… kann niemand verwehren, dachten sich vermutlich die italienische Familie Azzerlini von Farmacia SS. Annunziata – und lancierten flugs einen Duft zu Ehren des „Wassers des Lebens“, wie der Whisky in Schottland genannt wird. Whisky ohne „e“ im übrigen, denn wir sprechen hier von einem schottischen Produkt, das aus gemälzter Gerste gewonnen wird und nicht aus Weizen, Roggen, Mais oder ähnlichem, wie es beispielsweise in Amerika oder auch Irland üblich ist. Da lachen Harmens und mein Herz selbstredend, haben wir uns doch schon mehrfach hier im Blog als Single Malt-Fans geoutet.
Whisky- und auch Whiskey-Düfte gibt es einige, obschon sehr viel weniger als beispielsweise Rum- oder mittlerweile auch Gin-Düfte. Mir fallen spontan ein: der wundervolle Spirit of the Glen von D.S. & Durga sowie Fumidus von Profumfum Roma (der nach torfigem Single Malt duftet, ohne ihn explizit zu erwähnen), mein Liebling Le Dandy von Parfums d’Orsay (Whisky mit Pflaume und Tabak, mmmhhh!), der hübsche Flanker A*Men Pure Malt von Thierry Mugler sowie Floris‘ Islay (die heilige Inselheimat der Torf-Whiskys), Slumberhouse Ore, Atelier des Ors‘ Bois Sikar (toll!), By Kilians Single Malt und Whisky & Cedarwood von Jo Malone. Demeters Library of Fragrance hat einen Duft namens Whiskey Tobacco im Sortiment, von Evaflor gibt es wohl diverse Düfte zum Thema, darüber hinaus einen Malt von Akro und einen Whisky von Jimmy Boyd – ich kenne die letzteren allesamt nicht. Und da verließen sie ihn schon wieder – so richtig viel mehr will mir nicht einfallen, gibt es vermutlich auch nicht … Doch, Moment – Skin on Skin von L’Artisan Parfumeur hat eine klitzekleine Whiskynote, darüber hinaus Bois d’Ombrie von Eau d’Italie. Fällt jemandem sonst noch was ein?
Widmen wir uns dem neuesten Mitglied der hübschen Familie der Whisky-Düfte, Vorhang auf für Whisky Oud!
Aus zwei Perlen mach eine Kostbarkeit – Whisky Oud
„Die olfaktorische Verneigung vor zwei Kostbarkeiten – Whisky Oud – aus der Duftmanufaktur Farmacia SS. Annunziata. Die Edelspirituose Whisky mit ihrer jahrhundertelangen Geschichte, die in Schottland und Irland übersetzt „Wasser des Lebens“ heißt, trifft auf ein Harz, das als erlesenes Räucherwerk auf eine mindestens genauso ehrwürdige Tradition zurückblicken kann.
Gehüllt in den Rauch exquisiter Harze zeigt sich das Herz des Duftes als wahre Rarität: Torfig-würziger Whisky, vollmundig mit leisen Anklängen von getrockneten Früchten und safrangeküsst. Markantes Oud, subtil animalisch und von samtig-warmem Wildleder untermalt. Getragen werden diese Preziosen von kühler Zeder, salzig-grasigem Vetiver und weichem Moschus, während Ambra den Duft wärmend vervollkommnet. Elegant, edel und einzigartig: Whisky Oud vermählt zwei außergewöhnliche Ingredienzen, zollt ihrer Herkunft, ihrer Vergangenheit und ihrem Charakter Tribut – und erschafft eine herausragende Symbiose, die in der Welt der Düfte ihresgleichen sucht.“
Kopfnote: Labdanum (Zistrose), Weihrauch
Herznote: Whisky, Safran, Wildleder
Basisnote: Adlerholz (Oud), Zedernholz, Vetiver, Ambra, Moschus
Dieser Tage ist Frühling – sagt man. Oder zumindest der Kalender. Es regnet hier in Strömen, während ich diesen Artikel schreibe, und ich habe die Holzöfen an, gut gefüllt. Weil es kalt ist, nass und Grau in Grau. Weder frühsommerlich noch spätfrühlingshaft zeigt sich das Wetter, weswegen ich mir in der Tat dieser Tage ein paar Mal ein Schlückchen Single Malt gegönnt habe. Nach wie vor ist mein diesbezüglicher Geschmack den von mir liebevoll „Straßenkötern“ getauften Whiskys vorbehalten – ich trinke ausschließlich Torfbomben von der dafür berühmt-berüchtigten Insel Islay, und gerne auch die jüngeren, weil wilderen, raueren Jahrgänge. Auch mal nicht schlecht, wenn der Geschmack eher preisgünstiger ausfällt 😉 Ältere Whiskys werden meist milder und sind wegen der langen Produktions- bzw. Lagerzeit auch deutlich teurer. Mir reicht ein Laphroaig 10 als Haus- und Hof-Whisky, gerne auch mal ein Quarter Cask mit deutlich mehr Eichennote oder ein Ardbeg. Weitere Whiskyfans da draußen, meine Lieben?
Whisky Oud zieht alkoholtechnisch alle Register: Er begrüßt meine Nase sogleich mit deliziös rauchiger Würze und prägnanten Ledernoten, die irgendwo im Zusammenspiel von Safran, Oud und Harzen entspringen. Safran ledert ordentlich, das passt perfekt, fühlt man sich doch sogleich in ein altes Herrenzimmer samt englischem Chesterfield-Ledersofa aus feinstem Glattleder versetzt, im wahrsten Sinne des Wortes. Versunken in dessen patinierte Lederflächen sinniere ich darüber, was das für ein Drink in meiner Hand wohl sein mag … Ist es wirklich ein Whisky oder vielleicht doch ein Rum? Nein, es ist ein Whisky, aber ein weicherer, komplexerer, älterer, als diejenigen, die ich normalerweise trinke. Und zudem wird Schokolade gereicht, eine Zartbitter mit einem extrem hohen Anteil an Kakao, die zart-schmelzend und feinpudrig erscheint. Die Umgebung ist von deutlich gediegener Atmosphäre und hält ganz bestimmt alte Eichenregale, geschwärzte, bereit, vielleicht auch einen Sekretär und in jedem Fall auch Lesestoff in gebundener Form … Ihr seht, meine Lieben, das mit dem Herrenzimmer ist eine wohlgeratene Assoziation zu Whisky Oud und war mit Sicherheit auch intendiert!
Whisky Oud ist meines Erachtens nach ein maskuliner Gourmand-Oud, wenn ich ihn schon kategorisieren muss. Allerdings heißt das mitnichten, dass er „nur“ der Männerwelt gut zu Gesicht steht – er wird sicherlich die Barbershop-Jungs abholen genauso wie den Businessmann oder -punk, eignet sich aber auch perfekt für Frauen, die ein Quentchen Rauch zu schätzen wissen und vielleicht hin und wieder den anderen Schluck einer Edelspirituose.
Wer die Düfte von Frapin mag oder auch den Stil von Piguets neueren Ouddüften, vor allem Oud Divin, wer den Whisky von Floris oder D.S. & Durga schätzt, eventuell auch den von Mugler sowie den wundervollen Dandy … oder wer ein solcher Lebenskünstler ist, ein moderner Dandy oder Bohemien – der wird seine Freude haben an diesem feingeistig-hochprozentigen Schönling!
In diesem Sinne – auf Euer Wohl, meine Lieben!
Herzlichst
Eure Ulrike
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