Inspirierendes Oud und heiliger Jasmin – Welton London …

… sind heute ein vorerst letztes Mal an der Rezensionsreihe. Sieben Düfte habe ich in den letzten Tagen besprochen, allesamt Eaux de Parfum, die von Reiseerinnerungen John-Paul Weltons inspiriert sind. Mein bisheriger Favorit sind die Hölzer, siehe hier. Ob Essence de Bois Précieux noch von seinem Thron gestoßen wird? Ich bin gespannt 🙂

Aus fernen Landen – Oud Inspiration

„Oud Inspiration führt uns in eine holzige, zitrusartige Atmosphäre mit wunderbaren Kopfnoten aus Kaschmirholz, dezent vermischt mit Kardamom und Zitrone. Die Herznoten enthüllen ein aromatisch-orientalisches Aroma und kombinieren Artemisia mit Muskatellersalbei. Die nachfolgenden Ambernoten werden durch warme Untertöne verstärkt – eine Spur Tonkabohne, weiches und holziges Sandelholz, sinnlich-orientalisches Patschuli und Amber. Eine starker und animalischer Duft mit einem Hauch Verführung: Oud Inspiration begeistert die Sinne …“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Kaschmirholz, Zitrone, Kardamom
Herznote: Wermut, Muskatellersalbei
Basisnote: Zedernholz, Ambra, Tonkabohne

Oud Inspiration entführt uns in den Libanon, wie in der Duftbeschreibung angegeben. Über weitere Details schweigt sich John-Paul Welton allerdings aus. Warum gerade der Libanon, was hat ihn dort so fasziniert? Ich für meinen Teil weiß leider, einmal abgesehen von einigen unerfreulichen politischen Entwicklungen, wenig bis nichts über das Land (ein schöner Artikel über ein paar andere Seiten des Libanons, lest hier), das ich aber zumindest auf der Landkarte finde – Syrien und Israel grenzen an genauso wie das Mittelmeer. Und, merke – Zedernholz kommt oft aus dem Libanon. Das findet sich folgerichtig auch in der Basis von Oud Inspiration.

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Mohammed-al-Amin-Moschee in Beirut
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Bischarri, Libanongebirge – dort kommt im übrigen Khalil Gibran her 🙂
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Straße in Dair al-Qamar
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Jupiter-Tempel oder vielmehr die verbleibenden sechs Säulen, Teil der Ruinenstadt Baalbek (Heliopolis), logischerweise UNESCO-Weltkulturerbe

Und sonst so? Passend zur Zeder – Kühle. Frische. Zitrische Sprenkler, strahlend hell und dynamisch prickelnd. Ein Quentchen Grün umrahmt, vornehmlich dunklerer Schattierung. Ernste, knarzig-knorrige und gleichwohl auch saubere Zeder mitseifigen Anleihen, kombiniert mit subtiler, samtiger Harzwärme sowie Tonkasüße. Tonka steht dem Duft gut zu Gesicht, ist sie doch so etwas wie die würzigere Schwester der Vanille, etwas weniger milchig-cremig, aber auf sehr ähnliche Weise süß. Und dann findet sich da noch ein Gegenpart, ein salzig-grün-frischer, der für mich nach Vetiver duftet, der allerdings nicht als Ingredienz genannt ist. Da wären wir gleich beim nächsten Thema …

Die Frage ist und bleibt – wo ist das Oud? Dass ein Hersteller dieses nicht listet in den Duftnoten und doch einen Oudduft präsentiert – geschenkt, das kommt recht häufig vor und wird von mir meist unter, mit Verlaub: depperter Schludrigkeit abgebucht. Nur bin ich mir hier mal so gar nicht sicher, weil der Name Oud Inspiration lautet – inspiriert vom Oud, von Oud? Oder doch nur vergessen, es anzugeben? Zumal … Parfumistas werden es wissen, es ist nicht überall Oud drin, wo Oud draufsteht, das ist schon finanziell nicht möglich, ich hatte in der Vergangenheit schon einiges dazu geschrieben. Aber das führt jetzt zu weit. Unabhängig davon, dass ich bei meinen Duftrezensionen den Fokus darauf lege, ob etwas nach „Oud“ duftet und nicht primär darauf, ob und was für ein echtes Oud enthalten ist – auf meiner Haut findet sich keines. Und auf dem Teststreifen auch nicht wirklich. Holznoten, balsamische – ja. Ein Hauch Rauch ebenfalls. Aber Oud, medizinisch-rauchiges, vielleicht animalisches, kräftiges, dominantes? Nein. Macht aber eigentlich auch nichts. Auf meiner Haut zeigt sich Oud Inspiration als kühler, holziger Schönling mit prägnantem Charakter und Understatement-Attitüde – das wird sicherlich dem einen oder anderen Herren ziemlich gut gefallen, denn in deren Richtung weist Oud Inspiration deutlich, obschon er sicherlich auch manche Frau begleiten wird. Für uns „Weibsen“ ist allerdings vermutlich der letzte Duft – ein Blümelein, aber Achtung, ein Weißblüher …

Smaragdblaue Wellen & weiße Blüten – Jasmin Sacré

„Der süße Duft von Jasmin und Orangenblüten und die frische Luft der Morgendämmerung erfreuen meine Sinne. Ich genieße die atemberaubende Aussicht: in der Ferne die Inseln von La Maddalena und der wunderschöne türkisfarbene Horizont.“ Dieser strahlende extravagante Duft feiert die Schönheit des Jasmins. Jasmin Sacré ist die pure Verkörperung der Energie der Sonne …

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Jasmin, Neroli, Labdanum
Herznote: Lilie, Davana, Marokkanische Rose
Basisnote: Moschus, Sandelholz, Patschuli

Vom Libanon geht es mit Jasmin Sacré nach Sardinien, und zwar an die Costa Smeralda. Woher diese ihren Namen hat, dürfte auch demjenigen klar sein, der, so wie ich, noch nie dort war – vom Wasser, dem smaragdfarbenen. Das weckt Urlaubsgefühle, zugegebenermaßen – ein bisschen Meerluft, dagegen hätte ich dieser Tage auch nichts einzuwenden, Ihr? Im übrigen lassen es sich dort wohl auch diverse Promis gut gehen, wie man so liest …

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John-Paul Welton hat es dort offensichtlich gefallen, vielleicht ja auch in Promibegleitung, weiblicher gar? Der Duft ist auf jeden Fall feminin, ein luzides, ätherisches Bouquet heiterer und zarter Blümchen. Deutlich hell sind sie, sauber und von einer sanften Süße, sacht und federleicht wie eine strahlend weiße Leinentunika, die perfekt in das Strand- oder besser Segelsetting passt. Jasmin, Neroli und eine zarte Lilie geben den Ton an, leuchten neckend und kokett, von watteweichem Moschus untermalt und mit sehr subtilen aquatischen Anleihen versehen.

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Jasmin Sacré, der heilige Jasmin, könnte auch von Jacques Zolty stammen. Wer dessen Lily Beach mag, wird Jasmin Sacré ebenfalls für gut befinden. Ein luftig-leichter Sommerblumenstrauß, modern und minimalistisch, feminin, sinnlich und unbeschwert. Hach ja …

… und, habt Ihr schon getestet? Welcher Duft spricht Euch am meisten an? Ich für meinen Teil bleibe dem Hölzchen treu, Essence de Bois Précieux bleibt mein Welton-Liebling 🙂

Alles Liebe und viele Grüße

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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