, Blattwerk, sanft knospendes, Kräuteriges, sachte Anklänge von Gras und verhalten auch Moos, von zarten, fragil wirkenden Zweigen umrankt.

Svens Garten ist grün, eine herrliche kleine Oase für Ruhesuchende. Wir befinden uns hier nicht in einem öffentlichen Park, in dem Ghettoblaster lärmen und Menschen wild grillen, sondern in einem gepflegten Privatgarten, einer kleinen Alltagsinsel, die irgendwo im Verborgenen vor sich hin grünt und blüht, sorgsam gehegt und gepflegt von kundigen Händen, die es vermochten, die Anlage natürlich aussehen zu lassen, auf eine Art wild, im Hintergrund aber die Strippen ziehen. Nebenbei bemerkt – die Idealvorstellung eines Gartens, die ich hoffentlich die nächsten Jahre auf meinem neuen Stückchen umzusetzen in der Lage bin …

https://pixabay.com/photos/girl-mov-flowers-iris-blonde-1361787/

Magnolia ist ein modernes Duft-Landschaftsaquarell, das sowohl die namensgebenden blühenden Sträucher als auch einen herrlichen Garten drumherum einfängt und kontemplative Momente beschert.

Morgen, meine Lieben, geht es weiter mit Rose Polaroid aus der Kollektion von Sven Pritzkoleit – bis dahin alles Liebe und einen schönen Samstag!

Viele herzliche Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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