Auf nach Kuba mit Havana Rain und Leonella von Jacques Zolty …

… heißt es heute, nachdem gestern bereits Cubata den Auftakt gemacht hat zur neuen Havanna Collection des Models und Parfumdesigners. In dem Artikel könnt Ihr, falls Ihr ihn verpasst habt, auch ein paar Hintergrundinfos zur Marke lesen, die bei uns schon seit Jahren vertreten ist. Ein Klick auf unser Parfumverzeichnis fördert ebenfalls diverse Rezensionen zu den anderen Düften der Marke zutage – den Signature müssen wir bei Gelegenheit noch vorstellen, ansonsten sind meine persönlichen Lieblinge Lily Beach und J’suis Snob. Und Eure, meine Lieben?

Geklaut auf der Homepage von Jacques Zolty

Hinsichtlich der Havanna Collection nochmals der Markentext zu den Hintergründen, bevor wir zur „Tat“ schreiten:

„After dedicating his first fragrances to the island of Saint Barth where he lives since 1983, Zolty now celebrates the generosity and uniqueness of Cuba’s capital. The five new compositions are inspired by his travel notebook, which pages are imbued with life, memories and encounters, as well as with the decadent and revolutionary charm of Havana.

With PARFUMS DE HAVANE, you immerse yourself in the writings and photographs of Jacques Zolty. It’s like taking a walk with him through the city streets, capturing its deepest soul and wearing its timeless charm on the skin.“

Geklaut auf der Homepage von Jacques Zolty

Regennasser Asphalt in der Großtstadt … Havana Rain


„In Cuba, during summer, there’s a specific point in time when the scorching heat of the day is about to break. The clouds suddenly thicken, the light darkens and people come out in the street to look up at the sky. The air is filled with the smell of very hot asphalt, but within minutes the rain takes over.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Fruchtige Noten, Birke, Birkenteer
Herznote: Wacholderbeeren, Jasmin, Rosa Pfeffer, Kumin
Basisnote: Ambra, Labdanum (Zistrose), Weißer Moschus

Havana Rain beschreibt auf olfaktorische Weise also jenen fast magischen Moment, wenn die Hitze des Tages flirrt, das Licht dunkel, dunkler wird und ein Gewitter oder zumindest Regen hereinbricht, auf den erhitzten Asphalt der Straßen prasselt … Wie oft haben in der Vergangenheit schon Kunden nach einem solchen Duft gefragt – „regennasser Asphalt in der Großstadt“ … Auch auf Foren liest man diesen Wunsch immer wieder – und es gibt verdammt wenige Düfte, die das versuchen abzubilden. Gewitterdüfte gibt es einige wenige – Calé Fragranze d’Autore fallen einem sofort ein mit Roboris und Fulgor. Dann Parfumerie Particulière mit Pluie Noire, hier vorgestellt, Black Citrus von Vilhelm Parfumerie, hier rezensiert, um nur die ersten zu nennen, die mir in den Sinn kommen. Es gibt noch ein paar mehr, vor allem in der Nische, doch zahlreich vertreten ist diese Fraktion Duft nicht wirklich. Demeter The Library of Fragrances hat diesbezüglich sicher auch etwas zu bieten, ansonsten wird es aber mager. Mich macht Havana Rain deshalb neugierig – ich liebe Gewitter und hätte auch gerne mal einen Duft, der den Regen auf (Großstadt)Asphalt einfängt beziehungsweise den Duft desselben …

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… und schon ist er da, genau der Duft, den ich gesucht hatte. Ich sitze hier mehr oder weniger jubelnd am Schreibtisch im viel zu heißen und doch immer noch vergleichsweise kühlen Haus und freue mich, sehr sogar. Der zweite Duft der Havanna Collection, und gleich wieder ein Volltreffer. Was für eine Schönheit! Wacholder und Leder dringt mir in die Nase, die kühle Fruchtigkeit des Wacholders und sattes, balsamisch-warmes Glattleder, auf eine Art würzig und trocken, das für mich deshalb die Wärme des (kubanischen) Tages nachzeichnet. Ja, fruchtige, zum Teil auch subtil-fruchtige Noten nehme ich wahr – sie sorgen für exotische, sommerliche Atmosphäre, für tropische Frische. Alles andere an angegebenen Zutaten ist schmückendes Beiwerk, denn vor allem und in erster Linie ist Havana Rain ein gen Südsee zeigendes Wacholder-Leder, von Pfeffernoten kontrastiert, sacht balsamisch-holzig-warm gebettet. Birkenteer malt in der Tat den Asphalt nach, den warmen – und ist für die Genese eben jener ledrig-gummi-artigen Noten (Autoreifen der Oldtimer samt Ledersitzen?) verantwortlich. Das alles ist ziemlich grandios – und hinterlässt mich begeistert, ein weiteres Mal, nachdem Cubata mich schon einfangen konnte … Zolty hatte schon immer sehr hübsche Düfte, mit den ersten beiden Neulingen hat er die Latte aber nochmals höher gehängt – und das alles zu einem recht günstigen Preis. Ich muss gleich weitermachen, denn es wartet noch ein weiterer, hoffentlich genauso toller Duft auf uns …

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Die unbekannte Schöne – Leonella

„The Hotel Ambos Mundos, in Havana, has been home to Ernest Hemingway’s secrets and dreams. He spent a lot of time in his room 511 observing someone, who greeted him from the street before getting into a convertible and driving off, leaving behind a trail of scent and charm. That girl was an aspiring actress named Leonella. The only woman who denied the attention of the famous writer and who remained forever in his heart.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Fruchtige Noten, Jasmin, Ginster
Herznote: Gardenie, Ylang-Ylang, Zuckerrohr
Basisnote: Ambra, Patschuli

Leonella erzählt also eine (unerfüllte) Liebesgeschichte – ich musste selbstredend gleich nachlesen, ob diese fiktiv ist oder nicht …

Ernest Hemingway at the Finca Vigia, 1953
Ernest Hemingway at his home in Cuba, circa 1953, standing in front of a 1929 portrait of himself by Waldo Peirce – Photograph in the Ernest Hemingway Photograph Collection, John F. Kennedy Presidential Library and Museum, Boston. Unattributed [Public domain], via Wikimedia Commons
Calle Obispo with Hotel Ambos Mundos
Calle Obispo with the Hotel Ambos Mundos, Paul Mannix [CC BY 2.0], via Wikimedia Commons
Leider war meine Recherche nicht wirklich fruchtbar. Die meisten Links, die ich zum Thema Leonella gefunden habe, bezogen sich auf den Duft, der als Pröbchen vor mir auf meinem Schreibtisch liegt. Hemingways Biographie gibt dazu auch nicht viel her, zumindest wenn man die Infos im Netz zusammenträgt – ich habe außer einigen seiner Werke keine ausführliche Biographie von ihm gelesen. Geboren wurde der Literaturnobelpreisträger Ernest Hemingway 1899 und starb 1961 (Suizid), seine Zeit auf Kuba erstreckte sich auf zwei Phasen – von 1939 bis Mitte der Vierzigerjahre sowie von 1957 bis Mitte 1960. In der ersten Zeit lebte Hemingway in besagtem Hotel Ambos Mundos, zog später mit seiner damaligen Geliebten Martha Gellhorn, die ihm nach Kuba gefolgt war, auf die Finca Vigía in der Nähe von Havanna. Anfänglich war er noch mit seiner zweiten Frau Pauline verheiratet, mit der er zwei Kinder hatte (von insgesamt fünf Kindern aus zwei von vier Ehen, um ganz genau zu sein), nach der Scheidung heiratete er die Journalistin Martha Gellhorn. Diese Ehe hatte die ganze Zeit Bestand während Hemingways erster Jahre auf Kuba, als er das zweite Mal zurück kam, nachdem er Jahre in Europa verbracht hatte als Kriegsreporter während des 2. Weltkriegs war seine vierte Ehefrau, ebenfalls eine Journalistin, mit von der Partie, die er 1946 heiratete. Das alles beweist aber nichts, denn Hemingway pflegte wohl häufig Schwärmereien, die seine Ehen zum Teil schwer belasteten, insofern kann Leonella in der Tat eine reale Person (eventuell auch anderen Namens) gewesen sein. Weiß wer mehr? Ich wäre neugierig 😉

https://www.pexels.com/photo/photo-of-a-woman-dancing-on-a-street-2406676/

Ich kann mir schon vorstellen, wie attraktiv die Kubanerinnen waren beziehungsweise sind – und dazu dann noch das schöne Wetter und der gute Rum … 😉 Leonella strahlt sinnliche Lebensfreude aus und ist definitiv eine „Weibse“: Ein fruchtig-floraler Sommerduft von betörender Süße. Tropische Blüten evoziert Leonella vor meinem inneren Auge, riesengroß und in klaren, kräftigen Farben strahlend und mit üppigem Duft lockend, darüber hinaus exotische, reife Früchte, die eher als fruchtiger Gesamteindruck daherkommen denn einzeln definierbar sind. Jasmin cremt, ich meine darüber hinaus einen Hauch Kokos wahrzunehmen – das alles liest sich schwer und opulent, letzteres ist Leonella auch. Schwer allerdings ist der Duft nicht. In Anbetracht der Zutaten und deren Süße, die sowohl die Blüten als auch das Obst betrifft, ist er sicherlich kein olfaktorisches Leichtgewicht, in seiner Riege aber gehört er dank seiner unbeschwerten Leichtigkeit sowie einer gewissen, ihm innewohnenden Frische definitiv zu den tragbareren Kandidaten und muss nicht wie beispielsweise Goutals Songes homöopathisch dosiert und eventuell auch für den Abend vorbehalten werden.

Ihr ahnt es schon – ich persönlich bin ganz froh, dass diese Schönheit an mir vorbeiziehen wird. Mir ist er für mich selbst etwas zu ausgeprägt feminin, was nichts daran ändert, dass auch der dritte Duft des olfaktorischen Kuba- oder besser: Havanna-Tributs von Zolty mir ausnehmend gut gefällt. Morgen folgt „der Rest“, namentlich Me Gustas und Severo. Bis dahin frohes Schwitzen meine Lieben!

Herzlichst

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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