Ein altes Versprechen einlösen: Powder & Dust von Sven Pritzkoleit …

… harrt, wie einige andere Düfte neueren Datums aus seinen Phiolen, noch einer Beschreibung. Asche über mein Haupt – ich bin so lange nicht dazu gekommen. Zwischendurch sind dann überdies die Proben oder vielmehr: das liebevoll gepackte Paket, das mir Sven zuschickte, im Chaos meines neuen alten Hauses, welches immer noch einer halben Baustelle gleicht, abhanden gekommen. Dieser Tage fiel es mir dann doch wieder in die Hände – und ich habe mich dessen erinnert, dass ich schon viel zu lange vorhatte, über Powder & Dust zu schreiben. Nicht nur, im übrigen, Sven war fleißig wie ein emsiges Arbeitsbienchen … Aber fangen wir zuerst von vorne an …

Ein Apotheker auf olfaktorischen Abwegen – Sven Pritzkoleit

Der sympathische Sven ist schon lange Kunde bei uns. Von Haus aus hat er Pharmazie studiert und war erst geraume Zeit in der Apotheke seiner Eltern tätig, bevor er seiner Leidenschaft für Düfte (zuerst nicht ganz freiwillig – lest hier oder in Svens Buch, das es in seinem Webshop gibt) freien Lauf ließ und damit begonn, selbst Parfums zu kreieren. Ihr wisst es sicherlich, es gibt einige Autodidakten in der Nischenduftwelt, die mit beachtlichem Talent (und im weiteren: Erfolg) gesegnet sind – dazu hatte ich in meinem ersten Artikel zu Herrn Pritzkoleit schon etwas geschrieben, seht hier. Darüber hinaus habe ich mir schon einige seiner Düfte für Euch unter die Nase geklemmt – Ihr findet die Rezensionen dazu im Duftverzeichnis.

„Heimat ist dort, wo wir das Parfum finden, das uns die Gerüche der Kindheit zurückbringt und die Erinnerungen an eine Zeit der Neugier, Unbeschwertheit und Geborgenheit. Dieses Parfum ist tief in unserem Bewusstsein und in unseren Träumen verankert. Vielleicht wird es uns begegnen …“

Auf Svens erste Düfte folgte eine Kooperation mit Miguel Matos von Fragrantica, ein duftendes Trio, das Miguels portugiesische Wurzeln interpretierte, seine (Kindheits)Erinnerungen – Suntanglam,Funfair und Lisbon Blues. [Danach lancierten die beiden noch einen vierten Duft zusammen – Nowhere Fast.] Darüber hinaus kreierte Sven Hyrax für The Zoologist (benannt nach den possierlichen Schliefern, einer murmeltierartigen Säugetierfamilie) sowie etliche weitere Düfte für seine eigene Kollektion, die wir uns, versprochen, demnächst noch ansehen werden.

Powder & Dust nun ist ein ganz besonderer Neuling, denn er gewann letztes Jahr neben Hyde von Hiram Green den Art and Olfaction Award in der Kategorie „Artisan“. Ich war bei der Preisverleihung in Amsterdam vor Ort in der wunderschönen alten Kirche De Oude Kerk, weil ich zugleich Judge war, und hatte eigentlich auch vor, darüber zu berichten, wenn, ja wenn nicht mein Smartphone mit all den Bildern in die Knie gegangen und mir nicht einmal mehr kurz davor ein Wasserschaden in die Quere gekommen wäre … Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, lieber Sven – heute also endlich, endlich meine Rezension zum Duft …

Quelle: A&O Press Release

Pudersonne satt – Powder & Dust

„A Modern Interpretation of Vintage Hyperpowder, inspired by Yana’s Stardust“ Sven Pritzkoleit

„Ultimative powdery scent that surprises with its uniqueness.
It opens with sparkle of champagne and glossy pear.
The heart envelops the queen of the show-sunny mimosa.
This powdery and fresh scent evokes smile on your face and brings memory of spring.
It has a fluffy texture and is cozy and so alluring.
In the base it is supported by gentle musk, sweet vanilla and soft wood.

POWDER & DUST is a happy scent, that will bring a lot of joy in your life.
Glamour for every day 💛“ Yana/Tommelise

Die Geschichte zu Powder & Dust ist die einer Kooperation, und zwar die von Sven mit der Vloggerin Yana Lysenko, besser bekannt unter dem Namen Tommelise. Von ihr gibt es ein paar Videos zum Thema, die ich Euch nicht vorenthalten möchte – beginnen wir mit dem Videoclip zu den Hintergründen ihrer Kooperation mit Sven und der Geschichte zu Powder & Dust:

Yana und Sven lernten sich kennen und schätzen, beschlossen, einen Duft zusammen zu kreieren. Yanas Idee – ein Puderduft, da sie Puderdüfte am liebsten mag. Nicht irgendeinen wollten sie erschaffen, sondern den besten, den pudrigsten überhaupt, das war ihre Vision. Yana betont in dem Video, dass sie auf Iris verzichten wollten, jene Ingredienz, die für gewöhnlich (neben Rose) in fast jedem pudrigen Duft Verwendung findet, man denke an die ganzen Boudoir-Düfte, an den Duft von Vintage-Puder und so weiter und so fort. Yana hatte eine andere Ingredienz im Kopf, und zwar – Mimose. Darüber hinaus schwebte ihr vor, einen Duft zu kreieren, der im Auftakt an Champagner erinnert, „sparkling“ und „glamouros“, der darüber hinaus in Folge fruchtige Noten zeigt, eine Frucht, die gleichermaßen süß aber auch säuerlich ist. Hier fiel die Wahl der beiden auf Birne. Darüber hinaus sollte der Duft gleichzeitig sonnig sein, aber auch kühl, frühlingshaft und „fluffy“, kuschelig, anschmiegsam. Die Geburt war wohl eine schwierige, die ersten Entwürfe waren viel Sven, ausschließlich Sven, wie Yana attestiert, die nach eigenem Bekunden „hard to satisfy“ ist, schwierig zufriedenzustellen. So ging es also hin und her, im übrigen kein ungewöhnliches Vorkommen im Prozess der Duftentwicklung. Etliche weitere Versuche seitens Sven, bis, ja bis schlussendlich dieser Entwurf da war, der Yana begeisterte und an dem die beiden weiter werkelten, bis er sie beide hundertprozentig zufriedenstellte.

Mit eben diesem gewannen sie dann den A&O-Award, das Video dazu findet Ihr hier:

Und wie duftet er denn jetzt, der Gewinner Powder & Dust?

Nach weit mehr, als sowohl Yana als auch Sven angegeben haben, das dürfte klar sein 😉 Der Auftakt triggert bei mir schon vieles, ich fühle mich an Carons Royal Bain erinnert, der auch einem Champagnerbad gewidmet ist, aber, wichtig – ein Klassiker ist, insofern heutzutage geschnuppert einen deutlich zu vernehmenden Vintagecharakter besitzt. Powder & Dust ist kein Vintageduft und auch nicht retro, sondern eine moderne Interpretation des pudrigen Duftthemas oder besser -motivs, das eine riesige, zumeist weibliche Fangemeinde besitzt – hier befindet sich Yana sicherlich in bester Gesellschaft.

https://pixabay.com/photos/mimosa-flower-vesna-yellow-flower-2761973/

Powder & Dust ist heiteren Gemüts, voller Lebensfreude, rassig auf eine Art und vor allem auch sonnig – er strahlt hell und gelb-pastellig, erfüllt die Versprechungen Yanas. Er erinnert an Champagner, an dessen feine, luxuriöse Perlage, ich entdecke hier darüber hinaus leise metallische sowie mineralische Noten, die, yep, eben auch in einem guten Schaumwein zu finden sind. Birne spielt hier sicherlich mit hinein, sie ist hier genau richtig hinsichtlich ihres Reifesgrads – nicht „grün hinter den Ohren“, aber auch nicht überreif, sondern fein-mehlig, saftig und säuerlich, gleichwohl von einer verlockenden Süße. Moschus zeichnet weich – in diesem Falle eine dezente Untertreibung, während Vanille hingebungsvoll die süße Cremigkeit verstärkt. Darunter findet sich dezentes, einrahmendes Holz.

https://pixabay.com/photos/person-human-female-girl-face-1193478/

Powder & Dust duftet meines Erachtens nach relativ unverkennbar nach einem Pritzkoleit – wer mehrere seiner Düfte kennt, wird wissen, was ich meine. Eine bestimmte Handschrift, ein bestimmter Stil wohnt seinen Düften inne. Es ist eine moderne Interpretation eines pudrigen Duftes, der aufgrund seines Fokus‘ auf Mimose und der Verbindung mit Birne innovativ und besonders ist, eine charakterstarke, fröhliche Duftpersönlichkeit, die dennoch gefällig ist und absolut tragbar. Allerdings sollte man Pudriges schon mögen, ich nehme an, das ist klar 😉 Auf wen das zutrifft, meine Damen – testen! Ich bin mir sicher, Ihr werdet es nicht bereuen!

Einen schönen Tag Euch und viele herzliche Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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