Von Abenteurern und der Liebe erzählen Sana Jardin Paris …

… mit ihrem Duft Celestial Patchouli No. 5, dem wir uns heute widmen. Nachdem wir uns diese Woche bereits den Hintergrund, die Geschichte der Marke samt dem Duft Tiger by her Side No. 2 angeschaut hatten sowie drei weitere Düfte, seht hier, bleiben dann nur noch Sandalwood Temple No. 4 und Savage Jasmine No. 3 übrig, die ich mir nach meinem Urlaub nächste Woche gerne für Euch zu Gemüte führe.

Der Himmlische – Celestial Patchouli No. 5

 

„Ein intensiver, reichhaltiger Duft, der Weltreisende anzieht und jene, die eine tiefe Verbindung zur Energie der Erde besitzen und doch von den mystischen Elementen des Kosmos angezogen werden. Sie leben und lieben überall auf der Welt, suchen nach neuen Erfahrungen und neuem Bewusstsein. Erst wird man von den kreisenden aromatischen Tiefen des Patschulis angezogen, von Leder, Zimtrinde und australischem Sandelholz. Dann gefangen vom weichen, warmen, duftenden Glühen der Rose, des Jasmins, Osmanthus und marokkanischer Iris. Ein duftendes Gold, das vom Antiken kündet, aber mit dem Neuen schwingt, ein sinnlicher Reiz für die gesamte Menschheit.

Heilkräfte des Patschulis: Harmonisiert die Hautkräfte des Körpers am Nabel, Herzen und Scheitel. Gleicht aus, entspannt und aphrodisiert.“

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Koriander
Herznote: Iris, Osmanthus, Rose
Basisnote: Nagarmotha, Zedernholz, Zimt, Leder, Patchouli, Sandelholz

Celestial Patchouli No. 5 ist, Ihr lest es schon, ein Patschuliduft. … Jaja, ich weiß, ich sehe das Augenrollen und Stirn-in-Falten-legen einiger durch den PC hindurch, gebt es zu 😉

„Muss das sein, wieder ein Patschuli, gibt es nicht schon genug?“ Eine berechtigte Frage, yep. Und nein, es muss eigentlich nicht sein, den xten monothematischen Duft zu kreieren, der auf Zutat y beruht – auch wenn diese noch so sagenumwoben ist, noch so bedeutend für die Parfumeurskunst, die Parfumherstellung. Eine neue Ingredienz, irgendeine im Urwald ausgegrabene Wurzel hingegen – die könnte man gerne mal in die nächsten Fläschchen packen, finde ich. Zurück zum Thema: Man könnte meinen, befinden, dass eine weitere Patschuli-Hommage überflüssig sein dürfte bei all den Guten, die da draußen bereits existieren – einige davon findet Ihr hier in unserer Liste.

… aber: Celestial Patchouli No. 5 hat ebenfalls das Zeug zur Referenz. Und das aus meiner Feder, aus meinem Munde! Mein Verhältnis zu Patschuli ist ein schwieriges, ich hatte es mindestens einmal anlässlich der Rezension zu Mazzolaris Meilenstein Patchouly erwähnt, lest hier. Als alter Waver oder Grufti, Harmen kann davon ebenfalls ein Liedchen singen, ist man zu Teenagertagen durch genügend Patschulinebel gestolpert zu nächtlicher Stunde in irgendwelchen Etablissements, gerne auch präsentiert auf nicht unbedingt transpirationsfreundlichem Pannesamt … lasst uns nicht weiter darüber reden. Mittlerweile habe ich meine pubertären Traumata weitestgehend überwunden und erneut Geschmack gefunden an Patschuli – und zwar an erlesenem in ebensolchen Dosen.

Celestial Patchouli No. 5 zeigt diverse Facetten des Lieblingskrauts der Hippies, für die es nicht nur im Allgemeinen geschätzt wird, sondern für die ich als alter Patschulizögerer es ebenfalls liebe. Facetten, die mich an meine wenigen Patschulifavoriten erinnern.

Anfänglich wirbelt mir umgehend das Patschuli um die Nase, zeigt sich aber erst einmal verhältnismäßig klassisch – aromatisch-grün mit einem Quentchen Rauch, darüber hinaus Erde und jene anisartig anmutende Süße, die so typisch ist für das Blumenkindergewächs. Bis meine Nase den Auftakt erfasst hat, verhält sich Celestial Patchouli No. 5 relativ konventionell, danach allerdings wandelt er sich zunehmends. Kakaopudrigkeit, die bisweilen samtig-würzig wirkt und zusammen mit dem Unterholz balsamische Noten erzeugt. Und sich darüber hinaus mitunter auch cremig verhält, schokoladig, wie eine zart-schmelzende Halbbitterschokolade allerfeinster Herkunft. Damit es aber nicht zu gourmandig wird, gesellt sich eine überaus annehmbare Ledernote hinzu, eine kostbare, die sich einer genaueren Definition entzieht – irgendwo zwischen cognacfarbenem Wildleder und sandfarbenem Saffiano, würde ich tippen … Und wenn die Nase dann schon am Handgelenk klemmt, entdeckt man noch eine ganze Menge anderer Köstlichkeiten: Iris. Iris, die die Pudrigkeit noch unterstreicht, aber dennoch auch eine kühle, unnahbare Seite offenbart, eine stolze. Und Aprikose, oder ist es Pfirsich? Nicht weiter wild, der Eindruck des saftigen Steinobstes stammt vom Osmanthus, dessen fruchtig-florale Akzente ganz hervorragend mit dem restlichen Duftgeschehen harmonieren. Ein subtiler Hauch Zimtwürzigkeit von sachter Süßschärfe, eine unterschwellig fruchtige Rose, die leise Frische einhaucht, von Nagarmotha, jenem Sehnsuchtsgras leuchtend angestrahlt und verstärkt.

Ich fühle mich hier erinnert an die tiefdunkle Kakaopudrigkeit von Serge Lutens Ausnahmeschönheit Borneo 1834, an Robert Piguets wunderschönen Kaffee-Patschuli-Oud Oud Divin, darüber hinaus an den leuchten Honig-Patschuli von Mazzolari, an Chanels herrlichen Coromandel und an Reminiscences Klassiker. Reicht das, um Euch neugierig zu machen?

Celestial Patchouli No. 5 ist ein kleines Meisterwerk, ein komplexer Patschulivertreter, den ich vor allem an Frauen, aber durchaus auch an Männern sehe. Und zwar am modernen Großstadtabenteurer genauso wie an den Edel-Ibiza-Hippies, an den Kreativen, die es einmal im Jahr beim Burning Man krachen lassen als auch am zeitgemäßen Eremiten, der es sich hyggelig gemütlich macht in seinem „My home is my Castle“. Ein sinnlicher Seelenschmeichler, den Ihr unbedingt testen solltet.

Ein schönes Wochenende meine Lieben – viele herzliche Grüße und bis bald

Eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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