Heute starten wir mit Sacreste von Laboratorio Olfattivo in den Tag, einem Duft, der für mich nicht besser zu diesem trüben Wetter draußen passen könnte. Kalt, grau und dauerdämmrig. Eine steife Brise fegt die goldgelb-braunen Blätter von den Bäumen. Noch immer hege ich die Hoffnung, dass das morgige Halloween unbemerkt an mir vorbeiziehen mag. Ohne kostümierte Kinderklingelei, denn die Süßigkeiten esse ich am liebsten alleine, ich Zuckerzeugegoist! Doch meine Laster sollen heute glücklicherweise nicht das Thema sein. Ich schweife ab.
Sacreste soll heute der Mittelpunkt unseres Duftuniversums sein. Der dritte Duft der Laboratorio-in-Nero-Kollektion, dessen Vorgänger Nerotic und Vanhera uns bereits ihr schwarzes Kleid und ihre schwarze Seele offenbarten. Dem Erstlingswerk Nerotic, einem dunkelledrigen Gewürzhölzchen, hat sich Harmen bereits in diesem Artikel voller Begeisterung gewidmet. Vanhera, den zweiten Schwärzling, durfte ich selbst testen und war ganz elektrisiert von der düsterwürzigen Vanilleinterpretation (nachzulesen hier). Nun also der drittgeborene Duft: Sacreste.
Sacreste – Laboratorio Olfattivo
Der Name lässt es schon vermuten. Sacreste erinnert an „Sakristei“ und „sakral“, wobei es sich vermutlich wie bei Nerotic und Vanhera um ein Kunstwort handelt. Kein profaner Duft also, sondern einer, der sich mit den Dingen jenseits dieser Welt beschäftigt, mit Heiligem, Göttlichem. Und welchen Duft verbindet man wie kleinen zweiten mit Kirchlichem? Richtig! Weihrauch!
„Sacreste ergab sich aus einer Studie zu einem anderen Parfum, das ich seit acht Jahren zu verwirklichen suche. Vor zwei Jahren erhielt ich die Probe eines Dufts von Luca Maffei, der von einer Weihrauchnote beherrscht wird, die mir sehr gefällt. Wir haben an dieser Note gearbeitet, sie verfeinert und sinnlich gemacht, bis wir den letzten Stand erreichten, den ich absolut liebe.“ – Roberto Drago
Eine komplexe und reichhaltige Rezeptur. Sie schenkt zwei kostbaren Weihrauchnoten ihre Stimme, die sich unmittelbar mit Zistrose, Elemi und anderen würzigen Elementen verbinden, die in den Kopfnoten sowie in der Basis erscheinen. Ein sinnlicher und tiefgründiger Weihrauch: ein Parfum mit Charakter.
Wie auch schon Vanhera stammt auch Sacreste aus der kreativen Duftschmiede des Luca Maffei, jenem jungen Italiener, der für so viele hervorragende Parfumkreationen verantwortlich ist. Jacques Fath Parfums, Gabriella Chieffo, Jul et Mad, Houbigant, Perris Monte Carlo, Masque Milano, für all diese Dufthäuser war Luca Maffei bereits als Parfumeur erfolgreich tätig.
Die Sakralkomposition Sacreste vereint die Duftnoten Labdanum (Zistrose), Elemiharz, Kardamom, Safran, Weihrauch, Nagarmotha, Schwarzer Pfeffer, Virginia-Zedernholz, Guajakholz, Cashmeran, Ambra und Moschus. Ein wahres Feuerwerk an harzig, gewürzigen und holzigen Komponenten.
Große Freude bereiten mir Kardamom, der gefühlt immer häufiger in Düften auftaucht (oder bilde ich mir das nur ein?) und Safran. Zwei Ingredienzien, die ich auch in so manch schwedischer Nascherei gerne verspeise (womit sich der Kreis schließt und wir wieder bei meiner Süßigkeitenlasterhaftigkeit sind) und die für mich ganz hervorragend in die jetzige dunkle Jahreszeit passen.
Sacreste im Test
Doch nun auf ans fröhliche Testen: Nach einem ultrakurzen zitrischen Auftakt zeigt Sacreste sogleich sein wahres Gesicht. Dunkel und düster, in allerlei Grauschattierungen lodert Sacreste auf meiner Haut. Sehr trocken, kühl und holzig. Eine dezente Safrannote durchzieht den Duft und schenkt ihm einen Hauch von gewürziger Wärme. Pfeffer sorgt im Hintergrund für eine akzentuierte Schärfe und unterstreicht die dunkle Trockenheit von Sacreste.
Nach und nach wird der Duft rauchiger. Weihrauch qualmt mit Elemiharz um die Wette, angefeuert von den holzigen Rauchnoten von Guajakholz. Labdanum würde ich die dezent und dunkle Ledrigkeit zuordnen, die Sacreste unterschwellig durchströmt. Möglicherweise hat auch Ambra ihre Finger hier im Spiel, denn gaaaaanz langsam wird der Duft auch eine Spur wärmer. Den Ausklang bestimmen zarte Moschusnoten und seidiges Cashmeran, die die rauchige Harzigkeit von Sacreste gekonnt bändigen.
Trotz aller Rauchigkeit, aller harzigen Holznoten, aller Gewürze bleibt Sacreste ein feiner Duft. Elegant, hervorragend ausbalanciert, ein Meisterwerk. Chapeau, Herr Maffei! Wer einen Haudrauf vermutet, liegt hier komplett falsch. Sacreste besitzt zwar Präsenz und Ausdruckskraft, doch alles im Rahmen des Alltagstauglichen. Wer rauchige Düfte ohne starke Lagerfeuerimpressionen mag oder einen harzigen Duft sucht, der zwar auffällig, aber nicht erdrückend ist, für den könnte der dritte Duft der Laboratorio-in-Nero-Kolletion genau das Richtige sein. Sacreste macht Lust auf mehr. Ich freue mich schon auf den nächsten Duft dieser Kollektion, der hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten lässt. 🙂
Damit verabschiede ich mich heute von Euch, liebe Leser, und wünsche Euch noch eine schöne Restwoche!
Liebe Grüße,
Steffi
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