Der Name Eau de Minthé klingt schon so erfrischend und sommerlich, dass es mich gleich in den Fingern gejuckt hat, den neuen Duft von diptyque auszuprobieren. Die Zeit der schweren und allzu gehaltvollen Düfte ist jedenfalls für mich vorbei und die Temperaturen schreien förmlich nach leichteren Genüssen.
Die Geschichte hinter Eau de Minthé
Bei allen Minzassoziationen, die man bei der Aufmachung und Präsentation hat, fällt jedoch auf, dass Minze auf Französisch menthe heißt. Was ist also Minthé? Minthé oder Minthe ist eine Nymphe in der griechischen Mythologie, die Hades in die Pflanze Minze verwandelte. Diptyque erzählt die Geschichte in einem kleinen Video:
Interview mit Myriam Badault
Kreativdirektorin von diptyque Myriam Baudault wurde zu Eau de Minthé ausführlich in einem Interview befragt, das ich für Euch übersetzt habe und hier in Auszügen bringe.
Was war die Inspirationsquelle für Eau de Minthé. Warum dieser Name?
Das Parfum wurde von einer Dufterinnerung inspiriert, einer Duftspur im Eingangsbereich eines Gebäudes und in einem Aufzug. Was mich fesselte, war der Kontrast aus dem klassischen Duft, der mit einer modernen und aromatischen Frische verbunden war; in meinem Kopf speicherte ich diese Wahrnehmung als „einhüllende“ Minze ab. Die Geschichte von Eau de Minthé stammt von der Zutat der Minze selbst. Ich mag es, Geschichten zu erzählen und meine Entdeckungen mit anderen zu teilen; die Mythologie und die Antike gehören zu unseren größten Inspirationen und so fanden wir diese besonders schöne Geschichte über die Nymphe Minthé und ihre Affäre mit Hades. Ich besitze eine ganze Sammlung an Comics, die auf Mythen basieren, die junge Autorin ist Clotilde Bruneau. Wir baten sie, das Storyboard des Films zu schreiben. Eine besondere und bereichernde Erfahrung.
Wie würden Sie Eau de Minthé beschreiben?
Sowohl modern als auch vertraut, abhängig von Ihrem Alter. Einige, die in den 70er Jahren geboren wurden, beziehen den Duft auf vertraute Herrendüfte, andere, etwas Jüngere, auf Barbershopdüfte und Frische. Ich wollte das Fougère-Universum mit einer modernen Wendung erkunden und mit einigen Referenzen an unsere Tradition (die englischen Wurzeln der Marke, die Barbershopseife, die in den frühen 60er Jahren im Saint-Germain-Geschäft verkauft wurde …) sowie meine fixe Idee verwirklichen, Minze zu verwenden.
Warum entschieden Sie sich, mit Fabrice Pellegrin an diesem Duft zu arbeiten?
Ich entschied mich, mit Fabrice zusammenzuarbeiten, denn ich kannte seine Liebe für dieses Duftuniversum. Wir kennen uns seit 15 Jahren und er erzählte mir oft Geschichten über die Arbeit seines Vaters (sein Vater ist Parfümeur), über die gefühlsmäßige Verbindung zur Fougèrefamilie und all die Erinnerungen, die sie hervorbringt. Wie bei den Madeleines von Proust und auf gewisse Weise eine Gelegenheit, eine andere Geschichte auf moderne Art zu erzählen. Darüber hinaus denke ich, dass Fabrice jemand ist, der gut über seinen Tellerrand hinausdenken und auch Ikonen aufpolieren kann, wie er es bei der Tuberose in Do Son tat.
Warum hat man bei dipytque gerade jetzt einen Fougère lanciert? Warum nicht früher? Wie lang dauerte die Entwicklung?
Es gibt keinen besonderen Grund. Vielleicht wissen Sie, dass wir keine Marktforschung betreiben, dipytque lässt sich von der Kreation leiten. Wir haben nichts Vergleichbares in unserer Kollektion, es galt eine neue Duftlandschaft zu erkunden.
Der Duft Eau de Minthé
Jetzt haben andere schon viel über den Duft gesagt, aber natürlich möchte ich auch meine Eindrücke mit Euch teilen. Frische, scharfe, kühle Minze zeigt sich von Beginn an in ihrer schönsten Form. Da ist aber gleich auch mehr als das. Eine leichte und teeig-krautige Rose, die auf einer Patschulibasis treibt. Aber letztere ist durchaus zahm geblieben, keine Hippie- oder Gruftiallüren. Idee hinter diesem Akkord war eine moderne Interpretation des Fougèreakkords. An die Stelle von Lavendel tritt die Minze, Geranium wurde beibehalten und wo sonst Eichenmoos tönt, setzte Pellegrin Patschuli ein.
Obwohl der Duft meines Erachtens voll und ganz unisex ist, kann man ihn sich doch auch gut als Barbershop- und Herrenduft vorstellen. Fabrice Pellegrin gibt in einem anderen Interview an, Rosenoxid hinzugegeben zu haben, um der Kreation eine lebendige und modernere Aura zu verleihen. Aber wie gesagt, wurde der Rosenaspekt harmonisch in die Komposition eingebettet, sodass man hier nicht von einem Rosenduft sprechen kann. Nach längerer Zeit auf der Haut schwindet die Minzfrische leider zunehmend. Es bleibt eine teeartige, weiche, würzige Spur zurück.
Für mich ein toller Duft, um in den Tag zu starten, ein niveauvoller und ausgewogener Frischeschub, ein moderner Fougère mit klassischer Seele.
Einen schönen Tag Euch!
Harmen
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