Das Parfumhaus Gritti war hier im Dufttagebuch schon des öfteren zu Gast. Zuletzt rezensierte Uli die Düfte der Smaragd-Kollektion mit den Düften Arancia Ambrata, Costiera, Neroli Extreme und Pomelo Sorrento. Zuvor widmete sich Harmen bereits 2014 und 2016 den anderen Düften des italienischen Dufthauses (nachzulesen hier, hier und hier). Heute ist nun die White Collection aus dem Hause Gritti an der Reihe: Die Düfte Rebrodè, Macramè und Chantilly sind der Weiblichkeit gewidmet, in all ihren Formen, Farben und Facetten. Nach dem schnellen Überfliegen der Duftnoten erhoffe ich mir, mit den drei Düften dem winterlichen Grau entfliehen und einen Hauch Frühlingsstimmung in mir aufnehmen zu können. 🙂
Alle drei Düfte orientieren sich namentlich an verschiedenen Arten von Spitze, jenem höchst dekorativen und ornamental verzierten Stoff, an dem lange Zeit der Ruf des Omahaften klebte, der in den letzten Jahren aber eine Renaissance erleben durfte. Kaum ein Brautkleid ohne Spitze, verführerische Nachtwäsche sowieso und auch in der Abendgarderobe ist der durchbrochene und mit Mustern versehene Stoff allgegenwärtig. Und kaum ein anderer Stoff steht so für Sinnlichkeit, Verführung und Weiblichkeit wie die Spitze. Erwähnenswert ist, dass die White Collection den Beinamen „Bra Series“ trägt, also dem Büstenhalter gewidmet ist. Und was ist femininer, sinnlicher, erotischer als Spitzenunterwäsche?
Rebrodè – einfach Spitze!
Ganz ehrlich? Ich bin bei Weitem kein Fachmann, was Spitze angeht. So war erst einmal eine kleine Recherche nötig, um mich in die verschiedenen Spitzearten einzulesen. Da sich die meisten Informationen zum Thema auf italienischen Seiten befanden, bitte ich schon einmal Vorab um Verzeihung, falls ich das ein oder andere Detail nicht ganz korrekt aufgenommen habe. Spitzenkenner dürfen mich gerne eines Besseren belehren. Meine Recherchen ergaben, dass Rebrodé-Spitze wohl eher reliefiert bzw. gerippt ist und daher beispielsweise auf Brautkleidern eher am Rocksaum oder an der Corsage angebracht ist. Diese Spitzenart kann auch mit Pailletten oder Perlen verziert sein.
Rebrodè von Gritti schmücken die Ingredienzien Zitrone, Mandarine, Rote Früchte, Florale Noten, Passionsfrucht (Maracuja), Ambra, Patchouli, Vanille, Moos und Hölzer. Das klingt nach fruchtig, floral und spritzig in Auftakt und Herz, sinnlich in der Basis. Ähnlich äußerst sich auch das Parfumhaus Gritti selbst:
Der Duft roter Früchte unterstreicht die spritzige Frische von Zitronen und Mandarinen. Die Herznote ist mit ganzer Leidenschaft der Schönheit gewidmet – ein reichhaltiges, blumiges Bouquet mit einem Anklang von Passionsfrucht und der sinnlichen Nuance von Amber. Patchouli, Vanille und feine Holz- und Waldmoosnoten unterstreichen die Tiefe dieses Duftes und verleihen ihm den sinnlichen Zauber vergangener Zeiten.
Der Auftakt von Rebrodè offenbart wie angekündigt frische und fruchtige Noten. Zarte Hesperiden vereinen sich mit einer deutlichen roten Johannisbeer- und Erdbeernote. Transparent, luftig und leicht ist Rebrodè zu Beginn – wie ein zarter und pudriger Frühlingshauch.
Nach und nach tauchen cremige florale Noten im Duftverlauf auf, die später von zarter Ambra und Vanille untermalt werden. Die anfängliche Fruchtnote ist nach wie vor wahrnehmbar, doch wird der Duft immer wärmer, weicher und sinnlicher. Hölzer und Moos sorgen im Ausklang für Erdung und Bodenhaftung, ohne den Duft zu erdrücken.
Rebrodè ist ein heller, leichter und femininer Duft, zart und luftig wie ein laues Frühlingslüftchen. Die Farbe Weiß passt zu diesem Duft wie die Faust aufs Auge. Unschuldig, jugendlich, unprätentiös – ein sommerlicher Duft für das weibliche Geschlecht. Bei weitem keine sinnliche Erotikbombe, aber das muss ja auch nicht. Schließlich umfasst White Collection aus dem Hause Gritti ja die Weiblichkeit in all ihren Facetten. 🙂
Gritti – Macramè
Mit dem Auftreten der Vintage-(Braut)Mode wird auch die Macrame- oder Makramee-Spitze immer populärer. Früher als „Omas Klöppeldeckchen“ verschrien, haftete Makramee lange der Ruf des Altbackenen an. Heute ist es aus der Mode kaum mehr wegzudenken.
Die Duftnoten von Macramè lassen sich an einer Hand abzählen: Bergamotte, Rose, Johannisbeerblüte, Patchouli und Moschus. Gritti schreibt über seinen Duft:
Die strahlende Freude von Bergamotte bereitet den Weg für die sinnlichen Verlockungen einer Rose mit ihrem einhüllenden, feinen und erhabenen Duft in der Herznote. Ihre prachtvollen Blütenblätter verströmen schmeichlerisch duftige Leidenschaft. Harmonisch vereint mit den Noten der Schwarzen Johannisbeere verheißt der anregende Duft das Wunder höchster Eleganz auf der Haut, wobei die zarten Moos- und Patchoulianklänge ihm seine Unverwechselbarkeit und Anziehungskraft schenken.
Spritzig-floral zeigt sich Macramè direkt nach dem Aufsprühen. Herb-zitrische Bergamotte und zart-rosafarbene Rosennoten eröffnen den Duft auf erfrischende und unwiderstehlich fröhliche Art und Weise. Zu ihnen gesellen sich alsbald cremig-helle und grünlich-aquatische Noten von … Tulpe, Maiglöckchen? Eventuell mag es die Johannisbeerblüte sein, die mich hier anlacht. So wirklich habe ich an Johannisbeerblüten noch nie geschnuppert. Sollte ich wohl dringend mal nachholen!
Der Tulpen-Maiglöckchenduft ist jedenfalls herzallerliebst. Nicht aufdringlich und quietschig-schrill wie Maiglöckchen in Mainstreamdüften ja gerne mal ausgeprägt ist, sondern fein und fast schon zerbrechlich zart. Glücklicherweise fällt der Patchouli hier völlig unpatchoulihaft aus. Er sorgt im Hintergrund für leichte und helle (!) Holznoten. Moschus schenkt Macramè im weiteren Duftverlauf flauschige Puderwölkchen, auf denen dieser reizende Duft wunderschön ausklingen kann.
Auch Macramè ist kein Maneater, kein sinnlicher Männerfresser, kein erotischer Kracher und so langsam kommt mir der Gedanke, dass ich meine Assoziationen bezüglich Weiblichkeit und Spitze mal überdenken sollte. Die White Collection ist schließlich keine Black Collection, in der Lack, Leder und frivole Spitzenkleidchen im Gothic-Stil das Thema sind. Nun ja, Macramè ist zarte weiße Spitze, Hochzeitskleidspitze. Ebenso unschuldig und unprätentiös wie Rebrodè, vielleicht eine Spur erwachsener als unser erster Schnupperkandidat heute. Aber auf jeden Fall ist er auch ein echter Frühlingsbote. 🙂
Chantilly – Oberspitzenklasse
Die edelste und feinste unserer heutigen Spitzenarten ist die französische Chantilly-Spitze. Sie überzeugt durch ihren Detailreichtum und ihre außerordentlich filigrane Ausarbeitung, ist besonders dünn und empfindlich. Ihren Namen verdankt diese Edelspitze ihrem früheren Herstellungsort Chantilly nördlich von Paris, wo sie bereits im 17. Jahrhundert gefertigt wurde.
Grittis Chantilly umfasst die Duftnoten Bergamotte, Mandarine, Melone, Orange, Erdbeere, Apfel, Kokosnuss, Schwarze Johannisbeere, Florale Noten, Vanille, Pudrige Noten und Moschus. Ich bin begeistert! Frühling, ich hör Dir trapsen!
Als Kopfnote sprudelt eine fröhliche Kaskade fruchtiger Aromen hervor und ist nahezu greifbar: Bergamotte, Mandarine, Melone, Orange und Erdbeere – fein aufeinander abgestimmt.
Der Überschwang der Freude, die unablässig die Sinne verführt, zeigt sich in der Herznote, die die reinsten Gefühle strahlender Rosenblätter birgt. Cassisblüte vereint sich mit der verführerischen Note eines Hauchs von Apfel und Kokos. Sinnlich und dezent der Abschluss mit Vanille, schmeichlerisch mit süß-pudriger Talkumnote und der duftenden Eleganz von Waldmoos.
Frisch aufgesprüht offenbart Chantilly zarte und erfrischende Fruchtnoten: Spritzige Hesperiden, süße Melone, leckere und sehr authentische Erdbeernoten, dazu eine Prise Exotik dank Kokosnuss und des Deutschen liebstes Kind, der Apfel, grün und knackig. Chantilly ist ein wahrer Obstsalat. Ich möchte mein Näschen gar nicht mehr von meinem Arm abwenden, so lecker, köstlich, delikat duftet es mir da entgegen.
Langsam schiebt sich auch die schwarze Johannisbeere mit ins vielfruchtige Duftbild und sorgt mit ihren charakteristischen Cassisnoten für subtile dunkelbeerige Akzente. Fröhlich geht es im Duftverlauf weiter. Florale Noten, die ich nicht näher definieren kann, verleihen dem Fruchtbömbchen sanft-cremige Aspekte. Vanille schenkt Chantilly weiche und warme Gewürznoten, die von pudrigen Noten und Moschus mit all ihren wattebauschig-fluffigen Kuschelnoten gekonnt untermalt werden.
Chantilly ist absolut hinreißend. Ein zarter, frühlingshafter – ja, ich weiß, ich wiederhole mich 😉 – und äußerst femininer Duft. Es bleibt nicht viel zu sagen, außer: Einfach wunderschön!
Mein Fazit
Alle drei Düfte der White Collection haben mich überzeugt. Mein Favorit ist glaube ich der Obstsalat Chantilly, wobei auch Macramè und Rebrodè absolut nicht zu verachten sind. In ein paar Wochen, wenn die Schneeglöckchen blühen, sich die ersten Krokusse durch die Erde schieben und die Sonne hoffentlich endlich mal wieder scheint, werde ich die drei mal ausführen und unter Frühlingsrealbedingungen testen. 🙂
Damit verabschiede ich mich für heute, nach wie vor am lecker duftenden Ärmchen schnuppernd. Ich wünsche Euch eine schöne Woche!
Liebe Grüße,
Steffi
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