… ist ein Dufttrio, ein neues, das ich bereits letztes Jahr auf einer der beiden italienischen Messen vorab testen konnte, war es Florenz? Egal, jetzt ist es da und passt zum Frühling, der augenscheinlich leider noch ein wenig auf sich warten lässt … Die Hoffnung allerdings habe ich noch nicht aufgegeben, dass wir demnächst einmal Sonnenwärme genießen dürfen. Und dann ist auch wieder die olfaktorische Frühling-/Sommergarderobe angesagt, in der sich Hayaris Source Joyeuse-Trilogie perfekt einreiht.
Eine Hommage an Frankreichs Toile-de-Jouy – Source Joyeuse
Nabil Hayari, der Namensgeber und Mann hinter der Marke, ist von Haus aus Modedesigner und wurde vor einigen Jahren von (s)einem alten Freund Hugues Alard dabei unterstützt, seine Modemarke um Düfte zu erweitern. 2011 sind die ersten Duftkreationen entstanden, mittlerweile umfasst das Sortiment zwölf Düfte.
Mit diesem Hintergrundwissen fällt es nicht schwer, nachzuvollziehen, dass sich Hayari zu seiner Kollektion Source Joyeuse von einem ganz speziellen Stöffchen inspirieren ließ, dem sogenannten Toile-de-Jouy. Wiki fasst zusammen, was diesen charakteristischen Stoff, diese Stoffe ausmacht:
„Die Toile-de-Jouy (französisch für Stoff aus Jouy, benannt nach dem ursprünglichen Herstellungsort Jouy-en-Josas in Frankreich) ist ein mit einem charakteristischen Dessin bedruckter Kattun, wobei der Druck ursprünglich mittels gravierter Kupferplatten erfolgte.“
Die Vorgeschichte der Toile-de-Jouy ist schnell erzählt: Im 17. Jahrhundert kamen auf einmal bunt bedruckte Baumwollstoffe in leuchtenden Farben in Mode, und zwar sowohl für Kleidung als auch für Möbel und Dekorationen. Indiennes hießen sie nach ihrem Ursprungsland, von wo sie durch portugiesische Seefahrer nach Europa kamen. Sie waren nicht nur günstiger, sondern auch robuster und pflegeleichter als die bis dahin gängigen Seidenstoffe. Ludwig XIV begegnete dieser steigenden Nachfrage, die die heimische, auf Seide ausgerichtete Textilindustrie bedrohte, mit etwas, das uns dieser Tage bekannt vorkommen sollte – mit Protektionismus. Er verbot den Import als auch die Herstellung von Baumwollstoffen, schnitt Frankreich somit vom Baumwollmarkt ab. 1759 wurde dieses Verbot wieder aufgehoben, woraufhin Frankreich aufgrund der enormen Nachfrage von ausländischen Produkten sowie Produzenten überschwemmt wurde. Das erklärt noch nicht, warum Jouy im Namen vorkommt und wir diese Stoffart mit Frankreich assoziieren, ganz im Gegenteil – es fehlt noch eine entscheidende Information, die Wiki ebenfalls liefert:
„Der bekannteste Ausländer war der Württemberger Christophe-Philippe Oberkampf, der 1760 in Jouy-en-Josas bei Paris eine Kattundruckerei in Betrieb nahm, die alsbald das führende Unternehmen auf dem französischen Markt wurde.“
Ein fleißiger Schwabe also war es, der es erfunden hat.
„Die echte Toile wird sowohl durch das Druckverfahren als auch durch ihr charakteristisches Dessin bestimmt. Oberkampf war in Frankreich der erste, der Kattun mittels gravierter Kupferplatten bedruckte, was – eine genügend feine Oberflächenstruktur des Stoffes vorausgesetzt – es erlaubte, sehr feingliedrige und sehr anspruchsvolle Muster wie etwa detaillierte figurale oder florale Darstellungen zu drucken. Das Dessin der Toile-de-Jouy ist zweifarbig: auf weißen Stoff wird entweder rot – das ist die typische Farbstellung – oder blau gedruckt. Die Motive sind subtile chinoise oder auch pastorale Szenen, die mit zahlreichen feinsten Ranken- und Blütenarrangements verbunden werden. Die Wirkung entspricht etwa der des typischen Chinaporzellans, wo feine blaue (selten rote) Dekore auf weißen Grund aufgebracht werden. Es dürfte, neben der Verwendung der damals modernen Motivthemen, gerade diese Wirkung gewesen sein, die der Toile-de-Jouy ihren durchschlagenden Erfolg verschaffte.“
Heute existiert in dem verhältnismäßig kleinen Jouy-en-Josas (etwas über 8.000 Einwohner) keine Textilindustrie mehr – daran erinnert lediglich noch ein Museum, das wirklich hübsch wirkt und einen Besuch wert zu sein scheint anlässlich des nächsten Frankreichurlaubs. Dennoch lässt sich beobachten, dass die Stoffart der Toile-de-Jouy sich wieder wachsender Beliebtheit erfreut. Ich sehe immer wieder derlei Stoffe, vor allem in der Inneneinrichtung (Stoffe, aber auch Tapeten) – Ihr auch?
So, jetzt, wo wir unseren kleinen Exkurs in die Textilwelt abgeschlossen haben, widmen wir uns doch endlich den duftenden Stöffchen und beginnen heute ganz chronologisch mit der Nummer Eins:
Source Joyeuse N°1 – ein Sommerspaziergang
„Schönheit ist eine unerschöpfliche Freudenquelle für den, der es versteht, sie zu entdecken.“ – Alexis Carrel
Was für ein wahres Zitat! Die Inspirationsquelle zu Source Joyeuse N°1 war für Hayari und Alard der Gedanke an eine sonnige, strahlende Landschaft, die man vielleicht anlässlich eines Spaziergangs entdeckt? In jedem Fall scheint auch eine kühle Brise zu wehen, denn ein Blick auf die Duftnoten verrät einiges, das erfrischt: Kopfnote: Zitrone, Orange, Yuzu, Elemiharz; Herznote: Gurke, Minze, Moschus; Basisnote: Zedernholz, Moschus.
Kein Bild einer französischen Sommerlandschaft, sondern ein Foto von einem Cocktail musste hier mit hinein, denn ich denke als allererstes an einen ebensolchen – geeist und mit Minze und Zitrusfrüchten, gerne etwas prickelnd … ich bin gespannt, ob Source Joyeuse N°1 meine Erwartungen erfüllt!
Eine Gurke, wie schön! Hatte ich schon mal erwähnt, dass es zu wenige Düfte gibt, die Gurke zitieren? Von Marc Jacobs gibt es Cucumber, eines seiner Colognes, das ist allerdings auch der einzige, mir bekannte Duft, der tatsächlich nach Gurke benannt wurde und danach duftet. Ansonsten macht sich die Schlanke rar in Düften: U4eahh! 2.43 von Yosh Han enthält wahrnehmbar Gurke, Bond No. 9 Wall Street sogar noch ein Quentchen mehr (ist das eigentlich ein Seitenhieb? Gurkentruppen der Wall Street?). Jo Malones Earl Grey & Cucumber fällt mir noch ein – aber das war es auch schon. Weiß noch jemand was?
Den Anfang macht bei unserem französischen Spaziergang hier definitiv eine schöne Gurke, deren frische Wässrigkeit dem Duft im weiteren Verlauf erhalten bleibt. Dazu gesellen sich schöne und subtil-süße Noten von Pfefferminz als auch eine ganze Riege Hesperidenfrüchtchen – saftig und herb, zitrisch und bitter machen sie lustig, wenn wir einmal kurz an das Sprichwort denken. Sie stimmen in der Tat heiter mit ihrem beschwingten, dynamischen und erfrischenden Charakter und ja, die anfängliche Erwartungshaltung, die ich hegte, wird ebenfalls vollumfänglich befriedigt. Zeder und Moschus untermalen mit Weichzeichner und sanfter Sauberkeit – das passt alles richtig gut zusammen und funktioniert hervorragend auf meiner Haut.
Ich kann mir Source Joyeuse N°1 an richtig heißen Sommertagen perfekt vorstellen. Er ist dem Charakter nach eine Cologne-Interpretation, die mit der Gurke Alleinstellungscharakter hat. Die Kombi Gurke-Minze-Zitrusfrüchte ist zudem toll, ich muss ihn im Sommer unbedingt nochmals testen …
Die Nummer Zwei und Drei des Trios erwarten Euch nächsten Mittwoch, jetzt geht es erst einmal ab ins Wochenden – ich wünsche Euch ein schönes ebensolches und verabschiede mich mit den allerbesten Grüßen und Wünschen
Eure Ulrike
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