… hilft uns sicherlich, all denjenigen, denen der Sinn nach Urlaub, Sonne, Sand und Müßiggang steht. Also zumindest mir. Ich bin mir aber sicher, dass mir einige von Euch gedanklich folgen können, oder nicht? 😉 Nichts wie los, ab in die Tropen mit Chopards Gardens of the Tropics!
Gardens of the Tropics – Chopard & die Nachhaltigkeit
Eifrige Leser/innen werden es bereits wissen, dass wir uns Chopard heute nicht das erste Mal vornehmen. Letzte Woche hatte ich mit meinen Rezensionen zu den ersten Gärten angefangen, den Gardens of the Paradise, die vor den Gardens of the Tropics lanciert wurden und ebenfalls vier Düfte umfassen. Im ersten Artikel hatte ich dargelegt, dass Chopard eine Vorreiterrolle zufällt: Das Haus war der erste Juwelier und Uhrmacher, der das Thema Ethik im Hinblick auf Edelsteine und Gold aufgriff. Das Thema der Nachhaltigkeit fort:
„Gardens of the Tropics Collection – Jeder dieser Düfte wurde mit einem natürlichen edlen Inhaltsstoff von bleibendem Charakter hergestellt. Die wertvollen Ingredienzien wie Vetiver, Magnolie, Vanille und Neroli stammen aus nachhaltigen Quellen und werden mit größtem Respekt vor Mensch und Umwelt verarbeitet. Der erste Schritt auf einer Reise zu einem natürlichen und nachhaltigen Parfüm.“
Chopards paradiesische Garten hatte man in Zusammenarbeit mit Alberto Morillas geschaffen, der auch einen Duft der tropischen Gärten kreierte. Alle anderen Düfte gehen auf das olfaktorische Konto von Nathalie Lorson, die ebenfalls keine Unbekannte ist – die Liste ihrer Kreationen ist lang und beeindruckend: Balmains Carbone, Chopards Wish, Diverses für Givenchy, Jil Sander, Mandarina Duck, Roberto Cavalli, Trussardi, Versace. Darüber hinaus schuf sie etliche der neueren Kreationen von Lalique, unter anderem Encre Noir, Le Labos Another 13, Cuir 28 und Poivre 23 sowie Olfactive Studios schönen Autoportrait.
Interviews mit ihr: PerfumeSociety, Persolaise Blog,
… ganz nebenbei bemerkt: Frau Lorson hatte gerade richtig gepunktet bei mir. Sie hat Katzen, liebt sie ganz offensichtlich. Und – sie hat ein „Dreibeinchen“, wie man häufig liebevoll hört als Bezeichnung für Katzen, die ein Bein verloren haben und/oder denen eines abgenommen werden musste. Da geht mir gerade richtig das Herz auf!
Zurück zu den tropischen Gärten – hier ein Artikel von WWD mit Bildern der Lancierungsfeier und ein paar Fakten und Betrachtungen hinsichtlich des Nachhaltigskeitsaspektes.
Vétiver d’Haïti au thé Vert
Wer sich ein wenig mit Parfum beschäftigt, der wird es bereits an den Namen erkennen: Man hat sich für die Gardens of the Tropics und deren einzelne Ingredienzen, die jeweils olfaktorisch beleuchtet werden, nur die besten Anbaugebiete ausgesucht. So ist auch allgemein bekannt, dass der beste Vetiver nun mal aus Haiti kommt.
Vetiver, ein Süßgras, wird dort angebaut und vornehmlich für die Parfumherstellung verwendet. Vetivergras ist allerdings ein Multitalent: Man fertigt daraus auch Matten und Schuhe, macht Kompost daraus, verfüttert es an Nutztiere, stellt daraus Medizin her und so weiter. Damit hatten wir noch nicht mal die Funktionen der Pflanze angesprochen, die diese hat, wenn sie noch „lebt“, ergo wächst – sie schützt unter anderem vor Erosion. Hier könnt Ihr einen schönen wissenschaftlichen Artikel nachlesen, der sich damit beschäftigt. Dem Vetivergras ist nun auch Chopards erster Duft Vétiver d’Haïti au thé Vert gewidmet, der als einziger in der Gardens of the Tropics Collection von Alberto Morillas geschaffen wurde:
„Dieses Parfüm aus reinem Vetiver aus nachhaltiger Produktion wurde mit warmen Grünteenoten kombiniert, die einen beruhigenden und dennoch belebenden Duft entwickeln, der unsere Fantasie äußerst anregen kann.“
Ehrlich gesagt – ein bisschen mager, liebe Freunde von Chopard. Ich finde es schade, dass man einem luxuriösen Duft von einem Luxushersteller nicht ein paar mehr Worte widmet. Erst recht, wenn man etwas anders machen will, anders macht, Thema Nachhaltigkeit. Da hätte ich mir mehr gewünscht. Macht aber nichts, dann versorge ich Euch eben mit Zeichen und Zeilen 😉
Vétiver d’Haïti au thé Vert ist ein Vetiverduft, keine Frage, und zwar einer, der bereits auf den ersten Metern an Meilensteine seiner Gattung erinnert: Die subtile, pfeffrig anmutende Schärfe und Salzigkeit eines Sycomores von Chanel spiegelt sich darin genauso wider wie Laliques Encre Noir mit seiner kühlen, kühnen Maskulinität mit graphitartigen Akzenten. Der Tee sorgt im weiteren Verlauf für Weichheit und Abkühlung – genau so wünsche ich mir das im Sommer! Das soll allerdings nicht heißen, dass man diesen Vetiverschönling nur tragen kann, wenn es warm ist. Freunde des Gräsleins werden es wissen: Vetiverdüfte sind allzeit bereit, sie sind Immergeher, passen zu so gut wie jeder Gelegenheit, jedem Anlass, jeder Tages- und Jahreszeit. Und dennoch mangelt es ihnen nicht an Charakter – vorausgesetzt, der Vetiver ist nobler Abstammung. Dieser hier ist es, er offenbart ein ganzes Kaleidoskop an unterschiedlichen Facetten, offenbart im weiteren Verlauf noch grün-grasige und holzige Noten und eine aromatische Würze. Liebhaber von Byredos Sunday Cologne (früher Fantastic Man) sollten unbedingt ebenfalls einen Test wagen.
Vétiver d’Haïti au thé Vert ist quasi das Eau Parfumée au Thé Vert für den Mann. Wie ich das meine? Beide Düfte sind „unisex“, unser Chopard-Duft tendiert aber einen Tick mehr in Richtung Mann, während der Bulgari eine Kleinigkeit mehr Frau sein möchte. Bulgaris Duft ist ein Klassiker – Chopards Vetivertee könnte das noch werden, das Zeug dazu hat er. Easy to like und trotzdem kein aalglatter Schnösel, sehr fein!
Magnolia au vétiver d’Haïti
Und es geht gleich weiter mit Vetiver, zumindest teilweise: Unser nächster Kandidat Magnolia au vétiver d’Haïti ist, wie unschwer zu erraten, eine Magnolienblüte – der erste der drei Düfte der Garden of the Tropics Collection, der nun von Nathalie Lorson stammt. Thematisch passend zum vorherigen Vetiver hat man die Magnolie mit eben diesem Gras kombiniert, was umgehend mein Hirn in Arbeit versetzt: Hatten wir diese Kombi schon einmal? Wenn nicht – warum nicht? Es liest sich nämlich so, als ob es perfekt passen könnte, eine leichte, leise wässrige Magnolie von einer seidigen Süße, die mit salzigem, sanft rauchigem Vetivergras kombiniert wird …
Tut es. Wow. Magnolien sind selten, regelmäßige Leser/innen werden mein allgegenwärtiges Jammern im Ohr haben: Es gibt zu wenige Magnoliendüfte. Düfte, in denen Magnolie als solche präsent, gerne auch dominant ist – und nicht, wenn überhaupt vertreten, irgendwo hinter einem Wald oder verhangen von Nebel oder oder oder.
Hier ist sie von Anfang an da, erblüht auf meiner Haut, fein-wässrig, sanft, verhalten süß und betörend zart. Dazu passt unser Vetiver, der sich als leidenschaftlich-feinsinniger Liebhaber erweist: Er schmeichelt, zeichnet weich, salzt sacht, grast umher und drumherum. Samtig-salzig wirken die beiden zusammen, gleichermaßen kühl als auch von einer dezenten cremigen Wärme, ein schönes Bild. Pfeffer, laut Beschreibung wohl rosa, akzentuiert, gibt dem Vetiver einen leisen Kick durch seine „bitzelnde“ Schärfe, die subtil eingesetzte. Darunter findet sich Ambra, hier nur sonnenwarm, und diverse Hölzer.
Das alles wäre wirklich ein Vergnügen und in der Tat eine Kaufüberlegung wert, wenn, ja wenn Magnolia au vétiver d’Haïti auf meiner Haut nur ein bisschen länger halten würde. Ein flüchtiger Gast ist der Duft, leider … Ich wäre sehr gespannt, ob es bei Euch ähnlich ist – mag wer Feedback geben, wenn er getestet hat? Das würde mich freuen.
In jedem Fall ist Magnolia au vétiver d’Haïti mehr Magnolienstudie als Parfum. Es ist ein zarter Duft, der auf mich wie ein naturalistisches Aquarell wirkt (das ein Hipster gemalt hat – er ist nämlich sehr modern, unser Duft ;))
Zwei Düfte sind noch übrig aus der Gardens of the Tropic Collection – die schauen wir uns sehr bald auch noch an 🙂
Ein schönes Wochenende und viele liebe Grüße
Eure Ulrike
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