Fünf Düfte habe ich, haben wir noch vor uns von der neu bei uns eingetrudelten Kollektion der Franzosen von Parfumerie Particulière. Heute widmen wir uns – BERLIN(H)ER und MAD ELEINE.
Großstadtgewächs – BERLIN(H)ER
„The grey town has exuberantly found how to rediscover its colour with attacks of paintspray. From the somewhat austere Bahaussian architecture, comes the heavy metal sounds of music absorbed by the concrete. Behind the threshold of a door, we move from the frozen desert of the dark road into the excitement of a room where partying and liberty rule. Day will soon be breaking and we listen to the singing of Marlene Dietrich. In the ruins of Berlin, trees and flowers are perfuming our way …„
Ingredienzen: Minze, Hanf, grüne Noten, Atlaszedernholz, Ambroxan.
Wenn ich Ruinen von Berlin lese, denke ich ständig an die schönen Berliner Krimis von Volker Kutscher, seine Gereon Rath-Reihe. Wer sie nicht kennt – bitte mal hier entlang. Rath ist Ermittler, Kölner, der nach Berlin versetzt wird – die Reihe spielt Ende der Zwanzigerjahre bis hinein in die Dreißigerjahre. Politisch interessant – und natürlich auch darüber hinaus soziokulturell, eine tolle Kulisse für eine Krimihandlung. In Ruinen lag damals noch nicht viel, zugegeben, aber das Berlin der Jahrhundertwende ist nachfühlbar. Und selbstredend kommen auch Filmstars und -sternchen darin vor. Für die Dietrich ist es noch etwas zu früh, vielmehr waren die Zwanziger für die Berlinerin erst der Anfang ihrer Karriere. 1930 hatte sie dann mit ihrem Film Der Blaue Engel international ihren Durchbruch.
Eingestimmt auf BERLIN(H)ER? Ich schon 😉
Pfefferminze, satt. Aber grüner, weniger pfeffrig-scharf und weniger süß, als man sie mitunter in Düften schon kennengelernt hat. Frischer, krautiger und … harzig. Das ist dann wohl der Hanf. Nein, nix Joint, kein Cannabiskonsum in gerauchter Form, sondern eine grün-krautige Note. Könnte hinkommen, ich habe ehrlich gesagt noch nie an frischen Hanfblättern geschnuppert, dafür kenne ich den (nicht rauchbaren) Stopfhanf, den ich kistenweise für meine Renovierungsarbeiten verarbeitet habe (hat Spaß gemacht und roch in der Tat gut). Hier wird es mitunter herber, ein paar bittergrüne Anklänge schillern hindurch sowie eine seeehr subtile süße. Passt gut zu der wunderbaren Marlene. Mich erinnert es auch an Tee, irgendwo im Grünen hier könnten auch Teenoten verborgen sein. Ambroxan, die Basis, geht natürlich immer – zeichnet weich, wärmt ein wenig, aber nicht zu dolle, das würde dem Duft auch nicht gut zu Gesicht stehen. Zedernholz kühlt, was für Ambivalenz und eine gewisse Spannung sorgt, die Frische des Duftes auf saubere Art und Weise betonend.
Ganz klar unisex. Und sicherlich auch etwas für moderne Berliner Hipster, der Duft BERLIN(H)ER 😉
Zeitreise – MAD ELEINE
„In the salon of a parisian mansion, time is suspended while it searches for a good reason to continue. Water is bubbling on the hob, the teapot is waiting patiently. On the table, the cups and saucers are ready for this daily ritual, no madeleine would ever miss. Like the Madeleine of Proust, its sweetness and aroma brings back memories. In these gentle moments of nostalgia, the air is charged with emotion. The feeling that nothing could completely disappear.“
Die Ingredienzen: Bergamotte, Heliotrope, Bittermandel, Weißer Moschus.
Erinnerungen also. WIR erinnern uns – an Proust, der seinen Protagonisten in seinem monumentalen Werk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit mithilfe des Geschmacks, des Duftes von Madeleines in der Vergangenheit schwelgen lässt, in Kindheitserinnerungen an Frankreich – hier ist die Episode, sie ist nicht lang, lest sie ruhig, wenn Ihr sie nicht kennt 🙂
Bei Proust werden die Madeleines in Lindenblütentee getaucht – MAD ELEINE taucht sie noch in gar nichts, unser Gebäckstückchen hier ist allerhöchstens in freudiger Erwartung irgendeiner trinkbaren Flüssigkeit, in die man es tunken könnte. Könnte, aber nicht müsste. Denn MAD ELEINE ist auch solo köstlich genug. Es ist die doppelte Ladung an Mandel – Heliotrop duftet nämlich oft genug auch zart nach Mandel, Bittermandel findet sich hier auch, insofern stellt euch ein auf – Mandeln. Mandelmilch. Marzipanige Mandelcreme. In Milch aufgelöste Amarettini. Bittermandelbitterkeit. Zarte, absolut hintergründige florale Anklänge. Cremigkeit, seidige, dahinfließende. Moschus, der darüber nochmals einen Weichzeichnerfilter legt.
Ein Gourmand für Erwachsene, ganz klar. Und zwar für Mandelliebhaberinnen, die sich ganz bestimmt darin verlieren können wie Prousts namensloser Ich-Erzähler in seinen Lindenblütenmadeleines 😉
Und, liest es sich so, als wäre da ein Duft für Euch dabei, meine Lieben?
Alles Liebe und viele Grüße, einen guten Start in die Woche!
Eure Ulrike
Der Madeleine ist schon bei mir eingezogen. Was für ein wunderbarer Duft!
Tief, warm, voll und mit ordentlich Wumms. Aus irgendwelchen Gründen erinnert er mich anfangs an diesen lila John Galliano-Duft, den ich schmerzlich vermisse.
Der Tonka Fever ist auch schon auf meiner Weihnachtswunschliste gelandet.
Der Berlin(h)er und der Blue Mandarine sind mir zu maskulin – wobei ich natürlich ein Freund von süßen Düften bin.
Der lilafarbene Galliano … irgendwas dämmert mir da, ich meine, den hätte eine Freundin gehabt … ja, ja, doch, das kann sein, dass der ähnlich war … Was hast Du denn ansonsten an olfaktorischen Lieblingsleckereien?
Herzliche Grüße
Ulrike