Quelques Fleurs – auf ins Blütenmeer mit Houbigant

Kurz vor dem Weihnachtsfest betrachten wir heute wieder eine Kollektion, die eher in den Frühling bzw. Sommer passt, nämlich Houbigants Collection Privée mit den Düften Quelques Fleurs L’Original, Quelques Fleurs Royale, Quelques Fleurs Jardin Secret und Essence Rare. Ihr merkt es bereits, es wird blütenlastig heute. Über Houbigant, jenes altehrwürdige französische Parfumhaus, möchte ich gar nicht viele Worte verlieren, so oft wurde hier im Duft-Tagebuch bereits darüber berichtet. Daher springen wir sofort ins Blütenmeer und stürzen uns kopfüber in die zwei ersten der vier Düfte der Privatkollektion von Houbigant.

Houbigant – Quelques Fleurs L’Original – Quelques Fleurs Royale Houbigant – Quelques Fleurs L’Original

Der Duft der Privatkollektion unterscheidet sich bezüglich der Ingredienzien ein wenig vom ursprünglichen Quelques Fleurs, über den Uli auch schon berichtete (nachzulesen hier). Bergamotte, Galbanum, Estragon, Zitrone, Jasmin, Tuberose, Maiglöckchen, Veilchen, Rose, Ylang-Ylang, Nelke, Orangenblüte, Ginster, Eichenmoos, Sandelholz, Zibet, Zedernholz, Moschus, Iris und Tonkabohne verwandeln diesen Quelque Fleurs ins L’Original. Galbanum, Estragon und Tonkabohne, Maiglöckchen, Ginster und Eichenmoos sind die die markantesten Unterschiede zum ursprünglichen Duft ohne Beinamen. Und natürlich die Tuberose. Auf sie bin ich sehr gespannt, denn ihre gerne einmal hervorstechende Art könnte den Duft doch dominieren.

Houbigant – Quelques Fleurs L’Original – Quelques Fleurs Royale

Und so zeigt sich der Auftakt von Quelques Fleurs L’Original kräuterlastig und zitrisch, dezent herb und mit einer grünlichen Note untermalt. Langsam wird der Duft weicher, milder und samtiger. Maiglöckchen bringt seine charakteristischen frühlingshaften Facetten ins Spiel. Eine dezente Seifigkeit unterstreicht den nach wie vor von grünen Kräuter- und Zitrusnoten bestimmten Quelques Fleurs L’Original. Ganz sanft und zögerlich schieben sich weitere Blüten ins Duftgeschehen und sorgen für eine zarte wunderschöne Weißblühernote. Lieblich, ohne zu süß zu sein, cremig, ohne pappig zu wirken, hautnah und dennoch präsent.

Die Blütennote in Quelques Fleurs L’Original ist sehr langlebig, was nun wenig überraschend ist. Der Duftverlauf dieses an das Original von 1912 angelehnte Eau de Parfums kriecht im Schneckentempo voran. Was nicht negativ gemeint ist, denn ein Duft, der innerhalb einer halben Stunde von Kopf über Herz zur Basisnote stürmt und dann in einer endlosen Moschuspudrigkeit ausklingt, mag zwar auch irgendwie seinen Reiz haben, ist für mich aber immer ein bisschen schade. Nein, hier haben wir es mit einem gemächlichen Kaliber zu tun, der seine Zeit braucht, um sich zu entwickeln. Ein klassischer Duft eben, altehrwürdig wie das Parfumhaus selbst.

Houbigant – Quelques Fleurs L’Original – Quelques Fleurs Royale

Nach einer gefühlten Unendlichkeit im multifloralen  Reich von Quelques Fleurs L’Original zeigen sich ganz allmählich die Basisnoten: Warme und dennoch helle Hölzer, die die Blüten gekonnt umrahmen, eine zart-gourmandige Würze und eben jene Moschuskuschelnoten, die in anderen Düften viel zu früh den Ausklang einläuten. Die Version der Privatkollektion ist elegant und zeitlos, klassisch und modern zugleich, erwachsen und romantisch. Ein wunderschöner, präsenter Blütenduft, der vielerlei Herzen höher schlagen lassen dürfte.

Quelques Fleurs Royale – königliche Blüten

Wenn wir hier schon keine Royals haben, auf die man tagtäglich in den Klatschgazetten blicken, an deren Hochzeiten, Nachwuchs, Schwangerschaften und Skandälchen man sich allwöchentlich erfreuen kann, muss man seine Vorliebe für das blaue Blut eben anderweitig ausleben. Ich bin ja ein großer Fan royaler Hochzeiten und versuche, eben solche nach Möglichkeit vor dem Fernseher zu verfolgen, was mir leider nicht immer gelingt.

Doch neben mir und meiner Vorliebe für aristokratische Vermählungen, gibt es selbstverständlich unzählige Andersdenkende, denen die Welt des Adels völlig schnuppe ist. Diese werden vom Namen des nun folgenden Dufts hoffentlich nicht abgeschreckt sein, denn unser zweiter Pröbling heute nennt sich Quelques Fleurs Royale. Die Adelsversion der ursprünglichen Quelques Fleurs sozusagen. 😉

Houbigant – Quelques Fleurs L’Original – Quelques Fleurs Royale

Die königliche Schwester von Quelques Fleurs vereint die Ingredienzien Schwarze Johannisbeere, Grapefruit, Jasmin, Veilchen, Tuberose, Rose, Sandelholz, Zedernholz, Vanille und Moschus. Überraschenderweise startet Quelques Fleurs Royale auf meiner Haut mit köstlichen und würzigen Gourmandnoten: Zuckerwatte und Karamell erschnuppere ich hier, mit einer dunkel-cremigen Kakaobutternote. Das hätte ich jetzt nicht erwartet. Langsam lässt sich die schwarze Johannisbeere erahnen, die aus den köstlich-karamelligen Kakaotiefen emporsteigt. Zart-fruchtig und mit ihren charakteristischen Noten erhellt die schwarze Beere den Duft.

Die dezente Herbe der Grapefruit folgt der Johannisbeere und auch erste Blüten wagen sich auf die Bühne von Quelques Fleurs Royale. Grünliche Veilchen- und Tuberosennoten sorgen für eine gewisse Frische in dieser nunmehr eher in die Vanillerichtung tendierende Gourmandnote. Eine zauberhafte Pudrigkeit umspielt das floral-würzige Ensemble. Warm-balsamische Holznoten erzeugen ein unglaublich beruhigendes Gefühl von Behaglichkeit. In dieser Stimmung klingt Quelques Fleurs Royale ganz allmählich und entspannt aus.

Houbigant – Quelques Fleurs L’Original – Quelques Fleurs Royale

Warm und würzig ist diese Version von Quelques Fleurs Royale. Sein wunderschöner, wenn auch unerwarteter Verlauf macht dieses Eau de Parfum zu einem idealen Testkandidaten für alle Fans von floralen und gourmandigen Düften. Für mich tatsächlich auch ein echter Kandidat für Herbst und Winter. Meine olfaktorische Überraschung des Tages und absolut passend für das kalte Grau da draußen vor meinem Fenster. 🙂

Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch einen guten Weihnachtsendspurt, ein frohes Fest und besinnliche Feiertage.

Liebe Grüße,
Steffi

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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