Abkühlung mit Jardins d’Écrivains – das neue Cologne-Trio …

… kommt mir gerade recht, wo ich hier bei unfassbaren annähernd 30 Grad in der Altbaumietwohnung schwitze, noch …

Jardins d’Écrivains – eine duftende Liebeserklärung an die Literatur

Regelmäßige Leser werden es wissen – ich bin ein Büchernarr. Und ja, es müssen richtige Bücher sein, aus Papier, kein Kindle. Auch nicht, wenn das Reisegepäck dadurch schwerer wird … Jardins d’Écrivains Konzept ist deshalb für mich persönlich eines der schönsten auf dem Parfummarkt. Bisher glänzte vor allem Harmen mit Rezensionen zu der Marke hier im Blog, das gedenke ich heute zu ändern. Vorab gibt es noch die von Harmen übersetzte und überarbeitete Beschreibung des Labels der Französin Anaïs Biguine:

Wer kennt das nicht: ein Duft erreicht unsere Nase und entführt uns umgehend aus dem Hier und Jetzt in eine längst vergangene Zeit, an einen weit entfernten Ort. Ein ganz bestimmter Duft genügt, und wir befinden uns gedanklich wieder an den Orten unserer Kindheit, in unserem ersten Urlaub in einem exotischen Land, oder an der Seite eines Menschen, den wir Jahre nicht gesehen haben…

Jardins d’Écrivains spielt mit diesem Phänomen und kreiert mit seinen Düften die fiktiven Gärten berühmter Literaten. So lockt uns zum Beispiel der Duft der Kerze „Le Jardin de Kipling“ in einen exotischen Garten in Bombay, Inspiration für Rudyard Kiplings zauberhaftes Dschungelbuch. Oder das Parfum „George“ entführt uns in die mondäne Welt einer George Sand, deren Landsitz zum glamourösen Treffpunkt der Bohemians und High Society ihrer Zeit wurde: Flaubert, Hugo, Liszt und Balzac, sie alle trafen sich dort.

Als Anais die Welt der Jardins d’Écrivains ins Leben rief, vereinte sie zwei ihrer großen Leidenschaften: Gärten und Literatur. Wenn Anais über eine bestimmte Ära, einen außergewöhnlichen Charakter oder einen einzigartigen Ort las, wurde sie zur Forscherin und suchte so lange, bis sie den exakt passenden Duft zu einer Geschichte gefunden hatte. So drückt sie ihre Liebe zu einzelnen Schriftstellern auf magische Art durch Düfte aus. Denn die Welt der Düfte gleicht der Sprache großer Literatur: Sie ist schlicht, aber magisch und höchst emotional.

Wer neugierig geworden ist auf die Frau dahinter, mag sich vielleicht durch die Interviews lesen, die ich für Euch zusammengesammelt habe:

Biguine hat noch zwei andere Marken, die leider beide bisher nur sehr spärlich vertreten sind – Les Cocottes de Paris, die sich den Geliebten und Kurtisanen widmete, den legendären, sowie Gri Gri, die Tätowierungen zum Thema hat (traditionelle Tätowierungen –> Neuseeland, Japan).

Das Splash-Cologne-Trio, das neue – L’Eau de Kakuzô, L’Eau de Leopardi und L’Eau de Marceline -, wird von Biguine als „Familienduft“ deklariert – ein Duft für die ganze Familie, für alle. Ein erfrischender Begleiter für die wärmeren Jahreszeiten – oder eben gleich mehrere 😉

Die Bilder mitsamt den Düften, die folgen, habe ich bei Anaïs Biguine auf Instagram „geklaut“ – danke an dieser Stelle! 

Von den Freuden des Tees – L’Eau de Kakuzô

Teeliebhaber werden es vermutlich fast alle kennen, das feingeistige Werk von Okakura Kakuzô (1862–1913), das auf den schlichten Namen Das Buch vom Tee hört. Ein Klassiker, der 2016 in einer besonders hübsch illustrierten Suhrkamp-Auflage in der Insel-Bücherei (zum xten Mal) aufgelegt wurde, die ich Euch ans Herz legen möchte:

„Die Teezeremonie – das ist nicht nur die Zubereitung, das Teegerät, der Raum, sondern es geht dabei immer auch um die Verfeinerung der Sinne, die Vollendung der Form, den Rhythmus der Bewegungen, die die Zeremonie zum Kunstwerk werden lassen. »Teeismus« nennt Okakura die Philosophie des Tees und beschreibt anschaulich, wie in Japan schon im 8. Jahrhundert der Tee zum Kult wurde und wie er von dort aus seinen Siegeszug um die Welt antrat.“

Antiquarisch gibt es selbstredend auch einige sehr schöne Ausgaben – wer Tee liebt und/oder an Japan und dessen Kultur interessiert ist, kommt daran nicht vorbei. Und wer vorher erst einmal „reinlesen“ möchte, kann das online über das Projekt Gutenberg tun – seht hier.

Biguine zollt diesem Meisterwerk Tribut mit ihrem Cologne L’Eau de Kakuzô, das olfaktorisch einer japanischen Teezeremonie nachempfunden wurde. Die Ingredienzen: Grüner Tee, Zedernholz, Koriander, Hedion und Gyokuro (eine beschattete Edelvariante des Grüntees).

 

Zum Thema Hedion hat unser Freund Erik Kormann vor einiger Zeit in seinem Aromatischen Blog einen interessanten Beitrag verfasst, einen in „kurz und knackig“, lest hier.

L’Eau de Kakuzô startet sowas von teefrisch, dass er mich sofort verzückt – minzig und zitrisch-frisch anmutende Teenoten, grün-grasig-herb und von einer verhaltenen „Säure“, denen ein helles, lichtes Strahlen innewohnt, das an einen herrlichen Sommermorgen erinnert – dann, wenn es noch taut, bevor die Sonne sich zu ihrer Tageshöhe aufgeschwungen hat.

Ich vermag eine dezente jasminhafte Cremigkeit zu entdecken auf meiner Haut, die ich dem Hedion zuschreibe. Darüber hinaus säubert Zeder, einmal ganz „unernst“ und nicht so seriös wie sonst, sondern vielmehr weich und aquarellartig dahingetupft. Und irgendwo kündigt sich bereits die Hitze des Tages an, denn auf meiner Haut gibt es auch verhalten warme Noten mit einer subtilen Süße.

Für mich hätte L’Eau de Kakuzô länger im Auftakt schwelgen können. Er ist in jedem Fall ein frischer Duft und ein perfekter und nicht alltäglicher Immergeher für die wärmeren Jahreszeiten – allerdings hätte er für mich noch einen Tick frischer bleiben können in seinem Duftverlauf. Macht aber nichts – für 80 Euro gibt es gleich die 300ml-Flasche, da kann ich auch öfters mal nachsprühen 😉

Morgen geht es weiter mit den anderen beiden Kandidaten – bis dahin alles Liebe und frohes Schwitzen heute –

eure Ulrike

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Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

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