Vento di Fiori und Oltemare von BOIS 1920 …

sind unser Thema heute, nachdem wir uns schon eine Woche mit BOIS 1920 beschäftigt haben. Mindestens ein heißer Favorit von mir ist dabei – welcher wohl?

Vento di Fiori – vom Winde verweht …

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Zitrone, Kardamom, Estragon
Herznote: Jasmin, Galbanum, Patchouli
Basisnote: Ambra, Eichenmoos, Birke

Vento di Fiori heißt soviel wie Blumenwind, Blütenwind – ein Name, der ein bisschen in die Irre führt. Warum? Weil zumindest ich dabei an einen Damenduft denke. Sicher, ein Blick auf die Zutaten zeigt, dass nicht einmal so viele Blühendes vorhanden ist, dennoch denkt man sich, dass eventuell der Jasmin stark betont wird, man an der einen oder anderen olfaktorischen Stellschraube gedreht hat … und eben ein blütengeschwängertes Lüftchen herauskommt. Nein, definitiv nicht.

Vento di Fiori ist ein Unisex-Duft, der meines Erachtens nach sogar einen Tacken mehr in Richtung Mann weist. Äußerst prominent zeigt sich ein säuerlich-salzig-herbes Zitrönchen, das von krautig-bitteren Kräutern veredelt wird. Ich denke hier umgehend an einen meiner absoluten Lieblinge, an Sel de Vétiver von The Different Company. Dieser ist kein „normaler“ Vetiver, sondern … lasst es mich in einem Bild beschreiben: Strand, Dänemark oder Schweden, Schäfchenwolken am Himmel, leise Brise in der Luft, salzige Gischt, Dünen, grasbewachsene. Nicht kalt und nicht warm, keine Menschen, allenfalls ein Hund. Barfuß, Sand zwischen den Zehen, Salz auf der Haut.

Sorry, konnte ich mir nicht verkneifen an dieser Stelle – zu süß, der fliegende Hund 😉

Vento di Fiori hat die gleiche Salznote, die Sel de Vétiver aus einer extrem „überdrehten“ Grapefruit und seinem Namensvetter, dem Vetivergras gewinnt. Bei Vento di Fiori entsteht sie, so nehme ich an, aus dem Zusammenspiel der Zitrone mit den Kräutern. Patschuli haucht Tiefe ein und würzt, Birke stiftet einen Hauch Rauch, moosige Anklänge im Gepäck.

Vento di Fiori ist klasse. Ein perfekter Begleiter, sehr authentisch duftend. Ein Cologne? Nicht wirklich, aber definitiv ein Hesperidenduft, ein krautig-kräuteriger. Mich erinnert er darüber hinaus nicht nur an den von mir verehrten, oben genannten Sel, sondern auch sehr stark an die Handschrift von Lyn Harris‘ Düfte für ihr altes, mittlerweile verkauftes Label Miller Harris. Ich bin ein Fan. Und habe eine wirklich fette Sammlung ihrer durchweg sehr natürlich duftenden, oftmals hoch komplexen, äußerst vielschichtig komponierten, aber dennoch minimalistisch wirkenden Düfte, die immer Understatement sind. Das trifft auch auf Vento di Fiori zu. Prägnant, aber dennoch – Understatement. Hört, hört, das können ausnahmsweise auch mal Italiener, und wie 😉

… was soll ich sagen? Vielleicht sind es doch ZWEI Favoriten, die ich Euch heute vorstelle, denn eigentlich meinte ich mit obigem Einleitungssatz Oltremare. Nun bin ich aber doch ganz verzückt von Vento di Fiori – und habe mich einmal mehr selbst angesteckt mit meiner Begeisterung … vielleicht muss er noch her, mal sehen. Oltremare besitze ich schon – und habe es bisher keine Sekunde bereut, das kann ich Euch jetzt schon verraten!

Oltremare – Blau wie das Meer

 

 

Die Ingredienzen:
Kopfnote: Zitrone, Bergamotte, Orange, Bitterorange, Limette
Herznote: Mate, Tee, Wacholderbeeren, Geranium, Veilchenblätter, Hyazinthe
Basisnote: Sandelholz, Weißer Moschus, Ambra, Patchouli, Ambroxan

Das Wörtchen Oltremare lässt sich auf zweierlei Art übersetzen – einmal mit „Übersee“ und einmal mit „Ultramarinblau“. Letzteres ist in jedem Fall gemeint, schaut man sich mal die zugegebenermaßen herrliche Flasche an – was für ein tolles, leuchtendes Blau! Ich bin kein Flakonsammler, bei mir kommt es ganz klar auf die Inhalte an, wie regelmäßige Leser wissen werden – dennoch: die Verpackung darf ruhig auch nett sein, dagegen habe ich nichts einzuwenden 😉 Ist sie! Oltremare bekommt demnächst noch eine andere Kappe aus Metall mit einer Art emailliertem Logo, das Blau der eigentlichen Flasche bleibt aber gleich.

Oltremare muss man lieben, es bleibt einem gar nichts anderes übrig, eigentlich … Für mich sind etliche Reizwörter in seiner Zutatenliste, diverse Ingredienzen, die eine deutliche Signalwirkung auf mich haben, Trigger sind: zuallererst – Tee, hier sogar noch Mate. Dann – Wacholder. Und: Rhabarber, ich weiß nicht, wo dieser bei uns in den Ingredienzen verloren gegangen ist, er ist drin, definitiv. Limette schadet auch nie.

Oltremare spielt sie alle an, lässt alle diese Saiten klingen: Kein klassisch aquatischer Duft ist er, wie man vielleicht vermuten möchte, dafür ein maritimer Duft. Frisch und erfrischend, er kündet vom nahen Nass, und atmet dabei eine solch deutliche Rhabarbernote, dass es mir ganz wackelig um die Knie wird. Ich liebe diesen herb-säuerlich-frischen Rhabarber, der sich hier sowas von genial mit Tee vermischt. Dazu ein Spritzer Bergamotte nebst anderen Hesperidenfrüchtchen, allen voran jene Limette, die häufig, so auch hier, einen Extrakick bringt durch ihre gewisse Exotik. Sie ist eben die nicht ganz alltägliche Schwester der Zitrone. Minzig-frisches, bittergrünes Geranium, ein Quentchen Wacholder und darunter ein paar fein-würzig-balsamische Hölzer runden Oltremare ab.

Für mich schlägt Oltremare einige Fliegen mit einer einzigen Klappe, die ich Euch gerne näher ausführe. Rhabarber, die erste: es kann für mich nie genug Rhabarberdüfte geben in meinem Besitz. Und Rhabarber ist gar nicht mal so häufig, obschon er die letzten Jahre etwas in Mode gekommen ist. Dann – maritime Düfte. Ich mag Düfte, die Meer andeuten, Wasser, die See. Ich mag aber keine (ok, fast keine) aquatischen Düfte, sie müssen schon maritim sein. Wie ich differenziere? Aquatisch ist für mich die artifizielle Variante, die künstliche, oftmals synthetisch anmutende, gerne auch mal nach Duschgel duftende. Maritim ist für mich die natürliche Variante, die, die gerne mal das umliegende Land, die umliegende Landschaft samt Flora einbezieht. Oltremare ist ein solch maritimer Duft, der mir im Sommer ein überaus geschätzter Begleiter war. Darüber hinaus: Tee. Ich liebe Teedüfte. Und davon gibt es zwar ein paar mehr als Rhabarberdüfte, dennoch sind sie ebenfalls für meinen Geschmack etwas zu rar gesät. Die Kombination von Rhabarber und Tee ist göttlich – und macht Oltremare für mich unwiderstehlich.

Ich bin mir sicher, dass das nicht wenigen von Euch auch so gehen wird. Er ist ein Unisex-Duft, sprich – steht Männlein wie Weiblein gleichermaßen gut. In den wärmeren Jahreszeiten läuft er zu Hochform auf, ist aber prinzipiell ganzjährig tragbar.

Und, meine Lieben, neugierig geworden? Habt Ihr vielleicht schon einen der beiden Düfte?

Viele liebe Grüße und ein schönes Wochenende

Eure Ulrike

 

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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