Each Other, The Time, Live in Colours und Just Before heißen die vier Düfte der THoO-Kollektion von The House of Oud, die wir uns heute und nächste Woche vornehmen werden. Der Name der Kollektion ist ein Akronym der Marke und erinnert auf den ersten Blick an eine Mischung aus chemischer Summenformel, japanischem Emoticon und nordischem Sagenwesen. Doch weit gefehlt, THoO heißt nichts anderes als The House of Oud. Dahinter stecken die kreativen Köpfe und Parfumeure Andrea Casotti, Maurizio Cerizza und Cristian Calabrò, die mit THoO etwas ganz Besonderes erschaffen wollen:
Wenn Worte nicht ausreichen, braucht es Farben, Formen, Noten und Emotionen. THoO ist eine Reise in die moderne Welt, die aus Kunst, Malerei, Schönheit, Natur und Leben besteht. Andrea Casottis Konzept ist ein aufregender Freestyle, die persönliche Sammlung eines Visionärs, Straßenkünstlers und eines Parfümeurs: ein chamäleonartiger Entdecker von Dynamik, Farben und Ingredienzien, mit dem außergewöhnlichem Talent, jede Kreation zur lebendigen, leuchtenden Synthese unterschiedlicher Universen zu machen.
Die Zeit mit all ihren Details ist Inspirationsquelle der THoO-Düfte. Der Ursprung der Linie liegt in der kreativen Interaktion zwischen Andrea Casotti, Maurizio Cerizza und Cristian Calabrò, die persönliche Augenblicke festgehalten haben: „davor“, „genau jetzt“ und „von jetzt an“. Die Kompositionen fangen magische Lebensmomente ein und drücken sie auf eine Weise aus, die über Wörter und Kulturen hinausgeht und eine universelle Sprache verwendet: die Emotion des Parfums.
Die Zeit als Inspiration. In einem Moment, in dem die Zeit für mich nur so dahinzufliegen scheint, unaufhaltsam und rasend schnell, erscheint mir die Idee von The House Of Oud verlockend, Augenblicke olfaktorisch einzufangen. Nicht nur Erinnerungen mit Düften zu verbinden … Ich nenne hier nur kurz den m. E. viel zu oft zitierten Herrn Proust und seine Madeleines in „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“, sondern auch das ganz gegenwärtige und alltägliche Hier und Jetzt, das – kaum ausgesprochen – ja bereits zur Vergangenheit gehört.
Wie unterschiedlich die Zeit wahrgenommen wird, fällt mir seit ich Kinder habe, noch viel deutlicher auf. Während mir die Zeit quasi zwischen den Fingern zerrinnt, erleben meine Jungs Zeit als etwas gaaaaaanz Anderes, etwas, das sich kaugummiartig und quälend in die Länge zieht. Fünf Minuten sind für mich Nichts, für meine Jungs sind sie die Vorstufe zur Unendlichkeit. Sicherlich kennen viele, ja bestimmt die meisten von Euch dieses Eltern-Kind-Antagonismus. 😉
THoO – Each Other
Unser erster Duft der THoO-Kollektion von The House of Oud heißt Each Other und verbindet Duft mit der urbanen Graffiti-Kunst der Stadt Mailand:
Each Other (dt. „gegenseitig“) erzählt von Kunst, Freundschaft, Crews, Graffiti, Tags (= Signaturkürzel und Pseudonym eines Graffiti-Writers) und städtischer Bausubstanz, auf dem ein Graffiti als starkes Zeichen stehen soll. Der kraftvolle Duft ist Ausdruck einer immensen kreativen Energie und herausragenden bildkünstlerischen Talents. Der Mailänder Andrea Casotti, Parfümeur und Gründer von THoO, besitzt eine Vergangenheit als Graffiti-Writer. Zum bekannten Graffitikünstler und Writer-Pionier KayOne aus Mailand verbindet ihn eine tiefe Freundschaft und eine große Leidenschaft für diese moderne Kunstform.
Ihre Lebensgeschichten spielen in der Undergroundkultur, ihre Kreationen sind noch heute in vielen Gegenden der norditalienischen Metropole sichtbar. Der Duft ist ein Sinnbild der Stadt Mailand, Heimatstadt und Lebensmittelpunkt von KayOne und der beiden Parfümeure Cristian Calabrò und Andrea Casotti.
Each Other ist ein urbaner und kraftvoller Duft, in dem zahlreiche Inspirationsquellen und Sinneseindrücke stecken: von der Underground- und Streetkultur bis hin zu geselligen Abenden und elektrisierenden Nächten in der pulsierenden Großstadt, Szenografien einer faszinierenden künstlerischen Strömung.
Zitrische Noten, Grapefruit, Rosa Pfeffer, Koriander, Kalmus, Wermut, Vetiver, Labdanum (Zistrose) und Ambra kombinieren die Parfumeure Cristian Calabrò und Andrea Casotti in Each Other.
Duftendes Graffiti
Herb-zitrisch und recht maskulin startet Each Other. Aromatisch-grüner Koriander, kräuteriger Wermut und die an Ingwer erinnernden Noten von Kalmus umtänzeln die erfrischenden und hellen Hesperiden, während Grapefruit spritziges Rosa hinzufügt, das von den gleichfarbigen Pfefferbeeren scharf-würzig untermalt wird. Vetiver sorgt für dezentes Wurzelaroma und eine kühle, leicht metallische Note, die wie ein zarter Windhauch durch den Duft fegt.
Eine trockene Holznote schenkt dem Duft im weiteren Verlauf eine gewisse Bodenhaftung, doch bleibt Each Other auch im Ausklang hell, herb und kühl. Weder Ambra noch Labdanum vermögen es, Each Other Wärme einzuhauchen. Nur eine sanfte Ledernote zeugt von der Anwesenheit der beiden sonst eher Behaglichkeit schenkenden Ingredienzien.
Der THoO-Kollektion von The House of Oud gelingt mit Each Other ein gelungener Start. Hell, transparent und eher von der herben Sorte ist dieser Duft so ungewöhnlich wie sein schriller Flakon, der mir persönlich sehr gut gefällt. Die expressionistische Action-Painting-Kunst des Deckels finde ich in dem Duft zwar nicht unbedingt wieder.
Each Other ist weniger extrovertiert, als es der Flakon vermuten lassen könnte. Ein Duft, der durchaus alltags- und bürotauglich ist, und trotz des eher maskulinen Starts auf jeden Fall für alle Geschlechter geeignet ist. Freunde von herb-krautigen Zitrusdüften mit deutlicher Vetivernote dürften an dieser Kreation aus dem Hause The House of Oud ihre wahre Freude haben.
The House of Oud – The Time
Unser zweiter Kandidat heute hört auf den zeitlosen Namen The Time. Bergamotte, Wermut, Kamille, Tee, Iris, Verbena, Zedernholz, Moschus, Ambra und Schwarztee sind die Ingredienzien, dieses Duftes, der laut Aussage von The House of Oud die Zeit (oder zumindest die innere Uhr) manipuliert:
Der Moment im Moment: genau jetzt
Dinge fangen unsere Zeit ein. In der Gegenwart, in der wir leben. Hier und jetzt.
The Time (dt. „Die Zeit“) ist ein Moment, ein flüchtiger Augenblick der Gegenwart und des inneren Bewusstseins. Das luzide Bewusstsein, uns selbst zu leben und einen Moment intensiv zu erleben, den wir mit dem authentischsten, tiefsten Teil von uns teilen. Ihm bieten wir Fürsorge und Respekt in einem Ritual voller Dankbarkeit, wie die japanische Teevorbereitungszeremonie.
The Time stellt die innere Uhr auf 5 Uhr nachmittags und dort verlangsamt sie sich: Stille lässt die Minuten verstreichen und vermittelt ein Gefühl der Sicherheit. Die Zeit festigt ihren Griff und erlaubt uns den Luxus, zu beobachten, wie die Dinge fließen, in einem tiefgründigen Verständnis von Ereignissen in uns und außerhalb.
The Time ist Zeit für uns. Zeit, die einen Augenblick, einen Tag oder ein ganzes Leben dauert.
Der Duft der Zeit
The Time von The House of Oud eröffnet überraschend lieblich und legt damit einen komplett konträren Start zu dem eben getesteten Each Other hin: Sehr warme, hautnahe und kuschelig-cremige Irisnoten, von zarten Pudertupfen umgeben, liebkost eine zart-herbe und transparent-zirtrische Bergamotte. Kamille schenkt dem Duo mit ihren charakteristischen und milden Blütennoten eine sanfte und aromatische Wärme. Ein wunderschöner Auftakt … Spontan wünsche ich mir mehr Düfte mit Kamillenblüten. Bitte! Bitte!
Verbena, das Eisenkraut, entfaltet nach und nach seine grüne Zitrusnote und schenkt The Time aus der THoO-Kollektion von The Hose of Oud so eine gewisse Frische. Beinahe waren The Time und ich dabei uns miteinander einzukuscheln, beinahe so, als würde die Zeit für einen Moment stillstehen. Der Duft behält zwar seine sanfte Wohlfühlatmosphäre, doch die luftig-leichte grünen und zitrischen Noten der Verbena erhellt und erhebt The Time und sorgt so für eine gewisse Spannung im sonst so behaglichen Duftverlauf.
In der Basis gesellen sich helle Holznoten und pudriger Moschus zum cremig-zitrischen Kamillen-Iris-Konglomerat und eine super-sanfte Ambra, die The Time mit zarten Ledernoten weitere wohlige Wärme verleiht.
Auch The Time von The House of Oud gefällt mir richtig gut. Vielleicht sogar einen Hauch besser als Each Other, aber das dürfte wohl an meiner Vorliebe für Iris und dieser tollen Kombination mit Kamille und Verbena liegen. Eine hautnaher, zeitloser Kuschelduft, der irgendwie doch frisch und erfrischend ist … Da gibt es von mir eindeutig ein: Daumen hoch! Büro- und alltagstauglich ist The Time natürlich und ja, ich kann ihn mir nicht nur an Frauen vorstellen, also absolut Unisex. Ein weiterer Duft auf meiner Muss-ich-demnächst-öfter-tragen-Liste, die mittlerweile völlig aus dem Ruder zu laufen scheint, weil immer mehr Düfte hinzukommen… Waaaaaaah! 😉
Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch eine schöne Restwoche!
Liebe Grüße,
Julia
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