… bei mir, und zwar mit dem letzten Päckchen der lieben Kolleginnen. LOEWE, in Spanien beheimatet, ist bekannt für Waren, die mit einem weiteren L beginnen – für Leder, exklusive Lederwaren. Handtaschen und Handschuhe, Portemonnaies, Accessoires und seit geraumer Zeit auch Bekleidung. Letztere stellen die Madrilenen, deren Unternehmen bereits seit 1846 besteht und floriert (ganz im Gegensatz zu unserem deutschen Hersteller Loewe, der allerdings nur zufällig den gleichen Namen trägt), nicht nur aus Leder her. Die Firma, die selbstredend auch Hoflieferant war (ist?), ist weltweit erfolgreich mit ihren Produkten und hat darüber hinaus bereits seit 1972 Düfte im Sortiment. Damals erschien mit „L“ die erste eigene Kreation, in den Achtzigerjahren folgte Air Loewe, 2009 I Loewe You und diverse mehr.
Wir führen LOEWE seit einigen Jahren, wie viele Düfte es ingesamt gibt und wie viele wir schon im Blog rezensiert haben, muss ich erst nachsehen. Ich bin ehrlicherweise auch nicht up to date, was hier vor mir liegt – Neulancierungen? Wiederauflagen? Mein Ehrgeiz ist geweckt …
Ein weitreichender Neubeginn und ein Tribut – LOEWE 001
„The new LOEWE campaign, photographed in the iconic natural setting of Tenerife’s south coast, is timeless, different, bold and above all intimate. Photographed in black and white by the expert hand of Arno Rafael Minkkinen, the bare skin is used as a sensual, timeless and intimate vehicle to perfectly convey the human emotions that are the invisible ingredients of LOEWE fragrances. LOEWE steps into the role of art curator paying tribute, through the skin and its interpretation by contemporary artists like Arno Rafael Minkkinen, to the natural art of Karl Blossfeldt displayed in the new packagings of our fragrances.“
LOEWE hat nicht nur ein paar neue Düfte in petto, sondern wartet mit einem kompletten Redesign im Fine Fragrances-Bereich auf. Die Spanier haben sich dazu in die Hände von Robert Lussier und Mia Forsgren begeben, zwei Kreativdirektoren, die als Team mit dem Namen The Style Council zusammenarbeiten und bereits für viele große Namen der Fashion- und Beautybranche tätig waren (und sind). Die neue Bildsprache ist mit obiger Kampagne vorgegeben, der Fokus liegt auf den Werken von Blossfeldt, die die neuen Umverpackungen zieren oder besser: ausmachen.
Karl Blossfeldt – der Name kommt mir bekannt vor … Ganz genau: Fotograf, aus Deutschland, bekannt für seine strenge Pflanzenfotografie. Und zählt kunsthistorisch zur neuen Sachlichkeit (die ich in der Malerei im übrigen sehr liebe, vor allem wegen Christian Schad; seine Sonja ist für mich eines der Bilder, das ich begehren würde, dürfte ich mir ein Gemälde aussuchen, ein bekanntes). Kommen wir zurück zu Blossfeldt – Wiki hilft wie so oft, was Biographie, Schaffen und Werk angeht. Blossfeldt wurde 1865 in Schielo geboren, begann 1881 eine Lehre als Bildhauer und Modelleur in einer Kunstgießerei, wo er bereits Blätter, Gräser, Blattwerk als Vorlage für Verzierungen verwendete. Ein zeichnerisches Grundstudium folgte, seine Liebe gehörte aber der Fotografie, weswegen er sich von 1890 bis 1895 einem Projekt des Zeichenlehrers Moritz Meurer in Rom anschloss, das die Herstellung von Unterrichtsmaterialien für ornamentale Gestaltung zum Ziel hatte – der Beginn von Blossfeldts systematischer Arbeit an und mit Pflanzen. Blossfeldts Fotografien wurden in Folge deshalb erstmals in den Publikationen Meurers veröffentlicht. 1898 begann er mit seiner Lehrtätigkeit als Assistent am Kunstgewerbemuseum Berlin, ab 1899 wurde er dort Dozent und 1921 zum Professor, ab 1924 war er als solcher an den Vereinigten Staatsschulen für Freie und Angewandte Kunst Berlin tätig. Spätestens von da an ging es für Blossfeldt nach oben, die Wirkung seiner Fotokunst auf die Moderne wurde schnell erkannt, unter anderem auch von Walter Benjamin. Blossfeldt wurde 1932 emeritiert und starb noch im selben Jahr in Berlin.
Ich persönlich finde das Packaging, das neue, überaus gelungen und stilsicher und bin dementsprechend gespannt auf die Düfte. Vier Düfte der 001-Kollektion schauen wir uns dieser Tage an genauso wie zwei andere Kreationen – heute beginnen wir mit der ersten „Weibse“, mit 001 Woman, dem Eau de Parfum.
Im übrigen: Wem die Werke Blassfeldts gefallen – in Bonn findet bis zum 21. Juli eine Ausstellung statt, und zwar Poesie der Pflanze – Photographien von Karl Blossfeldt und Jim Dine, SK Stiftung für Kultur der Sparkasse KölnBonn.
Haut an Haut – 001 Woman EdP
„Reinterprets the scent of a skin caress, a deep, tender and appealing scent.The top notes include the bright, sparkling and fresh citrus, the Italian Bergamot and the Tangerine of Calabria, and the Pink Pepper personality. A heart of narcotic Egyptian jasmine blended with the smell of clean touch linen provides a unique creation for this chord, to accompany the Sandalwood. This modern heart, defined as floral, fresh, fruity, warm and powerful, was inspired by the smell of that morning after. Among the base notes, the exclusive new generation „Ambar 001” is accompanied by a gourmand sensation thanks to the Vanilla. The common ingredients of the two fragrances give a personal and lasting wake. A simple and elegant design, without artifices, where the naturalness lies in every element: an organic woody cap and sunrise colors.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Bergamotte, Rosa Pfeffer, Mandarine
Herznote: Sandelholz, Jasmin, Leinen
Basisnote: Vanille, Ambra, Moschus
Haut, der Duft von Haut – an dem berauschte sich nicht nur Grenouille in Süskinds Das Parfum. Haut ist überlebensnotwendig, genauso wie Hautkontakt, dazu gab es dieser Tage erst wieder einen interessanten Artikel im Spiegel. Unser größtes Sinnesorgan und auch dasjenige, das uns anderen näher bringt, das Kontakt schafft, direkten, uns in Kontakt treten lässt, Intimität und Nähe herstellt, herstellen kann. Der Duft warmer Haut ist insofern parfumtechnisch auch immer ein Sehnsuchtsziel, immer wieder ein gern gesehenes Motiv. Und für mich persönlich ist einer der schönsten Düfte, die ich in den letzten Monaten entdecken durfte, auch einer, der der menschlichen Haut nachempfunden ist – Under My Skin von Francesca Bianchi.
LOEWEs Interpretation von Haut ist eine andere. Die Zartheit und Sanftheit von Haut hatte man im Sinn, Liebkosendes, ergo unschuldiges (und, im Vergleich zu Bianchi – nichts animalisches, vermutlich auch nichts primär Sexuelles ;)). Das Eau de Parfum 001 erfüllt sein Versprechen. Wir haben es hier mit einem hautnahen, aber dennoch prägnanten Duft zu tun, der allerdings mehr Aura ist als Parfum, wie ich in diesem Zusammenhang gerne zu sagen pflege. 001 schreit nicht „Hier bin ich, ich bin ein Parfum, meine Trägerin ist parfumiert!“, sondern er umschmeichelt die Haut, hüllt sie ein, lässt sie duften, wie sie selbst, nur „besser“. Ein Hauch Hesperidenfrische wohnt ihm inne, weniger zitrisch-herb als vielmehr erfrischend saftig. Jasmin cremt wohltuend und elegant, hinterlässt den Dufthauch einer edlen, eleganten und teuren Hautpflege mit leisen floralen Anklängen. Ein subtiles Quentchen Sauberkeit deutet auf jene angekündigte weiße Wäsche hin. Das Quartett der üblichen Verdächtigen, Vanille, Ambra, Sandelholz und Moschus, inszenieren die Hautnähe, das Verführerische: sie deuten die Wärme des Körpers an, sacht balsamisch und von einer hintergründigen Süße, sanft pudrig und unendlich weich.
LOEWE 001 Woman in Form des Eau de Parfums ist eine Vorzeigefrau. Sinnlich, elegant und erotisch, selbstbewusst, aber zurückhaltend, einer Understatement-Duft, der als „Immergeher“ mit Charakter das Potential besitzt, für einige Parfumistas zum Signature-Duft zu werden.
Der Auftakt hat mich überzeugt, auch wenn ich nicht unbedingt der Typ für 001 bin – vielleicht wird es ja was mit den beiden Männern 😉 Morgen geht es weiter, bis dahin einen sonnigen Samstag und viele herzliche Grüße
Eure Ulrike
Schreibe den ersten Kommentar