Hello again, ich sag einfach hello again … Da bin ich wieder! Nach ein paar Monaten „Pause“ melde ich mich nun zurück im Duft-Tagebuch! Den Ohrwurm gibt es heute übrigens gratis von mir. Als Ich-bin-zurück-Geschenk sozusagen. 😉
Doch nun zu den harten Fakten: Geendet habe ich Mitte April mit einem Artikel über Frédéric Malles Editions de Parfum. Bigarade Concentrée und Dans Tes Bras waren damals Thema. Der Malleschen Parfumedition bleibe ich treu. Auch heute geht es um zwei Düfte dieser Sammlung, nämlich Cologne Indélébile und Une Fleur de Cassie von Dominique Ropion.
Das ewige Cologne
Ropion kreierte aus zitrischen Noten, Bergamotte, Orangenblüten, Neroli, Narzissen und Moschus ein Eau de Cologne, das das vielsagende Adjektiv „Indélébile“ ziert. Zu Deutsch: Waschecht, wasserfest oder unauslöschlich. Unter anderen Umständen könnte man diese Eigenschaft des Colognes als Drohung ansehen, doch bin ich mir sicher, dass man beim Ropionschen Frischewässerchen so in Verzückung gerät, dass man sich wünschen würde, es würde auf ewig haften bleiben.
Ein sauberer Duft, und dennoch überraschend anziehend, ein modernes und gleichzeitig traditionelles Kölnischwasser, das ewig hält. Dominique Ropion macht sich die Ambivalenz der modernen Moschusdüfte zunutze, die aphrodisierend und rein zugleich sind, und komponiert daraus seine sehr persönliche Interpretation des traditionellen Kölnischwassers. Ein Spritzer besten Nerolis mit Orangenblüten und Bergamotte, dazu Moschus der Spitzentechnik und er kombiniert einen Duft, der hält und hält und hält. Cologne Indélébile.
Und fürwahr, Cologne Indélébile präsentiert sich unglaublich frisch und zauberhaft zugleich. Dezent herbe und erfrischend-spritzige Hesperidennoten eröffnen den Duft, der im Hintergrund in grünen Nuancen schillert. Orangenblüten und Neroli erzeugen ihre ganz eigenen zarten und lieblichen Weißblühernoten, die sich äußerst harmonisch mit den grünlich-herben Zitrusnoten vereinen. Moschus puffert und pudert die watteweich-florale Frischewolke ab. Mit deutlichen Pudernoten, trocken und cremig zugleich, klingt das unauslöschliche Cologne langsam aus.
Bei Cologne Indélébile ist der erste Namenteil definitiv Programm: Es handelt sich eindeutig um ein Kölnisch Wasser. Kein altbackenes Düftchen, sondern eine moderne und wunderhübsche Neuinterpretation des rheinländischen Klassikers. Ob das Cologne nun unauslöschlich ist … Nun, möglicherweise bezieht sich der Name auf den Zauber, der bis in alle Ewigkeit an jedem haftet, der daran schnuppert. Denn bezüglich der Haltbarkeit bleibt Cologne Indélébile eben ein frisches und erfrischendes Duftwasser, das typischerweise nicht unendlich lange auf der Haut wahrnehmbar ist. Und dennoch umgibt dieses Eau de Cologne eine Raffinesse, eine Aura, die nachhallt, die im Gedächtnis bleibt. Unauslöschlich.
Une Fleur de Cassie
Der nächste Ropion ist einer Blüte gewidmet: Der Cassia oder auch Süßen Akazie. Der tropische Strauch gehört rein biologisch betrachtet zur Familie der Hülsenfrüchtler, ist also entfernt mit Bohnen, Erbsen, Erdnüssen und Lupinen verwandt, und zur Unterfamilie der Mimosengewächse. Typisch für diese sind die intensiv duftenden puscheligen Blütenstände.
Die seltene und exotische Kassienblüte ist nicht leicht zu zähmen. Berauschend, animalisch, sogar grob, ihr Duft stammt aus einer anderen Zeit, den Dreißigerjahren, als Frauen es noch wagten, sinnliche und verstörende Gerüche zu tragen. Une Fleur de Cassie ist ein Parfüm für Genießer. Mit so altmodischen Bestandteilen wie Mimosen-Absolue, Jasmin-Absolue, Kassien-Absolue und Rosen-Absolue, mit Nelke als Kontrapunkt und einer Vanille- und Sandelholz-Basis, hat Dominique Ropion eine sehr genaue, zeitgemäße Übersetzung dieses Themas aus der Vergangenheit erreicht. Gehaltvoll, kompliziert und komplex – wie ein Haute-Couture-Kleid.
Aus Bergamotte, Cassia (Süße Akazie), Nelke, Jasmin, Kumin, Mimose, Aldehyde, Aprikose, Rose, Veilchen, Moschus, Sandelholz und Zedernholz zaubert Ropion den modernen Vintage-Blüher Une Fleur de Cassie.
Üppig zeigt sich der Duft bereits nach dem ersten Aufsprühen: Eine herb-florale Melange aus Bergamotte und Blüten eröffnet Une Fleur de Cassie. Kumin bringt gewürzig-knarzige Bitternoten mit ins Duftspiel und verleiht zusätzlich eine dezent-pfeffrige Schärfe. Fruchtig-weiche Pudernoten von Moschus und samtiger Aprikose sorgen im weiteren Verlauf für skinnige Momente im blumigen Allerlei. Sandelholz und Zedernholz schenken Une Fleur de Cassie in der Basis holzige Wärme und balsamische Weichheit.
Als gehaltvoll und komplex würde auch ich den Duft beschreiben. Kompliziert ist er in meinen Augen nicht. Wer Düfte mag, die Präsenz zeigen, ohne aufdringlich zu sein, wer die Kombination aus Blüten und pudrigen Noten liebt, wer auf Vintage steht, aber gleichzeitig im olfaktorischen Hier und Jetzt lebt, der sollte Une Fleur de Cassie auf jeden Fall testen. Mich hat er voll und ganz überzeugt. 🙂
Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch eine schöne Woche! 🙂
Liebe Grüße,
Steffi
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