Mark Buxtons Kollektion Teil II – Zwischen Himmel und Hölle …

… scheinen die Düfte angesiedelt zu sein, glaubt man zumindest ihren Namen: Devil in Disguise und Dreaming with Ghosts sind heute an der Rezensionsreihe. Sie stammen alle beide aus dem Jahr 2012. Stürzen wir uns doch gleich postwendend ins duftende Getümmel und testen die zwei hoffentlich Hübschen!

Devil in Disguise

The divine wind of danger – A heavy summer wind in Italy flirting with a purple silk dress… The danger of an invisible woman is in the air. The fatal attraction of rhubarb leaves and fascinating magnolia violate your senses. Then plunge into a dark and mysterious sillage.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Rhabarberblätter, Ingwer
Herznote: Magnolie, Neroli
Basisnote: Patschuli, Vetiver, Moschus

Der göttliche Wind der Gefahr … ist selbstredend eine Frau, genauer: sehr wahrscheinlich eine Schönheit im vermutlich leichten Sommerkleidchen … Das ist ausnahmsweise einmal lila und nicht rot, wird doch immer kolportiert, dass Männer Frauen in (gerne auch: knall)roten Kleidern lieben. Kein Mist, ich leiere mir das nicht aus dem Ärmel, schaut ruhig mal nach, es gibt etliche Studien zum Thema, siehe z.B. hier. Frauen, die Rot tragen, werden als „sexuell offener“ (ergo paarungswillig) eingestuft, darüber hinaus aber auch gerne mal als „untreu“ abgestempelt und von Geschlechtsgenossinnen argwöhnisch und misstrauisch behandelt. … habt Ihr rote Kleider? Ich besitze ziemlich genau eines in Paloma Picasso-Rot, das ich noch nie getragen habe, weil es mir … zu rot ist (oder vielleicht auch nicht schwarz genug). Keine Ahnung, ob ich es beim Umzug eventuell sogar schon aussortiert habe, es ist leider noch nicht alles ausgepackt. Aber zurück zum Thema: Mark Buxtons Schwärmen gilt (dem Tagtraum von) einer Frau im lilafarbenen Kleid, die sich in der Hitze Italiens im Wind abkühlt – soweit so gut, in jedem Fall bin ich neugierig, und zwar auf Rhabarber und Magnolie, die sich beide in Devil in Disguise „verstecken“.

https://pixabay.com/de/frau-modus-modell-m%C3%A4dchen-sexy-284621/

Ein Foto zu finden, dass exakt jene Phantasievorstellung (?) Buxtons abbildet, war so gut wie unmöglich – ich denke aber, dass ich mit diesem hier der beschriebenen Atmosphäre einigermaßen gerecht werde. Jetzt wollen wir uns aber schnell den Duft ansehen – ab auf die Haut mit dem Teufelchen …

Einmal mehr ist Ingwer mit von der Partie, den Buxton in einigen der Düfte seiner Kollektion verwendet hat. Und er passt extrem gut hier im Duett mit Rhabarber: Stürmisch umwehen die beiden meine Nase im Auftakt, säuerlich fruchtig und gleichermaßen grün-holzig, erfrischend und, was den Rhabarber betrifft, wie immer ein wenig sehnsüchtig … Regelmäßige LeserInnen werden es wissen – ich liebe Rhabarber. Für seinen Duft, seinen Geschmack und dafür, dass er das einzig melancholische Gemüse der Welt ist. Devil in Disguise lässt hinter seinem dominant-prägnanten Rhabarber-Ingwer-Duo allerdings alsbald noch mehr vermuten – eine gewisse Wärme, vielleicht auch Hitze wohnt dem Duft inne, ohne dass er aber als „warm“ zu bezeichnen wäre. Ingwer trägt hier ganz offensichtlich dazu bei, darüber hinaus lässt zumindest meine Haut nach einer Zeit samtig-sandige Noten erscheinen, die ich nicht wirklich zuordnen kann und die darüber hinaus auch nicht permanent vorhanden sind. Zum Duft passen sie, ich bin ganz bei Mark Buxton und beobachte mit – die Frau ist für mich nicht notwendigerweise in Lila gehüllt, aber diese flirrende Frühsommerphantasie einer unbekannten Schönen irgendwo in mediterranen Gefilden … das kann ich nachvollziehen. Magnolie „wässert“, zeigt sich von der ihr eigenen transparent-floralen Natur, von einer leisen Süße begleitet, die perfekt mit der in diesem Fall relativ zahm-zurückhaltenden Nektarsüße von Neroli harmonieren. Die Basis setzt sich zusammen aus üblichen Verdächtigen – Moschus für Weichheit, einrahmende. Vetiver grast und salzt, die Rhabarber-Ingwer-Herbheit erneut aufgreifend und Patschuli vertieft, verleiht Körper … und hinterlässt nach einigen Stunden auf meiner Haut kakaopudrige Anklänge.

Für mich ein toller Frühlings-Sommer-Duft – eine „hippe“ und wehmütige Sommerphantasie, -reminiszenz, die erfreulicherweise keine „Sexy Hexy“ ist, wie man beim Namen eventuell hätte vermuten können. Devil in Disguise ist in der Tat vielschichtig, sein Sexappeal liegt allerdings in seiner, von mir aus: kühn-erotischen Distanziertheit als auch seiner rhabarberbrausigen Dynamik.

… hach ja, es wird Zeit, dass es Frühling wird, so richtig … Das Wetter ist schon einmal ein Anfang, allerdings muss ich vorerst noch vom Frühling träumen – eine annähernd ideale Überleitung zum nächsten Duft, da geht es nämlich auch um Träume, ums Träumen:

Dreaming with Ghosts

Fantasy of extreme tenderness – Seeking for the unexpected beauty…lost in the dark world…who is it? The crispy quince opens the dream of luminous vanilla and vetiver wrapped in leather.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Tagetes, Quitte
Herznote: Pfingstrose, Leder
Basisnote: Vetiver, Vanille

Dreaming with Ghosts kombiniert  genauso wie seine Kollektionskollegen ein paar Ingredienzen, die in eben jener Zusammenstellung ungewöhnlich sind beziehungsweise selten vorkommen. Bei Devil in Disguise ist es die Kombination von Rhabarber, Ingwer und Magnolie, hier ist es das Duo von Quitte und Pfingstrose, die man hoffentlich beide deutlich wahrnimmt – um das herauszufinden muss Dreaming with Ghosts auf die Haut …

https://www.pexels.com/photo/greyscale-photo-of-woman-1089395/

Ich hoffe, ich habe Mark Buxtons Geschmack getroffen mit meiner Bebilderung … Schönheit ist wichtig. Und heilsam. Man findet sie überall draußen in der Welt, wenn man sie nur sehen mag. Und sie steckt in allem, kann in allem stecken. Wer sich dafür auch hinsichtlich der neurobiologischen Seite interessiert – et voilà, Semir Zeki. Hier ein Interview in der Zeit mit dem Professor, dessen Forschungsschwerpunkt die neurologischen Grundlagen von Kunst und Ästhetik darstellen. Es gibt auch nette Videos, wenn Ihr googelt 🙂

Aber bevor ich weiter abschweife … selbstredend kann mit „Schönheit“ viel gemeint sein, ich lese hier einfach mal weibliche Schönheit hinein oder heraus, zumal ich den Duft bereits auf der Haut trage …

https://www.pexels.com/photo/attractive-beautiful-beauty-black-and-white-1251247/

Tenderness. Yep, völlig korrekt.“Zärtlichkeit“ hört sich bei weitem nicht so schön an wie Tenderness. Und Tenderness als solche/s kann eigentlich nur … weiblich sein, zumal vor dem Hintergrund dieser Zutaten. Leise Anklänge von Pfingstrose, jener gerne jung oder auch jugendlich wirkenden unschuldigen Gartenschönheit, und zwar in Kombination mit Quitte. Die ist, nebenbei bemerkt, genauso eine Melancholikerin wie der Rhabarber, zeigt sich fruchtig-sehnsüchtig und herb-wehmütig. Ein Teil ihrer Sehnsüchte wird allerdings erfüllt – durch die Vanille. Unendlich cremig, weich und, ja – zart hüllt sie ein, umfängt, untermalt, fängt auf, trägt. Ihr ahnt es schon – der Tenderness-Moment. Und spätestens hier muss man Dreaming with Ghosts mögen – auch, wenn man normalerweise vielleicht andere Düfte präferiert. Trifft auf mich zu – eigentlich wäre er mir zu „süß“, zu vanillegeküsst warm, das hält sich aber alles so herrlich die Waage und wird von einem solch netten, koketten Wildlederfitzelchen verziert … Ein wahres Träumchen. Und noch dazu auch durchaus vielseitig einsetzbar, bezogen sowohl auf die Trägerin, den Anlass, die Tages- oder Jahreszeit …

Nächste Woche geht es weiter mit Mark Buxtons Kollektion – bis dahin noch ein schönes Wochenende und alles Liebe

Eure Ulrike

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

5 Kommentare

  1. Christel
    18. Februar 2019
    Antworten

    Ich nenne „Sleeping with ghosts“ mein Eigen, ebenfalls von Mark Buxton, in komplett weißer Aufmachung – was hat es mit dem ganz ähnlichen Namen auf sich? Wurde der einfach geändert und als „Dreaming …“ neu lanciert oder handelt es sich um zwei verschiedene Düfte (von denen einer womöglich bereits ausgelistet ist)? Weißt Du da womöglich mehr?
    Sonnige Grüße, Christel

  2. Ulrike Knöll
    7. März 2019
    Antworten

    Huhuu liebe Christel,

    ich habe schon angefragt, bin gespannt, was kommt 🙂

    Viele liebe Grüße

    Ulrike

  3. Ulrike Knöll
    14. März 2019
    Antworten

    Hallo liebe Christel,

    ich habe nun Antwort bekommen. Man sollte es kaum glauben, erinnert mich schon wieder an Piguet und ihren Duft Visa, der den Namen schon seit Jahrzehnten trägt, aber es gibt ja mittlerweile eine andere Firma, die auch so heißt und es könnte ja Verwechslungsgefahr herrschen … Mark Buxton musste die Namen umbenennen. Ich wäre nicht drauf gekommen, wusste zwar, dass es Songs gibt, die so heißen, aber …
    An den Düften wurde nichts verändert, hat er mir geantwortet.

    Viele liebe Grüße

    Ulrike

  4. Christel
    14. März 2019
    Antworten

    Guten Morgen liebe Ulrike,
    vielen Dank für die Mühe, die Du Dir gemacht hast wg. meiner Neugier :-D, und für die Rückmeldung. Ich geb ja zu, dass ich beim Kauf zuallererst auf den Namen reagiert habe (Placebo lassen grüßen, tolles Album) – mich aber schon auf wärmere Tage freue, wenn der Duft auch wieder zum Einsatz kommt.
    Eine schöne Restwoche, liebe Grüße, Christel

  5. Ulrike Knöll
    18. März 2019
    Antworten

    Hallo liebe Christel,

    überhaupt gar kein Problem, sehr gerne! … und das mit der Namensassoziation kann ich auch nachvollziehen, sowas zieht halt immer 😉

    Viele liebe Grüße

    Ulrike

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert