Zwei Pröbchen liegen noch hier auf meinem Schreibtisch und warten sehnlichst darauf, endlich rezensiert zu werden: Fenice von Gritti und Belles Rives von La Parfumerie Moderne. Zwei Düfte, die sich thematisch mit Orten am Wasser beschäftigen. Grittis Fenice nimmt uns mit auf eine Reise nach Venedig, die Stadt der tausend Kanäle, des berühmten venezianischen Karnevals und der singenden Gondolière. Belles Rives bleibt dagegen in unserem Nachbarland der Schweiz: Die schönen Ufer des Genfer Sees und hier insbesondere Lausanne sind Thema des Duftes von La Parfumerie Moderne. Doch genug gequatscht, stürzen wir uns doch gleich ins Probeschnuppern. 🙂
Mit Gritti im Teatro La Fenice
Eifrige Blogleser dürften sich erinnern, dass ich die drei wunderschönen frühlingshaften Düfte der White Collection Rebrodè, Macramè und Chantilly bereits letzte Woche vorgestellt habe. Zu diesen gesellt sich heute noch Fenice, ein Duft aus der Kollektion Parfum Privée. Dieser ist dem in Venedig beheimateten Teatro La Fenice gewidmet, einem der größten und vielleicht auch schönsten Opernhäuser der Welt.
Teatro La Fenice di Venezia – das größte und bekannteste Opernhaus in Venedig gehört zu den ganz großen Häusern dieser Welt. Im Jahre 1792 erbaut, finden bis heute viele weltbekannte Uraufführungen im Fenice statt. Nach Meinung von vielen Besuchern ist Fenice eines der schönsten Opernhäuser der Welt.
Der Duft Fenice fängt diese Schönheit und Exzentrik ein – dunkelrote Samtvorhänge verhüllen die Bühne, die berühmten Opernsänger bereiten sich auf ihren großen Auftritt vor, es mischen sich der Duft von Puder mit der Aufregung der Spieler. Derweil flanieren elegante Damen in Abendkleidern durch die Gänge und vertreiben sich die Zeit mit Geplauder …
Fenice startet dann auch mit Passionsfrucht und Pfirsich und verleiht dem Duft eine explodierende Frische. Im Herzen wird die Frische von weichen floralen Noten aufgefangen, welche mit Orangenblüte verfeinert sind. Die Basis verbindet Jasmin mit Hölzern und Moschus und sorgt so für einen lang anhaltenden Auftritt, voller Dramatik und Schönheit.
Das italienische Parfumhaus Gritti wählte zur olfaktorischen Umsetzung des venezianischen Opernhauses die Ingredienzien Passionsfrucht (Maracuja), Pfirsich, Ambra, Lilie, Magnolie, Orangenblüte, Jasmin, Hölzer und Moschus.
Fenice beginnt sehr fruchtig, fast schon zitrisch, wobei ich die säuerliche Herbe hier eher der Passionsfrucht zuordnen möchte. Schnell wird Fenice samtiger: Lilie und Magnolie betreten die Bühne und schenken dem Duft frische, transparente und leicht aquatische Noten. Orangenblüte bringt im weiteren Verlauf eine florale Süße mit in die Duftarie. Nach und nach tauchen warm-weiche ambrierte Noten auf und stimmen gemeinsam mit hellen Hölzern und zartem Pudermoschus das Finale der olfaktorischen Oper an. Im Ausklang nimmt Fenice noch einmal Fahrt auf, wird körperreicher und intensiver, ohne aufdringlich zu werden.
Ein heller, transparenter und sehr reiner Florale mit fruchtigen Akzenten und einem watteweichen Duftausklang. Auch dieser Gritti besticht durch Luftigkeit, Leichtigkeit und absolute Unbeschwertheit. Fenice ist ein wunderschöner und frühlingshafter Unisex-Duft mit einer gehörigen Portion italienischer Finesse, der absolut büro- und alltagstauglich. 🙂
An den schönen Gestaden
Das von Philippe Neirinck gegündete Dufthaus La Parfumerie Moderne ist eine Hommage an das goldene Zeitalter der Parfümerie, als die Parfums von Coty und Houbigant, von Gabilla und Lenthéric die Duftwelt aufmischten. Die Namensgebung mag manchen verwirren, doch lest selbst:
Der Name des Hauses steht für einen Widerspruch in sich. Die moderne Parfumkunst wurde zwischen der Belle Époque und dem Jazz Age erfunden, als gerade die Luxushotels in Europa überall aus dem Boden schossen, um anspruchsvolle, weltoffene Reisende zu beherbergen. Von dieser glamourösen Ära ließ sich der Parfümeur inspirieren und sendet uns geheimnisvolle Duftbotschaften aus dem zeitlos eleganten Ambiente legendärer europäischer Hotels.
Wie alle Düfte von La Parfumerie Moderne wurde auch Belles Rives von Marc Antoine Corticchiato kreiert. Dieser ist in Duftliebhaberkreisen nicht nur als Parfumeur bekannt, sondern auch als Inhaber von Parfum d’Empire. Belles Rives, zu deutsch „schöne Ufer“, entführt uns an den Genfer See, genauer in ein Hotel in Lausanne.
Lausanne, 8. September, 17:45 Uhr.
Das sanfte Licht des Spätsommers strömt in die Lobby des Hotels. Gedämpfte Laute auf dem Parkett gehen unseren Schritten voran bis hin zur Anmut des strahlenden Zimmers voll feinster Nuancen. Zimmer 360, das Leuchten der letzten Sonnenstrahlen funkelt durch die Gipfel der Alpen.
Stille hüllt dieses Meer aus Anmut ein. Die Rundheit von Bergamotte steht für das weiche Licht des Spätsommers. Ein Rauchfaden von Weihrauch zeichnet die Umrisse eines gemütlichen und eleganten Hotelzimmers, das von der harzigen Natürlichkeit der Myrrhe durchweht wird. Die Iris zeigt ihren floralen und pudrigen Schleier, der über einer Plattform aus Zeder und Vetiver liegt.
Marc Antoine Corticchiato vereint in Belles Rives die Ingredienzien Bergamotte, Weihrauch, Myrrhe, Iris, Osmanthus, Jasmin, Texas-Zedernholz, Vetiver und Moschus. Da sich La Parfumerie Moderne an Parfumklassikern orientiert, erwarte ich einen kräftigen Duft mit einer gehörigen Portion Vintageflair.
Entgegen meiner Erwartungen startet Belles Rives sehr zart: Die frisch-grünlichen Zitrusnoten der Bergamotte eröffnen den Duft und werden alsbald von samtig-weicher Iris begleitet. Dieser wohnen deutlich Puder- und Lippenstiftnuancen inne, die dem Duft skinnige Momente verleihen. Holzige Noten und Moschus unterstreichen die eher trocken-pudrige Ausrichtung des Duftes. Eine dezente Salzigkeit blitzt hier und da auf, die ich dem Vetiver zuordne. Die floral-fruchtigen Noten von Osmanthus und Jasmin intensivieren die Pudernote im weiteren Verlauf, doch sind die beiden Weißblüher derart zahm, dass Belles Rives nicht zur narkotischen Puderbombe mutiert. Nein, hier bekommt man zwar Puder (fast) von Anfang bis Ende, doch stets wohldosiert, unaufdringlich und samtig-zart.
Ganz anders als erwartet, ist Belles Rives kein Old-School-Haudrauf, sondern ein fein ausbalancierter und transparenter, skinnig-holziger Puderduft. Wunderschön, mit einer Prise Vintage versehen, aber doch deutlich in der Moderne beheimatet. Für beiderlei Geschlecht geeignet, wobei ich ihn persönlich tendenziell eher der Damenwelt zuordnen würde. In Büro und Alltag fühlt sich Belles Rives auf jeden Fall puder-, äh pudelwohl. 😉
Damit verlassen wir Venedig und Lausanne für heute. Ich wünsche Euch eine schöne Woche und freue mich schon auf ein Wiedersehen am kommenden Dienstag! 🙂
Liebe Grüße,
Steffi
2. Versuch: Seit gefühlten Ewigkeiten habe ich die Web-Site hier nicht mehr besucht. Und auch keinen Kommentar hier hinterlassen, weil der immer verschwand, wenn ich abschickte. Weil ich offenbar zu lange brauchte zum Verfassen. Dabei hin ich eine flotte Tipperin. Interessiert hat mich der Duft zu Lausanne. Ich bin früher so oft dort gewesen, an den Ufern rund bis Frankreich, Chillon…Davor schaute ich fast jeden Tag hier ins Tagebuch.
Liebe Waltraud,
herzlichen Dank für Deinen Kommentar und die Information.
Ich habe im Spam-Ordner nachgeschaut, ob Dein Kommentar fälschlicherweise hier gelandet ist, aber dem war nicht so. Ich habe Deine Anmerkung an unsere IT-Profis weitergegeben, da ich leider auch nicht weiß, woran es liegen könnte, dass Deine Kommentare immer verschwinden.
Liebe Grüße,
Steffi