… ist heute Thema bei uns im Blog. Wer die amerikanische Indie-Marke noch nicht kennt, dem seien einige Zeilen vorausgeschickt 🙂
Der Autor der imaginären Autoren – Josh Meyer
„Imaginary Authors is born from the concept of scent as art and art as provocation. Like a good book, these scents are meant to inspire you. In these bottles are layered narratives that are sure to generate stirring conversation, fragrances that might be capable of changing the course of your own personal story. The hope is that they not only invigorate and intoxicate, but also take you to new places.
Each Imaginary Authors fragrance follows a compelling storyline peppered with intriguing twists. These are scents to curl up with, to share with friends, to take with you wherever you go, and to return to again and again for a uniquely transcendent experience.“
Das Konzept von Imaginary Authors: Duft als Kunst, Kunst als Provokation. Düfte, die Erzählungen sein sollen und zu Erzählungen anregen. Düfte, die mit ihrem Träger kommunizieren und mit dessen Umfeld, die zur Kommunikation anregen zum Ziele einer einzigartigen Erfahrung. Alle Düfte beziehen sich auf literarische Werke und deren Schöpfer, auf Autoren und Literaten, die allesamt … erfunden sind, ganz genau. Daher kommt auch der Name der Marke, Imaginary Authors.
Der Mann hinter Imaginary Authors ist Josh Meyer, der einen durchaus interessanten Background zu bieten hat – in dem ersten Blogartikel zu Imaginary Authors findet Ihr mehr zur Marke sowie diverse Links zu Interviews mit Meyer. Lesenswert, meine Lieben!
Wie ein wilder Stier – Bull’s Blood
„Devante Valéreo wuchs in einem staubigen spanischen Dorf auf den Balearen auf. Er erinnerte sich gerne daran, wie er mit seinem Vater, einem ehemaligen Picador, zu den Stierkämpfen ging. Diese frühen Erfahrungen inspirierte ihn zu seiner bekanntesten Novelle „Stierblut“. Die schreckliche Geschichte dieses Buchs voller Verführungen führte zu Klagen wegen Obszönität gegen den Autor. Obwohl die Klagen vom Gericht abgewiesen wurden, war der Verkauf seiner Werke ein paar Jahre lang verboten.In Barcelona rauchte er als Stammkunde Zigarillos und schrieb in den Cafés und Bars bis in die Nacht hinein. Valéreo verschwand als Flüchtiger 1967 nach einer aufsehenerregenden Kneipenschlägerei mit amerikanischen Seeleuten, von denen einer später seinen Verletzungen erlag. „Ein Mann, der getötet hat“, schrieb er später in „Stierblut“, „ist ein Mann, der die Leidenschaft kennt.“
Ein kraftvoller Duft für alle, die wissen, was sie wollen. Bull’s Blood ist für die Anlässe, wenn man den Stier bei den Hörnern packen will.“
Den Stier bei den Hörnern packen … der Stier kann hier selbstredend als metaphorisch gesehen werden, gemeint ist wohl eher das Leben. Die Chance am Schopf ergreifen liest sich auch weit weniger adrett und vor allem kraftvoll, schwingt hier doch keinerlei Attacke mit. Darüber hinaus baut man in diesem Falle wohl auf das (Zufalls)Glück und nicht auf die Fähigkeit, der eigenen Existenz und ihren Widrigkeiten die Stirn zu bieten und sie nach gusto zu gestalten.
Meyer hat bei mir mit seiner Geschichte zu Bull’s Blood selbstredend ein hübsches Brainstorming angestoßen, währenddessen ich von Hölzchen zu Stöckchen gelangt bin. Eingefallen ist mir Scorseses Meisterwerk Wie ein wilder Stier, vermutlich auf jeder Top100-Liste der besten amerikanischen Filme aller Zeiten über Aufstieg und Fall der Boxlegende Jake LaMotta mit Silvester Stallone in der Hauptrolle. Hemingways Werk Fiesta fiel mir ein, in dem es unter anderem um Stierkampf geht, genauso wie seine Bemerkungen über den Boxsport, über das Boxen, das für ihn eine Allegorie auf das Leben darstellte. Und ich dachte an seine gut überlieferten Kneipentouren auf Kuba, wo er sich wie oben genannter Valéreo an Zigarren und Alkohol gütlich tat.
Während ich Stierkampf ablehne, bin ich beim Boxen gerne dabei, wenngleich auch passiv. Für viele aus meinem Umfeld unverständlich, was mich sowohl am Boxkampf als auch an Martial Arts und Ultimate Fighting fasziniert, obschon ich es in ein paar Worten erklären kann … Siegen oder Verlieren ist hier sicherlich auch abhängig von den Voraussetzungen, den physischen, dem Trainingszustand, der Taktik, einer Portion Glück und so weiter, in allererster Linie aber von der Willensstärke. Der unbedingte Willen zu siegen kombiniert mit einem unbändigen Glauben an sich selbst – das ist die Grundvoraussetzung, die Basis. Boxfans da draußen? Erinnert sich wer an Arthur Abrahams grandiosen Kampf gegen Edison Miranda, den er mit mehrfach gebrochenem Kiefer gewann? Oder kennt wer Connor McGregors Kampfstil (und sein Verhalten außerhalb des Käfigs oder Rings)? … ohne mich in weiteren blutigen Details verlieren zu wollen – das Mindset ist es, worauf es ankommt, genau wie im (echten) Leben …
Zeichnet Meyer das olfaktorisch nach mit Bull’s Blood? Schauen wir ihn uns doch gleich mal an, den Duft, der folgende Ingredienzen beinhaltet: Patchouli, Rose, Costus, Tabak, Moschus, Blut.
Ein Patschuli-Röslein, und noch dazu ein richtig gutes, meine Lieben! Blutrote Rosen, strahlend und samten, leise metallisch tönend, die versprochene olfaktorische Abstraktion von Blut. Eingefleischte Parfumistas denken an dieser Stelle sofort an Eau de Protection, den ersten VIP-Duft aus dem Hause Etat Libre d’Orange, der Pedro Almodovars Muse Rossy de Palma gewidmet ist. Die Duftrichtung passt, genauso wie noch ein anderer Fingerzeig – Eau d’Italies Paestum Rose, dessen rosig-kühle Gewürzigkeit sich auch in Bull’s Blood wiederfindet. Bull’s Blood allerdings hat mehr Schmackes, ist weniger distinguiert, gezügelt, kalkulierend, als vielmehr Furor, Raserei, Leidenschaft, was sich in seinen harzigen Noten, den rauchig-animalischen Anklängen manifestiert, die beständig zwischen Kühle und Wärme oszillieren.
Überflüssig zu erwähnen – Bull’s Blood ist, genauso wie die beiden anderen genannten Düfte, keine 0815-Variation des bekannten Duos Rose und Patschuli. Diese beiden sollte man mögen, kann sich aber getrost auch testenderweise auf den Duft stürzen, wenn man schon ein paar ebensolche Kandidaten im heimischen Repertoire hat.
Einen schönen Tag noch meine Lieben und viele herzliche Grüße
Eure Ulrike, die dringend einmal wieder Wie ein wilder Stier schauen muss …
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