… sind noch übrig geblieben aus dem neuen Trio Italian Line und harren einer Rezension. Ihr Vorgänger Cedro di Diamante, den ich Euch am Freitag präsentiert habe, war bereits ein perfekt geeigneter Sommerbegleiter – ich habe keine Zweifel, dass dies auch mit den beiden Hübschen von heute so sein wird. Die drei Neulinge sehen sich nämlich alle einer bestimmten Gegend in Italien verpflichtet, der Region um Capua in Kampanien, die bekannt ist für ihre Zitrusfrüchte. Nahtlos geht es deshalb heute weiter mit zwei Hesperidenfrüchtchen – Vorhang auf für Mandarino di Sicilia und Bergamotto di Calabria!
Mandarino di Sicilia
Mandarino di Sicilia bedient sich einer ganz besonderen Methode, um der sizilianischen Mandarine ihre köstlichen Duftstoffe zu entlocken:
„Um die wertvollen Öle zu gewinnen, wird die sogenannte Bergamotte-Schwamm- Methode angewandt. Diese traditionelle Methode wird ausschließlich per Hand ausgeführt. Zuerst werden die Früchte halbiert, dann wird mit einem speziell gekrümmten Messer das Fruchtfleisch entfernt. Mit einem Schwamm wird durch Tupfen und Pressen aus der Schale das ätherische Öl gesammelt. Die so gewonnene Essenz ist erlesen und komplex. Sie erinnert an die fruchtigen und floralen Noten des Jasmins.“
Selbstredend finden sich allerdings nicht nur Mandarinen im Flakon, sondern noch weitere Ingredienzen, die in Summe an Urlaub erinnern: Kopfnote: Mandarine, Bitterorange, Petitgrain; Herznote: Jasmin, Geranium, Orangenblüte; Basisnote: Zedernholz, Ambra, Moschus.
Mandarinendüfte sind immer eine Wonne – und leider viel zu rar gesät. Wir hatten es neulich schon mal davon, als ich für Euch Lubins Mandarino rezensiert, lest hier. Der eine oder die andere mag sich denken – „Wieso, Zitrusfrüchte sind doch nicht selten in Düften?“ Vollkommen korrekt, sind sie doch Hauptbestandteil der althergebrachten, traditionellen Colognes. Das bezieht sich aber meist auf Bergamotte und Zitrone, vielleicht noch Orange, gerne auch gesammelt. Düfte, die beispielsweise Limette oder auch gerade die Mandarine in den Fokus rücken sind selten – und deshalb auch gesucht. Lange Jahre war L’Artisan Parfumeurs Mandarine, den man späte r in Mandarine Tout Simplement umtaufte, der einzige Mandarinenduft am Markt, der diese süß-saftige Hesperidenköstlichkeit in den Mittelpunkt stellte bzw. ihr einen eigenen Duft widmete. Heute haben wir etwas mehr Auswahl (siehe unter anderem den neuen Lubin, darüber hinaus: Atelier Cologne Mandarine Glaciale, Erik Kormanns August, Jo Malones Nectarine Blossom & Honey, 4711 Acqua Colonia Mandarine & Cardamom, Il Profumo Mandarine, Hermès Eau de Mandarine Ambrée, Micallef Été, Guerlain Acqua Allegoria Mandarine Basilic und, ja wirklich: Acqua di Parma Arancia di Capri), so wirklich viele Düfte sind es aber dennoch nicht angesichts der Bekanntheit der Mandarine. Es handelt sich hierbei ja nun nicht um eine Tropenfrucht 😉
Mandarino di Sicilia zeigt sich genauso sonnig, heiter und lebensfroh wie das obige Bild des Mandarinenbaums: Saftig-süße Mandarinen, von zartem Blattgrün umrahmt. Sonnenwärme, aber keine Hitze, unter der man in die Knie gehen würde, ein sachter Wind, der Abkühlung schenkt. Leise cremig-florale Anklänge und eine sanft holzig-weiche Basis runden den Duft ab.
Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen – das reicht in diesem Fall aber auch vollkommen. Mandarino di Sicilia ist ein toller und fröhlicher Sommerbegleiter. Er zeigt sich als Unisex-Duft, wobei ich persönlich Mandarinen immer eher an Frauen sehe. Und – er dürfte für die Liebhaber dieser kleinen, hübschen Zitrusfrucht nicht nur einen Test, sondern auch einen Kauf wert sein, da bin ich mir sicher!
Bergamotto di Calabria
Hinsichtlich der Herstellung verfährt man bei Bergamotto di Calabria wohl genauso wie bei Mandarino di Sicilia – siehe der von mir oben zitierte Abschnitt. Mich würde interessieren, wie teuer die so gewonnenen Öle im Vergleich zu „normalen“ sind, denn Zitrusfruchtaromen sind im Regelfall nicht besonders teuer, was selbstredend auch an den riesigen Ernten liegt.
Bevor wir zum Duft kommen, muss ich aber noch ein wenig meckern 😉 Beim Schreiben dieses Artikels musste ich mich einige Male korrigieren bei Mandarino di Sicilia – Ihr werdet es ahnen, warum … Acqua di Parma hat in seiner Blu Mediterraneo-Kollektion zwei Düfte namens Bergamotto di Calabria und Mandorlo di Sicilia (in diesem Fall die sizilianische Mandel, nicht Mandarine). Ich empfinde diese Namensgebung als unglücklich – derlei Ähnlichkeiten Überschneidungen müsste es nicht geben und man fragt sich doch, ob da fehlende Recherche das Problem war oder man sich gerne in Acqua di Parmas Lichte sonnt. Darüber hinaus: Warum muss man die Düfte nach der Ingredienz benennen? Ich weiß nicht, wie es Euch geht – und würde das wirklich gerne wissen! -, aber ich bin nach etlichen Jahren in der Branche und dem Testen von so vielen Düften mittlerweile doch gelangweilt, wenn ich Düfte auf den Tisch bekomme, die „Ambra Bla“ heißen oder „Incense Forever“, „Mexican Vanilla“, „Roses“ und so weiter. Mich macht das überhaupt nicht neugierig, weil es in meinen Augen oder vielmehr Ohren einfallslos klingt und ich schon zig andere solche Exemplare getestet habe. Schade, weil sich dahinter oftmals schöne Düfte verbergen und ich mich meistens dann doch zuerst auf Parfums stürze, die mich hinsichtlich ihres Namens oder ihrer Story neugieriger machen. Das nur am Rande – kommen wir zu unserer Bergamotte!
Kopfnote: Bergamotte, Petitgrain, Pfeffer, Rosa Pfeffer; Herznote: Orangenblüte, Neroli, Orangenblüte, Jasmin; Basisnote: Iris, Sandelholz, Vetiver, Moschus.
Bei monothematischen Bergamottedüften muss ich meistens an The Different Companys (früher: Divine) Bergamote denken und hernach an oben genannten Vertreter von Acqua di Parma, die für mich mit zu den ersten und/oder zumindest bedeutendsten Bergamotte-Vertretern gehören – ich habe sie hier zusammen rezensiert.
Bergamotto di Calabria von Perris zeigt im Gegensatz zu den beiden Genannten keine Ingwerfruchtigkeit, sondern setzt auf kontrastierenden Pfeffer, der auf meiner Haut im Zusammenspiel mit Petitgrain und der namensgebenden Bergamotte eine Art mineralische Herbheit hervorbringt. Auf dem Streifen beobachte ich das weniger und Bergamotto di Calabria ist sicherlich generell ein Unisex-Duft, auf meiner Haut jedoch deutet er dennoch ein wenig in Richtung Herrenwelt. Säuerlich, herb, mineralisch und frisch präsentiert er sich, mit seinem floralen Herzen einen gekonnten, sehr zarten Gegenpol setzend mit einem zurückhaltenden und eher subtilen Bouquet an Zitrusfrüchteblüten. Ein Hauch Puder sowie eine dezent warme, würzig-weiche Basis runden Bergamotto di Calabria ab.
Ich denke, ich habe Euch nicht zuviel versprochen – alle drei Perris-Düfte aus deren Italian Line sind ausgesprochen pünktlich lanciert zu ihrer besten „Tragezeit“, im Sommer. Mein Favorit ist definitiv das Mandarinchen, das ich mir nochmals im Vergleich mit Lubins Mandarine näher ansehen werde!
Einen schönen Sonntag Euch und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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