… habe ich vor mir liegen – die Pröbchen sind, genauso wie die Düfte, dieser Tage eingetrudelt und harren einer Rezension, was ich dieser Tage im „Kurz und knackig“-Schnelldurchlauf vornehmen möchte. Montale sind ja immer, genauso wie Mancera, dermaßen fleißig, dass man kaum nachkommt mit den entsprechenden Rezensionen – deshalb heute im Doppelpack: Vanilla Cake und Orchid Powder, die beide von der Marke in die Kategorie „Around the Vanilla“ einsortiert wurden. Es wird also süß, meine Lieben!
Naschkatzenalarm – Vanilla Cake
„A gourmet and bewitching fragrance, subtly mixing Milk, Grilled Almond, Warm Caramel and Vanilla from Madagascar. A real Yoghurt Cake just out of the oven with a delicious Meringue sillage.“
Milch, Mandeln, Karamell, Meringue (das Gebäck) und Bourbon-Vanille – das liest sich wie ein köstlicher Nachtisch – so duftet Vanilla Cake auch: Im Auftakt meine ich ganz kurz, noch eine Spur Erdbeere wahrzunehmen und fühle mich sogleich erinnert an mein Lieblingstörtchen La Danza delle Libellule, den ich hier rezensiert habe. Oh, da hatte ich auch von Boethius erzählt, der war dieser Tage auch Thema, und zwar bei der White Collection von Atelier des Ors – hatte ich komplett vergessen 😉 Dieser Eindruck währt nicht lange, denn die Erdbeere war scheinbar eine Illusion, eine Art olfaktorische Fata Morgana, denn ein wenig saftiges Obst wäre bei den derzeitigen Temperaturen gar nicht mal so verkehrt …
Dafür gibt es Mandeln satt, teilweise geröstet, ein klitzekleines Bisschen marzipanig und vor allem mandelmilchig – als Vegetarier mit Tendenz zum Veganer kenne ich mich mit Mandelmilch aus, es ist „die Gute“, die, die sich auch in alkoholischen Mixgetränken perfekt macht 😉 Pudrige Vanille würzt, süßt und cremt mit hinein, während leise karamellisierte Anklänge meine Nase kitzeln und mir umgehend das sprichwörtliche Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Karamell, einerseits zuckerkrustig und andererseits aber auch flüssig, genauso wie die Adern, denen man (ok: ich) in Eissorten von meist amerikanischen Herstellern so liebend gerne „auflauert“ … Mmmmh!
Und ja, sie sind tatsächlich zu vernehmen, jene Meringue- oder Baiser-Noten: Das Gebäck aus gezuckertem Eischnee, das ich als Kind immer „Wölkchen“ nannte.
Keine Frage, etwas für Süßmäuler und Naschkatzen! Wer beispielsweise Chabauds Gourmanddüfte mag, diejenigen von Farmacia SS. Annunziata oder auch Profumum Roma, der sollte auf jeden Fall einen Test einplanen!
Flowerpower – Orchid Powder
„A powdery floral, ruled by the greedy Coconut, combines the innocence and sensuality of White Flowers with Ylang-ylang and jealously hides a precious Orchid heart.“
Am Anfang war – der Dschungel. Grüne Noten überraschen meine Nase und veranlassen mich dazu, zu überprüfen, ob ich überhaupt das richtige Pröbchen erwischt habe … habe ich. Und der grün-schillernde Vorhang, der mich an Veilchen und Chypres denken ließ, ist auch nur von kurzer Dauer: Kokosnuss drängt hervor, Kokosnussbutter eigentlich oder Öl, eine habhafte Kokosnuss, die weniger an Bounty-Riegel erinnert als vielmehr die Würzigkeit der Süße jener Tropen“frucht“ akzentuiert. Bisweilen vernehme ich fast schon holzige Anklänge, und während ich noch überlege, was für ein Holz das sein könnte, folgt schon die Orchidee. Samtig und pudrig, opulent und zart-vanillig als auch cremig – passt natürlich perfekt zur Kokosnuss.
Orchideendüfte oder vielmehr Düfte mit wirklich prominenten Orchideennoten gibt es gar nicht mal so viele – einer ist bei mir letztes Jahr eingezogen, eine spontane und große Liebe: Do Not Disturb von Vilhelm Parfumerie, hier rezensiert. Ich assoziiere derart voluminöse Orchideenblüten immer mit Glamour – das trifft auch auf Orchid Powder zu, wobei er etwas gefälliger ist als die soeben genannte Femme Fatale aus New York, die nur abends im Einsatz ist (zumindest bei mir).
Orchid Powder wird seinem Namen gerechter als der Duftbeschreibung, die die Marke im verpasst hat: Er duftet nach – Orchideenpuder. Pudrig und eben orchideenhaft, aber sehr sanft, zwischen kühler Cremigkeit und samtiger Wärme changierend. Die Betonung der Kokosnuss in der Duftbeschreibung könnte den einen oder besser: die andere dazu verleiten, dieses kleine Juwel an sich vorbeiziehen zu lassen, denn Kokos mag man oder man mag sie nicht, vielen ist sie deutlich zu süß – so auch mir, im Normalfall. Das trifft auf Orchid Powder nicht zu, er ist eines der seltenen Duftexemplare, die Kokos zitieren, aber das auf so feine Art und Weise, dass sie einen weder anspringt noch einem das Gefühl vermittelt, man hätte gerade der Tochter das Jugendparfum geklaut.
Eine erwachsene, äußerst sinnliche und überaus feminine Duftkomposition, die bei mir in den Dauertest gehen wird. Der könnte wirklich noch etwas sein, außer oben genanntem Do not Disturb habe ich keinerlei olfaktorische Orchideen in meinem Portfolio, das wäre durchaus ausbaubar 😉
Ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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