Mit Chopard geht es heute nach Madagascar und Guatemala …

… denn es fehlen noch ziemlich genau zwei Parfums des Luxusjuweliers, die es zu besprechen gilt. Ich war in der letzten Zeit fleißig und habe Euch schon so gut wie alle Düfte der beiden neuen Kollektionen der Franzosen vorgestellt – lest hier: Gardens of Paradise Teil 1, Gardens of Paradise Teil 2 sowie Gardens of the Tropics Teil 1. Mit Vanille de Madagascar und Néroli à la cardamome du Guatemala findet die Reihe nun vorerst ihren Abschluss.

Vanille de Madagascar

Für jeden Duft ihrer Gärten haben sich Chopard eine bestimmte Ingredienz herausgepickt, die sie in erlesener Qualität und natürlicher Form in den Mittelpunkt stellen. Insofern ist die Paarung „Vanille“ und „Madagaska“ vollkommen logisch: Die beste Vanille, Gourmets werden es wissen, kommt von den Komoren, aus Madagaskar oder La Réunion und wird als Bourbonvanille bezeichnet. Den Namen trägt sie nicht zu Ehren des gehaltvollen Getränks, sondern wegen der Insel La Réunion, die früher auf den Namen Île Bourbon hörte. Zu verdanken hat sie das den Franzosen, die sie zwar nicht entdeckten (das geht auf das Konto arabischer und portugiesischer Seefahrer), dafür aber als erstes okkupierten: 1640 erklärte man die Insel zum französischen Besitz, 1665 besiedelte man sie – Ludwig der XIII., der damalige König, entstammt dem Adelsgeschlecht Bourbon. Umbenannt wurde die „Insel Bourbon“ laut Wikipedia zu Zeiten der französischen Revolution – was genau der heutige Name heißt, ist unbekannt.

Kommen wir zurück zu unserer Vanille: Diese gilt als Königin der Gewürze und die Gegend, aus der sie stammt, macht einen genauso prächtigen Eindruck – hier ein paar Impressionen:

Bambuslemur

Roter Vari

Katta

Fossa/Frettkatze

War wer von Euch schon einmal dort? Oder zumindest in der Region? Ich musste jetzt eine ganze Weile recherchieren, denn ich hatte neulich gelesen, dass irgendein „Ort“ in Südafrika als neuer Reisegeheimtipp gilt … es war nicht Madagaskar, nicht La Réunion und gemeint waren auch nicht die Komoren, sondern Sansibar, ergo quasi um die Ecke. Warum es dort so nett ist? Lest hier. Und dann ist da noch das Emerson Spice Hotel inmitten der historischen Altstadt Stone Town (UNESCO Weltkulturerbe) der Hauptstadt Sansibar-Stadt – dort sind schon etliche Promis abgestiegen bzw. haben in dem klitzekleinen Rooftop-Restaurant gespeist. Schaut man sich die Bilder an, weiß man sofort, warum … Jetzt aber höre ich auf mit der Abschweiferei, ich bin jetzt ohnehin schon ganz entrückt – stillen wir das Fernweh doch mit der duftenden Köstlichkeit Vanille de Madagascar.

Bergamotte, Tee und Orangenblüte sind als Kopfnote angegeben, im Herz tummelt sich unsere Protagonistin zusammen mit Karamell und in der Basis findet sich Zedernholz und Vetiver.

Beim ersten Aufsprühen muss ich zuerst auf das Etikett sehen: Ist es wirklich die Vanille? Oder habe ich mir aus Versehen den Vetiverduft von letzter Woche geschnappt, vielleicht auch den Neroli, der uns noch erwartet? Die Irritation ist schnell vorüber, denn durch den Duft von Vetiver und Hesperidenfrucht, die definitiv zitrisch-säuerlicher Natur ist, samt zarter Orangenblüten drängt sich die Vanille an die Oberfläche. Eine leichtfüßige, authentische, die von einer zarten Brise umweht wird. Fein und feingeistig, sacht süß. Karamell, zuckriges, ist ebenfalls vorhanden, das überaus lecker von kleinen Salztupfern kontrastiert wird – das Vetivergras ist es, das darüber hinaus leise grün umrankt. Mehr Gras als Blattwerk oder Sträucher, leichte, leise Gräser, die sich im Wind bewegen und der Sonne entgegenrecken.
Vanille de Madagascar ist eine zarte, eine fragile Schönheit. Sie könnte auf meiner Haut etwas haltbarer sein, überzeugt aber durch ihre Natürlichkeit. Obschon wir es mit einem Vanilleduft zu tun haben, ist Vanille de Madagascar meilenweit entfernt von vielen Gattungsgenossen. Er ist kein typischer Gourmand, eigentlich gar kein Gourmand. Mit Essen hat er nur seine Namensgeberin gemein, ansonsten scheint er mehr eine Landschaftsimpression zu sein. Ich habe dazu exakt ein Bild im Kopf: Einen Sonnenaufgang oder -untergang als Urlaubsschnappschuss, und zwar in Sepia.

Néroli à la cardamome du Guatemala

Néroli à la cardamome du Guatemala entführt uns nach Mittelamerika – und mir erschließt sich nicht genau, weshalb man Neroli von dort verwendete. Ich dachte, dass es eher im mediterranen Raum angebaut wird, demgemäß in Europa. Für Kardamom allerdings ist Guatemala unbestritten eines der Hauptexportländer (neben unter anderem Tansania und Madagaskar, da schließt sich der heutige Kreis) – stimmen wir uns doch mit ein paar Bildchen ein:

Tabakernte

Néroli à la cardamome du Guatemala hat mir Hoffnungen auf viel Kardamom gemacht durch seine Namensgebung – doch leider hat der grüne Geselle auf meiner Haut kaum eine Chance, sich gegen die Hesperidenfrüchtchen und deren Blüten durchzusetzen. Saftige Mandarinen und nektarsüße Blüten von Neroli und Orange, von dunkelgrün leuchtendem Blattgrün umrahmt. Kardamom? Fehlanzeige, zumindest am Handgelenk. Auf dem Teststreifen kann ich auch nicht wirklich welchen finden, leider. Dafür samtig-sonnige, frisch-florale Fröhlichkeit, die ich eher in Italien verorten würde als im fernen Guatemala.

Néroli à la cardamome du Guatemala besticht genauso wie seine Gartenfreunde durch seine Authentizität – er ist ein heiter-lebenslustiges Neroliporträt, das Freunde dieser hübschen Blümelein sicherlich entzücken wird.

Und – ist für Euch ein Duft dabei, seid Ihr neugierig geworden auf die Garten-Kollektionen von Chopard? Berichtet doch mal!

Herzlichst

Eure Ulrike

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Lea
    5. März 2020
    Antworten

    Mich hat diese Vanille damals sofort überzeugt und ich habe sie mir gekauft. Sie ist wirklich nicht mit anderen Vanilledüften vergleichbar. Durch die Kombination mit der grün-pflanzlichen Note und der salzig-karamelligen Note fühlt ich mich tatsächlich in die Ferne versetzt. Sehr edel.

  2. Ulrike Knöll
    14. April 2020
    Antworten

    Hallo liebe Lea,

    ich mag ihn auch, sehr – obschon Vanille normalerweise nicht meine Baustelle ist 😉 Bist Du generell ein Vanille-Fan? Und, wenn ja, welche Düfte schätzt Du sonst so?

    Herzlichst

    Ulrike

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