… mit ihrem neuen Quintett – gute Reise, schöne Ferien? Wäre schön! Erst einmal nicht, zumindest nicht bei mir, für mich. Regelmäßige Leser/innen werden mein Gejammer kennen, ich muss zuerst einmal einen Umzug hinter mich bringen und dann gibt es auch „nur“ Urlaub im Garten. Aber wenigstens Garten, eigener! Ich bin gerade schon dabei, den ersten Teil zu richten, der Rest folgt später. Alles selbstredend schön bienen- und insektentauglich sowie DUFTEND. Vielleicht dokumentiere ich mal meine Versuche hier, schauen wir mal 😉
Kommen wir zurück zu Atelier Colognes neuem Fünfer, dessen Optik bereits Lust auf Meer macht – Cèdre Atlas, Citron d’Erable, Figuier Ardent, Mandarine Glacial und Sud Magnolia heißen sie und kleiden sich in elegantes Blau, sich optisch einzig durch die leuchtenden Farben ihrer Etiketten unterscheidend. Erschienen sind die Düfte bereits vor circa zwei Jahren, haben aber leider erst jetzt den Weg nach Deutschland gefunden.
Atelier Cologne machen mich seit geraumer Zeit immer sehr neugierig, wenn sie etwas Neues lancieren. Warum? Ganz einfach: Die letzten Veröffentlichungen der mittlerweile zu X gehörenden Marke waren allesamt von ausgesuchter Qualität, darüber hinaus fanden sich einige Must-Haves für mich, die prompt postwendend nach meinen Rezensionen bei mir eingezogen sind. Zwei Sommerlieblinge sind dabei – Pomélo Paradis und Clémentine California sowie Café Tuberosa, der zwei meiner duftenden Reizworte perfekt olfaktorisch vereint. Eine gute Bilanz, oder nicht? Ich befürchte, dass bei fünf neuen Düften vermutlich auch wieder etwas für mich dabei sein wird … wir werden sehen!
Cèdre Atlas
Kleine Geschichten gibt es zu jedem einzelnen Duft – und bereits die erste zeigt mir, dass ich gedanklich auf dem Holzweg war: Ich habe mich von dem Bild leiten lassen, den leuchtenden Farben – wir sind allerdings nicht durchgängig in mediterranen oder gar exotisch-warmen Gefilden unterwegs mit der Bon Voyage-Kollektion. Es geht ganz allgemein um „Reisen“, um Sehnsuchtsorte.
„He woke up suddenly, foggy and out of place. Scenes flashed in his head. They were chasing him. The snow pack was deep. He did not have what they wanted, but they would not believe him if he stopped. So he ran. Exhausted, he fell again. The moment he regained consciousness, a figure approached, she looked at him intently and spoke, «I can help you».“
Die Beschreibung zu Cèdre Atlas liest sich eher wie ein Thriller: eine Verfolgungsjagd durch den Schnee, ein Flüchtender, der sich von irgendjemand oder irgendetwas verfolgt fühlt. Man weiß nicht so genau, ob er nicht halluziniert, da Bewusstseinsstörungen angesprochen werden – und am Ende ist von einer weiblichen Gestalt die Rede, die als Retterin auftritt … ein wie auch immer gearteter Engel? Atelier Cologne überlassen das alles unserer Phantasie. Vielleicht habe ich zuviele Horrorfilme gesehen, aber ich empfinde das Szenario nicht unbedingt als passend für einen Duft, aber gut.
Eine „crisp blue cedar enveloped by warm amber“ soll es sein, eine frische, blaue Zeder, in warme Ambra gehüllt – darüber hinaus kommen aber noch andere Zutaten zum Einsatz, genauer gesagt folgende: Kopfnote: Zitrone, Bergamotte, Schwarze Johannisbeere; Herznote: Zedernholz, Jasmin, Aprikose; Basisnote: Ambra, Papyrus, Vetiver.
Zuallererst denke ich an … Pomélo Paradis! Keine Grapefruit weit und breit, dafür aber die Kombination aus Zitrusfrüchtchen und Cassis, die überaus erfrischend ist und, wie man in letzter Zeit gelernt hat (schwarze Johannisbeeren sind ja noch nicht soo lange populär in Düften), eine sehr harmonische. Pomélo Paradis verbleibt in diesen sehr sehr frischen Gefilden, während Cèdre Atlas bereits nach kurzer Zeit offenbart, dass er gedenkt, in eine andere Richtung abzubiegen: Wärme, würzige, dringt hindurch, harzige selbstredend, der eine gewisse Süße innewohnt, die nicht alleine von der Ambra stammt. Es sind Noten getrockneter oder zumindest sehr reifer Aprikose, konzentrierter Fruchtzucker, daneben tummeln sich allerdings auch ein paar „jüngere“ Früchtchen mit samtiger Schale. Jasmin cremt subtil im Hintergrund, während die beiden Gräser grüne Frische spenden. Diese wiederum passt ziemlich gut zu der eher sauberen, bisweilen maritim anmutenden Zeder, die weniger ernst vor sich hin holzt, als man es normalerweise gewöhnt ist.
Ich bin nicht überrascht, dass man mit dem obigen, wie immer sehr schön gestalteten Moodbild das Farbschema des Duftes perfekt getroffen hat: Viel dynamisch-prickelndes Zitrusgelb, holzig-frisches, mitunter maritim anmutendes Blau in diversen leuchtenden Nuancen sowie grasiges Grün mit einem Hauch (Vetiver)Salz.
Das funktioniert richtig gut – und das, fast überflüssig zu erwähnen, für beide Geschlechter. Ein perfekter Cologne-Ersatz für Frühling und Sommer, der eine ausgezeichnete Sillage besitzt. Mich hat er entfernt von der Stilrichtung her an Molton Browns Coastal Cypress & Sea Fennel erinnert – wer diesen liebt, sollte hier unbedingt auch einen Blick drauf werfen.
Citron d’Erable
Am letzten Bild seht Ihr schon – Cèdre Atlas hat mich gedanklich in die Natur geführt, ein spontaner Trip vielleicht, sich ausklinken für ein paar Tage … Damit habe ich unwissentlich eine exzellente Überleitung zu Citron d’Erable geschaffen, der mit seiner Beschreibung eine solche Gelegenheit anschneidet:
„They heard about a „retreat“ in the Great Lakes region: a couple of days in authentic wood cabins where all is raw and original, yet still beautiful. Each night promised new encounters, enjoying the warm citrus aroma of that familiar drink they shared. It was clear these moments would change them, maybe forever.“
Definitiv scheine ich zu viele Horrorfilme gesehen haben, eine Hütte im abgelegenen Wald irgendwo draußen im Outback triggert meine Erinnerung und lässt mich an Dutzende Streifen denken, in denen das nicht gut ausgegangen ist … 😉 Dennoch ist dieses Szenario, das von Atelier Cologne heraufbeschworene, ein schönes, eigentlich friedvolles: Ein Blockhaus in der Einsamkeit, eine waldige Landschaft, die jede Menge Naturerlebnisse bereithält und vor allen Dingen – Ruhe. Die Möglichkeit, runterzufahren, zu sich selbst zu kommen. Dabei kommen einem sicherlich Geistesblitze – oder zumindest Erkenntnisse, und die können bestimmt dazu führen, dass nichts mehr so ist wie vorher, dass man sich verändert, verändern möchte. Auch das spricht die Beschreibung an und verknüpft diese lichten Augenblicke mit einem bestimmten Duft: „An addictive and amazing Cologne Absolue around the fresh lemon wrapped in the maple syrup“ – frische Zitrone und Ahornsirup, Dynamik und vertraute Heimeligkeit? Liest sich lecker …
… ist es auch! Einige weitere Zutaten hat dieser Glücksbringer noch mit im Gepäck, und zwar: Kopfnote: Zitrone, Mandarine, Ahornsirup; Herznote: Szechuanpfeffer, Eukalyptus, Schwarze Johannisbeere; Basisnote: Hölzer, Zedernholz.
Ihr seht schon, die Johannisbeeren gehen Atelier Cologne vorerst nicht aus 😉 Allerdings stehen sie bei diesem Seelenschmeichler nicht im Vordergrund. Dort finden sich einmal mehr Hesperidenfrüchtchen, darüber hinaus besagter Ahornsirup und Eukalyptus. Meine Erinnerungen an Ahornsirup sind heiter und unbeschwert: Urlaub bei der Tante in Amerika, Berge von Pfannkuchen und dickflüssiger, zuckrig-würzig-holziger Ahornsirup. Genau so tanzt er hier in den Vordergrund in Richtung der Zitrusfrüchte, von minzig-frischem Eukalyptus frisch-fröhlich untermalt.
Die Mischung macht es hier: Die Lebendigkeit der sich ständig in Bewegung befindlichen Zitrönchen, ihre beschwingte Säuerlichkeit und Frische, die sich perfekt mit dem ätherisch-minzigen Eukalyptus verbinden. Und als Gegenpol der holzig-balsamisch-würzige Ahornsirup, der wärmt, behütet und Wohlbefinden schenkt.
Ein zeitgemäßer und schöner Vertreter, der wie sein Vorgänger für Männlein als auch Weiblein gleichermaßen tragbar ist.
Ich bin gespannt auf den Rest der Kollektion – Ihr auch?
Ein schönes Wochenende und bis bald
Eure Ulrike
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