In den Sand mit Evodys Désert Nocturne und Sable Pourpre …

… begeben wir uns heute, denn beide Düfte der neuen Collection Cachemire, die bisher drei Düfte umfasst (siehe vor einigen Tagen die Rezension zu Cité Onirique), sehen sich von Orten inspiriert, an denen es viel, viel Sand gibt … Bei dem derzeitigen Schmuddelwetter muss ich mich nicht lange einladen lassen, stürzen wir uns doch umgehend in den olfaktorischen Sandkasten!

Evody Désert Nocturne

„The desert night is torrid and radiant. The sand dunes are illuminated by the stars above.The sunset kisses the twinkling granules of sand with its evanescent warmth. The fragrances that emanate from the evening’s display invigorate us with citrus fruit and spices followed by a note of rose, together with patchouli and cedar, colored by sensual and animal tones.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Bergamotte, Orange, Safran
Herznote: Rose, Zedernholz, Patchouli, Weihrauch
Basisnote: Vanille, Adlerholz (Oud), Ambra, Castoreum

https://www.pexels.com/photo/desert-during-nighttime-847402/

Désert Nocturne, die nächtliche Wüste … An was denkt man da? Kurzes Brainstorming … an Karl May, Klassiker. An Zelte und warmen Nanaminze-Tee – und somit an einige (Tee)Düfte von Pierre Guillaume, an Andy Tauers L’Air du Désert und an meine Lieblingsduftkerze aus dem Hause Cire Trudon, an Abd el Kader. Nebenbei bemerkt: Ja, vollkommen korrekt, ich habe eine Lieblingsduftkerze. Bei Düften im Sinne von Parfums kann ich nicht auf die Frage nach einem, dem einen Lieblingsduft antworten, bei Duftkerzen sehr wohl. Sie ist es schon lange und wird es auch immer bleiben, einmal abgesehen davon, dass Cire Trudon für mich auch dank weiterer Kerzen meine unangefochtene Marke Nummer 1 ist hinsichtlich Duftkerzen. Aber – auf Platz 2 rangiert bei mir, ebenfalls seit Jahren, Achtung Klassiker – Goutals Noël, für die es bald wieder Zeit wird …

Die Wärme der Wüstennacht – Désert Nocturne

Zurück in die Evodysche Wüste, zur Evodyschen Wüste, die mittlerweile auf der Haut gelandet ist. Oud und Tiere tummeln sich auf meinem Handgelenk, kraftvolle animalische Noten von warmem Fell und Leder in Kombination mit Harzhitze. Warme, nein, eigentlich hitzig tönen die Harze, glühen balsamisch und verströmen einen matten Glanz von orientalisch anmutender Würzigkeit und Süße. DAbei bleibt Désert Nocturne allerdings „trocken“, was unter anderem den prägnanten Hölzern geschuldet ist. Safran klüngelt mit und fügt sich ziemlich gut ein in den dichten Duftteppich, mit seinem genuin individuellen Charakter akzentuierend als auch die Ledernoten verstärkend. Vanille spendet sacht pudrig-cremige Süße, diejenige der Harze aufgreifend. Rose zeigt sich gleichermaßen samtig-ledrig wie verhalten fruchtig, während die Hesperidengesellen aus der Kopfnote zitrisch-frische Leuchtreflexe setzen, die der Balance des Duftes zugute kommen.

https://www.pexels.com/photo/people-having-bonfire-at-desert-at-night-1703317/

Désert Nocturne ist ein Orientale, keine Frage. Allerdings haben wir es hier mit einem Unisex-Orientalen zu tun, einem modern interpretierten. Trotz seines Charakters wirkt er angenehm reduziert, was an besagter „Trockenheit“ liegt, an den Hölzern, den Ledernoten, seiner Aufgeräumtheit. Er ist opulent, erschlägt aber keinesfalls und tendiert ganz klar in die Harzecke, was ihm einige Freunde bescheren wird, unter anderem bei den vielen Ambra-Liebhabern und Weihrauchfans. Oudfreunde werden sich mit ihm ebenfalls verstehen, wobei er andererseits auch Oudzögerer nicht vergrätzen wird – er ist, auch wenn man eventuell auf den ersten Zutaten-Blick anderes vermuten könnte, in allererster Linie weder ein Oud-Duft noch eine Oud-Rose. Und, fast schon überflüssig zu erwähnen – wer Lutens mag, vor allem die frühen Lutens-Düfte (Fumerie Turque, Chergui, Arabie und Konsorten), der hat an Désert Nocturne in jedem Fall seinen Spaß!

Evody Sable Pourpre

„A dream ignites … The sand dune’s grains sparkle with golden wisps of warmth that evoke new leather and the spicy notes of styrax. The mystical oud brings a glowing and sensual breeze, filling the atmosphere with exquisite notes of saffron, incense, and raspberry.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Safran, Weihrauch, Himbeere
Herznote: Rose, Styraxharz, Patchouli
Basisnote: Adlerholz (Oud), Leder, Moschus

Sanddünen, die golden erstrahlen, werden in der Duftbeschreibung zu Sable Pourpre angesprochen und gleichzeitig heißt der Duft eigentlich purpur(farbe)ner Sand … das erinnert mich tatsächlich weniger an Wüste, ich meine Wüste-Wüste, irgendwo im arabischen, afrikanischen Raum, sondern an die atemberaubenden Bilder des Antelope Canyons (Arizona, USA). Das ist für mich goldener Sand, dank des Schattenspiels auch gerne mal mit violett-purpurnen Ausprägungen.

https://pixabay.com/de/illustrations/schlucht-antelope-canyon-203/

https://pixabay.com/de/photos/schlucht-antelope-canyon-1356886/

Faszinierend, nicht? Vermutlich einer jener Orte, an denen auch eine schnöde Handykamera ausreicht mit einem Gelegenheitsknipser am Auslöserende (so wie ich), um fantastische Bilder zu machen. Einfach weil der Ort so grandios, das Licht oftmals so perfekt ist, dass man eigentlich gar nichts falsch machen kann beim fotografieren.

Selbstredend strahlt der Sand natürlich auch in der Wüste, in Wüsten golden, ich erinnere mich noch an meinen Ägypten-Trip mit meiner Mutter, den Sahara-Ausflug samt Ausritt auf dem (wohlgenährten) Kamel, das unfassbar gerne gekrabbelt wurde und dabei den längsten Hals der Welt bekam 😉

https://pixabay.com/de/photos/w%C3%BCste-sand-landschaft-sonne-790640/

https://pixabay.com/de/photos/w%C3%BCste-marokko-sandd%C3%BCne-trocken-1748462/

Eine olfaktorische Oase – Evody Sable Pourpre

Sable Pourpre, der purpurne Sand, weckt genauso große Begeisterung, wie es die Bildchen oben heraufbeschwören. Anhand der Zutaten vermag es der eine oder die andere bereits ahnen – Sable Pourpre zielt in die Ecke von Düften wie Tom Fords Tuscan Leather, Parfums de Marlys Godolphin, Bois 1920 Oro, Frapin Orchid Man, um die Vorzeigekandidaten zu nennen. Wir haben es hier mit Lederdüften zu tun, die sich allesamt zwar klassisch zu präsentieren vermögen, aber dennoch einen besonderen Twist besitzen, modern angehaucht sind. Das gewisse Etwas kommt von den Himbeernoten in Kombination mit dem Leder. Wer noch keinen der Düfte probiert haben sollte, wird vielleicht ein wenig kariert auf den Monitor blicken und sich fragen – Himbeere, Himbeeren, wirklich? Ja, vollkommen korrekt, Himbeeren. Perfekte Kombination, maskulin, smooth, charakterstark und sehr sexy.

Sable Pourpre brilliert ebenfalls mit jenem Dreamteam, stellt ihm Oud als rauchig-ledrig-balsamischen Harzbegleiter an die Seite, wie es auch einige seiner Verwandten tun, fährt aber noch ein paar andere Kaliber auf, die ihn meines Erachtens nach doch unterscheiden, für mich persönlich auch schöner machen. Safran ist mit von der Partie, würzt und konturiert, fällt aber ausnahmsweise nicht wahnsinnig ins Gewicht, sondern hält sich vornehm zurück. Rose untermalt die Fruchtigkeit der Beeren, strahlt ansonsten samten und verhalten pudrig, in jedem Fall aber überaus attraktiv und anziehend. Und irgendwo dazwischen sind Honignoten verborgen, ziemlich köstliche Honignoten. Ich habe keine Ahnung, woher sie stammen, ich entdecke sie aber sowohl auf dem Teststreifen als auch auf meiner Haut, auf der sie sehr viel deutlicher zum Tragen kommen.

https://www.pexels.com/photo/fashion-photography-of-woman-hands-on-chin-with-glitter-makeup-1081685/

Sehr sehr schön ist diese Komponente, die einen weiteren Aspekt verstärkt, der Sable Pourpre von seinen Verwandten unterscheidet. Diese sind eher kühleren Naturells, Sable Pourpre nicht. Ihm wohnen kühle Noten inne, er atmet allerdings auch jede Menge balsamische Wärme (ungleich Hitze!), oszilliert zwischen diesen beiden Polen. Reizvoll, meine Lieben. Genau der richtige Begleiter für den anstehenden Herbst, testen!

Viele herzliche Grüße

Eure Ulrike

P.S.: Ganz vergessen – Sable Pourpre ist zwar eher ein männlicher Duft, es wäre aber eine Schande, ihn ausschließlich dem anderen Geschlecht zum Tragen zu überlassen 😉 Die eine oder andere Frau unter Euch wird ihn nicht nur an ihrem eventuellen Gegenüber, sondern auch an sich lieben 🙂

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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