… kommt die nächsten Tage in unseren Shop. Und eigentlich habe ich in dieser meiner Einleitung schon gelogen – es sind nämlich sieben neue Düfte. Zwei davon in altbekanntem Look und als EdT, die restlichen fünf in Schwarz-Silber und konzentrationstechnisch als Eaux de Parfum. Es sind noch nicht alle lieferbar, dennoch brennt es mir unter den Nägeln und juckt mir in den Fingern … Regelmäßige Leser/innen werden es wissen – ich hatte letztes Jahr die komplette Replica-Kollektion rezensiert. Und war überrascht, äußerst positiv überrascht. Ich kannte wohl den ersten Duft, den Signature, hatte die Kollektion danach aber aus dem Blick verloren – und muss sagen: für eine mainstreamige Kollektion hat sie mir doch richtig gut gefallen, und zwar ohne Einschränkung. Margiela mag ich ohnehin – sein Label hat er allerdings schon vor Jahren an Diesel verkauft. Tröstlich ist, dass es am Stil der Klamotten nichts Grundlegendes geändert hat, was ja durchaus auch mal der Fall sein …
Kommen wir zurück zu den Düften: Vor mir liegen die zwei EdT namens Music Festival und Sailing Day sowie einer der neuen Schwarzen, der auf den vielversprechenden Namen Wicked Love hört – der Rest wird nachgeliefert, versprochen!
Um welches Music Festival handelt es sich hier wohl, das man olfaktorisch vertont hat?
„Pulsierende Musik, mitreißende Stimmung und ein Flirren in der Luft. Das durchdringende Gefühl der vibrierenden Bässe und die Wärme der letzten Sonnenstrahlen auf der Haut.
Die Erinnerung an ein Musikfestival an einem sonnigen Tag kann nun mit dem Eau de Toilette Music Festival von Maison Margiela immer wieder neu erlebt werden: Patschuli, roter Apfel, Tabak und holzige Noten verführen die Sinne und wecken Erinnerungen.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Cannabis, Apfel, Veilchenblätter; Herznote: Patchouli, Tabak, Weihrauch; Basisnote: Leder, Zedernholz, Zypresse.
Zumindest mal kein ganz jugend- oder besser kinderfreies, wenn als erste Note Cannabis gelistet ist 😉 Ich hätte auch früher einen Blick auf das Etikett werfen können – Woodstock, 1969, es steht doch da. Wer Lesen kann, dem wird geholfen.
Ich hatte schon etwas Angst vor einer Patschulikeule, muss ich gestehen. Oder noch ein monothematischer Patschulivertreter – es gibt schon etliche da draußen und einige wirklich richtig gute, insofern … Music Festival überrascht mich positiv. Meine erste Assoziation? Rotkäppchen und der Wolf. Warum? Weil ich rote Früchte rieche, meines Erachtens nach auch Beeren. Irgendwie ist mein Hirn heute benebelt, vielleicht leicht es auch an der narkotisierenden Wirkung des Hanfs … von dem ich, nebenbei bemerkt, nichts rieche, aber … ich komme nicht drauf, an welchen Duft mich unser Music Festival hier erinnert. Macht aber auch nichts, stellt Euch vor: Patschuli, aber sonnig. Dazu rote Beeren. Und Pfeifentabak mit Apfel- und Vanillearomen, der in leisen Schwaden in der Luft liegt. Ein Klecks Wildleder ist auch dabei – ist es eine Fransenjacke, wie sie an Steven Seagal früher quasi festgewachsen war, als er noch jung und knackig war, und wie sie sicherlich viele Hippies und Blumenkinder getragen haben? Vielleicht auch eine Wildledertasche oder ein Kleidchen, gibt es schließlich auch mit Fransen und passt ebenfalls perfekt in die Szenerie.
Music Festival macht Spaß – und zwar 2018. Er greift exakt jenes Motto auf, das mir letztes Jahr schon so gut gefallen hat an der Replica-Kollektion: Schön und charakteristisch, aber dennoch nicht zu edgy und auf eine Art massenkompatibel, ohne deshalb belanglos zu sein. Er passt zu beiden Geschlechtern und ist ganzjährig tragbar, wobei ich logischerweise den Sommer eher ausklammern würde … wobei … an einem Sommerabend? Warum nicht.
Sailing Day lädt nach Paros ein (griechische Kykladen, da waren wir die Tage schon einmal mit La Maison de la Vanille), wie das Etikett verrät:
„Das Geräusch von flüsternden Wellen, ein Sprung in das tiefblaue Meer und das Gefühl der durchdringenden Kälte beim Eintauchen ins Wasser. Eine frische Brise in der Luft und ein salziger Geschmack auf den Lippen.
Ein aquatischer Akkord gemeinsam mit frischen Noten von Wacholder, Koriander und roten Meeresalgen lässt diesen Moment unvergesslich werden – mit dem Eau de Toilette Sailing Day von Maison Margiela.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Aldehyde, Maritime Noten, Roter Pfeffer, Wacholder; Herznote: Rose, Iris, Koriander; Basisnote: Algen, Ambra, Amberholz, Zedernholz.
Sailing Day ist … besser als andere aquatische Düfte. Ja, er ist sauber. Ja, er ist clean. Aber irgendwo dazwischen ist tatsächlich jene Wacholderkrautigkeit, die ihm zusammen mit fruchtig-aldehydiger Rose und ozonigen Noten aus der Beliebigkeit dieser mittlerweile lang, breit und schmutzig durchexerzierten Duftfamilie heraushilft. Ihm wohnt darüber hinaus eine gewisse Pudrigkeit inne, die mich an den feinen Schleier einer Lotion erinnert, der noch auf der nassen Haut liegt, wenn man soeben dem Meer entstiegen sich in eine Art Pareo hüllt und von der Sonne wärmen lässt … Dennoch – unisex ist Sailing Day. Und ich ziemlich unfair, denn ich bin wirklich wirklich kein Fan von aquatischen Düften – leider kann ich da nicht aus meiner Haut. Er hat einige Alleinstellungsmerkmale, die ihn aus dem Einheitsbrei hervorstechen lassen. Und er nervt nicht – das ist schon wirklich viel aus meinem Munde, vielleicht auch ein schwäbisches Kompliment? Ehrlich, ich bin im Jahre 2018 da die wirklich falsche Ansprechpartnerin. Wenn hier nicht jemand das Rad neu erfindet, brauche ich keinen neuen aquatischen Duft mehr. Dennoch – wer eben solche mag und noch Bedarf hat: Sailing Day duftet nicht künstlich und ist allzeitbereit, sprich – von jedem zu jedem Anlass, Tageszeit, Situation usw. zu tragen.
Wicked Love zeigt sich erstaunlich sparsam und, sorry, einfallslos in der herstellereigenen Beschreibung:
„Ein Universum aus hingebungsvoller Leidenschaft, ein Moment bedingungsloser Liebe und der Nervenkitzel des Begehrens: Das Eau de Parfum Wicked Love von Maison Margiela weckt Erinnerungen an eine aufregende Liebe. Der Duft verführt die Sinne mit Noten von grünem Pfeffer, ägyptischem Jasmin und weißem Moschus.“
Die Ingredienzen: Kopfnote: Grüner Pfeffer, Basilikum, Hyazinthe; Herznote: Jasmin, Rose; Basisnote: Zedernholz, Weißer Moschus, Vetiver.
Gun metal & Roses … hach … hört sich nach Musik an, nach Metal und nach Glamrock, nach Guns’N’Roses und David Bowie, nach Iggy Pop, Iron Maiden, Metallica und vielem, vielen mehr. Oder bin ich auf dem Holzweg, dem olfaktorischen? Ja und nein. Ist es ein Duft für Rock-Chicks, der Rock-Chic ausstrahlt? Anders als beispielsweise Romano Riccis (erste) Düfte für sein Label Juliette has a Gun. Anders als dessen Lady Vengeance. Und nicht so gewagt in der Umsetzung, wie es beispielsweise État Libre d’Orange zelebriert hätten, wenn sie uns Schießpulver und Rosen im Zusammenhang mit einer frechen, lasterhaften, sündigen, Liebe versprochen hätten.
Wicked Love ist ein schöner, ein frischer, ein herber Jasmin, der damit auch für Männer tragbar wird. Cremig und gleichermaßen frisch, von grünen Blättern umrankt und von Pfeffer gewürzt. Irgendwo ist auch eine ozonige Frische spürbar, die dem Duft seinen kühlen Charakter verleiht, der darüber hinaus von abstrakten metallischen Anklängen geprägt ist. Das war dann wohl das Schießpulver.
Wicked Love ist – hübsch. Und adrett. Mir aber viel zu adrett für den Namen, weshalb ich enttäuscht bin. Ich sollte es nicht sein. Die Linie ist zu breit aufgestellt, um mir etwas so Abseitiges zu offerieren, was ICH mir unter Wicked Love vorgestellt oder vielmehr gewünscht hätte … Vielleicht sollte ich ihn mir in ein paar Wochen nochmals anschauen, ohne an „Wicked Love“ zu denken und irgendwelche Assoziationen beiseite schieben …
Mein Liebling ist wider Erwarten Music Festival, obschon ich sonst kein Patschuli-Liebhaber bin – Ihr wisst schon, zu viel, zu oft und zu lange in New Wave-Clubs herumgetrieben und so …
Ein schönes Wochenende meine Lieben und viele herzliche Grüße
Eure Ulrike
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