… kommt heute auf, und zwar mit Flavia Vanilla / 8 und Guimauve de Noël / 31. Wer diese Woche fleißig Blog gelesen hat, hat bereits den Einstand erlebt, den Parle Moi de Parfum hier hatten. Für die Nachzügler – hier die Geschichte der familiengeführten französischen Marke um Michel Almairac, sowie Teil 2 und Teil 3 der Rezensionsreihe.
Flavia Vanilla / 8
„She strides long-legged through the city streets, leaving behind her a sugary trail. Her eyes are shiny and black, almost liquid. Her irresistibly sweet and reassuring smell makes her close, almost familiar. She clings to skin, meddles with hearts and lingers in boys’ dreams. Flavia is a dark and sugary vanilla. Sweet, fascinating and totally seductive.“
Die Ingredienzen: Ylang-Ylang, Lilie, Pfirsich, Vanille
Flavia Vanilla / 82 – die Beschreibung liest sich nach Katze, vielmehr nach katzenhaft-eleganter Frau, sinnlich und verführerisch. Das wäre nicht die erste Vanille, die sich einer solchen Beschreibung bedient – Pierre Guillaumes Felanilla trägt die Katze gar im Namen. Allerdings haben wir dort eine animalisch angehauchte Gourmandvanille, was bei Flavia Vanilla nicht der Fall zu sein scheint: Der Vorname Flavia kommt von „blond“, die Ingredienzen versprechen eine fruchtig-florale Vanille, eventuell allerdings ebenfalls gourmandig tönend. Bevor ich noch weiter spekuliere, muss die Vanille einfach auf die Haut … und zeigt sich dort wie erwartet, eine Überraschung in Anbetracht dessen, dass bisher ein Großteil der Parle Moi de Parfum-Düfte eben genau das nicht waren, vorhersehbar. Stört in diesem Fall aber nicht weiter, denn Flavia Vanilla enttäuscht dennoch nicht: Vollmundig-fruchtige, satt-reife Noten von gelben Obst, Pfirsich, für meine Nase auch Aprikosen, golden schimmernd, die sich mit der Nektarsüße von Ylang-Ylang, jener tropisch-honighaften vermählen. Lilie unterstreicht jene samtig-seidige florale Tiefenwirkung – und passt perfekt zu jener Vision einer beeindruckenden Frau, die Parle Moi de Parfum mit ihrer Artikelbeschreibung zeichnen. Getragen wird das überaus weibliche Ganze von einer cremigen, verhalten würzigen Basis, die irgendwo in ihren Untiefen äußerst köstliche Anklänge von Zuckerkruste und frischem Karamell offenbaren.
Flavia Vanilla / 82 präsentiert sich wie erwartet als sinnliches Gourmandvergnügen mit schönen Lilien- und Fruchtnoten, allerdings gibt mir die Umschreibung als „dark“ Rätsel auf: Für mich wirkt er, ist er nicht dunkel, sondern hell, golden und wird dem „blond“ in seinem Namen mehr als gerecht.
Guimauve de Noel / 31
„Christmas celebrations, bursts of laughter, delicious treats to eat … The comforting scents of childhood, immediately identifiable fragrances that take you by the hand and plunge you into your earliest memories… Carefree days, undiluted joy, immediate and absolute trust. The orange blossom and vanilla-scented sugar in Guimauve de Noël (Christmas Marshmallow) offer an instant of respite, of letting go, of tender and reassuring memories.“
Die Ingredienzen: Orangenblüte, Vanille, Zucker
Guimauve de Noël / 31 hat Humor, er ist ein olfaktorisches Augenzwinkern: Weihnachten ist das Thema mit all seinen Leckereien, Kindheitserinnerungen, die selbstredend mit, in diesem Falle Weihnachtsdüften zu tun haben. Sorglose Tage mit Familie und/oder Freunden, voller Freude und Vertrauen – und ziemlich genau das bekommt Guimauve de Noël / 31 auch im Flakon festgehalten, als kleinen, stets abrufbaren Glücksmoment. Pâte de guimauve bezeichnet eine französische Süßigkeit aus Schaumzucker, die ich zwar nicht kenne, die mich aber an unsere Schäumchen erinnern. Wie Puderzucker in luftig-leichte Form gegossen erscheint mir der Duft auf der Haut, sanft, sacht, süß und lebensfroh, einhüllend, beschützend und federleicht.
Ein freundlicher Seelenschmeichler ist der moderne Guimauve de Noël / 31, weiblich und „easy to like“, man muss ihn einfach liebhaben, unabhängig davon, ob man ihn tragen möchte bzw. an sich selbst sieht oder nicht. Er ist alterslos und passt in fast alle Jahreszeiten, wobei er sich bei kälteren Temperaturen sehr viel besser macht.
Wer beispielsweise die Gourmanddüfte von Farmacia SS. Annunziata mag (Cara, Chia vor allem), es aber etwas leichter haben möchte, wer Chaubauds Gourmandkreationen liebt oder wem Keiko Mecheris Loukhoum etwas zu opulent und zu süß ausfällt, der sollte hier in jedem Fall einen Test wagen.
Morgen folgt (vorerst) der Abschluss der Rezensionsreihe zu Parle Moi de Parfum – bleibt dran, es wird noch spannend!
Einen schönen Wintertag und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
Beide Düfte habe ich schon. Und wie immer finde ich Deine Rezension „auf den Punkt“ gebracht. Besonders gerne lese ich die Rezensionen, wenn ich die Düfte schon habe – dann sprühe ich sie auf und schnuppere beim Lesen mit.
Der Flavia Vanilla ist für mich ein perfekter Sommer-Vanille-Duft. Fruchtig-vanillig, hell und freundlich. Nein, ich finde ihn auch absolut nicht dunkel, auch nicht verführerisch, sondern einfach nur „nett“ im positivsten Sinn.
Und als Gourmandduft-Liebhaber ist der Guimauve ein absolutes Highlight für mich.
Den Vergleich zu Cara, Chia, den Chabauds usw. kann ich absolut nachvollziehen. Mich erinnert er jedoch vor allem an zwei meiner Lieblinge – Les notes gourmandes dragée und mi fa (ich glaube der heißt jetzt sogar Guimauve).
Totally white hat mir auch sehr gut gefallen (der erinnert mich an Trussardis My name, der leider bei mir nur gefühlte 10 Minuten hält) und hat es auf meine Weihnachtswunschliste geschafft.
Hallo liebe Birgit,
vielen Dank für die „Blumen“ 🙂 Freut mich sehr, dass Dir meine Rezensionen gefallen und sie für Dich genau den duftenden Punkt erwischen. Betreffs der Réminiscence-Düfte: Du hast vollkommen recht, die gehören in jedem Fall mit rein hinsichtlich der „Für Freunde von“-Liste! Trussardi My Name kenne ich nur dem Namen nach, die Ingredienzen, allen voran selbstredend der Flieder, lesen sich aber spannend – ist schon notiert, werde ich demnächst mal testen, danke!
Viele herzliche Grüße
Uli