Einen zweiten Tag widmen wir uns der Liebe – die Love Collection von The Gate Fragrances Paris …

… ist unser Sujet, und zwar sind heute Duet, Ivory Temptation und Sensual Dreams an der Reihe. Acht Düfte gehören zur Love Collection, zwei davon hatte ich Euch gestern bereits im Auftaktartikel vorgestellt, morgen schauen wir uns dann die letzten drei Düfte der Kollektion an. In Paris 2016 gegründet, gehört die Marke dem gebürtigen Palästinenser Fady Adwan, der schon seit Jahren erfolgreich in der Branche tätig ist mit einem Familienunternehmen für Aromen und Essenzen, das vor allem die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate beliefert. Das ist sicherlich einer der Gründe, weshalb die Düfte eher kräftiger sind, eher arabisch anmuten … wobei, da muss ich mich gleich korrigieren, das wäre zuviel des Guten. Eigentlich duften sie für mich wie eine gelungene „Mischung“ aus arabischen und europäischen Einflüssen. Eure Meinung? Ihr solltet mal testen, wenn es ähnlich nett weitergeht wie gestern, wessen ich fast sicher bin … Stürzen wir uns ins duftende Getümmel mit The Gate Fragrances Paris!

Fady Adwan, der Mann hinter The Gate Fragrances Paris – geklaut auf dem Instagram-Account von The Gate

Im Gleichklang – Duet

„AS THE GATE CLOSES A RARE ALCHEMY BETWEEN TWO SOULS FILLS THE AIR. DUET  is a woody spicy perfume that refreshes your senses by a clean nutmeg scent, and a rich blend of musk and absolute vanilla. It complements the power of being close to devoted duets and presents tenderness in every sense of the word.
Love is the power of being tender. „

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Muskatnuss, Jasmin, Weihrauch
Herznote: Tonkabohne, Wildleder, Tabak
Basisnote: Zedernholz, Moschus, Vanille

Duet – die Duftbeschreibung seitens der Marke tönt schwärmerisch, schwelgerisch. Liebe liegt in der Luft, Leidenschaft, zwei Menschen, die sich nahe sind – „being close“ würde ich hier mitnichten rein körperlich übersetzen wollen, denn die nächsten Worte zielen auf etwas anderes ab: Tenderness, being tender. Die deutsche Entsprechung ist Zärtlichkeit, das greift aber meines Erachtens nach zu kurz. Tenderness bezieht sich nicht nur auf Berührung, auf physische, sondern in dem Wörtchen schwingt auch immer eine Art, wie will ich sagen, geistige Zärtlichkeit mit – Milde, Nachsicht vielleicht? Jene Sicht auf den Partner (von Paarbeziehungen ist ja hier die Rede, man könnte es sonst selbstredend auch auf andere zwischenmenschliche Beziehungen übertragen), die verzeiht, deren Fokus auf den Stärken liegt und die die Schwächen liebevoll … nein, nicht übersieht, aber vielleicht weichzeichnet?

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Liebe mit „Tenderness“, jener Art Zärtlichkeit gleichzusetzen, finde ich treffend und schön. Diese Emotion, dieses starke Gefühl voller Innigkeit olfaktorisch umzusetzen unendlich schwierig. Hier ist es insofern eingegrenzt als dass es sich exklusiv auf eine Paar-, eine Liebesbeziehung bezieht, und dennoch … Wie duftet Tenderness? Pudrig, umhüllend, schmeichelnd, für mich käme hier immer auch Iris in Frage, die hier nicht vertreten ist, sachtes Leder, das eine gewisse Hautnähe und vor allem auch Haut selbst suggeriert … Duet macht hier alles richtig, wie ich finde: Pudrig und weich zeigt er sich, beschützt und hüllt ein. Zarter, überaus cremiger Jasmin ohne jeglichen indolischen Unterton und die subtile „Würzigkeit“ (übertrieben, weil zu stark, aber dennoch der richtige Ausdruck) von Muskat. Sachte Anklänge von butterweichem Wildleder und ein fast schon unsichtbarer Harznebel, gaanz leicht angedeutet, kontrastierend, nicht dominierend. Tonkabohne und Vanille spenden sanfte Süße, darüber hinaus ist zumindest auf meiner Haut eine florale Frische zu entdecken, eine grün-aromatische, irgendwo und irgendwie immer wieder hervorschimmernd und doch letztendlich nicht zu benennen, nicht eindeutig zu identifizieren.

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Keine Frage – Duet ist ein Damenduft. Ein überaus gelungenes Exemplar seiner Gattung, das zudem sein Versprechen, Stichwort: Tenderness, einlöst. Mich erinnert er entfernt an den von mir ebenfalls sehr geschätzten White Fire aus dem Hause Tiziana Terenzi, ganz generell dürften Freunde von Düften wie der Narciso Rodriguez-Kollektion oder einigen der letzten Chloés definitiv Gefallen an ihm finden.

Das Verlangen nach mehr … Ivory Temptation

„You walk in, tempted by the love enhancing power of ivory powder. IVORY TEMPTATION a scent that evokes feelings of love and desire with a fruity accord of narcotic nectarine, sweet mandarin, fleshy white peach and cardamom. The heart notes open mysterious world of devotion with spicy cinnamon, warm clove, aromatic rose and a vibrant touch of ylang-ylang. The fragrance leaves a remarkable blend of creamy sandal and cedar woods, cashmere musk and passion patchouli.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Nektarine, Mandarine, Pfirsich, Kardamom
Herznote: Zimt, Gewürznelke, Rose, Ylang-Ylang, Orangenblüte
Basisnote: Sandelholz, Zedernholz, Moschus, Patchouli, Vetiver, Tonkabohne

Ivory Temptation heißt soviel wie Elfenbeinversuchung. Was mit Ivory Powder, dem Elfenbeinpuder gemeint ist, erschließt sich mir in diesem Falle nicht ganz – eine kurze Google-Recherche fordert einen Treffer zutage, der vermutlich eher weniger des Rätsels Lösung ist, oder? Der gibt Ivory Powder als sogenanntes Legal High an, als berauschenden Stoff, der (noch) nicht verboten ist (und als Pflanzendünger angeboten wird, aber dennoch gefährlich, weil er auf Lidocain basiert (und eben doch von etlichen Leutchen konsumiert wird). Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass The Gate nicht auf Legal Highs abzielen, sondern vielleicht auf … Elfenbeinhaut, die schon den einen oder anderen Lyriker zu Lobeshymnen anspornte?

Ivory Temptation ist ein opulenter, aber dennoch moderner Duft. Eine seltene, eigen- und einzigartige Mischung aus einem zeitgemäßen (Fl)Orientalen und einem fruchtigen Gourmandduft, tendentiell deshalb auch etwas für Freunde von Fruitchouly-Düften. Köstliche Noten von Pfirsich und Nektarine, saftig, reif und süß, von honiggleich duftenden Orangenblüten und Ylang umrankt. Eine Prise Zimt als auch Gewürznelke spenden Würze, kokett zwischen Süße und Schärfe oszillierend sowie wärmend. Balsamisches-cremiges, mitunter milchig anmutendes Sandelholz, vanillehaft anmutende Tonkabohne und watteweicher Moschus bereiten das Bett, auf dem sich diese Duftschönheit lasziv räkelt. Rose haucht wehmütige, unterschwellig fruchtig wirkende Frische ein, von Vetiver grasig unterstützt, während Patschuli kakaopudrig-erdig für Volumen sorgt und sich exzellent mit den fruchtig-floralen Tönen versteht.

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Sehr sinnlich und schwelgerisch, selbstredend auch zu 100 Prozent weiblich ist Ivory Temptation, den ich an Frauen ab circa Anfang, Mitte Zwanzig sehe, nach oben offen auf der Altersskala. Will sagen – an ganz jungen Mädchen kann ich ihn mir nicht wirklich vorstellen 😉 … genauso wenig im übrigen im Hochsommer, dafür ist er in unseren Breitengraden einfach too much. Herbst/Winter dürfte aber genau seine Zeit sein.

Sinnliche Dufträume – Sensual Dreams

„LONGING FOR PASSION AND INTIMACY SENSUAL DREAMS ARE TAKING OVER. SENSUAL DREAMS is a floral fruity perfume of a refreshing bergamot and nectarine summer scent; the unique base notes infusion of patchouli, vanilla and musk is similar to mans‘ dreams of ungrouped images but of high sensual effects. Love is grouping the odds.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Bergamotte, Nektarine, Apfel
Herznote: Roter Pfeffer, Tuberose, Ylang-Ylang, Alpenveilchen
Basisnote: Patchouli, Benzoeharz, Castoreum, Tonkabohne, Vanille, Vetiver, Moschus

Sensual Dreams, sinnliche Träume – wohoo, ich bin gespannt, was uns hier erwartet. Fruitchouly? Ich bin ständig auf Fruitchouly gepolt, hier könnte es in der Tat so sein … bevor ich weiter mutmaße, teste ich doch lieber gleich. Ehrlicherweise muss ich gestehen, dass mir der Duft von Sensual Dreams schon von weitem entgegenweht, so prägnant und mächtig duftet die Probe. Ein Brett, eine Vollblutweibse – und auch kein echter Fruitchouly. Aber dafür eine Schwester desselben, derselben – ein üppiger, gourmandangehauchter, fruchtiger Florientale moderner Ausprägung. Was kommt mir in den Sinn? Zuallererst – ein Aventus für Frauen. In der Tat unterstelle ich Sensual Dreams eine gewisse Massentauglichkeit – und das obschon er durchaus eigen ist, kein gefällig-austauschbares Lüftchen, ganz im Gegenteil. Allerdings vermag er es auf so geschickte Weise, die jung und dynamisch wirkenden Früchte, die zudem Frische versprühen, mit ausladenden Blüten zu vermählen und das Ganze mit ordentlich Naschkatzenwumms zu unterlegen, will sagen mit Harzwärme, Vanillesüße, Kakaopuderpatschuli und Karamell sowie Weichzeichnermoschus.

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Was geht mir darüber hinaus durch den Kopf? Die Angesagtheit von Fruchtdüften mit Gourmandnoten, ganz generell. Sensual Dreams könnte hier einen Nerv treffen. Und dann frage ich mich, wo ich sonst noch so schöne, satte Früchtchen angetroffen habe, die nicht verzerrt und pappsüß wirken. Selten. Kam schon vor, kommt immer wieder vor, ist aber dennoch selten. Ok, Namen 😉 Wer es unsüßer, kantiger und unisex’er mag – Byredos Pulp, immer noch und immer wieder. Wer es genauso hübsch weiblich wie Sensual Dreams mag, aber etwas weniger orientalisch-warm – Lumière de Venise von Chabaud.

Morgen folgt der letzte Tag mit The Gate Fragrances – bis dahin eine gute Zeit, meine Lieben!

Herzlichst,

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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