… sind heute an der Reihe, nachdem gestern der Auftaktartikel zu der neuen Duftlinie hier im Blog erschien, klick. Das Trio, den darüber hinaus noch der schon vorgestellte Bendito Beso komplettiert, gehört zu der Beso Beach-Group, einer Art „Kette“, die fünf Restaurants in Spanien sowie in Mexiko betreibt, die allesamt baskisch-mediterrane Küche in adrett atmosphärischer Umgebung kredenzen. Ich hatte es schon erwähnt – mich erinnert das ein wenig an Café del Mar oder die Buddha Bar, die ihr eigentliches Gastrofeld ja bekanntermaßen mit sehr erfolgreichen Samplern verlassen oder vielmehr erweitert haben. Wieso nicht auch Düfte? Für mich passt das ziemlich perfekt zu der Lebenswelt der Marke, dem Lifestyle, den ich anhand der Beschreibung als auch den Bildern herauslese. Das Packaging ist meines Erachtens nach sehr gekonnt, zeitgemäß minimalistisch und wertig, die Parfumeure erlesen – Bendito Beso wurde von Olivier Cresp kreiert, heute erwarten uns mit Beso Canalla und Beso Negro ebenfalls bekannte Namen der Branche …
Strandspaziergang in der Abendsonne – Beso Canalla
„A lively departure thanks to the notes of orange and lavender, prompts barefoot walks in the cool sand under the deck of Beso Beach. A meeting of sun and notes gourmands (evokes edible smells) like the toasted sugar spread on the tables, the sandalwood floods the space and the music gives harmony in a moment that you do not want to end.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Lavendel, Neroli, Bergamotte, Safran
Herznote: Heliotrop, Karamell, Labdanum (Zistrose)
Basisnote: Sandelholz, Ambra, Patchouli
Frau Menardo feiert Party! Das liest sich ganz vorzüglich, zählt Annick Menardo doch schon seit jeher zu meinen Lieblingsparfümeurinnen (unter anderem für: Le Labo Patchouli 24, Bulgari Black, Bois d’Argent für Dior und Bois d’Arménie für Guerlain, darüber hinaus schuf sie Klassiker wie Diors Hypnotic Poison, Hugo Boss Bottled – den ich leider gar nicht mag, dessen innovativen Charakter ich allerdings anerkenne -, Body Kouros für YSL und viele mehr). Immer wieder verschwindet sie scheinbar in der Deckung, es wurde häufiger mal ruhig um sie in den vergangenen Jahren. Neulich hatten wir allerdings wieder einen Duft von ihr unter der Nase, Amouages Portrayal Woman, der mir ziemlich gut gefallen hat, lest hier. Sonne und Gourmandnoten (samt Zitrusfrische (ein Cocktail gar?) werden uns für Beso Canalla versprochen, Barfuß-Spaziergänge am Strand im kühlen(den) Sand vor leiser Hintergrundmusik aus dem Restaurant, der Bar … Hat was, damit könnte ich gerade auch etwas anfangen.
Was sich mir allerdings nicht so ganz erschließt in Ermangelung von Spanischkenntnissen ist der Name des Duftes – Beso, schon klar, der Kuss. Aber Canalla Ich bekomme hier verschiedene Übersetzungen, allesamt sind sie nicht besonders schmeichelhaft – der Schurke, der Bandit oder auch Gesocks, Pöbel, Gesindel. Kanaille, das (entlehnte) Wort kennen wir auch in der deutschen Sprache. Kann man „Canalla“ auch etwas Positives oder zumindest Ironisches abgewinnen, weiß das jemand Ihr Lieben? Anders kann ich es mir nicht vorstellen, sonst hätte man es hier sicherlich nicht verwendet. Die von mir immer liebevoll als Pop-Art-Krawallos bezeichnete Marke Etat Libre d’Orange hat zwar auch gerne Namen wie Palasthure (Putain des Palaces) oder bezieht sich mit Delicious Closet Queen ironisch auf „Klemmschwestern“ beziehungsweise „Schrankhomos“ (Homosexuelle, die kein Coming Out hatten, ihre sexuelle Orientierung in der Öffentlichkeit nicht zeigen und/oder verleugnen – „come out of the closet“ ist die Redewendung für ein diesbezügliches Outing), um nur zwei Beispiele zu nennen – hier ist aber Provokation Teil der Marken-DNA, insofern ist der Fall doch anders gelagert. Wer hier weiterhelfen kann – ich wäre für Erhellendes zum Thema wirklich dankbar 🙂
Beso Canalla startet … balsamisch. Würzig, warm, wollüstig fast schon – und erinnert mich auf den ersten Schnupperer an Kurkdjians Cologne pour le Soir, der meines Wissens nach von Grand Soir abgelöst wurde. Ganz klar – es sind die Harzgesellen in trauter Zweisamkeit mit Patschuli und Sandel, die diese Assoziation hervorrufen, allen voran prägnantes Labdanum. Während ich dasitze und sinniere – mangels Vergleichsmöglichkeit, ich habe momentan kein Tröpfchen des Kurkdjians hier – offenbart Beso Canalla weitere Facetten: Krautigen Lavendel und eine Prise charakteristisch-einzigartigen Safran, darüber hinaus die angekündigten Gourmandnoten. Karamellisiert geht es zu und vanillegeküsst, was sich auf Heliotrop zurückführen lässt – und ich denke an dieser Stelle selbstredend an einen weiteren Klassiker, nämlich an Guerlains Jicky, den die Kombination von Vanille und Lavendel zu einer Legende werden ließ.
Wer Kurkdjians Düfte kennt als auch den Guerlain (sollte man, Ihr Lieben ;)), der mag sie imaginär vermählen – und kommt dann bei einem Wunschkind heraus, das Menardos Beso Canallas Richtung vorgibt. Ist das ein moderner Orientale? Ich würde sagen – ja. Einer, der auch zu Jeans geht, der hipstertauglich ist aber genauso gut Klassikerfreunde erfreuen kann. Ein samtig-balsamisch-süßer und sehr prägnanter „Hauch“, der in seiner Wärme in der Tat an einen (frühen) Abendspaziergang am immer noch warmen Strand im warmen Sand erinnern kann, bei dem die Nacht noch jung ist …
Die Nacht ist zum Küssen da – Beso Negro
„An elegant, strong and charismatic sunset. The most provocative kiss, the notes of violet and cardamom have given way to the night, to the provocation of the Patchouli and to the wildest side of the skin and the sandalwood. A unique personality that unites in a carnal kiss where the darkness and the moon are the only testimonies.“
Die Ingredienzen:
Kopfnote: Veilchenblätter, Kardamom, Grüne Noten
Herznote: Veilchen, Iris, Nagarmotha, Patchouli
Basisnote: Virginia-Zedernholz, Ambra, Sandelholz, Leder
Beso Negro, der schwarze Kuss, wörtlich übersetzt – ich denke, mit „negro“, schwarz, wird hier eher auf die Nacht angespielt, die bevorstehende. Die Nacht, die alles möglich scheinen lässt – wer denkt hier nicht an ausgelassene Partys, an Menschen in Urlaub- und Feierstimmung, aufgeschlossen für neue Begegnungen, um es einmal offen und diplomatisch auszudrücken … Wenn von einem überaus provokanten Kuss die Rede ist, der Provokation von Patschuli, der „wildesten Seite der Haut“ und dem Mond als einzigen Zeugen bei Knutschereien mit einzigartigen Menschen, dann liest sich das doch schon ziemlich kinky, oder nicht? 😉
Beso Negro wurde von Christophe Raynaud kreiert, auf dessen olfaktorisches Konto etliche Düfte für Kenzo gehen, für Miyake, Jil Sander, JOOP!, Givenchy, Lancôme und weitere, einige davon auch in Kooperation mit anderen Parfumeuren wie beispielsweise der Bestseller von Paco Rabanne, 1 Million.
Ein Veilchenleder ist mehr oder weniger angekündigt hinsichtlich der Zutaten, der verwendeten – und doch schnuppere ich auf den ersten Duftmetern etwas anderes … Maestrale von Profumi di Pantelleria fällt mir dazu ein, erinnert sich noch jemand? Besprochen hatte ich ihn hier. Das verursacht einen Knoten in meinem Hirn, der folgenden Grund hat: der neue Maestrale beinhaltet tatsächlich Veilchen und Leder, überdies aber Himbeeren, Puderzucker und viel mehr Liebliches, mitnichten die Richtung, in die Beso Negro weist. So, wie ich den alten Maestrale in Erinnerung habe, hatte ich ihn vor Jahren aber, siehe den Blogartikel oben, nicht beschrieben – da war von Rum die Rede, von Nelken. Und ich kann immer noch nicht vergleichen, weil der alte Maestrale seit dem Umzug verschütt gegangen ist, leider 🙁 Egal. Raynauds Beso Negro sollte eigentlich Beso Gris heißen, denn er ist nicht schwarz oder besonders dunkel, vielmehr grau, taupefarben vielleicht, ein Spiel von Licht und Schatten.
Beso Negro wildledert, und zwar samtig, erlesen und edel, von Iris und Veilchen verhalten pudrig und umso mehr cremig untermalt. Dem wohnt eine leise Süße inne, eine auf subtile Weise würzige – und exakt hier fühle ich mich an Maestrale erinnert. Beso Negro ist schwer zu greifen – er ist nicht frisch, aber er ist auch kein „Wummser“, keine Harzbombe und erst recht kein Orientale. Er trägt keine Krachlederne und ist auch kein Biker, sein Lederoutfit ist zurückhaltender, aber nicht minder anziehend. Ein deutlich kardamomgeküsstes Irisleder, kein Veilchenleder, auf seltsame Art kühl und warm zugleich und von einer hintergründigen balsamischen Sandelwürzigwärme. „Uunisex“ mit keiner klitzekleinen Tendenz zum Femininen, gleichermaßen zeitlos wie zeitgemäß. Und ein Hipster, definitiv – denn, ich habe gerade korrigiert, nachdem ich einen halben Tag darüber nachgedacht habe, bis es mir wie Schuppen von den Augen gefallen ist – ein Duftbruder eines Bestsellers, und zwar von Santal 33 aus dem Hause Le Labo.
Für mich persönlich mein Favorit des Trios, was allerdings auch daran liegt, dass mir Menardos Schönheit schlichtweg zu harzig ist an mir selbst.
Neugierig geworden, meine Lieben? Und – kennt wer eines der Beso Beach-Restaurants, war vielleicht schon einmal dort?
Herzlichst
Eure Ulrike
wunderbar, zumGlueck gibt esMenschen die Duefte sammeln, mischen und
sie liebeb
Huhuu liebe Erika, jaaa, gibt es! 😉 Danke für Dein liebes Feedback!
Kennst Du denn die Beso-Düfte? Und was sind ganz allgemein Deine Favoriten, kann man, kannst Du das sagen?
Viele herzliche Grüße
Ulrike