Nein, es ist nicht wesentlich kühler geworden dieser Tage. Der Sommer hält Einzug, nicht nur kalendarisch. Letzte Woche hatte ich Euch bereits einen kleinen Überblick meiner duftenden Sommerempfehlungen präsentiert und bin Euch noch einen weiteren Artikel schuldig geblieben, der bisher von häuslichem Unbill (Handwerker, Sperrmüll und Konsorten) verhindert wurde – bis heute. Deshalb nichts wie ran an die olfaktorischen Erfrischungen!
Die Neulinge
Was gab es denn in der letzten Zeit, in den letzten Wochen und Monaten, an Veröffentlichungen, die uns durch die Sommerhitze begleiten können? Einige, meine Lieben, und zwar durchaus erwähnenswerte.
Mein aktueller Liebling ist Acqua di Portofinos Faro, dessen Rezension Ihr hier findet. Maurizio Cerizzas Leuchtturm erinnert mich, wie Ihr dort nachlesen könnt, entfernt einen anderen Sommerliebling von mir, an Acqua di Parmas Italian Resort Body Spray, das leider discontinued ist. Cremigkeit und krautige Herbheit sowie ozonig-aquatische Anklänge zeichnen ihn aus, den Immergeher, der unter anderem mit Limetten, Ingwer, Olivenblättern und Magnolienblüten aufwartet. Er hat mir schon gute Dienste geleistet dieser Tage und wird sicherlich noch häufig zum Einsatz kommen in nächster Zeit.
Lubin hat soeben gleich zwei Düfte lanciert, die beide eher wärmere Temperaturen anpeilen: Jardin Rouge (Frühling bis „kühlere“ Sommertage) und Mandarino (gerne auch wärmer). Rezensiert habe ich sie bereits, lest hier, gefallen haben mir beide überaus gut. Jardin Rouge punktet mit seinem Bergamotte-Cassis-Duo sowie Himbeeren und Magnolienblüten, ein sanfter Floraler mit Blattwerk und einer sachten, luftigen Herbheit. Mandarino ist ein authentischer und sonnengewärmter, fröhlicher Mandarinenduft mit ordentlich Kumquat, ein echter Gute-Laune-Kandidat. … und wenn wir gerade bei Lubin sind – der Artikel letzte Woche ermangelte deren großartiges L’Eau Neuve samt seiner Variationen, ich hatte unter anderem hier davon geschrieben. Den/die könntet Ihr auch mal testen, falls Ihr sie noch nicht kennt!
New study / postcard von Miller et Bertaux erschien letztes Jahr und wurde hier von Steffi rezensiert. Regelmäßige Leser wissen es – ich mag die Marke und so auch diesen Duft. Eine moderne und minimalistische, sehr lichte Hesperidenkomposition mit leisen Anklängen von Feige und Kokos sowie ausgebleichten Hölzern – sehr fein! Pssst, Miller et Bertaux sind nicht das letzte Mal Thema hier dieser Tage 😉
Ab ans Meer!
Ein immer wieder gerne aufgegriffenes olfaktorisches Thema – Düfte, die nach Meer riechen. Nach See, nach Strand. Das kann man auf ganz unterschiedliche Weise umsetzen – die Düfte sind so verschieden wie die Strände 😉 Exotische Gefilde und Badestrände gibt es hier genauso wie einsame, wolkenverhangene Buchten in nördlichen (und demnach eher kühleren) Ländern. Und dann spielt da noch meine eigene Differenzierung mit hinein, die regelmäßige Leser kennen werden – aquatische vs. maritime Düfte, der Unterschied zwischen Swimmingpool und Meer inklusive Strandlandschaft.
Ich hatte mich schon mehrfach dem Thema „Meer“ gewidmet, sowohl in Sammelrezensionen als auch in einzelnen Kritiken. Wen es interessiert – zwei der (schon sehr alten – meine Güte, 2010!) Sammelrezensionen findet Ihr hier: Gestrandet, My Bonnie is over the Ocean.
Was gibt es überhaupt für Meer-Düfte? Kurz und knackig zusammengestellt für Euch eine kleine Sammlung, die keiner wertenden Reihenfolge unterliegt, sondern lediglich einer alphabetischen:
- Acqua di Portofino Sail
- Andrée Putman Préparation Parfumée
- Art de Parfum Sea Foam
- Arte Profumi A’mare
- Atelier Oblique Marble Sea
- Bois 1920 Oltremare
- Bois 1920 Verde di Mare
- Bond No. 9 Shelter Island
- Comptoir Sud Pacifique Aqua Motu
- Comptoir Sud Pacifique Eau de Lagons
- Creative Universe Beth Terry Mare
- Creed Erolfa
- Farmacia SS. Annunziata Hyle
- Franck Boclet Ozone
- Heeley Sel Marin
- Hermès Hermessence Épice Marine
- Il Profumo Aria di Mare
- Jo Malone Wood Sage & Sea Salt
- Jul et Mad Acqua Sextius
- Keiko Mecheri Embruns
- Laboratorio Olfattivo Salina
- Linari Mare Pacifico
- Linari Vista sul Mare
- Lorenzo Villoresi Mare Nostrum Aura Maris
- Mazzolari Marina
- Miller Harris Fleurs de Sel
- Molton Brown Coastal Cypress & Sea Fennel
- Montale Embruns d’Essaouira
- Montale Sandflowers
- Parfumerie Générale Bois Naufragé
- Patricia de Nicolaï Week-end à Deauville
- Penhaligon’s Blasted Heath
- Profumi del Forte Tirrenico
- Profumum Roma Acqua di Sale
- Sinfonia di Note La Rotta del Mare
- Stéphanie de Saint-Aignan Embruns d’Ambre
- The Different Company Sel de Vétiver
- Tom Ford Costa Azzurra
- Xerjoff Join the Club 40 Knots
… im weiteren Sinne auch Creed Green Irish Tweed, Memo Cuirs Nomades Irish Leather, Montale Vetiver des Sables.
Wow. Ich war hartnäckig. Und habe ziemlich lang gebraucht für diese Liste, weil ich wirklich in jeder noch so versteckten Gehirnwindung gesucht habe nach Meerdüften, die ich bisher in meinem Leben getestet habe. Hier sind sie. Vermutlich gibt es keine oder nicht viele Listen im Netz, die umfangreicher sind? Hat jemand Interesse an einer Ausarbeitung in Form von ein, zwei Rezensionen, sprich – der genaueren Erklärung dazu, was für Meer, ob nun salzig oder süß, warm, kühl, stürmisch, Gischt? Wenn Ihr wollt, kann ich das noch nachliefern. Was hier aber gleich auf dem Fuße folgt, ist eine Liste mit Sonnencreme-Düften, denn die wünschen sich auch immer viele:
- Bond No. 9 Fire Island
- CB I hate perfume At The Beach 1966
- Creed Original Vétiver
- Creed Virgin Island Water
- Martin Margiela Replica Beach Walk
- Montale Intense Tiaré
- Parfumerie Générale Louanges Profanes No. 19
… sowie zwei Mainstreamer: Estée Lauders Bronze Goddess in (fast allen) Variationen sowie ferner Muglers Cologne.
Fast nahtlos geht es hier über in die exotischen Düfte, jene Sommer-Sonne-Strand-und-tropische-Blüten-Parfums, denn Tiaréblüten beispielsweise sind typisch für beide Kategorien.
Ich wollte aber eigentlich hinaus auf zwei relativ neue Meerdüfte, die vor nicht allzu langer Zeit bei uns im Shop eingetrudelt sind, und zwar Marble Sea von Atelier Oblique und Créateur Mare Eau du Levant. Für Marble Sea haben wir bereits rezensiert, lest hier. Die Rezension von Eau du Levant folgt noch.
Marble Sea ist eine modern-minimalistische Meeresinterpretation, die zwischen Pool und See oszilliert samt ozoniger Brise und einem Hauch Sonnencreme.
Einer meiner absoluten Alltime-Favoriten ist Sel de Vétiver, den ich liebe, seitdem er lanciert wurde und der mich seitdem begleitet. Mariela und Harmen hatten ihn mal in unserer früheren Kolumne Die Schöne und das Biest rezensiert – lest hier.
Salz auf der Haut, ein Strand, ein einsamer, an dem man unterwegs ist, alleine, vielleicht mit einem Hund als Begleiter, maximal 😉 Irgendwo in Skandinavien oder in Irland, Schottland, Gischt, Dünen und Gräser, darüber hinaus Schäfchenwolken am Himmel, hinter denen sich die Sonne verbirgt. Wunderbar, ganz traumhaft.
Morgen träumen wir weiter und schwelgen in Düften – bis dahin alles Liebe
Eure Ulrike
Hallo Ulrike,
Danke für diesen tollen Artikel #2! Direkt abgespeichert für tiefergehende Recherche zum geeigneten Zeitpunkt. Meine Nase hat mich mal wieder verblüfft. Beim Lesen deiner Meeresdüfte Liste hatte ich einen tollen salzigen Meeresluft-Duft in der Nase. The Power of Imagination! 🙂
Oh ja, bitte sehr gerne ein Artikel über verschiedene Meerduft „Stilrichtungen“!
Liebe Grüße
Kathrin
Huhuu liebe Kathrin,
hach, das freut mich, wenn ich Dir den passenden Duft gleich in die Nase schreiben konnte 😉 Ich habe auch noch ein paar andere Sommerempfehlungen in petto, die ich in der kommenden Zeit „loswerden“ möchte – da knüpfe ich gerne mit den Meerdüften an!
Viele liebe Grüße
Ulrike
Hey Ulrike,
oh ja super, immer sehr gerne her damit – ich freu mich drauf! 😀
Was ist eigentlich aus olfaktorischer Sicht deine liebste Jahreszeit? Ich glaube… Meine ist der Herbst. Ich denke an warme, holzige Wolldeckendüfte, z. B. Byredos Velvet Haze 🙂
Liebe Grüße
Kathrin
Huhuu liebe Kathrin,
ja, ich bin auch ein Herbstkind – in jeglicher Hinsicht 🙂 Bücher, Katzen, Decke, Sofa, Duftkerze und Parfums , die dazu passen.
Allerdings hat sich ehrlicherweise mein Duftgeschmack auch etwas gewandelt: Früher, als ich in die Nische gestolpert bin, hatte ich das Bedürfnis nach Holz, Harzen, Leder, nach Dunkelheit und Opulenz. Zwischendurch kamen Blümchen hinzu, die ich früher nie getragen habe. Und mittlerweile kann ich an mir selbst fast keine Orientalen mehr haben. Ich mag es gerne immer noch dunkel, aber im Allgemeinen lieber kühl(er) und zwar gerne komplex, aber nicht mehr so dicht und ausladend wie früher.
Mal schauen, wo die Reise noch so hingeht 😉
Was sind denn Deine Lieblingsdüfte, gibt es eine Top5 oder -10?
Viele liebe Grüße
Ulrike