Den neuen Duft von Orto Parisi namens Megamare habe ich mir vorgenommen. Nach dem Bericht über Sundazed von Byredo letzte Woche zieht es mich wieder ans Meer, das muss ein Zeichen sein! Aus unerfindlichen Gründen ist Orto Parisi zum Teil an mir vorbeigegangen, komisch, da ich Nasomatto immer sehr geschätzt habe. Ein Blick in unser Duftverzeichnis zeigt mir dass Uli bereits Bergamask, Boccanera, Brutus, Stercus und Viride in diesem und diesem Artikel beschrieben hat. Höchste Zeit also für ein Update, „eine olfaktorische Betrachtung des Meeres“, wie Megamare angekündigt wird.
Gedanken zum Meer
Das Meer ist eine Einheit und grenzenlos zugleich. Man muss es nicht erklären. Ambivalent und kraftvoll, elegant und zerbrechlich … Das Meer duldet keinen Widerspruch und keine Opposition. Lass Dich von ihm führen.
Megamare, mare, das Meer, mega bedeutet im Griechischen schlichtweg „groß“. Wenn man auch nur ein kleines bisschen Demut in sich hat – ich weiß, altmodisches Wort und noch altmodischere Einstellung – dann fühlt man sich angesichts des Meeres unbedeutend und klein. Ich staune über das Meer, es ist so unfassbar, undurchschaubar, dabei urtümlich, archaisch und gewaltig. Ich muss an den alten Mann und das Meer von Hemingway denken und wie der Alte mit dem Meer ringt. Ähnliches mag sich auch Alessandro Gualtieri gedacht haben:
Ein Gefühl jenseits der Zeit. Dieser Duft ist wie das Echo eines unendlichen Atems. Megamare verspricht alles und nichts – hier, dort, überall. Es nimmt seinen Träger mit zu neuen Ufern und lädt ein, Neues zu entdecken und tiefer zu gehen. Durch ihre salzigen Schichten hindurch führt diese Komposition an kristallklare, heilige Orte und zu grauen Untiefen, in denen sich unsere Schwächen und Stärken, Ängste und Sehnsüchte widerspiegeln.
Letztendlich kommt das Meer ohne große Worte aus. Der Versuch, es restlos zu erklären, verleugnet seine Mysterien, erschwert die Bewegung und erstickt die Ausläufer des ewig Unbekannten. Das Wenige, das wir wissen, befindet sich im Inneren dieses Parfumflakons und entspricht genau der Menge, die möglich und nötig ist, um unsere Vorstellung vom Meer auszudehnen.
Orto Parisi – Megamare – der Duft
Ein bisschen Rätselraten darf es heute sein. Dem Duft wurden nämlich wie gewohnt keine Noten beigegeben. Also will ich einmal schauen, was ich so herausbekomme. Megamare ist aquatisch und aromatisch, aber ganz weit weg von den einschlägigen Bestsellern. Grün, krautig, tangig, würzige Strohblume und kalte ozonische Noten, vielleicht Vetiver. Ein Hauch Minze, Salz, Gischt, Sand, Treibholz. Natürlich beeinflusst mich der Name und die Pressebilder bei meinen Assoziationen, aber ich hoffe, Ihr könnt Euch etwas darunter vorstellen. Ein schönes Detail finde ich übrigens die grünlich korrodierte Verschlusskappe, die wie von Salzwasser angegriffen aussieht. Eingelegt wurde oben in den Deckel ein Stück Muschel aus Haiti.
Mit dem Meer wurde auch im Parfumbereich schon viel Schindluder getrieben. Megamare bietet eine neue Sicht auf das Thema, ohne aber ganz so spektakulär und revolutionär aufzutreten wie sein Schöpfer es vermuten lässt. Vielleicht nicht 100 % bürotauglich, aber spannend und erfüllt das hochgesteckte Ziel gekonnt, das Meer olfaktorisch abzubilden. Megamare müsst Ihr unbedingt testen!
Liebe Grüße
Harmen
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