… könnte man sie nennen, die beiden Eiskunstläufer Aljona Savchenko und Bruno Massot, die soeben bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang Gold geholt haben, unerwartet. Denn sie lagen zurück, rutschten auf den vierten Platz wegen eines Patzers vor einigen Tagen. Heute haben sie nun die Konkurrenz weit hinter sich gelassen mit einem Paartanz, der wohl absolute Ausnahmeklasse war und dazu führte, dass Deutschland das erste Mal seit 66 Jahren Paarlaufgold erhielt – hier geht es zur ARD-Mediathek, die das komplette Video bereits hochgeladen haben.
Normalerweise bin ich ein Sportmuffel, definitiv auch was jene sportliche Betätigung angeht, die andere ausüben. Ich schaue keinen Fußball, im Regelfall auch keine Olympischen Spiele, einzig Boxen zieht mich vor die Glotze. Und hin und wieder Snooker, allerdings hier auch deutlich eingeschränkt – ich bin ein alter Ronnie O’Sullivan-Fan. Dennoch habe ich mir ein paar Sachen der Olympischen Spiele angeschaut, vielleicht auch, weil ich neugierig war wegen des Austragungsortes, wegen Nordkorea …
Eiskunstlauf – das erinnert an früher, an Zeiten, zu denen Katharina Witt die omnipräsente Siegerin war. Und natürlich auch an meine Kindheit, in der wir jeden Sonntag unfassbar spannende Stunden auf der Eisbahn verbrachten anlässlich der dortigen Disco. Weit entfernt von olympischen Eistänzen konnte ich einmal gar nicht so schlecht eislaufen. Und fühlte mich wahnsinnig toll, als ich endlich auch rückwärts fahren konnte, schnell sogar. Neulich habe ich einen alten Schulkameraden wieder gesprochen, der damals von (uns) allen angeschmachtet wurde, weil er ein begnadeter Eisläufer war. In der Tat hatten wir uns vorgenommen, uns einmal wieder zu treffen – seinen Vorschlag allerdings, das mit einem Eislaufnachmittag zu verknüpfen, musste ich ablehnen. Ernsthaft? Ich glaube, das ist keine gute Idee, ich befürchte, ich muss mir solch ein Kinder-Plastiktier (im Falle unserer Eisbahn: Schlümpfe) mieten, dem ich vermutlich die halbe Zeit auf sehr ungrazile Weise um den Hals hänge und mir trotzdem weh tun würde 😉
Dennoch oder gerade deswegen – schaut Euch ruhig mal den wundervollen Paarlauf an, falls Ihr es noch nicht getan habt!
Was hat das ganze mit Düften zu tun? Als ich mir das Video vorher angesehen habe, mit meiner schönen warmen Teetasse in der Hand, habe ich mich gefragt, wie viele Düfte mir den einfallen, die mit Eis und Schnee verknüpft sind. Und da wir draußen immer noch oder schon wieder Winter haben, es vorher zumindest mir sogar mit Miniminiminihagelkügelchen in den Schal „geregnet“ hat, passt das Thema noch wirklich gut zum wechselhaften Wetter. Deshalb gibt es heute eine Auswahl an Düften, zum Teil bereits rezensiert, zum Teil neu, die Schnee und Eis als Inspirationsquelle haben. Frohes Frösteln, meine Lieben! 😉
Der Duft des Winters – L’Eau d’Hiver von Frédéric Malle
Als allererstes fällt mir selbstredend L’Eau d’Hiver von Frédéric Malle ein:
„Jean-Claude Ellena pairs two extremes of the olfactive spectrum in this fragrance of a new kind: the first transparent and light Eau that is simultaneously soft and warm. Composed like a watercolor, L’Eau d’Hiver combines the transparency of zests and hedione with the softness of white heliotrope, iris and honey. Jean-Claude Ellena set out to create the first „Warm Eau“ pushing his understated, minimalist style beyond traditional boundaries. An ocean of comfort, both pure and warming.“
L’Eau d’Hiver ist – ein Traum. Die Duftbeschreibung trifft exakt zu, auch wenn sie einem Oxymoron gleicht: Jean-Claude Ellena, der Parfumeur, vereint in diesem Duft Kühle mit Wärme, und das in einer solch luziden Gestalt voller Eleganz und Grazie, dass man beim Schnuppern fast in die Knie gehen möchte. Schwierig zu erfassen und schwierig zu beschreiben ist er und wirkt auf mich wie ein impressionistisches Gemälde, stimmungsvoll und dem Licht gewidmet. Eine überaus zarte Cremigkeit von einer unfassbaren Sanftheit, die sich nicht gut greifen lässt, manifestiert sich auf meiner Haut, schimmernd und oszillierend. Zarte Anklänge von Iris, erdig-pudrig, zeichnen sich ab, die in wässrige Milch getunkt sich sehen, von einem Tupfer Honig veredelt. Sachte, sanfte, süße Wärme in Verbindung mit wässriger Kühlheit, von Iris geprägt, angestrahlt von Zitrusfrüchten und in grünem Gewand sich zeigend, von Honig zurückhaltend geküsst.
Spuren im Schnee? Teint de Neige von Lorenzo Villoresi
Teint de Neige ist ein Duft, der schon immer zu den Bestsellern von Lorenzo Villoresi zählte und auch bei uns in den TopIrgendwas steht. Ihn als modernen Klassiker zu bezeichnen, fällt weder schwer noch wäre es vermessen, er ist schon so lange am Markt, ist sehr besonders und erfreut sich einer großen Liebhabergemeinde.
Im Blog hatten wir ihn noch nicht, das war mir bisher noch gar nicht aufgefallen – das müssen wir unbedingt nachholen heute!
Und dennoch – eigentlich beginne ich jetzt hier mit einem Hoax, einer Falschmeldung, denn Teint de Neige ist KEIN Schneeduft, soll auch kein Abbild von Schnee sein. Er bezeichnet auch keine Farbigkeit oder Farbabstufung von Schnee, sondern ist die olfaktorische Skizze eines Gesichts, von herrlich alabasterfarbener Haut einer Frau (vermutlich) der Belle Époque. Woher kommt’s? Vom Puder, ganz genau. Und von dem ist jede, wirklich JEDE erdenkliche Menge in Teint de Neige vorhanden: Am Anfang ein glitzernder Bergamottestern, der beleuchtet, aber bald verschwindet, und dann kommt der Puder, der süße, weiche, weibliche, lockende, verlockende. Darunter schimmert hin und wieder Rosen und Weißblüher, genauer Jasmin und Ylang-Ylang hervor, darüber hinaus vermag ich vanillemilchige Akzente zu entdecken (Tonkabohne) und Mandeln, alles in allem bleibt es aber dabei – Teint de Neige ist eine Puderwolke. Love it or hate it – meins ist es nicht, aber ich kann neidlos anerkennen, dass Teint de Neige seine Freunde hat. Falls Ihr ihn nicht kennt – Keiko Mecheris Loukhoum ist zwar nicht ähnlich, einmal abgesehen davon, dass er auch nicht zu knapp Puder enthält, aber genau so ein „Spalter“.
Antarktische Impressionen – Arctic Jade von Agonist
Die Schweden von Agonist haben sich mit ihrem Duft Arctic Jade der Antarktis gewidmet – und dafür eine ganze Reihe an Zutaten versammelt, die auf den ersten Blick seltsam anmuten und nicht unbedingt mit dieser eisigen Einsamkeit in Verbindung zu bringen ist. Ich hatte Euch den Duft bereits rezensiert – seht hier. Eine ganze Reihe an Früchten, namentlich Orangen, Himbeeren und rote Johannisbeeren treffen hier auf ein Blütenbouquet mit Freesien und diversen Weißblühern, untermalt von Sandelholz, Ambrettesamen, Vanille und Patschuli.
Als „unterkühltes Kinky-Früchtchen“ habe ich Arctic Jade bezeichnet und fühlte mich seltsam hin- und hergerissen während meines Tests bei seiner Ambivalenz: Die von geeisten Orangen kreierte, fruchtige Kälte bleibt dem Duft durchgängig erhalten und symbolisiert so das Eis, das von cremig-samtigen, „hellen“ Vanilleakzenten, untermalt wird. Dank des Jasmins, der zwischen Früchten und Basis oszilliert, entsteht darüber hinaus eine gewisse Dämpfigkeit, die mich an Saunagänge erinnerte.
Sibirischer Winter – Siberian Snow
Siberian Snow von D.S. & Durga erinnert mich an meine Lieblingskrimis von Boris Akunin, an die Fandorin-Reihe, von der ich hier auch schon erzählt hatte:
„Kostbarer, betörender Jasmin, frische Minze, orientalische Ambra, Sandelholz und pudriger Weihrauch. Siberian Snow ist ein luxuriöser und geheimnisvoller Duft vergangener Zeiten, als kerzenerleuchtete Ballsäle von Lachen und Tanz erfüllt waren.
Gepuderte, parfümierte Damen in schweren Brokatkleidern und schneidige Kerle in pelzbesetzten Uniformen kreisen durch den Raum zu einem lebendigen Walzer, während draußen Schnee fällt, still in der Kälte der sibirischen Nacht. Musik liegt in der Luft, in einer fröhlichen Atmosphäre, getränkt von Jasmin und aromatischem Weihrauch, im Gleichtakt mit balsamischen und animalischen Opoponax- und Zibetnoten. Wie ein Abend der nie enden will, dauert der Duft an, und schmilzt langsam wie Schneeflocken auf warmer Haut.“
Ich habe den Duft als ungewöhnliche Mischung in Erinnerung: Ein Jasmin, der aber keine Diva ist, keine Femme Fatale, sondern eine raue Schönheit, die eigentlich nicht so richtig in die zitierte Salon-Atmosphäre passen möchte, weil sie viel natürlicher, authentischer ist als die Damen, die sich in meiner Phantasie dort tummeln 😉 Kühl-distanzierte Pfefferminze schafft Distanz, Distanz, die Ambivalenz heraufbeschwört, weil das Naturell des Duftes ein eher warmes ist, ein wärmendes. Diese Dame mag auf den ersten Blick ein wenig schroff erscheinen, unnahbar – hinter dieser Fassade aber glüht ein leidenschaftliches Herz: Würzige Harzwärme und feinster Sandel, die auf der Haut zu schmilzen scheinen, sich mit ihr verbinden und sachte pudern. In mysteriösen Rauch gehüllt, wird die geheimnisvolle Aura unserer Schönen zudem noch von subtilen animalischen Anklängen untermalt. Ich kann sie mir gut vorstellen, wie sie katzenhaft durch den Raum schreitet, die Blicke aller Männer auf sich ziehend …
MirianaL. „Winged Eyes“ via Flickr – CC BY 2.0
Morgen geht es noch weiter mit den Düften von Schnee und Eis –
bis dahin alles Liebe
Eure Ulrike
Haha?
Liebe Uli,
das waren noch Zeiten –
ich war natürlich auch auf dem Eis unterwegs,damals …
Als unsere ‚Gold-Kati‘ mit ihrer Carmen Kür quasi die auf ewig unschlagbare
Messlatte für eine künstlerische Darbietung auf dem Eis in Auf ewig unerreichbare
Höhen geschleudert hat. – Zur selben Zeit waren auch Jayne Torvill und Christopher Dean unterwegs und haben beim Eistanzen kongenial das Eis zerhackt!
Einzigartig und unvergessen!!
Nostalgische Gruesse,
Sven P