ist dieser Tage bei uns im Sortiment gelandet und harrt einer genaueren Betrachtung – da lasse ich mich selbstredend nicht lumpen 🙂 Drei neue Düfte haben die Franzosen lanciert, um die es, wenn ich mich recht erinnere, schon länger etwas ruhiger geworden war. Nachdem mich Chabaud mit Chic et Bohème, der pflaumigen Chypreschwester von Juliette has a Guns Lady Vengeance und Indults Isvaraya als auch mit ihrem fröhlichen Früchtchen Caprice de Sophie bereits begeistert haben, ich darüber hinaus ihre Gourmanddüfte überaus köstlich finde (an anderen – ich bin einfach nicht lieblich genug ;)), bin ich gespannt, was uns mit der Luxury Line nun erwartet – Vorhang auf für: Orangerie Musicale, Rose Orage und Île Mythique.
Süß tönt es aus dem Orangenhain – Orangerie Musicale
„Orangerie Musicale zeigt die Atmosphäre in Orangengärten französischer Schlösser, in denen heutzutage oftmals wunderschöne Konzerte ausgerichtet werden, besonders im Süden von Frankreich. Wir spielten mit den reichhaltigsten Noten von Orange, Neroli und Orangenblüten im Herzen und einem originellen gourmandigen Hauch von Calisson, einem klassischen südfranzösischen Konfekt.“
Kopfnote: Orange, Sternanis, Bergamotte, Neroli
Herznote: Jasmin, Orangenblüte
Basisnote: Benzoeharz, Moschus, Vanille, Gourmand-Noten
Habe ich da Konzert im Orangengarten, Orangenhain gelesen? Das liest sich zauberhaft, absolut. Und macht Lust auf Frankfreich, Urlaub und Sommer, laue Nächte, leise Brise und vielleicht noch ein Gläschen Rosé dazu … An diesem halte ich mich für gewöhnlich lieber fest als an Süßkram, wobei Calissons hin und wieder definitiv eine Sünde wert sind. Sie sehen aus wie kleine (Weber)Schiffchen und stellen eine Art französische Art von Lokum dar, mehr oder weniger – Mandeln, Orangen und kandierte Melonen werden für gewöhnlich zu ihrer Herstellung verwendet, wobei es zig verschiedene Variationen gibt. In der Tat, das wusste ich bis dato nicht, haben die Calissons eine sehr lange Tradition – vermutlich wurden sie im Mittelalter kreiert, ein Konfekt also mit knapp einem halben Jahrtausend auf dem süßen „Buckel“.
Nimmt man sie wahr in Orangerie Musicale? Ja, definitiv. Zuallererst – Orangenblüten, zierlich, weiß, cremig und in gewohnt guter Weise nektarsüß. Das kennt man von allerlei Orangenblütendüften, die mit ihrem heiter-unbeschwerten Naturell zu begeistern wissen. Es gibt Menschen, die keine Orangenblüten(düfte) mögen, keine Frage – allerdings sind sie für mich „easy to like“ und mit Sicherheit eine der „harmlosesten“ (weißen) Blüten. Sie sind gefällig und freundlich und keinesfalls ähnliche olfaktorische Femme Fatales mit Ecken und Kanten wie viele, eigentlich die meisten ihrer weißblühenden Kolleginnen, siehe Tuberose, Gardenie, Jasmin. Letzterer hat sich auch in den Flakon verirrt, hält sich aber vollkommen zivilisiert zurück: keinerlei indolische Anklänge, dafür viel Cremigkeit, leise pudrige. Diese wiederum passt perfekt zu den Gourmandanklängen von Orangerie Musicale: mandelig-marzipanig geht es, vor allem im weiteren Verlauf des Duftes, der immer gourmandlastiger und somit auch fülliger wird, allerdings nie seine Balance verliert aufgrund der zitrisch-frisch-saftigen Bühnenbeleuchtung. Keksige Vanille, ambrierte Wärme und die dichte Süße kandierter Früchte machen den Charakter unseres Konzerts bis zum Ende aus.
… was soll ich sagen? Geneigte Leser werden es sich denken – wie oben beschrieben ist der Orangenhain für mich privat zu lieblich, zu feminin, zu süß. Das verleidet ihn mir allerdings nicht, ganz im Gegenteil – er ist ein schöner Vertreter der Gattung der Orangenblütendüfte, der mit den ungewohnten Calisson-Anmutungen, die perfekt mit unseren kleinen Blümelein harmonieren, seiner Familie Innovation beschert. Darüber hinaus haben Chabaud wieder einmal gezeigt – olfaktorisches Naschwerk können sie, definitiv.
Rose Orage
„Die Herausforderung war gestellt: Wie können wir möglichst einen ganzen Tag im Leben einer Rose nachbilden? Mit all den warmen und kühlen Nuancen, die so typisch für diese einzigartige Blüte sind? „Orage“ bedeutet Gewitter. Wir stellten uns diese Rosen zu Beginn in der Wärme der Sonne vor und anschließend erfrischt vom Regen. Dieser subtile Moment des Temperaturwechsels, der Luftfeuchtigkeit und der Empfindungen, die ein plötzlicher Regenschauer dieser einzigartigen Blüte bescheren kann. Dies ist unsere Ode an die Sinnlichkeit der Rose, die geheimnisvolle Blume par excellence, die Menschen ganz besonders mit innigsten und vertrautesten Gefühlen in Verbindung bringen.“
Kopfnote: Himbeere, Schwarze Johannisbeere, Muskatnuss, Rosa Pfeffer
Herznote: Rose, Geranium
Basisnote: Cashmeran, Ambra, Patchouli, Heliotrop
Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose … oder doch nicht? Nein. Nicht in diesem Fall. Mein Restfranzösisch hat mich hinsichtlich des Gewitters, der Wortbedeutung von „Orage“ im Stich gelassen, insofern habe ich mir erst einmal nichts weiter dabei gedacht, bevor ich Rose Orage auf mein Handgelenk losgelassen hatte … er hat mich überrascht, und wie! Eine wie keine – ich kenne bisher keine solche Rose, und ich kenne verdammt viele Rosen in Flakons … Man könnte vermuten, dass es eine typische Patschulirose sein könnte, wie sie beispielsweise bei L’Artisan Parfumeur zu finden ist, der Klassiker: Voleur de Roses. Lady Vengeance ist selbstredend auch eine, die schönste, wenn Ihr mich fragt. Dann wären da noch … Reminiscence Patchouli N’Roses, Tom Fords Noir de Noir, BOIS 1920 Rosa di Filare aka Kimono Rose, Paestum Rose von Eau d’Italie, Divinies L’Inspiratrice, Malles wunderschönes Portrait of a Lady und so weiter und so fort. Patschuli gibt es hier, aber eben nicht nur. Rose Orage ist eine perfekte Mélange diverser Rosen-Duft-Themen: Rose und Patschuli, Rose und Cassis, Rose und aromatisch-grüne Noten, Rose und Pfeffer, Rose und Wasser … Auf meiner Haut findet sich alles: vielseitig-facettierte Rosennoten, fruchtig, frisch, jung, samtig, tief, dunkel-seidig. Und darüber hinaus – Patschuli, der vertieft, mysteriös pudrig-rauchig einhüllend. Geranium, dunkelgrün-minzig-würzig. Wässrige Anklänge, die wie Regentropfen auf Blütenblättern wirken und die Blumenschönheit erst richtig zum Strahlen bringen. Sachte Pfefferkontraste. Die säuerliche Herbfrische von schwarzen Johannisbeeren. Und, last but not least – ein Hauch Himbeere.
Rose Orage ist, das merkt man obigem Text nicht sofort an, zwar in erster Linie sicherlich ein Damenduft, aber, ABER – ich kann ihn mir ebenfalls richtig gut an einem Mann vorstellen. Und Männerrosen gibt es ohnehin viel, viel zu selten, Black Tie von Washington Tremlett und Rose d’Homme von Parfums de Rosine sind die einzigen, die mir spontan einfallen wollen.
Île Mythique
„Île Mythique ist eine mythische Insel im Mittelmeer. Viele von uns haben wertvolle Erinnerungen an solche Orte. Es könnte Korsika sein, Ithaka in Griechenland oder die Balearischen Inseln oder auch Sardinien. Es ist irgendwie der Duft einer geschätzten Insel, die ganz nah an unserem Herzen und unserer Seele ist. Dieser Duft schenkt uns einen Sinn von wilder Freiheit, eine nahe Vertrautheit mit der Natur, einen Weg, uns selbst im Angesicht einer fantastischen Dimension wiederzuentdecken.“
Kopfnote: Estragon, Lavendel, Basilikum, Sternanis
Herznote: Süßholz (Lakritze)
Basisnote: Vetiver, Ambroxan, Leder, Tonkabohne, Benzoeharz, Myrrhe
Île Mythique wird viele von Euch begeistern, das weiß ich schon jetzt. Warum? Lakritze, Lakritze! Die gibt es wirklich selten in Düften – BOIS 1920 hat mit Nero einen Duft mit ausgeprägter Lakritznote, Carons L’Eau Reglisse wäre noch zu nennen und Diesels Loverdose, darüber hinaus Brin de Réglisse von Hermès, Liquo von Angela Campagna und natürlich Guerlains La Petite Robe Noire, allerdings weiß ich nicht mehr welche Edition. Und, einer der besten – Reglisse Noir von dem Indielabel 1000 Flowers. Unsere mystische Insel gehört in Zukunft in die erste Riege, keine Frage: Eine wundervolle, herb-saftig-eigen- wie einzigartige, tiefdunkelbraunschwarze Lakritznote steht im Fokus, flankiert von einer Prise ernst-würzigem Lavendel sowie angehaucht von Sternanis (der eben niemals diesen Ouzo-Charme verströmt, aber dennoch jene Anistiefe besitzt). Gehüllt in zarten Rauch und getragen von feinstem Glattleder – ich glaube, ich brauche diese Insel, die Männern wie Frauen gleichermaßen steht!
… und, meine Lieben, ist ein Duft für Euch dabei?
Einen schönen Tag und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
P.S.: Chabaud-Eigentümer unter Euch? Welche Düfte nennt Ihr Euer Eigen?
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